Beiträge von Qwerlk

    Frank
    Ich wollte deine Verteidigung zum Popolismus-Vorwurf durchgehen lassen. Du trittst aber unverständlicherweise nach. Daher erkläre ich dir gerne nochmal, was ich meine und was diesen Thread so irrwitzig macht.


    Du behauptest, die Politik berreichert sich durch Überhang- und Ausgleichsmandate. Dir wird erklärt, dass diese zusätzlichen Mandate eine mathematische Konsequenz des Systems "Erst- und Zweitstimme" sind und sich nicht vermeiden lassen. Du ignorierst diesen Aspekt völlig und lieferst nicht einmal eine Idee davon, wie ein alternatives System aussehen soll. Das ist ganz billiger Populismus - BILD lässt grüßen: "Dreiste Politik berreichert sich durch Ausgleichsmandate". Populismus ist in meiner Welt übrigens negativ konnotiert. Bekanntlich urteilt der Mensch, weil das Denken schwieriger ist...
    Da ändert auch dein Hinweis auf das ökonomische Prinzip nichts. Woher glaubst du zu wissen, was die optimale Größe für ein Parlament ist? Die Zahl der Wahlkreise zu reduzieren, ist wohl eine plumpe Möglichkeit, ein Parlament zu verkleinern. Aber ist sie gerecht? Können regionale Besonderheiten im Parlament dann noch abgebildet werden? Werden die Interessen von Minderheiten angemessen berücksichtigt?
    Verbesserungen im Wahlsystem sollten primär zum Ziel haben, den Wählerwillen optimal auf Parlamentssitze zu übertragen. Hier insbesonder den Fokus auf die Kosten zu legen, ist definitiv nicht zielführend.
    Man könnte meinen, deine mathematischen Kenntnisse beschränken sich auf kaufmänische Rundung. Dass diese Art, Mehrheiten darzustellen, völlig problematisch ist, habe ich dir anhand einer sehr simplen Rechnung gezeigt - du hälst jedoch daran fest. Überhang- und Ausgleichsmandate lassen sich dadurch ebenso wenig vermeiden. Was soll das also?


    Diese geistige Inflexibilität habe ich schon in deinen anderen Threads beobachtet. Ich kann nur empfehlen, die Welt nicht in schwarz und weiß zu unterteilen und Gegenargumenten auch einmal nachzugehen. Diskussionen mit einer Person, die auf Argumente nicht eingeht und die keine Ideen hat, machen für mich wenig Sinn, weil sie zu keinem Ergebnis führen.

    @TE


    Ehrlich währt am längsten.


    Um dich zu zitieren: "Vereinfacht man das Wahlrecht dahingehend, dass Überhangmandate gar nicht erst entstehen können, ist man das Problem auf einen Schlag los. Und dass Überhangmandate ein wesentliches Kriterium für das Bestehen einer Demokratie sein sollen, wird man allen Ernstes nicht behaupten können."


    Deshalb bin ich zu dem Schluss gekommen, dass du die Kombination aus Personen- und Verhältniswahl ablehnst. Das ist nun offenbar doch nicht deine Meinung. Wie kannst du dann aber verkennen, dass Überhang- und daraus resultierend Ausgleichsmandate systembedingt notwendig sind? Das hat übrigens nichts mit "kaufmännischer Rundung" zu tun.


    Zu der oben durchgeführten Rechnung noch eine einfache Ergänzung:
    Die CDU erhält in BW alle Direktmandate aus den Wahlkreisen– also 70 Sitze. Sie erhält gleichzeitig 50 % der Stimmen. Bei 120 Sitzen würden ihr also nur 60 Sitze zustehen. Diese Verzerrung muss ausgeglichen werden, was dann zwangsläufig zu Ausgleichsmandaten führt, sodass das Parlament mehr Sitze fassen muss. Man könnte natürlich der CDU in diesem Fall Sitze aberkennen. Aber wäre das fair? Hat ein direkt gewählter Kandidat nicht die maximale Legitimation, die ihm unmittelbar von den Wahlbürgern zugesprochen wurde?


