Köln (dpa) - Auch bei seiner letzten Sendung konnte er es nicht lassen: Harald Schmidts charakteristische Sticheleien in seiner Late- Night-Show auf SAT.1 blieben dem Zuschauer erhalten. Doch im Kreuzfeuer stand nicht die Komikerin Anke Engelke als seine Nachfolgerin auf dem Dauersendeplatz wochentags um 23.15 Uhr. Engelke sei »genau die Richtige«. »Ich wünsche ihr gute Gesundheit, gute Nerven und viel Erfolg«, meinte Schmidt ungewohnt friedfertig. Eine gehörige Portion Häme hingegen bekam der Teamchef der deutschen Nationalmannschaft Rudi Völler ab.
Bei der Show-Wahl zum so genannten »Liebling des Jahres« bekam Völler als einer der Kandidaten sein Fett weg. Schmidt kommentierte den Teamchef mit den abfälligen Worten »Rudi Völler - Prolet - kommt aber an«. Ebenso erging es bei der Liebling-Wahl dem ehemaligen Fernsehmoderator Michel Friedman. Der sei »auch nur ein Mensch - jetzt wissen wir es alle«, sagte Schmidt im Hinblick auf die Kokain- Affäre Friedmans.
Generell schien Schmidt wenig gerührt, nach acht Jahren Dauerpräsenz mit seiner Late-Night-Show beim Berliner Privatsender. Jetzt sei »Winterpause«, sagte Schmidt ohne Emotionen, als ob seine Sendung im kommenden Jahr wieder losgehen könnte. Seine Devise sei: »Bescheiden bleiben, Ruhe reinbringen, es plätschern lassen und - frei nach Franz Beckenbauer: "Nur nicht im letzten Spiel die Taktik ändern".«
An dem 46-Jährigen aus Schwaben schieden sich lange die Geister: Für die einen war er eine Kult-Figur mit intellektuellem Anspruch, für die anderen ein zynischer Besserwisser mit schlechten Manieren. Seinem Ruf blieb Schmidt auch bei der Aufzeichnung seiner letzten Ausgabe treu. Respektlos wetterte er indirekt gegen Bundeskanzler Gerhard Schröder. Helmut Schmidt sei der »letzte anständige Bundeskanzler« gewesen, frotzelte Harald Schmidt gewohnt lässig und gratulierte dem Altbundeskanzler zum 85. Geburtstag. Überraschend hingegen war der Auftritt von Moderator Günther Jauch. Wortlos brachte er Schmidt ein Glas Wasser und tauchte danach in der Sendung nicht mehr auf.
Am Schluss endete die Ära der »Harald Schmidt Show« für einige Fans jedoch etwas spektakulärer. Mit Transparenten »Mach weiter Harald« und »Fernsehen ohne Schmidt - Nein Danke« hatten sich Fans nach der Aufzeichnung eingefunden. Sie zertrümmerten als Zeichen ihrer »Trauer« einen Fernseher vor den Toren des Studios