Ich finde diese Diskussion schon fast lächerlich. Sobald es um Juden in Deutschland und die Beziehungen zu Israel geht ist Michel Friedman nicht als einziger Repräsentant des ZdJ sehr voreingenommen.
Hier wird Antisemitismus und Kritik an der Poltik eines Landes in einen Topf geworfen. Das ist leider immer das Problem, wenn ein Land nicht in der Lage ist Politik und Religion eindeutig zu trennen. Bei Israel ist das besonders schwierig, aber solche Probleme sind auch bei Ländern wie den Iran zu erkennen.
Bei einer Diskussion im WDR über jüdische Kulturtage und Juden in Deutschland (lief vor ein paar Wochen) gab es endlich auch einmal ein paar Redner, die dafür waren, die Kultur der Juden in Deutschland unabhängig zu sehen von der israelischen Kultur. Einer der anwesenden Juden (ich hab leider vergessen wer) meinte, wenn man den Film eines israelischen Regisseurs zeigt hat das wenig mit jüdischen Kulturtagen in Deutschland zu tun. Würde das ein deutscher Nicht-Jude sagen, wäre das Geschreih vom ZdJ aber vermutlich groß.
Was mich auch sehr gewundert hat ist die Antwort von Dr. Ruth Herz auf die Frage, wie sie es sieht, wenn Sie von Journalisten nach Ihrer Religion gefragt wird: Einerseits findet sie es nicht gut, wenn Sie darauf nicht angesprochen wird, weil man in diesem Fall befürchten muss, dass die Leute nicht wissen oder es sogar verdrängen, dass sie Jüdin ist, andereseits findet sie es aber auch nicht gut, wenn man sie darauf in einem Interview anspricht, weil das ja kein besonders Merkmal ist, dass in irgendeinerweise mit ihrem Beruf zu tun hat und es völlig normal sein sollte, Jude in Deutschland zu sein. Ja, was denn nun? Da sieht es einer als völlig normal an und spricht es nicht näher an, dann ist er der Böse, der die Tatsache verdrängt. Und jemand der nachfragt wird kritisiert, weil er ja Unterschiede oder Besonderheiten finden möchte und eine Gleichberechtigung nich akzeptiert. Also als ich dieses Statement, das im übrigen von einigen anderne Diskussionsteilnehmern dort in ähnlicher Form bestätigt wurde, gehört habe, musste ich mir an den Kopf fassen, so einen Schwachfug habe ich schon lange nicht mehr gehört. Man sollte doch froh darüber sein, dass in Deutschland die Religion keine Hauptrolle spielt und von fast allen Menschen das Judentum mitlerweile abzeptiert wird statt hier eine Art Verdrängung sehen zu wollen. aber langsam wird es zu sehr OT
Möllemanns Äußerungen waren zwar etwas überzogen aber keinesfalls antisemitisch. Michel Friedmann mag zwar in seinen Talkshows relativ objektiv agieren und Sachverhalten kritisch und hartnäckig hinterfragen, was ich persönlich sehr schätze, aber die Rolle von Juden in Deutschland und die Art und Weise wie diese Bevölkerungsgruppe mit dem Staat Israel in Verbindung gebracht wird, sollte er noch einmal überdenken. Ich kann mir schon vorstellen, dass viele Leute verärgert sind über diese einseitige Argumentationsweise die Friedman ebenso wie Paul Spiegel hier vertritt und ich glaube auch nicht, dass das von vielen Juden in Deutschland so gutgeheißen wird. Vielmehr wird eine Integration in das normale Gesellschaftsleben erschwert und viele andersgläubige Deutsche haben außerdem Angst, berechtigte Kritik am ZdJ zu äußern, da sie ansonsten gleich als Antisemiten abgestempelt werden, vermutlich aus historischen Gründen (aber nur weil jemand aus dem gleichen Land kommt in dem vor noch nicht allzu langer Zeit Millionen Menschen grausam ermordert wurde ist er ja noch lange kein Antisemit wenn er sich kritisch äußert; oder wollen wir jetzt die Argumentationsweise von NSDAP-Funktionären aufgreifen und eine genetische Veranlagung sehen, die dazu führt, um das ganze mal etwas übertrieben zu hinterfragen). Aufgrund der arroganten und selbstgerechten Art, die der ZdJ und hier insbes. Michel Friedman vertritt, wird er nicht sehr viele Freunde in Deutschland haben und die die sich trauen, kritisieren den ZdJ auch offen, sind aber dennoch keine Antisemiten. Insofern war Möllemanns Aussage sicher übertrieben sollte aber wachrrütteln und vielleicht zu einem Umdenken beim ZdJ führen.
Auch ich war, als ich vor ein paar Wochen die Berichte über die Belagerung der Geburtskirche und über das vorsätzliche Beschießen von Helfern des Roten Kreuzes und Reportern vernommen habe. Unsere Medien verstehen es zwar sehr gut, einseitig zu berichten und somit eine gute und eine schlechte Partei zu präsentieren (das war ja im Yugoslawien-Konflikt bereits ähnlich) aber unabhängig von den Handlungen der Palästinenser habe ich hier schon jede Menge menschenverachtende Handlungen registriert, ganz zu Schweigen von der Verletzung moralischer Werte wie des Kirchenasyls und der fehlenden Achtung vor für die Weltkultur so wichtigen Stätten wie der Geburtskirche (hier teilweise aber auch von beiden Seiten). Einige Berichte haben mich wirklich an die Berichte aus den Geschichtsbüchern die NS-Zeit betreffend denken lassen und ich habe ernsthaft darüber nachgedacht, Herrn Friedmann einmal auf postalischem Weg mit diesen Fragen zu konfrontieren, hab es dann aber gelassen, sonst wäre ich vermutlich auch noch wg. irgendeinem erfundenen Grund angezeigt worden...
Ich finde wir müssen endlich davon abkommen, dass jegliche Kritik an Israel oder am ZdJ etwas mit Antisemitismus zu tun hat. Wir kritisieren doch auch den Papst oder die USA. Und nur in wenigen Ländern/Regionen in Europa werden Juden so freundlich und tolerant akzeptiert wie bei uns. Die Angst, etwas am Judentum zu kritisieren, weil man evtl. als Antisemit abgestempelt wird, muss endlich weichen. Nur so kann eine bessere Integration ebenso wie der Abbau von Berührungsängsten gewährleistet werden.