    Was mich ehrlich stört, sind populistische Argumente wie "Das Desinteresse der Abgeordneten an einer Neuregelung könnte darin begründet sein, dass Überhang- und Ausgleichsmandate einen 120 Sitze umfassenden Landtag im Nachhinein "aufblähen" können - spielend leicht auf 150 Sitze. Was den Steuerzahler viel Geld kostet, dürfte Parteisoldaten dagegen freuen. So bekommt auch der eine oder andere mit unterdurchschnittlichem Ergebnis in seinem Wahlkreis noch zu einem Mandat - das er bei Verteilung nur der "normal" zur Verfügung stehenden Anzahl von Parlamentssitzen nicht bekommen hätte".


    Genau das ist eben nicht der Fall. Das klingt insgesamt sehr nach Politikverdrossenheit. Das möchte ich an dieser Stelle nicht bewerten. Trotzdem ist es wichtig, solche Argumente zu entlarven, da es auf der politischen Bühne genug echte und wichtige Baustellen gibt, die man kontrovers diskutieren kann.


    Edit:
    robert: Das geht mir genauso. Da ich in Baden-Württemberg lebe, muss ich nun entscheiden: Wähle ich den Direktkandidaten? Dann ist die Partei gleich mitgewählt. Wähle ich die Partei? Dann habe ich gleich den Direktkandidaten mitgewählt. Hier hätte ich gerne die üblichen Freiheiten.

    Es ging im Kern doch darum, inwieweit das Wahlsystem gerecht sein und gleichzeitig von den Wählern "einfach" nachvollzogen werden kann. Die These ist, dass das bei einem Direkt- und Personenwahl kombinierenden System einfach nicht möglich ist. Das hat insbesondere mathematische Hintergründe. Ich habe das versucht anzudeuten. Wie ich aber an deinem beharrlichen Festhalten an der "kaufmänische Rundung" feststelle, ist das ggf. eine Argumentation, die nicht durchdringen wird.


    Du favorisierst nun ein reines Verhältniswahlrecht, das wir Deutschland nicht haben? Das steht dir zu und das würde auch das System etwas vereinfachen.


    Ich finde es jedenfalls besser und begrüße ausdrücklich, dass ich (wenigstens) bei der Bundestagswahl mit meiner Erststimme einen Kandidaten bzw. einen Menschen aus meinem Wahlkreis direkt wählen kann - wissend, dass dieser auch eine gewisse Verantwortung für die Interessen der Region trägt. Dabei muss ich nicht auf sein Parteibuch achten.
    Mit der Zweitstimme kann ich meinen bundespolitischen Willen zum Ausdruck bringen und auf "reale" Verhältnis der Sitzverteilung im Bundestag Einfluss nehmen.


    Da nehme ich aufwendigere Strukturen und scheinbare oder reale Inkonsistenzen in einem gewissen Rahmen in Kauf. Wichtig ist, dass die Ergebnisse reproduzierbar sind. Dann können sie auch nachvollzogen werden.


    Deine indirekte Forderung nach einem reinen Verhältniswahlrecht dürfte m. E. in diesem Land nicht mehrheitsfähig sein - auf keiner Ebene. Du sagst, ein nennenswerter Teil der Wählerschaft könne die Unterscheidung in Erst- und Zweitstimme nicht nachvollziehen? Mir ist noch kein Mensch begegnet, dem das so geht bzw. der dieses System nicht vorteilhaft findet!

    Wir runden also beispielsweise 40,4 % Stimmen in einem Parlament mit 100 Sitzen auf 40 Sitze. Dann runden wir 39,5 % auf 40 Sitze. Schaut nicht gerecht aus.


