Zitat
Original geschrieben von SiemensFreak³
Volkhardt, ich bitte dich. Zu "100% an die Bibel" zu glauben ist nicht nur naiv sondern wird sogar von der Kirche nicht empfohlen, die das Lesen der selbigen in Landessprache bis ins späte neunzehnte Jahrhundert sogar verboten hat. Die Bibel stellt keine Tatsachen dar sondern Mythen, die stets eine "Moral von der Geschicht'" beinhalten. So wird auch das Verbieten des Bibellesens seitens der Kirche verständlich: Das Volk hätte die krasse Diskrepanz zwischen geistlicher Lehre und weltlichem Handeln bemerkt.
So war Maria natürlich nicht Jungfrau als sie Jesus gebahr, der ist auch nicht über das Wasser gegangen, hat Wasser zu Wein gemacht usw. All das soll doch nur die Wichtigkeit der Personen betonen und ist keinesfalls wörtlich zu nehmen.
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-SF³
Also ok. Du siehst das so. Aber aus meiner Sicht ist es völlig naiv, nicht an die Bibel zu glauben. Um beim Beispiel von Maria zu bleiben. Meinst Du es wäre für Gott zu schwierig, das zu ermöglichen, dass Maria Jesus zur Welt bringt, ohne dass Sie mit jemandem geschlafen hat? Also, wenn Gott sowas nicht könnte, wäre er nicht Gott. Da ich aber an einen allmächtigen Gott glaube, glaube ich auch, dass er das gemacht hat. So wie alle anderen Wunder.
Hier nochwas zu dem Thema Wunder zum lächeln, damit es nicht zu trocken wird.
Ein Hippie sitzt in Amsterdam auf dem Bürgersteig mit einer Bibel auf dem Schoß.
Dies allein ist schon auffällig. Der geneigte Leser wird sicher noch mehr staunen, wenn er erfährt, dass der Hippie in dieser Bibel mit größter Aufmerksamkeit liest. Ein so richtig ungewöhnliches Bild ergibt sich aber erst dadurch, dass jener Hippie von Zeit zu Zeit lauthals Sachen ausruft wie: „Halleluja“, „Gott ist groß“ und „Preist den Herrn!“
Über diese ungewohnte Szene staunt dann auch ein junger, dynamischer Theologe, der zu eben dieser Zeit zu einem Kongress historisch-kritischer Bibelauslegung in Amsterdam weilt. Natürlich kennt dieser junge Menschenfreund alle sektiererischen Richtungen ekstatischen Christentums und denkt sich, dass er doch diese Gelegenheit beim Schopf packen sollte, der Verwirrung Einhalt zu gebieten.
Und so hockt er sich milde zu jenem Hippie und befragt ihn, was denn Grund seiner freudigen Ausbrüche sei.
„Ja“, sagt der Hippie, „ich lese gerade in der Bibel.“ Da dies für unseren Jung-Bibelprofi gerade kein Grund für solchen Überschwang ist, bemüht er sich redlich, sanft dem tieferen Grund nachzuspüren. Und so erfährt er nach einigen „Halleluja“ und „Gott ist gut“, dass der Hippie gerade über Mose liest: „Gott tut ein Wunder nach dem anderen. Da hat dieser herrliche Gott das Rote Meer geteilt und das ganze israelische Volk konnte sicher hindurch auf der Flucht vor den Ägyptern.“
Nun wäre unser Theologe kein Freund der Menschen, wenn er nicht auch diesem verwirrten Hippie auf den rechten Weg helfen könnte. Denn Wunder kann man natürlich heute erklären. Und so zitiert er Quelle um Quelle wissenschaftlicher Arbeiten und beweist dem Hippie wortgewandt, dass alle Wissenschaft zeigt, dass das Rote Meer damals nicht mehr als eine 7 cm tiefe Pfütze war. Und der Hippie ist tatsächlich heilsam berührt. Kein Halleluja kommt mehr über seinen Mund, mit langem Gesicht dankt er seinem aufklärerischen Wohltäter und starrt leer auf seine Bibel. Unser Theologe dagegen setzt beschwingt seinen Weg fort, wieder eine gute Tat getan, eine Schlacht gewonnen.
Doch diesmal kommt er nicht weit. Kaum langt er an der nächsten Ecke an, da hört er von hinten den Hippie wieder, lauter und überschwänglicher als zuvor klingt sein „Halleluja“ durch die Straße.
Über soviel Unverstand gerät unser Theologe verständlicher Weise in Rage, stürmt zurück und fährt den Hippie an, was denn nun schon wieder Grund seiner Lautäußerungen sei. Wieder dauert es ein paar „Halleluja“, diesmal sogar mehr als beim letzten Mal, bis der Theologe erfährt, dass der Hippie eben weiter gelesen hat. Bis hierhin kann der Theologe folgen, jedoch ergibt es für ihn noch wenig Sinn. Dann aber erfährt er die Einzelheiten, und auch wenn uns seine Reaktion nicht überliefert ist, mag der Leser getrost annehmen, dass es ihn deutlich angeschlagen hat: „Gott hat ein noch viel größeres Wunder getan: Er hat das gesamte ägyptische Kriegsheer in einer 7 cm tiefen Pfütze ertrinken lassen...“