Kleidung gehört zum frei-wählbaren Äusseren und hat immer Signalwirkung, genauso wie bspw. auch Frisur, oder Accessoires wie bspw. Kopftücher etc. Allerdings sind die semantischen Bedeutungen der Signale nicht "fix", sondern gesellschaftlichem Kontext und Wandel unterworfen und können durch aufmerksamkeitsstarke Gruppen "übernommen" werden. Hierfür gibts viele Beispiele:
- Kopftuch war in der Mitte des 20 Jh auch in Deutschland ganz normales Alltagsbild bei Deutschen, und hatte keine religiöse Konnotation. Und auch in viele islamischen Ländern war das Kopftuch in der Zeit "normales" Kleidungsmittel was bei vielen fortgeschritteren Bevölkerungsgruppen aus der Mode gekommen war.
Die Bedeutung wurde dann aber durch die erst in den letzten 50 Jahren entstandenen islamischen Fundamentalisten (beinahe) umdefiniert.
- Die kombination Glatze+Bomberjacke+Springerstiefel dürfte mittlerweile bei allen bestimmte Assoziationen hervorrufen.
- Das Hakenkreuz (Swastika) war vor den Nazis auch in völlig anderem Kontext benutzt. (Ist zwar nicht direkt ein Kleidungsstück, aber kam als Symbol ja oft genug auf Kleidung vor, und man kann einen Zusammenhang zur Marke nicht verleugnen)
- Ein Beispiel sind auch viele teure Markenklammoten die einst nur auf dem Golfplatz zu finden waren. Die wurden eben auch von Rappern "übernommen" und damit umgedeutet.
Oder ein hochgekrempelte Hosenbein auf einer Seite.
- Sportschuhe, einst teure Technik für Athleten werden die heute über die Gesamtverkaufzahlen gesehen sehr selten dafür eingesetzt oder als Signal für Athletik verstanden; eher als Zeichen für Bequemlichkeit und Lässigkeit.
- Und wenn man jemanden sieht der im teuren Anzug und geschniegelt rumläuft, dann denkt man als normalo eben auch (Stark übertrieben, zur Verdeutlichung) "spiessiges Karrierearsch", nur die Personalchefs wollen eben so einen haben, und nicht einen lässigen, bequemen Take-It-Easy-es-wird-schon-wieder Typ.
Und derjenige der Klammoten einkauft hat eben auch viele Assoziationen im Kopf, wenn er die Entscheidung beim Klammotenkauf macht, und wird daher manche Artikel zusätzlich zu Qualität und Kompfort entweder auf- oder abwerten. Wie die genaue Verteilung aussieht ist sicher subjektiv.
Und wie gesagt, diese Konnotation sind nicht fest verankert oder allgemeingültig. Wenn man selber nie was mit Hooligans zu tun hatte, wenn einem Gruppen(nicht-)zugehörigkeit zu signalieren nicht so wichtig ist, dann werden auch ganz normale Menschen mit Glatze, Springerstiefel und Bomberjacke rumlaufen. Ich kenne auch mehrere...
Und nicht zu vergessen, dass man sich in der Kleidung (wenn man sie mit bestimmten Dingen identifziert) auch anfängt seine Haltung , Gang etc. zu ändern. Jeder Jung-Erwachsene der zum ersten Mal im Anzug zum Bewerbungsgespräch geht, geht (fast) automatisch aufrechter und schlürft nicht mehr lässig daher.
So machen Kleider Leute.