Roaming-Kosten Schweiz trotz Aufenthalt auf EU-Gebiet

  • Hallo zusammen!


    Folgender Sachverhalt:

    • Ich befand mich auf einer Wanderung in Südtirol, 20 km von der Schweizer Grenze entfernt (was via Geodaten meiner Apple-Watch nachweisbar ist).
    • In meinem Handy war die automatische Netzsuche aktiviert. Das Handy hat sich zunächst von mir unbemerkt mit dem Schweizer Mobilfunknetz verbunden, obwohl die Grenze – wie gesagt – 20 km (!) entfernt war. Daher konnte ich m.E. nicht damit rechnen, dass diese Einwahl erfolgt.
    • Nach dem Erhalt einer SMS mit den Kostenhinweisen bin ich erst auf diese Einwahl und die Kosten aufmerksam gemacht geworden. Daraufhin habe ich sicherheitshalber sofort die mobilen Daten deaktiviert.
    • Trotz der sofortigen Deaktivierung sind mir nun Roaming-Gebühren von 49,90 € in Rechnung gestellt worden. Ich kann mir nicht erklären, warum / wie hier eine Datennutzung erfolgt sein soll, außer für den Erhalt der SMS mit den Kostenhinweisen. Dann wären aber ja schon Kosten angefallen, bevor ich die Preise zur Kenntnis nehmen konnte.

    Hat jemand von Euch schon einmal so einen Fall erlebt bzw. kann mir eine Einschätzung geben, ob ich die Roaming-Gebühren tatsächlich zahlen soll/muss.

    Bislang weigert sich der Mobilfunkanbieter freenet, mir die 49,90 € zu erstatten (ich hatte insbesondere auf die nachfolgend genannten Punkte hingewiesen).


    Ich störe mich insbesondere an folgenden Punkten:

    • Ich war 20 km von der Schweizer Grenze entfernt.
      Wo ist hier die Grenze des Zulässigen zu ziehen? 25 km auf EU-Gebiet? 30 km? 50 km?
      Sollten hier solche Roaming-Gebühren verlangt werden können, dann müsste der Mobilfunkbetreiber nur die Sendeleistung des Schweizer Mobilfunks in der Grenzregion erhöhen und schon könnte man alle Handynutzer auf EU-Gebiet wie bei mir geschehen auf eine entsprechende Funk-Entfernung überraschen und mit Wucher-Kosten abkassieren.
    • Offenbar beziehen sich die Kosten von 49,90 € allein auf die Einwahl an sich und die Datennutzung für den Erhalt der Kosten-SMS.
      Darf für die Preisinformation so viel verlangt werden? Ich muss doch erst (kostenlos) die Preisinformation erhalten, um dann entscheiden zu können, ob ich zu diesen Konditionen eine Verbindung haben möchte. Hier kommt ja auch noch der Überraschungseffekt dazu, dass hier Wucherkosten verlangt werden: 0,20 EUR pro 50 KB (sic!). Das ist rd. 2.700 mal so teuer wie übliche monatliche Handyverträge.

    Vielen Dank für jeden Beitrag im Voraus!

  • Hallo!


    Funksignale kennen keine Landesgrenzen.


    Daher gibt es so etwas wie eine "zulässige Entfernung" nicht. Wenn du nicht mehr im Netz deines deutschen Anbieters bist und ein ausländische Anbieter dich mit den Daten des deutschen Anbieters und den gleichen Daten von deiner SIM Karte identifizieren kann, dann werden deine Aktivitäten im Netz deinem deutschen Anbieter übermittelt. Dein deutscher Anbieter überprüft nur, ob die Daten plausibel sind. Sind sie nicht plausibel, dann wird der ausländische Anbieter aufgefordert, die Daten noch einmal zu prüfen. Sind sie plausibel, dann wird entsprechend abgerechnet. Und irgendwie weiß dein Anbieter auch, wo du dich befindest. In der SMS steht zum Beispiel "Willkommen in der Schweiz!", "Willkommen in Spanien!" usw.


