Für die Kombination Vielfahrer und reines Elektroautos muss man aber schon ein echter Enthusiast oder eben Erbsenzähler sein. Ansonsten will sich das niemand antun.
Tourplanung im Aussendienst ist so schon komplex genug und nicht gerade wirkich flexibel, und will man sich doch nicht freiwillig noch weiter einschraenken indem man auf Ladesaeulen Ruecksicht nehmen muss.
Nun. Wenn du einen Tesla fährst, hält der Akku mehr als 300 km. Ich finde, 300 km an einem Arbeitstag zu fahren ist viel, wenn die Arbeit nicht darin besteht zu fahren, sondern man nur von A nach B kommen will, um zu arbeiten. Einer meiner Ex-Kollegen fährt 3x pro Woche Dresden - Berlin, um in Berlin zu arbeiten. Er fährt zu Hause voll los, lädt in Berlin tagsüber und fährt so ohne irgendwelche konstruierten Stopps zurück.
Wir haben im Büro zwei Frauen, die arbeiten in Dresden und wohnen in Freiberg. Die haben bedingt durch ihre ingenieurtechnische Vorbildung gerechnet und sich dann einen Zoe gekauft. Der reicht für hin und zurück + Einkäufe auf der Strecke. Die sind vorher mit einem Golf gefahren. Ebenfalls immer zusammen. Der Zoe kostet nach deren Rechnung etwa 40 % weniger als der Golf. Klar ist der kleiner, aber ein vergleichbarer Polo fährt nicht mit Kosten 40 % unter dem Golf. Aber richtig: die laden zu Hause am Haus und über Nacht.
Aber klar, es wird immer Leute geben, denen die Reichweite nicht ausreicht. Aber die große Masse fährt doch im Schnitt keine 13000 km im Jahr. Außerdem sollte man beachten, dass man im Gegensatz zum Verbrenner sozusagen immer vollgetankt losfährt.
Betriebswirtschaftlich mag der Streetscooter ja besonders rentabel sein, die Zusteller sind aber oft nicht so wirklich begeistert. >> https://www.gruenderszene.de/allgeme...leme-im-winter
Das habe ich von unseren beiden Zustellerdamen aber ganz anders gehört. Aber natürlich wird man immer Gegenstimmen finden, die man dann nur schön in Szene setzen muss, um zu exerzieren, was alles nicht und niemals geht. Unsere Zustellerinnen finden es beispielsweise ganz toll, nach Feierabend nicht quer durch die Stadt zum tanken fahren zu müssen. Außerdem finden die es toll, das das Auto beim halten nicht vor sich hin brummt, sondern nach dem Anhalten mucksmäuschenstill ist. Wenn du jeden Tag in einem schlecht gedämmten Diesel verbringen musst, ist das ggf. ein Argument, das der Normalo gar nicht sehen würde.
Dazu passt folgendes: Einer unserer Reparaturtrupps, der an Kanalschächten herum baut, nutzt seit Mitte 2017 einen elektrischen Stampfer. Dessen Akku hält für 25 Minuten volle Leistung. Wir waren bei dessen Anschaffung deshalb gespannt, wie das gehen soll. Oh Wunder, kommen wir mit 2 Akkus aus. Der eine lädt und der andere arbeitet. Mittags wird getauscht, dann ist meist noch um die 20 % auf dem vom Morgen drauf. Hätte ich nicht gedacht, ist aber so. Die Jungs stampfen eben doch nicht den ganzen Tag, was sie, würdest du sie fragen, tagein tagaus tun. Und weißt du, was die Beiden begeistert? Kein Abgas, in dem du stehst. Kein Leerlaufgeknatter, also ebenfalls RUHE.
Weisst du, was die Zusteller am meisten nervt? Die Unmassen an Paketen! Und weißt du, wovon die Zusteller leben? Von der Unmasse an Paketen. Frage niemals deinen Friseur, ob du einen neuen Haarschnitt nötig hast.
Ich glaub nicht das Vollautonomie soviel ändern würde. Grosse Pools mit vollautonomen Fahrzeugen werden sich nur in den Grossstädten und Ballungsräumen lohnen, dort werden die Vollautonomieflotten dann dem klassischen ÖPNV, Taxis, und konventionellem Carsharinganbietern Konkurrenz machen.
Aber die Kleinstaedte sind wohl für keinen Anbieter attraktiv genug, da eine so grosse Flotte aufzubauen, das er ein flexibles Angebot machen könnte. Da werden auch in Zukunft die Bewohner nicht um das eigene Fahrzeug herumkommen.
