Wieso versteigert man in Deutschland eigentlich die Mobilfunkfrequenzen? Mutterstaat freut sich zwar über enorme Steuereinnahmen, aber man behindert damit den Netzausbau doch zunächst. So müssen die Anbieter doch bereits Summen für die Frequenzen bezahlen, bevor der eigentliche Ausbau stattfinden kann.
Im Rahmen von 5G halte ich die Ausbauforderungen auch irgendwie für daneben, 5G soll zunächst in wirtschaftlich schwachen Regionen und in Funklöchern ausgebaut werden. Zwar halte ich die Schließung von Funklöchern für sinnvoll, wenn man aber den Ausbau dort beginnt, wo es sich wirtschaftlich am wenigsten rechnet, dann dauert es um so länger, bis sich das für die Anbieter rentiert und sie in der Lage sind, in den anderen Bereichen auszubauen. Das bedeutet für unsere Industrie und für Konzepte wie das autonome Fahren, dass die notwendige Infrastruktur erst einiges später kommen wird und ein Wettbewerbsnachteil zu den Ländern entsteht, die relativ früh mit dem 5G Ausbau begonnen haben und einiges vor Deutschland abschließen werden.
Um einen 4. Netzbetreiber den Einstieg zu ermöglichen, halte ich National Roaming für sinnvoll, allerdings kann ich verstehen, dass sich die Telekommunikationsprovider gegen die unklaren Definitionen dazu währen. So muss meiner Meinung nach eine max. Obergrenze der Kosten zum Schutz des Neueinsteigers gewährt werden, aber auch Bedingungen existieren, die dem Neuanbieter dennoch die Nutzung aller Anbieter in einer Region untersagt - sondern max. einen Anbieter zulässt. Ansonsten könnte dieser ein "Supernetz" schnürren, dass immer auf alle Netze zurückgreifen darf. Meiner Meinung nach ist es dennoch notwendig, regional mit dem National Roaming Verträge eingehen zu dürfen und zwar nicht zwangsläufig finanziell, sondern auch, dass der Anbieter, der die Infrastruktur zur Verfügung stellt, dann auch von der 5G Infrastruktur des Neueinsteigers profitieren darf.
Zu den Rahmenbedingungen von 5G fehlen meiner Meinung nach Angaben zu Anforderungen wie eine max. Latenzzeit und minimale Bandbreite, denn 5G soll ja für entsprechende Szenarien ja auch fähig sein. Zwar ist das per se bereits durch die Technologie mehr oder weniger gegeben, aber kommt es doch dazu, dass eine Mobilfunkzelle zu viele Teilnehmer hat, müssen meines Erachtens auch die Verpflichtung da sein, dass ein Anbieter weitere Frequenzen erwerben muss. So etwas wie derzeit im Telefonica Netz sollte vermieden werden, dass es regional so krass überlaufen ist, dass selbst unter HSPA keine vernünftige Kommunikation mehr möglich ist.
Ich halte es daher für sinnvoller, würde man regionale Ausschreibungen der Frequenzen machen und für die Frequenzen einen Mietpreis zahlen, sodass die Frequenzen nach einer festgelegten Zeit der BNetzA zurückgegeben werden können, neue Frequenzen gemietet werden können oder die Frequenzen weiter oder durch andere Provider/Technologien genutzt werden können. Dadurch fallen dann auch keine immensen Summen auf einmal an und die Investitionen in die Infrastruktur können direkt beginnen. Zudem könnte man an solchen Ausschreibungen Bedingungen knöpfen, bis wann ausgebaut werden muss und aufgrund der Zusage den Netzausbau vorantreiben bzw. Strafen verhängen, sollte das Ziel nicht eingehalten werden und dann die Frequenzen wieder neu vergeben - wer 5G will, muss auch investieren Klar bedeutet das einen höheren Aufwand für die BNetzA, aber man sichert einen entsprechenden Ausbau. Die Anbieter selbst müssten jedoch die Überschneidungen durch Interferenzen beachten.
Angesichts der kurzen Reichweite einer 5G Zelle frage ich mich derzeit noch, wo die neuen Sendemasten entstehen und ob der Staat hier auch den Bau begünstigt. Genehmigungen, geeignete Plätze, etc. Da gibt es vieles, was beachtet werden muss. Ich würde eine Regelung begrüßen, die zudem sagt, das FTTH in den Regionen ausgebaut werden muss, in denen sich 5G Masten befinden. Sonst kommt die Telekom irgendwann noch auf die Idee, Glasfaser komplett sein zu lassen. Es ist aber m.E. nach zwingend notwendig, dennoch zwischen Mobilfunk und Festnetz zu unterscheiden. Wenn wir 8k in jedem Haushalt in der Zukunft streamen werden, dort einiges an Datenmengen verursachen und dann zugleich in einer Zelle sämtliche mobile Endgeräte haben und auch autonome Fahrzeuge, wird irgendwann dennoch das max. erreicht und Störungen verursachen. Alles, was man über WLAN und FTTH ableiten kann, sollte so auch getan werden und dazu brauchen wir auch Glasfaser in den einzelnen Häusern. Der Telekom traue ich zu, Vectoring, Supervectoring und sonstige Nischenprodukte so lange zu forcieren, bis man Argumente hat, völlig über Funk zu gehen. Noch ist das Hauptargument, dass sich das geteilte Medium nicht rechnet, weil 150 Mbit/s durch 60 Teilnehmer keine Bandbreite mehr da lässt. Wenn aber irgendwann jeder theoretisch minimum 50 Mbit/s zugesichert bekommen könnte über Funk, dann wendet sich das Blatt - die Rechnung geht aber wie oben nach hinten los, wenn man nicht bedenkt, dass es in der Zukunft immer mehr Teilnehmer geben wird. Ich befürchte, dass wir zwischenzeitlich in ein Zeitfenster kommen, wo das per Mobilfunk so machbar wäre und dann die Telekom Glasfaser abbricht und auf Mobilfunk gesetzt wird, es dann aber danach irgendwann zusammenbricht.
Für die Regelung der weißen Flecken gibts für mich derzeit nur eine Lösung, die Anbieter dazu zwingen, 4G dort auszubauen und Nachweise zu liefern, dass in gleichen Maßen darin investiert wird, wie man in den 5G Ausbau investiert. Sagt man, dass 5G erst danach ausgebaut werden darf, kommt es wieder zu einem Zeitverzug. Macht man keine Regelung, werden die Funklücken bleiben. Blöderweiße ist es so, dass Strafzahlungen dafür sorgen, dass Telefonica weniger investieren kann... Dabei wäre es bei gleichstarken Netzbetreibern sogar eher ein Druckmittel, um den Ausbau voran zu treiben. Telefonica ist aber leider zu sehr abgeschlagen.