    "Probleme" bei der Abrechnung mit Roaming, sind nicht neu und die Verbraucherzentrale zum Beispiel rät vor dem Urlaub oder bei der Nähe zu einem ausländischen Netz das Datenroaming abzustellen oder die manuelle Netzsuche zu verwenden oder ein alternatives Roamingpack (falls vorhanden) zu buchen.


    Neulich hatte jemand im o2 Forum geschrieben, dass er am Bodensee sich aufgehalten hatte, aber Roaming abgerechnet wurde. Er hatte sich nur innerhalb Deutschlands aufgehalten. Sollte ich mich richtig erinnern, hatte die Kundenbetreuung eine Gutschrift erteilt. Er hatte aber Glück gehabt. Er hatte geschrieben gehabt, dass er kein Netz mehr hatte, als er Roaming ausgeschaltet hatte.


    Die Mobilfunkanbieter (Stichwort GSMA) nennen es QoS (Quality of Service). Bedeutet: Der Kunde soll immer das beste Netz bekommen. Egal wo er sich aufhält. Dein Mobilfunkanbieter kann deine Position anhand von Daten aus dem eigenen Netz oder Roamingnetzen bestimmen. GPS spielt keine Rolle, weil man die GPS-Signale relativ einfach manipulieren kann.


    Der Empfang von SMS ist überall kostenlos. Daher können dir hierbei keine Kosten entstanden sein.


    Du hast das Recht, gegen die Rechnung einen Widerspruch einzulegen. Ob es irgendwas bringt, ist eine andere Sache.

    Einmal editiert, zuletzt von TBCMagic ()

  • Ich verstehe zwar das Problem bzw den Ärger, aber rechtlich würde ein Gericht wohl zugunsten von Freenet entscheiden (wenn man es drauf anlegt).

    Zum Einen hat jedes Smartphone die Möglichkeit, Datenroaming zu deaktivieren. Wenn man also weiß, man befindet sich in grenznähe zu Nicht-EU-Ländern, KANN man sich vor solchen Kosten selbst und einfach schützen. (Zusätzlich zur Wahl zwischen manueller und automatischer Netzwahl)


    Dazu kommt, dass die deutschen Netze wenig bis keinen Einfluss auf die Reichweite des ausländischen Netzes haben. Also liegt es auch hier nicht in der Verantwortung von Freenet.


    Die Zustellung der Info-SMS habe ich teilweise im Flugzeug, teilweise auf dem Weg zum Gate und teilweise erst einige Stunden nach Ankunft im Ausland erhalten. Auch hier gibt es keinen rechtlichen Anspruch. Du als Kunde stimmst der Preisliste ja bei Vertragsabschluss zu, nicht erst nach Erhalt im Ausland.


    Dann kommt noch dazu, dass es ja einen Kostenschutz von 60€ gibt, womit der Verbraucher zusätzlich vor ungewollt hohen Kosten geschützt ist.

  • Egal ob Geisterroaming oder versehentliches Schweiz Roaming, es gibt nur einen Provider der seine Kunden davor schützt. Peinlich für alle anderen, bei denen das wohl zum Geschäftsmodell gehört. Schade.

  • Ist die Frage, wieso es nicht generell mehr Angebote mit Schweiz-Roaming inklusive gibt? Das ist im Geschäftskundenbereich ja schließlich auch Standard.

  • Die Schweizer sind nicht voll der EU Regulierung unterworfen und dürften daher ähnlich hohe Mondpreise für roaming weiterberechnen, die früher auch innerhalb der EU Normalität waren, weswegen Roaming innerhalb der EU früher ja vergleichbar teuer war, wie heute nur noch in der Schweiz.