    Dass Überhang- und Ausgleichsmandate notwendig werden können, liegt an der Kombination von Personen- und Verhältniswahl. Die Notwendigkeit ist also eine Folge von... Mir war nicht klar, dass das hier ebenfalls in Frage gestellt wird. Viele Leute freuen sich, dass sie einen Kandidaten aus ihrem Wahlkreis direkt wählen können und mit ihrer Zweitstimme Verhältnisse beeinflussen können.


    Die Parlamente sind eben nicht aufgebläht - das war meine These. Man müsste sie vergrößern, um den Wählerwillen genauer abbilden zu können oder eben Informationsverluste in Kauf nehmen, wenn sie in Ihrer Größe überschaubar bleiben sollen. Das meinte ich mit Optimierungsproblem. Nicht ganz trivial....


    Diese mathematischen Probleme haben alle Demokratien, die auf ähnliche Wahlsysteme setzen.
    Verbesserungsvorschläge sind übrigens erwünscht. Wie sieht dein Wunschwahlsystem aus, das gerecht und transparent ist?

    Ein spannendes Thema :)


    Die Frage von Handydoctor ist auf jeden Fall berechtigt!


    Es ist eher unwahrscheinlich, dass die Politik versucht, die Sitzverteilung für den Wähler intransparent zu gestalten – schlechterdings muss ich hier die Politik verteidigen. Auch ein künstliches Aufblähen der Parlamente ist wohl ein Vorwurf, der nicht haltbar ist.


    Im Gegenteil: Die Sitze dem Wählervotum gemäß zu verteilen, ist ein Optimierungsproblem. Ein Parlament mit beispielsweise 1000 oder 10000 Sitzen würde die Sache vereinfachen – hier ließe sich das Wahlergebnis sicher genauer abbilden. Doch selbst diese Aussage scheint nicht allgemeingültig zu sein – siehe "Alabama-Paradoxon". Das Wahlergebnis liegt in rationalen Zahlen vor und muss auf natürliche Zahlen übertragen werden. Wie verteilt man z.B. 13,4 % der Stimmen gerecht auf 120 Sitze? Ist ein Abrunden gerechter als ein Aufrunden?


    Es ist schlicht und ergreifend nicht möglich, wenn u.a. Personen direkt gewählt werden und gleichzeitig das Prinzip des Verhältniswahlsystems greift, einfache und für alle Bürger transparente Methoden anzuwenden. Überhang- oder Ausgleichsmandate sind korrigierende Elemente, was anschaulich viellicht nicht ohne weiteres klar ist. Man stelle sich vor, eine Partei erringe mehr Direktmandate als ihr durch das Verhältniswahlrecht zustehen. Soll das Wählervotum nun mit Füßen getreten werden, sodass ein Teil der direkt gewählten Kandidaten nicht ins Parlament einziehen darf, um die Relationenen nicht zu verzerren? Oder ist es da nicht doch besser, zusätzliche Sitze zu schaffen, damit andere Parteien ihren relativen Stimmanteil halten können?


    Das System der vier Wahlbezirke in BW und das Fehlen einer Differenzierung in Erst- und Zweitstimme ist natürlich (hinter-)fragwürdig. Doch selbst ohne diese Feinheiten ist ein "einfaches" mathematisches Modell, welches alle Bürger verstehen, nicht verfügbar. Das gilt übrigens generell für tagespolitische Themen. Oder kann man der Politik vorwerfen, dass beispielsweise komplexe ökonomische Fragestellungen von Laien kaum nachvollzogen werden können?

    ChickenHawk


    Bevor man sich das Maul darüber zerreißt, dass ein TE die Regeln der Rechtschreibung nicht einhält, sollte man nicht mit Satzzeichen bzw. Kommas geizen :)


    "Bevor man sich das Maul darüber zerreißt, dass ein VK nicht die genauen technischen Spezifikationen eines Handys kennt wäre es sicherlich nicht verkehrt wenn man auch in der Lage wäre die kritisierten Fachvokabeln unfallfrei zu (be-)schreiben denn andernfalls war die Aussage des TE das HTC Incredible S hätte eine "Tacktrate" 1 GHz genauso falsch wie des VK - wenn schon klugscheißen, dann bitte richtig: Es hat eine Taktrate von 1 GHz."


