KPN schafft Sprung in die Gewinnzone
Der niederländische Telekom-Konzern KPN hat im abgelaufenen Quartal erstmals seit fast zwei Jahren wieder schwarze Zahlen geschrieben. Zugleich kündigte die E-Plus-Muttergesllschaft am Freitag eine Stärkung des Mobilfunkgeschäfts durch die Umwandlung von Verbindlichkeiten in Eigenkapital an.
Reuters AMSTERDAM. Nach Einschätzung von Analysten bereitet sich KPN mit diesen Plänen auf eine Partnerschaft mit einem Konkurrenten vor. Konzernchef Ad Scheepbouwer dementierte jedoch Gespräche mit dem als natürlichem Fusionspartner gesehenen britischen Mobilfunkbetreiber mmO2. Der KPN-Aktienkurs zog nach den Zahlen zunächst um knapp sieben Prozent an, fiel aber dann wieder auf ein Plus von weniger als ein Prozent zurück. Händler sprachen von Unsicherheit des Marktes im Zusammenhang mit der geplanten Schuldenumwandlung.
Am Morgen hatte KPN mitgeteilt, im abgelaufenen Quartal mit 68 Mill. Euro erstmals seit fast zwei Jahren wieder einen Nettogewinn erzielt zu haben. Für das Gesamtjahr hob das das Unternehmen seine Erwartungen an und rechnet nun mit einem Wachstum beim Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) von mindestens 18 %.
KPN will Mobilfunktöchter stärken
Bis Jahresende will KPN Gesellschafterdarlehen über rund 14 Mrd. Euro in Eigenkapital bei den Mobilfunktöchtern in den Niederlanden und Deutschland, KPN Mobile und E-Plus, umwandeln. Durch die Stärkung der Töchter solle die Kapitalstruktur transparenter gemacht werden. Zudem will KPN Unternehmensanleihen im Wert von 1,75 Mrd. Euro zurückkaufen. Die Kurse der Bonds zogen daraufhin stark an.
Größter Einzelgesellschafter bei KPN ist der niederländische Staat, gefolgt vom US-Telekom-Konzern BellSouth. KPN ist seit dem Ausstieg von BellSouth alleiniger Anteilseigner bei E-Plus. Ein von BellSouth übernommenes und zwischen Ende 2002 und April 2004 fälliges Gesellschafterdarlehen von E-Plus will KPN bereits jetzt tilgen. Von der Reduzierung der Darlehen verspricht sich der niederländische Konzern auch geringere Steuerzahlungen.
Während Analysten in den Kapitalmaßnahmen einen klaren Hinweis auf eine bevorstehende Allianz sehen, dementierte Unternehmenschef Scheepbouwer Gespräche mit mmO2 über eine Partnerschaft in Deutschland. Er wolle vielmehr die Position von E-Plus als Nummer Drei im deutschen Markt stärken. "Ob mmO2 dabei eine Rolle spielen wird, kann ich nicht sagen", fügte der KPN-Chef hinzu. Nach den Kapitalmaßnahmen werden die Mobilfunktöchter von KPN Analysten zufolge nahezu schuldenfrei sein.
Die Muttergesellschaft KPN will ihre Netto-Schulden bis Jahresende durch Anteilsverkäufe auf 13 von derzeit knapp 14 Mrd. Euro senken. Für die Geschäftssparte Branchenverzeichnisse wurde inzwischen ein Käufer gefunden, der rund eine halbe Milliarde Euro zahlen will. Dabei handele es sich um ein Konsortium um die Kapitalanlagegesellschaft 3i und die Investmentbank Veronis Sulher Stevenson, teilte KPN mit. Die Telefonbuch-Tochter TeleMedia gehört zu den führenden Anbietern in den Niederlanden. Die Kartellbehörden müssen der Transaktion, die Anfang nächsten Jahres abgeschlossen sein soll, noch zustimmen.