Beiträge von Behandler

    Hallo zusammen,


    freut mich ja erstmal, dass sich hier offenbar noch ein Kollege 'rumtreibt...


    @Jannus71 & wrywindfall: Fachforen im Internet gibt es nicht. Es gibt nur ein Forum auf der Homepage von Albert Damm in Köln (-> google), aber dort gibt es so gut wie keine Resonanz. Der Informationsaustausch von uns Kostenerstattern findet vornehmlich in geschlossenen Mailinglisten der verschienden Fachverbände und auf informellen Treffen statt.


    wrywindfall: Einerseits hast Du natürlich recht, in der Psychotherapie verdient der Behandler pro Sitzung max. 25 % mehr bei PKV-Patienten als in der GKV, und zudem bekommt ein gesetzlich Versicherter bei entsprechender Notwendigkeit eine analytische Behandlung mit bis zu 300 Sitzungen bezahlt - ich kenne keine PKV, die das bezahlen würde - ansonsten bitte PN!


    Andererseits sollte man aber bedenken, dass inzwischen ca. 2500 Psychotherapiepraxen in der BRD Privatpraxen sind, den Grund habe ich oben genannt. Hier profitieren PKV-Versicherte, wenn ihr Tarif Psychotherapie einschließt, durchaus: Während sie nämlich bei Kassentherapeuten aufgrund der nicht viel höheren Vergütung nicht wesentlich bevorzugt werden und genausolange warten müssen wie GKV-Patienten, bekommen sie in diesen Privatpraxen oft wesentlich schneller einen Termin und der Behandler hat die gleiche Qualifikation. Den gleichen Vorteil haben übrigens auch Beihilfe-Patienten etc.


    Viele Grüße,


    Behandler.

    Krankenkassen aus Behandlersicht


    Liebe Forenmitglieder,


    ich bin hier im Forum seit längerem Leser und Poster, aber gleichzeitig auch Behandler im Gesundheitssystem. Ich bitte daher um Verständnis, dass ich die Postings in diesem Thread unter einem anderen Namen veröffentliche.


    Ich führe als apporbierter Psychologischer Psychotherapeut eine Privatpraxis in NRW - Privatpraxis nicht etwa deshalb, weil sich so mehr verdienen läßt, sondern deshalb, weil die zuständigen Kassenärztlichen Vereinigungen trotz Wartezeiten von mehr als einem halben Jahr der Auffassung sind, dass in meiner Region Überversorgung besteht und niemanden mehr ohne weiteres zur vertragspsychotherapeutischen Versorgung (d.h. Abrechnung auf Krankenkassenkarte) zulassen.


    Gleichzeitig sind ca. 90 % meiner Patienten gesetzlich Versicherte, die nach § 13 Abs. 3 SGB V einen Anspruch auf Kostenerstattung der Behandlung bei mir haben, wenn sie den Nachweis erbringen, dass die Wartezeit bei min. 6 Vertragstherapeuten mehr als 3 Monate beträgt. Es handelt sich also dann um eine sog. "außervertragliche Psychotherapie", die nicht über die Kassenärztlichen Vereinigungen, sondern direkt von der jeweiligen Krankenkasse vergütet wird.


    An dieser Stelle sind die Patienten oft - trotz der Rechtslage - auf die Kulanz ihrer Krankenkasse angewiesen. Einige Kassen wehren die Anträge wie wild ab - was für die Patienten, die sich gerade ohnehin in einer Krise befinden, natürlich fatal ist, denn wer wird in seiner Depression nach einem schweren Schicksalsschlag noch seine Kasse verklagen?


    Ich habe hier im Forum viele hilfreiche Infos erhalten und möchte jetzt hier auch meine Erfahrungen als Behandler mit den verschiedenen Kassen mitteilen. Ich denke, dass diese Erfahrungen, auch wenn sie subjektiv sind und in NRW gemacht wurden, sehr wertvoll für denjenigen sind, der vor einem Kassenwechsel steht, denn in meiner Praxis geht es ja gerade darum, wie kulant Krankenkassen dabei sind, etwas zu bewilligen, was nicht "automatisch" abgerechnet werden kann.


