Vielen Dank für die Antworten. Es freut mich, dass jemand mit mehr Wissen hilft, das Funktionieren der Netze besser zu verstehen.
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Original geschrieben von Senfdazugeber
Nicht nur toggles System sondern jeder Mobilfunknetzbetreiber muß wissen, wo seine Teilnehmer sich aufhalten. Dafür gibt's ein HLR und VLR.
Lyca macht alles mit Ausnahme des Funkzugangsnetzes und beim Roaming mit der niederländischen Vodafone IMSI passiert nichts anderes als bei jedem anderen Anbieter auf der Welt wenn man roamt.
Es ist schon klar, dass jeder Netzbetreiber wissen muß, wo sich der Teilnehmer befindet. Im Fall von Toggle sind es aber mehrere IMSIs. Normalerweise hätte doch nur Vodafone NL HLR die Daten über die eigenen IMSIs (und das VLR im Netz, in dem die Karte roamt), nicht aber Lyca? Wenn sich die Toggle Vodafone IMSI z.B. in Österreich befindet, würde doch das Österreichische Netz mit dem Vodafone HLR kommunizieren? Wissen dann alle HLRs (Lyca HLRs in den 11 Toggle Ländern + Vodafone NL HLR), dass die IMSIs, die eigentlich in diesen HLRs "zuhause" sein sollten, in Wirklichkeit in einem anderen HLR (Lyca UK) beheimatet sind und leiten alles dorthin weiter?
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Original geschrieben von Senfdazugeber
Von was für Systemen redest Du da? Moderne GSM Core Networks verwenden sicherlich keine redundante Singalisierung über "mehrere Systeme". Und die Sprachverkehre nehmen auch keine besonderen Wege, sondern werden einfach über die IP-Routen zu Lyca UK vermittelt.
Ich meine damit, dass ein Anruf auf die deutsche Nummer (Lyca DE) u.U. zuerst zu Lyca UK geleitet wird, da dort die eigentliche Toggle-Nummer zuhause ist. Dort steht im HLR, dass die Karte sich momentan bei Vodafone DE befindet und der Anruf wird dorthin (um)geleitet. Wären die drei Punkte nicht von demselben Betreiber (Lyca) müssten normalerweise auch die Sprachdaten hin und zurück laufen. Nicht weil es SS7/CAMEL nicht anders ermöglichten, sondern aus meistens wirtschaftlichen Gründen.
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Original geschrieben von Senfdazugeber
Ein GSM-Telefonat braucht auch mit dazugehörigem Singalisierungsverkehr ganz bestimmt keine 200-625 KBit/s Bandbreite, sondern <50 KBit/s. Bei den gegenwärtigen Preisen werden sie außerdem auch bestimmt mehr als 100 MBit/s Kapazität anmieten. Im März hat eine 10G-Wellenlänge von Frankfurt nach London gerade einmal $3500/Monat gekostet (siehe http://www.telegeography.com/p…k-fatter-pipes/index.html)
Entschuldigung. Habe mich um den Faktor 10 verrechnet. Bestätigt noch mehr was ich sagen wollte, dass die Bandbreite für Voice heute auch bei guter Qualität nicht das entscheidende Kostenfaktor ist.
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Original geschrieben von Senfdazugeber
Jeder große Carrier verwendet inzwischen nur noch IP, aber man verwendet ganz bestimmt kein AMR im Festnetz, denn damit könnte man nicht mehr faxen und v.a. würde die dazu erforderliche Transkodierung unvernünftig viel Rechenleistung und damit Kapital beanspruchen.
Ich kann dir versichern, dass Orange in Frankreich und allen anderen Ländern mit deren Präsenz bei den SIP Anschlüssen (Livebox) die Codecs in der folgenden Reihenfolge verwendet: AMR-WB (unterschiedliche Modi; falls vom Endgerät unterstützt), AMR-NB (unterschiedliche Modi)), GSM-EFR, G.711a und G.729b. Bei den Anrufen Mobilnetz<->SIP-Festnetz wird normalerweise vom Handy bis zur Livebox nichts gewandelt. Sogar die Bitraten-Änderungen während des Gesprächs muss die Livebox mitmachen. Auch bei den Anrufen zwischen zwei SIP Anschlüssen kommt der Anruf normalerweise mit AMR-WB oder AMR-NB zustande. Das "alte" Festnetz ist natürlich anders, wird aber wie bei der Telekom langsam auf SIP umgestellt. Die Telekom geht etwas anderen Weg. Ich wollte damit aber betonen, dass IP nicht automatisch eine schlechtere Qualität bedeuten muss, was gelegentlich so verstanden wird.
