Teil 2
Ausstattung:
Den Defiziten, die das SL45i in puncto schnelle Datendienste (GPRS, HSCSD) aufweist, wird ein anderes Novum gegenübergestellt: die Java-Fähigkeit.
Mit dieser Java-Mobile-Edition (J2ME) kann der User diverse Programme wie einen E-Mail-Client oder diverse Spiele aus dem Internet herunterladen und auf der Multimedia-Card installieren. Momentan ist das Angebot an den sog. Midlets zwar noch etwas begrenzt, dennoch kann die zukunftsweisende Technologie dahin führen, dass der User sein Handy nach seinen persönlichen Wünschen und Vorstellungen konfigurieren und Applikationen je nach Bedarf installieren kann.
Nokia zieht übrigens nach und hat auf der diesjährigen CeBIT ebenfalls Java-fähige Geräte vorgestellt.
Ansonsten glänzt auch das "i" mit der schon vom SL45 bekannten, opulenten Ausstattung. Die 32MB Speicherplatz auf der MMC bieten Platz für eine gute halbe Stunde Musik für den integrierten MP3-Player, für rund 5 Stunden Sprachaufzeichnung oder für alle möglichen sonstigen Daten. Der Speicher ist dynamisch und kann unter den verschiedenen Anwendungen aufgeteilt werden. Wenn die 32MB wider Erwarten nicht reichen sollten, kann man sich noch eine weitere MMC mit 32, 64 oder gar 128 MB Kapazität anschaffen - dies ist aber ein ziemlich teures Vergnügen!
Natürlich bietet das Gerät auch die ganzen Standardfunktionen wie einen Wap-Browser (1.1), Vibrationsalarm, T9, SMS-Vorlagen, Anrufergruppen mit Filterfunktion, Situationsprofile, Uhr mit Datum und Wecker, Chronometer (Timer, Stoppuhr, Countdown), integriertes Modem (leider nur 9600 bps), Infrarotschnittstelle, Taschen- und Währungsrechner, Voice Dialing, Voice Memo, Voice Command (für MP3 und Diktiergerät)etc.
Der (Termin-)Kalender des SL45i ist schon vom S35 und S45 bekannt und sehr schön gelöst. Mit seiner Tages-, Wochen, und Monatsansicht ist er (wie schon im S35-Bericht erwähnt) äußerst komfortabel und übersichtlich; die Wochenansicht wirkt wie der Palm-Kalender in klein. Schade ist, dass auch beim SL45i nur 50 Termine eingetragen werden können, obwohl ja Speicherplatz im Überfluss vorhanden ist. Dies schränkt die Business-Funktionalität des Geräts dann doch ein wenig ein.
Die 500 Speicherplätze des Adressbuchs mit jeweiligen Einträgen für mehrere Nummern, Postanschrift, E-Mail etc. reichen meiner Meinung nach völlig aus.
7 Spiele (Super Mind, Move the Box, Wacko, Homerun, Reversi, Quattropoli und The Maze), 39 feste Melodien und 3 selbstkomponierbare Klingeltöne sowie Bildmitteilungen sorgen dafür, dass auch der Spaß nicht zu kurz kommt. Es können übrigens diverse eigene Töne auf der MMC gespeichert werden - nur die Anzahl der "aktiven", geladenen Töne im Gerät ist auf drei begrenzt.
Die fest installierten Klingeltöne sind in folgende Gruppen unterteilt:
Standard, Klassisch, Traditionell, Diskret und Poppig - es dürfte also für jeden Geschmack und für jedes Profil ein passender Ton dabei sein.
Das "Klingelton-Komponieren" ist optisch und funktionell sehr schön gelöst, da ein komplettes Notensystem dargestellt wird. Dies ist nicht nur hübsch anzusehen, sondern vereinfacht die Eingabe auch ungemein. Alternativ können Klingeltöne auch per Datenkabel oder IrDA übertragen werden. Sehr schön ist, dass es keine fest definierten SMS- und Alarmtöne gibt, sondern dass man auch hierfür aus den vorhandenen Melodien frei wählen kann.
Die Bildmitteilungen können nur von anderen Handys der 35er und 45er-Reihe empfangen werden, sind aber sehr ergonomisch gelöst: die Bilder sind im Handy gespeichert und es wird nur ein Code aus ein paar Zeichen gesendet, an dem das empfangende Handy erkennt, welches Bild es anzeigen soll. Diese Bilder können bequem in eine SMS eingefügt werden. Die Nokia-Bildmitteilungen werden komplett verschickt, was mehrere SMS in Anspruch nimmt und somit viel teurer ist. Wenn Besitzer anderer Handymodelle die Codes bzw. Bildnamen kennen, müssen sie nur diese Zeichenfolge eingeben, damit auf dem SL45i das Bild angezeigt wird. Über den generellen Aufbau der Codes habe ich in meinem S35-Bericht geschrieben.
