Zitat
Original geschrieben von Hellwach
Es wird sogar gegen den Willen der Mehrheit Politik gemacht (wie bei S21).
Erstmal möchte ich dazu was sagen...
Die ersten Pläne für Stuttgart 21 sind bereits aus dem Jahre 1994 (bzw. wurde zu diesem Zeitpunkt das Projekt veröffentlicht, die ersten Pläne sind noch älter). Seit dem gab es sowohl auf Kommunaler, als auch auf Landesebene durchaus Möglichkeiten anders zu Wählen. Denn seit dem Anfang gibt es Parteien, die strikt gegen S21 sind. Und so funktioniert unsere Demokratie. Wir wählen Vertreter, und diese Entscheiden. Und die Vertreter die S21 so wie es nun kommt beschlossen haben, sind vom Volk gewählt.
Momentan ist die Mehrheit vielleicht gegen das Projekt, aber genau das zeigt doch, wie unsinnig es ist, das Volk in jede einzelne Entscheidung einzubziehen, sondern das ganze von Volksvertetern regeln zu lassen. Vor drei Wochen hat sich die breite Masse nicht die Bohne für S21 interessiert, und auf einmal wird (wie schon seit Jahren geplant) ein Baum gefällt, oder ein Teil des Altbaus abgerissen, und schon ist das Geschrei groß.
Dürfte das Volk über jede Entscheidung nach Tagesform mitentscheiden, würde das zu einem unübersichtlichen Chaos führen, und niemandem außer radikalen (gleich welcher richtung) helfen. Denn wer hat schon Lust jeden Sonntag in die Schule zu rennen und bei 57 Punkten JA oder NEIN anzukreuzen.
Nichtdestotrotz gibt es die Möglichkeiten der direkten Demokratie (siehe das Rauchverbot in Bayern), und wenn die Gegner von S21 eine breite Mehrheit hinter sich haben, kann die Sache verkleinert, verhindert oder was auch immer werden. Oder es wird im März einfach Rot/Grün gewählt, die können dann auch alles umwerfen.
So wie es Schwarz/Gelb mit der Atomkraft gemacht hat.
Und hier ist dann auch gleich der Übergang zum eigentlichen Topic.
Zuersteinmal ist wichtig, dass solche Dinge wie in Chernobyl in deutschen Atomkraftwerken gar nicht passieren KÖNNEN. Es geht einfach aus rein technischen Gründen gar nicht. Mal abgesehen, dass 1986 auch ein Haufen menschlicher Fehler gemacht wurde, der in seiner Masse eigentlich nicht vorstellbar ist. Auch das denke ich, kann in Deutschland nicht passieren, so haben zB mehrere Physiker gewusst, dass die Sache daneben gehen könnte, haben das ihrem Vorgesetzten aber nicht gemeldet, da sowas im Kommunismus nicht gerne gesehen wurde. (Auch wenn es durchaus einmal passieren kann, dass ein 25 jähriger Uni-Abgänger mehr Ahnung hat, als ein 60 jähriger Doktor der Physik; gibt zu dem Thema einen Haufen gute Dokumentationen, einfach mal reinschauen)
Ich will nicht sagen, dass Kernkraft das wahre ist. Das Problem ist allerdings, dass es im Moment keine bessere Möglichkeit gibt, die Grundlast zu decken. Denn hier ist der Knackpunkt. Wie senderlisteffm und autares schon geschrieben haben, es gibt zwei Kraftwerkstypen, die zur Grundlastdeckung geeignet sind. Fossile Kohle oder Gaskraftwerke, oder eben Kernkraft. Denn Wasser für Wasserkraftwerke fließt unregelmäßig, der Wind ist Wetterabhänging und in der Nacht scheint nunmal keine Sonne.
Woher also die ganze Menge Grundlast nehmen? Man hat die Qual zwischen zwei Kraftwerkstypen, die beide leider nicht perfekt sind. Es heißt also, das geringere Übel zu wählen, oder eine Mischung herzustellen. Und hier wird es nie eine Lösung geben, die alle zufrieden stellt. Es gibt Leute die haben Angst vor dem GAU, die würde am liebsten alle AKWs sofort abschalten. Andere Leute wohnen in der Nähe von einem konventionellen Großkraftwerk und hätten gerne die Belastung aus dem Garten.
Bei der Kernkraft kommt dann noch das Problem der Endlagerung dazu, wo es ebenfalls noch keine vernünftige Lösung gibt.
Wohlgemerkt ändert sich an der GAU-Gefahr aber nichts bis wenig, wenn wir die AKWs abschalten, denn unsere Nachbarländer im Osten, im Westen und bald auch im Norden produzieren fröhlich Atomstrom. Allerdings sind auch deren Kraftwerke auf dem neuesten Stand der Technik, denn auch die Ukraine, Russland, Frankreich oder Finnland haben keine Lust auf einen GAU im eigenen Land. Solange wir unsere Kraftwerke also so sicher wie Möglich weiter betreiben, habe ich mit Kernkraft keine Probleme.
Es muss allerdings weiter und mit großem Aufwand an zuverlässigen, billigen und höchstverfügbaren erneuerbaren Energien geforscht werden, zum Beispiel mit den Erlösen aus der Brennelementesteuer.
Doch wir werden sehen, worauf das alles hinausläuft, und wem der Ausstieg aus dem Ausstieg nicht passt, kann bei der nächsten Wahl sein Kreuz wieder bei den Grünen machen. Und dann gibt es den Ausstieg aus dem Ausstieg aus dem Ausstieg. Denn: die Verlängerung der AKW-Laufzeiten wurde vor geradeeinmal einem Jahr von der Mehrheit der Deutschen gewählt.