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Original geschrieben von Senfdazugeber
In Deutschland und UK gibt es keine Verpflichtung MVNOs Vorleistungen erbringen zu müssen und etwaige wholesale-Tarife sind auch nicht reguliert.
Eine direkte Verpflichtung gibt es zwar nicht, aber das allgemeine Wettbewerbsrecht schützt die MVNOs vor überzogenen Preisen und sichert bestimmte Gleichbehandlung und angemessene Preise. So muss z.B. ein Netzbetreiber einem dritten MVNO bei ähnlichem Volumen ähnliche Konditionen anbieten wie den MVNOs aus eigener Gruppe. Auch die Kosten-Preis-Schere wird von der Europäischen Kommission und vom EuGH als selbständig missbräuchliches Verhalten betrachtet, weswegen eine Absenkung der Endkundenpreise beim Netzbetreiber automatisch auch die Vorleistungspreise für die MVNOs senkt.
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Original geschrieben von Senfdazugeber
Nein, bekommt sie nicht. Das VLR arbeitet mit der heimischen MSISDN und IMSI.
OK, dann ist vielleicht die Nummer aus dem Gastgebernetz, die bei den ankommenden Roaming-Anrufen in dem EVN erscheint, eine Art interne Routing-Information.
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Original geschrieben von Senfdazugeber
Das ist Quatsch. IN-Roaming Telefonate werden bestimmt nicht über das PSTN vermittelt, sondern über SS7- bzw. CAMEL-Verbindungen.
Über PSTN wollte ich auch nicht sagen. Es geht darum, ob der IN-Roaming Anruf auf die Vodafone NL IMSI, die sich z.B. in Österreich befindet, von Toggle über SS7 nur über Vodafone NL zum Österreichischen Netzbetreiber laufen kann (zu Vodafone NL Konditionen), oder kann Toggle einen anderen Carrier verwenden, der den Roaminganruf auf die Toggle Nummer in Österreich zu einem ähnlichem Preis zustellt wie wenn Toggle einen Teilnehmer des Österreichischen Netzbetreibers anruft, der dort zuhause ist und nicht roamt?
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Original geschrieben von Senfdazugeber
Falsch. Für sowas gibt's CAMEL.
Ist aber nicht CAMEL gerade auch dazu da, die Anrufe nach eigenen Vorgaben zu (re-)routen? Also falls günstiger, zuerst durch Heimnetz zu routen und dann zum Endziel? Wie hier beschrieben:
http://www.roamware.com/downlo…mart%20Call%20Routing.pdf
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Original geschrieben von Senfdazugeber
Es gibt in jedem westlichen Land Wettbewerb und damit alternative Roamingpartner.
Dieser Wettbewerb scheint aber nicht richtig zu funktionieren. Denn wie sollte man sonst erklären, dass die ausgehenden Anrufe im Roaming bei den meisten Tarifen mehr als dreimal teurer sind als die in die umgekehrte Richtung (die ankommenden)?
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Original geschrieben von Senfdazugeber
Beides falsch. Das geht auch in Echtzeit und dann für prepaid - Stichwort: CAMEL.
Das würde aber voraussetzen, dass alle Netze CAMEL unterstützen, was sicherlich nicht stimmt. Die Listen der Netze, in denen man die ausgehenden Anrufe im Roaming machen kann, sind ja nicht ohne Grund unterschiedlich für Prepaid (meistens nur mit CAMEL) und Postpaid (auch ohne CAMEL). Auf meiner Rechnung stehen oft Roaminggebühren in den Monaten, in denen ich überhaupt nicht Roame. Laut Netzbetreiber sind das die Anrufe, deren Daten von den Roaming-Netzbetreibern später mitgeteilt werden.
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Original geschrieben von Senfdazugeber
Auch wenn Du es zweimal schreibst, ist es immer noch nicht richtig. Man hat in nahezu jedem Land einen alternativen Netzbetreiber.
Auch mit dem alternativen Netzbetreiber sind die Preise für die ausgehenden Anrufe im Roaming bei den meisten Tarifen mehr als dreimal teurer als die in die umgekehrte Richtung und bei fast allen Netzbetreibern nur unwesentlich unterschiedlich.
Sollte sich bei Simquadrat, bei dem anscheinend innerhalb der EU keine Roaminggebühren für die Ein- und Ausgehenden Anrufe berechnet werden, nicht nur um die Lock-Dumping-Preise handeln, müsste man davon ausgehen, dass ein Großteil der Roamingpreise beim Heimnetzbetreiber verbleibt und nicht von den Gastnetzen verursacht wird.