    Zum Thema:
    Irren ist menschlich. Trotzdem erwarte ich gerade im Ladengeschäft korrekte Auskünfte – schließlich hat man hier in der Regel kein 14-tägiges Widerrufsrecht. Wie will man im Ernstfall nachweisen, dass eine bestimmte Eigenschaft im Vieraugengespräch zugesichert wurde?

    mostwanted:


    Es ist sicher keine Haarspalterei, Krieg beim Namen zu nennen. Im Gegenteil: Es ist unethisch, es nicht zu tun. Schau dir einmal den letzten Beitrag von HappyDay989 an. Er bringt zum Ausdruck, dass Ehrlichkeit gefragt ist - die Menschen sollen also auch erfahren, dass diese "Medizin" bitter ist.


    Stattdessen wird gerne suggeriert, dass nach präzisen Schlägen die Situation sich automatisch verbessert und zivile Opfer eher unwahrscheinlich sind. Das ist eben nicht der Fall und somit ist "Chirurgische Kriegsführung" ein unpassender, um das einmal ganz neutral auszudrücken, Begriff.


    Das kann (natürlich gewollt) dazu führen, dass die eigene Bevölkerung eine niedrige Hemmschwelle entwickelt, kriegerischen Plänen ihrer Regierungen zuzustimmen. Und das entspricht nicht meiner persönlichen Vorstellung von zivilisatorischem Fortschritt - auch wenn beispielsweise Interventionen manchmal ein notwendiges Übel darzustellen scheinen.


    Warum greift Ägypten nicht ein? Das könnte mit der Revolution in Zusammenhang stehen. Das Militär hat dort derzeit politische Kompetenzen bzw. Aufgaben und ggf. keine Ressourcen, militärische Operationen durchzuführen - zumal eine entsprechende libysche Reaktion mehr als wahrscheinlich wäre. Möglicherweise stehen diesem Land auch nicht die chirurgischen Instrumente des Westens zur Verfügung...

    saintsimon
    Die Bevölkerungsdichte sagt nichts darüber aus, ob militärische von zivilen Zielen unterschieden werden können. Das ist schon aus mathematischer Sicht kein Ansatz. Sofern du die Zahl aus Wikipedia hast: Dort steht auch indirekt, dass mindestens 76,5 % der Bevölkerung in der Stadt leben.


    Dass das (Propaganda-)Thema "Chirurgische Kriegsführung" wieder salonfähig sein soll, stimmt mich nachdenklich... Bisher hat es ganz offensichtlich noch nicht funktioniert - vermutlich wird es das auch nie.

    Medienberichterstattung und der nicht unumstrittene Scholl-Latour: Das genügt also schon, um hunderte Millionen vermeintlicher Individuen als "Hasser der westlichen Welt" zu bezeichnen oder in ein entsprechendes Licht zu rücken. Interessant, wie du zu dieser Anschauung gelangt bist.

    Was terroristisches Potenzial angeht: Neben einer diffusen "Gefühlslage" geht es hin und wieder auch um Ursachen wie Armut, Anaphabetentum, Abhängigkeit, religiöser Druck durch radikale Demagogen, Instrumentalisierung u.s.w. Diese Dinge treiben - gelegentlich in Kombination - häufig junge Leute zu solch schrecklichen Taten. Der Prototyp eines Terroristen ist sicher nicht ein hochqualifizierter Mohammed Atta.

    Dass diese Militärschläge das libysche Volk möglicherweise radikalisieren, da stimme ich dir zu, diese, leider große, Gefahr besteht. Das läge dann aber an den Militärschlägen selbst und sicher nicht an unterschwelligem Hass auf den Westen. Es dürfte kaum Nationen geben, die sich in ähnlichen Situationen nicht an Ihre "Anführer" klammern - ob zuvor Anhänger oder nicht.