ZitatOriginal geschrieben von Mozart40
Auch wenn es viele nicht so sehen, aber ich bin auch der Meinung, das man abends noch in den Spiegel schauen können muss. Altmodisch? Vielleicht. Schlimm genug das reflexartig nach dem Anwalt geschrien wird, wenn man vielleich auch mal reden kann. Das es in dem Fall nicht gefruchtet hat, entspricht ja nur dem aktuellen Zeitgeist.
Da sind Studenten, denen auch das alte Auto noch viel wert ist - zum einen weil nur wenig Geld da ist und auch ein kleiner, alter Wagen noch gute Dienste leistet, außerdem ist ein Ersatz schwierig: man muss massiv drauflegen weil man für den Zeitwert, den das Auto offiziell hat(te), meist nichts Brauchbares mehr bekommt. Insofern per se eine ziemlich blöde Situation, bei der der Autobesitzer nur verlieren kann.
Wenn ein Polo in brauchbarem Zustand im "Tausch" angeboten werden kann ist das IMHO noch das bestmögliche "Geschäft" für den Geschädigten, wo er zuschlagen sollte. Dann hat er nämlich ein neues Auto, keine große Sucherei nach einem preiswerten Ersatz ohne größere Macken und auch generell keine Rennerei, Zeitaufwand und Kosten für Anwalt etc. Letzterer will nämlich auch bezahlt werden und das muss am Ende zwar der Schadensverursacher übernehmen, aber der Geschädigte muss in Vorleistung treten - ohne Rechtsschutz oder Rücklagen (hat ein Student wahrscheinlich beides nicht) ein finanzieller Kraftakt und viel Aufwand. Heute wird immer sofort nach dem Anwalt gerufen, aber man kann auch erstmal selber miteinander reden um die "Anwalts-Karte" ggf. zu ziehen wenn keine gütliche Einigung realisierbar scheint.
In diesem Fall warst du, Chris, IMHO zu nett - und auch schon zu lange.
Rein finanziell wirst du so oder so nicht viel rausholen weil der Zeitwert des Opels gering war und die letzten Investitionen daran auch nichts ändern. Für dich ärgerlich, aber die eingebauten Neuteile und die Reparaturkosten erhöhen kaum den Wert des Wagens weil das notwendige Maßnahmen waren um den Wagen überhaupt fahrbereit zu halten. Das wird man dir beim Zeitwert kaum in der Höhe, die du dir vorstellst, anrechnen. Genauso haben dich Kindersitz, Smartphonehalterung etc. viel mehr gekostet als man dir jetzt dafür geben wird. Welchen Wert hat sowas in gebrauchtem Zustand? Ein paar EUR, die kaum der Rede wert sind... Du musst den Mist aber neu anschaffen und zahlst wieder den vollen Preis dafür. Leider läuft es bei alten Fahrzeugen und Einbauten so, dass es für dich den Wert beim Neukauf hat, aber im Gebrauchtwagen-Abzockbereich bekommst du dafür kaum noch etwas.
Generell bin ich skeptisch wenn Leute etwas ohne Versicherung regeln wollen. Das riecht immer nach Abzocke, vor allem dann, wenn Profis erkennbaren KFZ-Laien mit irgendwelchen Offerten kommen. Nun gut, in diesem Fall kanntest du die Werkstatt und bei einem Schaden von vielleicht 1000 EUR kann man noch verstehen, dass eine Werkstatt das "auf dem kleinen Dienstweg" regeln will wenn sie ein Ersatzauto herzaubern und die Sache somit einfach aus der Welt schaffen kann; ein Versicherungsfall wäre wahrscheinlich teurer und unangenehmer.
Andererseits bekommt man schon arge Bedenken, ob der Meister das so regeln will weil irgendwas nicht stimmt: kriegt der Ärger mit der Versicherung wegen Fahrlässigkeit, stimmt sonst irgendwas nicht in dem Laden?
Es wäre ja alles kein Problem wenn der Meister proaktiv agieren würde um den Schaden und den entstandenen Unbill schnell und zuvorkommend zu beseitigen. Davon ist aber nichts zu spüren. Sich tagelang nicht melden und den Kunden im Riss lassen, später noch den Preis drücken zu wollen - das ist alles andere als die "feine englische Art" und ich würde, nachdem du anfangs sehr nett warst, jetzt nicht mehr nett sein und mich nicht mehr auf irgendwelche Spielchen einlassen:
(Schriftlich) mitteilen, dass du dich zuerst im Sinne einer einfachen Regulierung auf eine Abwicklung ohne offizielle Stellen eingelassen hast, dich inzwischen aber verschaukelst fühlst. Wird dir ein ordentlicher Ersatzwagen mit neuem TÜV, neuem Römer-Kindersitz, Smartphone-Halter und Übernahme der Zulassungskosten hingestellt, ist die Sache erledigt. Dann hast du ersetzt bekommen, was du vorher hattest und der neue Kindersitz ist die Kompensation für den Ärger, den du hattest.
Wird dir diese Abwicklung nicht binnen der nächsten 3 Tage schriftlich zugesagt oder verzögert sich die Übergabe dieses Ersatzfahrzeugs über die nächste Woche heraus, geht das Ganze doch den offiziellen Weg, über einen Anwalt und die Handwerkskammer.
Das mag nicht juristisch korrekt sein, aber ich glaube, dass du die netten Briefe und die Feilscherei mit dem Meister allerspätestens da einstellen musst(est), wo er - anstatt kleine Brötchen zu backen nachdem er den Schaden angerichtet hat - nicht wirklich bemüht war die Folgen schnell und zuvorkommend zu regulieren.
Der Typ verarscht dich weil er spürt, dass du keine Ahnung hast und es mit dir machen lässt. Bitten um Verständnis oder Erklärungen wie "bin Student/habe Kinder/wenig Geld/..." bringen hier sowieso nichts. In dieser Branche geht es um Kohle und da gibt dir keine Rabatt. Deswegen würde ich so nicht "argumentieren". Du bist kein devoter Bittsteller, sondern der Geschädigte, dessen Kosten und Ärger ersetzt werden müssen - und nach allgemeiner Wahrnehmung gehört eine etwas devote Grundhaltung, wenn man Schaden verursacht hat und einen Kunden entschädigen muss, sowieso zum guten Ton.
Den verbrannten Wagen würde ich an deiner Stelle auch nicht selber entsorgen. Mit Sicherheit bekommst du nichts mehr für den Wagen, sondern die Verwerter kassieren dafür auch noch viel Geld von dir. Und die Rennerei nebst der Frage, wie bringe ich das Auto überhaupt zum Verwerter, hast du auch noch am Hals... Bringt alles nix außer Ärger und Kosten.