    Hier meine Erfahrungen mit den einzelnen Kassen:


    Gruppe 1 (sehr empfehlenswert):
    BKK mhplus und BKK vor Ort: Beide Kassen sind überaus kulant und der Nachweis über die vergebliche Therapeutensuche kann oft sogar telefonisch abgeklärt werden. Die BKK vor Ort hat einen eigenen Gutachter, was die Bewilligung der Therapie meist erheblich beschleunigt.


    Gruppe 2 (empfehlenswert):
    Übrige BKKs und DAK: Außer bei der BKK Euregio habe ich bis jetzt bei allen BKKs, insbesondere bei der BKK Essanelle und der BKK Pronova, durchweg positive Erfahrungen gemacht. Kollegen empfehlen auch die BKK Siemens, aber da habe ich noch keine eigenen Erfahrungen. Die DAK ist die einzige große KK, die angemessen kulant bewilligt und zudem die Begutachtung über "offizielle" Gutachter laufen läßt, was das Bewilligungsverfahren ebenfalls erheblich beschleunigt.


    Gruppe 3 (bedingt empfehlenswert)
    Hierunter fallen die KKH, die HKK und die IKK Nordrhein. Diese Kassen bewilligen zwar, aber KKH bekommt von mir einen Abzug, weil sie 10 statt üblicherweise 6 vergebliche Anfrage verlangt und bei der späteren Abrechnung umständlich ist. Die IKK Nordrhein bewilligt ebenfalls, aber die telefonische Beratung ist so miserabel und kostenpflichtig, dass dies zum Abzug führt (ich mache bei denen inzwischen alles schriftlich, dann klappt`s). Bei der HKK werden geringfügige Abschläge vom Honorar vorgenommen, wie sie so gesetzlich nicht vorgesehen sind.


    Gruppe 4 (weniger empfehlenswert)
    AOK Rheinland, Barmer und TKK: Alle 3 dieser großen Krankenkassen stellen sich äußerst quer, bevor sie eine Behandlung bei mir bewilligen. Die AOK bemüht sich immerhin wie wild, doch noch irgendwo einen Vertragstherapeuten aufzutreiben, wenn sie dies schafft, mutet sie ihren Versicherten auch schonmal 25 km Anfahrtsweg zu, ansonsten bewilligt sie widerwillig. Die Barmer mutet diesen Anfahrtsweg sogar dann zu, wenn Patienten dazu nicht in der Lage sind, die telefonische Beratung ist schlecht und ablehnend. Bei der TKK ist dies ähnlich.


    Ich hoffe, mit diesen Infos dem ein oder anderen bei der Wahl der richtigen KK behilflich zu sein.


    zu den Fragen sonst hier im Thread:
    Jannis71 & rmol: Als Kassenpatient bekommt man von einem Vertagsarzt alle Leistungen im Katalog der gesetzl. Kassen (für nähere Infos nach G-BA und KBV googeln) kostenfrei. Der Arzt darf für diese Leistungen keine Zuzahlung verlangen (außer Praxisgebühr). Wünscht ein Patient darüber hinaus Leistungen, die nicht im Katalog enthalten sind (z.B. Viagra o.ä.), KANN der Arzt diese Privat berechnen. Dazu gehört auch die Rezeptausstellung. Er ist aber - außer bei Notfällen - nicht verpflichtet, diese Leistungen zu erbringen. rmol: Ich würde an Stelle Deiner Frau mal mit dem Arzt reden und um Ausstellung eines Privatrezeptes bitten, das er dann aber wohl auch berechnen wird.


    Gärtner12: Mit Knappschaft habe ich noch keine Erfahrungen, AOK und TKK s.o.


    maschi_ac: Als Student fährst Du fast immer in der GKV günstiger, es sei denn, dass Du besonderen Wert auf Behandlung als Privatpatient oder außergewöhnliche Leistungen legst. Der Grundschutz-Tarif bei der PKV entspricht nicht dem sog. Basistarif. Im Basistarif wirst Du bei der PKV keinen Nachlass für Studenten bekommen, also min. ca. 270 Eur pro Monat zahlen. Die Grundschutztarife in der PKV sind vom Leistungsumfang her oft schlechter als die GKV, da sollte man genau die Vertragsbedingungen lesen.



    Viele Grüße,


    Behandler.