    Es ist dann Unternehmenspolitik ob man das schluckt und entsprechende Nutzer de facto heftig subventioniert oder auch nicht. Gerade bei no frills Anbietern mit im Gegenzug günstigen Grundpreisen kann ich schon verstehen, dass keine Marge für solche Geschenke übrig ist. Andernfalls müsste es für alle Kunden teurer werden um einem Teil der Kunden diese Querfinanzierung zukommen zu lassen. Ich war zB noch nie in der Schweiz und plane es auch nicht aktiv, wieso sollte ich zB Grenzgänger mitbezahlen.


    Es gibt ja Anbieter und Tarife, die die Schweiz beinhalten. Das sind nur nicht die günstigsten am Markt.

  • Ich verstehe zwar das Problem bzw den Ärger, aber rechtlich würde ein Gericht wohl zugunsten von Freenet entscheiden (wenn man es drauf anlegt).

    Zum Einen hat jedes Smartphone die Möglichkeit, Datenroaming zu deaktivieren. Wenn man also weiß, man befindet sich in grenznähe zu Nicht-EU-Ländern, KANN man sich vor solchen Kosten selbst und einfach schützen. (Zusätzlich zur Wahl zwischen manueller und automatischer Netzwahl)

    Der Hinweis hilft in dem geschilderten Fall wenig, da er ja mit einer (deutschen) Freenet-SIM schon auf Wanderung in Tirol (in Österreich, also schon roamend) unterwegs ist. Wenn Roaming aus dann auch kein Roaming in AT.

  • Hallo,


    rechtlich ist da nix zu machen. Du warst (ungewollt) im Schweizer Netz eingebucht und heutige Handys übertragen permanent Daten.


    Für künftige Reisen wäre ein Original Telekom Mobilfunklaufzeitvertrag zu überlegen, denn da und nur da, ist die Schweiz komplett enthalten, als ob sie EU-Mitglied wäre.

    Schon bei Original Telekom Prepaid sind nur die Datenpakete inklusive, Telefonieren ist grausam teuer.


    Eine richtig kostengünstige Option wäre eine Karte von fraenk, für 10 Euro bekommst Du mindestens 7 GB Daten und telefonieren und Daten gelten auch in der Schweiz. Dann kannst Du z.B. von der Schweiz nach Frankreich kostenlos telefonieren und von Schweiz nach Deutschland oder Schweiz nach Schweiz, selbst schon mehrfach erfolgreich getestet. fraenk funkt im Netz der Telekom und wird über eine App bestellt und verwaltet. Im Netz findest Du sogenannte "Codes", damit bekommst Du automatisch gleich 3 GB dazu und wenn Du Deinen Code Deinen Freunden gibst, bekommst du auch 3 GB monatlich mehr. Die Obergrenze ist bei 55 GB WIMRE.


    Vodafone und o2 bieten spezielle Schweiz Optionen an, welche die Kosten mildern können, die müssen aber *vorher* gebucht werden.


    Ob der Service-Provider Freenet so was hat, weiß ich im Augenblick gerade nicht (ich fürchte eher nicht) - notfalls mal nachfragen und wenn es das gibt, verbindlich buchen (aufpassen, es gibt diese Option möglicherweise mit langer Laufzeit (lohnt eher nicht) oder auch mit monatlicher Laufzeit (und muss gekündigt werden oder schaltet sich automatisch ab)

  • Ein ähnliches Problem kann es übrigens auch in Monaco geben, da gibt es auch Leute die nur mal durchgefahren sind, und dann viele Euros an Roamingkosten bezahlt haben, denn auch Monaco ist nicht in der EU. Auch hier hilft der Vorschlag von Henning. Problem ist immer, man ist im EU Ausland (hier Frankreich), hat also Roaming eingeschaltet, und fährt dann eben in ein Nicht-EU Land, wie Schweiz, Monaco, Andorra. Kann z.B. auch auf Zypern passieren (Nordzypern gehört zur Türkei). Gibraltar ist noch kein Problem, da dort das EU-Roaming noch gilt. Früher auch beliebt der Korridor in Neum Bosnien, dort fuhr man durch um nach Südkroatien zu kommen. Jetzt gibt es ja die Brücke. Also immer aufpassen!

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