Hallo,
bin eher per Zufall auf diesen interessanten Thread gestoßen. Freut mich, dass du als junger Mensch dich für diese Technik interessierst.
Die 0171 77... er-Nummern haben wir hier auch und zwar als Geschäftskundenkarten der Telekom. Ob die mal als Duo-Karten angeboten wurden, weiß ich gar nicht mehr.
Selbst bin ich Anfang 1989 (März?) zum C-Netz gekommen. Mit einem für 4.500 DM gebraucht gekauften AEG-Porty (Inflationsbereinigt sind 4.500 DM im Jahr 1988 so viel wie heute 4.589 € ... gibt solche Inflationsrechner im Netz). Die blaue Berechtigungskarte gab's damals "to go" im Telefonladen der Bundespost. Stamme aus Berlin und war dort im Telefonladen, wo man mir nach kurzem Ausfüllen eines Formulars die sofort freigeschaltete blaue Telefonkarte Typ C aushändigte. Typ C bedeutete damals Magnetstreifen und Chip, da es unterschiedliche Hardware gab. Die einen (vorwiegend ältere Einbautelefone) konnten nur den Magnetstreifen lesen, die aller neusten Telefone damals haben schon den Chip gebraucht. Die Rufnummer begann mit 0161 - 131 .... Wobei die 3 an zweiter Stelle das HLR für Berlin bedeutete. Da war auch nix mit Bonitätsprüfung oder Schufa, die Karte gab's zum Mitnehmen. Auf der Telefonrechnung standen damals nur Grundgebühr, Summe der Einheiten und die Gesamtsumme. So ein Einzelentgeltnachweis mit Auflistung alle Gespräche und Rufnummern gab's meiner Erinnerung nach erst ab Mitte der 90er Jahre. Die Rechnungen sahen auch sehr altertümlich aus und wurden mit einem Walzendrucker auf blau/weißes DIN-A6-Papier gedruckt und vom Fernmeldeamt direkt nach Hause geschickt.
Später (so ab ca. 1990) konnte man mit seiner Berechtigungskarte (mit Chip, also Typ C oder D) dann auch die öffentlichen Kartentelefone benutzen und die Einheiten wurden mit der C-Netz-Telefonrechnung abgerechnet, Die Grundgebühr lag anfangs bei 120 DM und wurde Anfang 1991 (März/April ...?) auf 65 DM abgesenkt. Die Einheit kostete ja - egal ob Festnetz oder Funk - überall 0,23 DM. Es kam nur auf den Zeittakt an. Tagsüber (8 - 18 Uhr) waren das 8 Sek. je Einheit und danach alle 20 Sek. Ankommende Telefonate waren kostenlos, wobei die Post bis 1987 tatsächlich auch ankommende Gespräche berechnet hatte (wie im B-Netz). Und man konnte seinen C-Netz-Anschluss für ankommende Gespräche irgendwann kostenlos aufs Festnetz umleiten. Müsste so bis Anfang der 90er noch gewesen sein. Das C-Netz-Portytelefon konnte aber zumindest die Anzahl der Einheiten anzeigen, so dass man genau berechnen konnte, was das Gespräch gekostet hatte, wenn man z. B. jemand anderes mal telefonieren ließ.
Handys gab es im C-Netz auch schon so ab ca. 1989. Sehr teuer. Es fing mit diesem SEL-Gerät an, was Bosch u. a. nachgebaut haben. Später hatte Siemens mit dem C4 ein eigenes herausgebracht und in den späteren 90er-Jahren gab's ja noch diese Nokias.
Schon recht schnell nach dem Mauerfall wurden die Kapazitäten (in Berlin zumindest) knapp. Da hing man hin und wieder, nein: regelmäßig in der Warteschleife auf einen freien Kanal. Wurde der nach 90 Sekunden nicht frei, wurde man zwangsgetrennt und musste die Wahlwiederholung anstoßen. Musste ein Anrufer in dieser Warteschleife warten, wurde einem das am C-Netz-Telefon durch sekündlichen Piepton angekündigt. Deshalb bin ich auch 1992 zum D-Netz übergegangen. Das C-Netz hatte ich trotzdem noch eine Weile, weil nicht nur der D-Netz-Ausbau noch recht unterentwickelt, sondern auch die Sprachqualität im neuen D-Netz sehr bescheiden war. Die Geräte waren teilweise viel zu leise (Orbitel PPU 900 oder Ericsson GH172 konnte man nur in ruhiger Umgebung benutzen). Das hat leider echt genervt. Wurde aber schnell besser.
Vor dem Mauerfall durfte man das Gerät nur in Westdeutschland bzw. West-Berlin benutzen. Wenn man die Transitstrecke von Berlin nach z. B. Helmstedt durchfuhr, musste man das an der Grenze vorher ausschalten. Technisch hätte man auf dem Gebiet der DDR im Umkreis von vielleicht 20 km zur Grenze bestimmt noch telefonieren können, durfte man aber nicht.