Nun ja. Autos sind auch nur Maschinen. Bei Maschinen ist der Auslastungsgrad ein entscheidendes Kriterium, wenn nicht das entscheidendste Kriterium, um die TCO zu reduzieren. (Deshalb nutzen wir mit unseren 2 Nachbarsfamilien zusammen EINE Waschmaschine und EINEN Trockner. Da kann man sich dann ordentliche Gewerbemodelle von Miele in die Waschküche stellen und trotzdem säckeweise Geld sparen. Gleiches tun wir bei Rasenmäher, PKW-Anhänger und diversen Garten- und Haushaltswerkzeugen, wie Bohrmaschinen, Multitools etc. Grundlage: Man muss sich verstehen. Tun wir aber, seit wir in der Grundschule waren.) Wenn also meine Frau morgens nach Dresden fährt und nachmittags zurück, dann nutzt sie das Auto im Normalfall keine 50 Minuten/Tag. Das Auto hätte, Vollautonomie vorausgesetzt, also statistisch die Chance mindestens 3-4 Leute identisch zu transportieren und könnte trotzdem noch mehr als 16 h täglich irgendwo vor sich hin dösen. Auf Grund der gestiegenen Auslastung würde aber der Kostenblock "Wertverlust" regelrecht kollabieren. (Da meine Frau erst gegen 9 Uhr mit der Arbeit beginnt, könnte das Auto ab 4.30 Uhr einen Schichtarbeiter chauffieren, danach einen kleineren Angestellten und später dann meine Frau. Nach ihr dann Rentner, die einkaufen fahren wollen oder zum Arzt...) Zusätzlich könnten Wartung und Versicherung professionalisiert werden. Es ist ja heute schon so, dass in unserer Kundschaft einige Büros keine Firmenautos mehr halten, sondern auf Carsharing und bei zeitlich längeren Fernfahrten Mietautos zurück greifen. So senkt man seinen Kostenblock, das frei gewordene Kapital kann man besser investieren oder ausschütten und verfressen und versaufen. (Diese Entwicklung wurde schon vor x Jahren von Jeremy Rifkin in "Access" wunderbar beschrieben. Und gerade auch viele große Firmen entkernen ja schon und übergeben die Fuhrparks an professionelle Bewirtschafter.)
Ich war letztes Jahr in Singapur. Dort fragen die Taxifahrer bei der Buchung, ob man gewillt ist, andere Fahrgäste mitzunehmen. Dadurch kollabiert ebenfalls der Nutzungspreis. Und trotz mindestens 30 Taxifahrten in 14 Tagen war ich bei keiner einzigen Fahrt allein mit dem Fahrer im Taxi. Auf meiner Route hat es sich immer so ergeben, dass ich irgendwo zugestiegen bin. Die Taxis in Singapur sind nach Einführung dieser "Entspannungsmaßnahme" aktuell zumeist Kleinbusse, klimatisiert, klasse ausgestattet, mit WLAN, Lademöglichkeiten.
In einer Kleinstadt mit 20000 Einwohner sollte es doch statistisch mehr als 3000 Autos geben. Wenn das keine Größe für einen Pool wäre. (Aber da ja vermutlich viele Leute deiner Sorte in kleinen Städten wohnen, wird das Beharrungsvermögen sicher noch einige Jahre funktionieren. Bis dann die deutsche Autoindustrie geflohen oder kollabiert ist, denn ohne Heimatmarkt als Referenz "Tested on German Autobahn" funktioniert der Exportschlager nicht so richtig.)
Sollte in kleineren Siedlungen das eigene Auto weiter Pflicht bleiben, wäre dies ggf. das endgültige Todesurteil für diese Siedlungen. Schließlich kostet ein Auto mehrere 100 € pro Monat, die bei der beschriebenen Entkernung ggf. das Zünglein an der Waage sind, das sich mannheimer nicht mehr leisten können wird.
Letztlich ist ja all das reine Spekulation. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die Dinge entwicklen. Die einen werden bremsen, die anderen ziehen. Und wenn, wie beim Mobilfunk, eine kritische Masse von 12...15 % erreicht ist, wird die Welle richtig hoch schwappen, schließlich sind auch diese Technologien in ihrer Entwicklung und Verbreitung nichtlinear und schwimmen lange unter dem Radar, bis es durch die Decke knallt. Womit wir bei Homecomputer, Mobilfunk, Smartphone, Tabletts, Notebooks, Fitnesstrackern und diversen anderen Dingen sind, die viele heute begeisterte Nutzer noch vor wenigen Jahren als sinnlos, irrelevant, nicht umsetzbar, gefährlich und sonstwas einstuften. Heute sind breite Massen dabei und internet- und mobilfunktechnisch sind sogar die Pflegeheime mit dabei, wenn auch nicht ganz vorn. Am Ende wird es wie bei Video, Musik und Software. Es zählt nicht mehr das Besitzen sondern die Möglichkeit zugreifen zu können. Das ist allemal wirtschaftlicher. Und was wirtschaftlicher ist, setzt sich durch. IMMER.
Das war das Wort zum Sonntag, wenn auch am Mittwoch nach dem Internationalen Kampf- und Feiertag der Werktätigen, die ausgehend von den gestern zu hörenden bzw. lesenden Reden, langsam erahnen, dass Wohlfühlzeiten ggf. vor einer Disruption stehen.