Bedienung, Menüführung:
Durch einen Rechtsklick mit der Navi-Taste gelangt man in das vertikal aufgebaute Hauptmenü. Das Scrollen erfolgt durch "Hoch" und "Runter" der Navigationstaste, die Auswahl eines Menüpunktes über einen Rechtsklick oder über den rechten Softkey, der mit der Funktion "Auswahl" belegt ist.
Durch einen Linksklick oder über kurzen Druck auf den roten Hörer gelang man einen Schritt zurück, langer Druck auf den roten Hörer führt zurück in den Standby-Screen.
Ein Klick nach unten führt aus dem Standby-Screen direkt in das Adressbuch.
Hier eine kurze Übersicht über das Menü:
- Organizer (Adressbuch, Kalender etc.)
- Surf&Fun (Java, WAP, MP3, Spiele etc.)
- Meldungen (SMS, Mailbox, CB)
- Ruflisten
- Profile
- Audio (Klingeltöne etc.)
- Zeit/Kosten
- Rufumleitung
- Einstellungen
- Hilfe
In der obersten Ebene werden die einzelnen Menüpunkte durch kleine animierte Grafiken verschönert, die der besseren Visualisierung dienen sollen. In den einzelnen Untermenüs geht es in der bekannten Listenorm weiter, so das alles schön übersichtlich bleibt. Bei manchen Einstellungen kann man durch Anklicken einer Checkbox einfach und schnell Funktionen aktiviert oder deaktiviert werden - sehr schön gelöst!
Man kann übrigens wählen, ob man nur jeweils einen oder aber drei Menüpunkte untereinander anzeigen lassen möchte; bei der letztgenannten Variante befindet sich der ausgewählte Punkt dann in der Mitte und ist eingerahmt.
Eine tolle Funktion ist die Möglichkeit, die Zifferntasten nicht nur Kurzwahlnummern, sondern auch mit bestimmten Menüpunkten zu belegen, so dass man mit nur einem langen Tastendruck und einer Bestätigung schnell auf bestimmte Funktionen zugreifen kann. Dies ist etwa mit dem Quick-Access-Menü von Motorola vergleichbar.
Im Standby-Modus ist auch die linke Displaytaste mit einer Funktion belegbar; es bietet sich an, hier die am häufigsten genutzte Funktion (z.B. SMS verfassen) unterzubringen.
Die seitlichen Steuerungstasten des MP3-Players besitzen im Standby-Modus ebenfalls Funktionsbelegungen: Die "Play"-Taste startet des MP3-Player, die "Stop"-Taste das Diktiergerät. Ein langer Druck auf die "+"-Taste aktiviert die Sprachwahl.
Standby- und Gesprächszeit:
Herstellerangaben sind max. 180 h Standby und um die 4 h Talktime. Diese Angaben beziehen sich auf den von mir verwendeten 540-mAh-Akku. Mit dem 650-mAh-Akku verlängern sich die Betriebszeiten bis auf ca. 200 h / 4.5 h. Wenn man von diesen Angaben ein Drittel abzieht, dürfte man auf die reellen Werte kommen.
Empfang und Sprachqualität:
Der Empfang ist keine der absoluten Paradedisziplinen meines SL45i - ich besitze Geräte, die ich als deutlich empfangsstärker einschätze. An manchen schlecht versorgten Plätzen gibt das SL45i auf, wo andere noch locker zwei Balken anzeigen - dies ist natürlich auch auf die Unterschiedliche Kalibrierung der Anzeige bei den verschiedenen Herstellern zurückzuführen.
Die Sprachquälität ist an sich gut und auch ausreichend laut - es trübt nur ein merkwürdiges leise quietschendes Geräusch das Hörvergnügen. Am ehesten ist mit dem Geräusch zu vergleichen, das entsteht, wenn man einen Spiegel putzt und schnell mit dem Tuch über das Glas reibt. Ich kenne diesen "Sound" nur vom SL.
Fazit:
Auch wenn die SL4x-Reihe nun schon ein Weilchen auf dem Markt ist, bietet Siemens mit dem SL45i nun einen "Neuaufguss" mit der zukunftsweisenden Java-Technologie an, die auch für High-Tech-Freaks interessant ist. Die einzigen Nachteile in der Business-Funktionalität sind meiner Meinung nach der zu kleine Terminkalender und die fehlenden schnellen Datendienste.
Von diesen Features abgesehen ist das SL45i ein hochwertiges, wirklich üppig ausgestattes Handy, das nahezu allen Ansrüchen genügt und zudem noch recht günstig zu haben ist.
"Daten-Nomaden" sollten vielleicht eher ein Gerät mit GPRS und HSCSD ins Auge fassen - für alle anderen ist das SL45i uneingeschränkt empfehlenswert!
Liebe Grüße,
Mooney