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Original geschrieben von polli
ja, die Frage nach dem gerechten Lohn ist sehr schwierig - habe Mitarbeiter die mit Ihrem Lohn unzufrieden sind. Das Problem: ist nicht jeder mit seinem Lohn unzufrieden?
Dauerhaft wird man nie Motivation und Zufriedenheit allein über Geld erreichen. Wäre es so einfach, müssten alle Sozial-Rentner und Transferempfänger doch froh und glücklich sein ob der (bedingungslos) geschenkten Beträge. Ebenso erreicht man bei Angestellten allein mit Geld keine anhaltende Zufriedenheit, es tritt IMHO ganz schnell ein Gewöhungseffekt ein. Und... man wird immer aus irgendeiner Ecke einen herauskramen können, der mehr verdient und ggf. sogar weniger arbeitet.
Also liegt IMHO die Wurzel für eine langfristige Motivation und Zufriedenheit eher bei anderen Punkten, die schnöde klingen, aber die Musik machen: Betriebsklima, Herausforderungen (nicht Überforderungen) im Job, direkte Erfolgsbeteiligungen etc. etc.
Schaut man sich z.B. meine Angestellten an, die als Facharbeiter und Ingenieure hier im Osten zwischen 2700 und 4500 € brutto bekommen, so liegen die trotz teilweise erheblicher Arbeitsdichte im besten Fall auf dem Niveau sächsischer Gymnasiallehrer, die auch noch mit deutlich mehr Urlaubstagen zurecht kommen müssen. Trotzdem ist IMHO die Zufriedenheit in unserer kleinen (40 Mann) Firma höher als im eigentlich ruhigeren und insbesondere sichereren öffentlichen Bildungssektor. Warum? Ich lasse meinen Leuten Freiheiten, die können die Arbeit selbst komplett frei organisieren, sind nicht an Arbeitsplätze gebunden (sicher nur beschränkt übertragbar). Aber den entscheidendsten Schub in Punkto Produktivität und Fluktuation = Null gab es bei uns seit einer einfachen und transparenten Möglichkeit der Erfolgsbeteiligung. Da wird nicht mit Kennzahlen gemauschelt, sondern projekt- und gesamtbetriebsbezogen direkt am Ergebnis beteiligt. Das Ganze on Topp, so dass wir um die 60 % der Betriebsgewinne an die Mitarbeiter "verteilen". Das geht aber nur, weil der Laden überschaubar ist (keine blinden Passagiere möglich). Größere Investitionen werden mit den Betreffenden diskutiert, was aber nicht zerreden bedeutet, sondern einbeziehen und einen konstruktiven Austausch von Argumenten.
Ich denke, durch ein Einbeziehen und Ernstnehmen der Mitarbeiter erreicht man mehr, als einfach mit der Gieskanne die Euroscheine zu verteilen. Warum sind denn sonst gut verdienende Lehrer, Ärzte etc. so zermürbt? Deren Arbeitsumfeld scheint die kaputt zu machen und offenbar scheint man keine Möglichkeit der Verbesserung zu sehen, so dass man nach Geld im Sinne von Schmerzensgeld schreit. Meine Schwester ins hier in Sachsen Allgemeinärztin, ein Bruder Chirurg, ein anderer Bruder Admin in der öffentlichen Verwaltung. Ich kenne dem entsprechend diese Seite der Welt recht gut und möchte trotz "Unsicherheit" als Unternehmer niemals nie tauschen müssen, da ich in deren Strukturen ein Motivationsproblem hätte, dass sich IMHO langfristig auch auf Wohlbefinden und Gesundheit auswirkt.
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Original geschrieben von tobias2k
Diese Aussage bereitet mir irgendwie Kopfschmerzen, weil sich das so sicher nicht pauschalisieren lässt. Insbesondere bei den beiden Eckpunkten der Einkommensskala trifft diese Aussage nicht zu. Am unteren Ende der Gehaltsskala ist weder der Wachmann mit seinen 4 Euro Stundenlohn noch der GLS Fahrer mit ~1500 Euro brutto angemessen entlohnt. Am oberen Ende verdienen unsere Abgeordneten genauso zu viel wie ein "Top" Manager wie Herr Ackermann.
Einige deiner Beispiele (Piloten etc.) sind einfach nur Preisbildungen aus Angebot und Nachfrage und langfristig werden dort sicher auch die Preise in Bewegung geraten. Luftfahrt hat geboomt und boomt weiter. Gleichzeitig darf nicht jeder fliegen, so kommen diese Gehälter zusammen. Auto fahren kann jeder, deshalb zahlt GLS, UPS etc. so schlecht. Außerdem herrscht auf dem Paketmarkt ein Brachialwettbewerb einzig über den Preis. Wenn du aber z.B. das Verhalten der Deutschen Post siehst, die in Deutschland Mindestlohn fordert und in Holland 80 % der Angestellten als Scheinselbständige mit 6 €/ abspeist (siehe aktuelle wiwo), dann könnte einem auch der Gedanke kommen mal in die Packstation zu kotzen (bildlich gesprochen). Aber Appel ist auch nur McKinsey und damit ein übermotivierter Erbsenzähler, der gern die Erbsen für sich behält.
Abgeordnete sind IMHO nicht ausreichend entschädigt. Wäre es so, wäre der Bundestag nicht ein Sammelbecken des öffentlichen Dienstes und der Gewerkschaften. Für in der Privatwirtschaft erfolgreiche Leute ist "Abgeordneter" IMHO keine wirklich sinnvolle Perspektive. Über deren Rentenanwartschaften ließe sich noch diskutieren, da man sich IMHO bewusst für eine zeitlich befristete Wahlposition bewirbt und dem entsprechend nach 8 Jahren nicht "ausgesorgt" haben kann, noch dazu wo doch die Masse alternativ im öffentlichen Dienst hätte versauern müssen.