EZB: Die Zentralbank der Europäischen Union

  • Warum sollte man das nicht? Nimm z.B. aktuell 5 Jahre für (echte) 3,50% (mit Zins und Zinsenzins): Wo sollen denn die 5jährigen noch hin? Bis 4%? Okay vielleicht, aber mehr ist nach derzeitigem Kenntnisstand auf keinen Fall zu erwarten und bis dahin parkst du das Geld mit 2,5% und verlierst jeden Tag 1%/360. Man kann sich nämlich auch "tot warten". Lieber ein Drittel jetzt zu 3,50%, das nächste Drittel bei 3,75% und hoffen, das letzte Drittel noch mit 4% loswerden zu können. So hat man wenigstens mal einen Fuß in der Tür, falls es bei den mittelfristigen Laufzeiten vom aktuellen Niveau aus wieder abwärts geht.


    Der größe Irrglaube ist nämlich, dass viele Leute meinen, die Leitzinsen stünden in einem Zusammenhang mit mittel- oder langfristigen Laufzeiten. Das ist eben nicht der Fall und wenn die EZB bis Sommer noch insgesamt 100 Basispunkte drauf packt, wird sich das bei den langen Laufzeiten 5 bis 10 Jahre kaum auswirken. Viel entscheidender, als genau den Hochpunkt zu erwischen, ist doch die Frage, wo in zwei Jahren 3jähriges Festgelt stehen wird. Während ich noch aus dem 5Jahres-FG aus 2023 drei Jahre lang 3,50% bekomme, bekommts du für ein 3jähriges Festegeld dann vielleicht noch 2,0 bis 2,5%. Und dazu kommt die Frage: Mit welchem Zinssatz hast du die Zeit bis dahin überbrückt?

  • Dort sind aber auch die Leitzinsen gezwungenermaßen um einiges höher, weil sich die Inflation hartnäckig hält. Im Euroraum sieht der Markt ein anderes Szenario und zwar, dass Leitzinsen um die 4% die Inflation wieder Richtung 2,x% drücken sollten. Und sobald das sichtbar wird, wird die EZB die Leitzinsen logischerweise wieder senken. Die FED hat es ja vorgemacht. Sie hat den Großteil ihrer Arbeit bereits erledigt, auch wenn es in den letzten zwei Wochen zu ein paar Irritationen am Markt gekommen ist.

    Ich glaube das die Notenbanken die Wirkung der Leitzinsen generell überschätzen, weil das Wirtschaftsklima, die Gesellschaftsstimmung und Technische Neuerungen eine weitaus grössere Wirkung auf das Investitions- und Konsumverhalten haben als Kreditkosten.


    Und diesmal kommt hinzu das es ja garnicht an der Euro-Binnenwirtschaft liegt sondern an den infolge der gegenseitig verhängten Sanktionen so teuer gewordenen Energiepreise. Das ist eine komplett externe Ursache, wo die Zinserhöhungen noch weniger helfen.

    Trotzdem sind die Zinserhöhungen natürlich nicht komplett wirkungslos, sondern die Zinserhöhungen haben den Absturz des Euros gegenüber den anderen Ländern zumindest etwas abgefangen, und das hilft dann schon ein bisschen, weil auch Energieträger in USD gehandelt werden. Hätte die EZB garnichts gemacht wäre der Euro wahrscheilich heute vielleicht 0,92 USD und 0,87 CHF und entsprechend teuer wäre Sprit, Gas, Strom, etc.


    Von Tagesgeld zum Vermögensaufbau würde ich abraten. Das ist nicht Sinn und Zweck von Tagesgeld und auch nicht besonders effektiv. Mehr als seine Liquiditätsreserve sollte man da nicht vorhalten.

    Wenn man nicht gerade ein Fan von unflexiblen Aktiensparplänen oder Fondsparplänen ist, sondern selbst flexibel agieren möchte, ist ein Tagesgeldkonto durchaus ein erster Schritt zum Vermögensaufbau. Denn jeden Monat direkt Fondanteile oder Einzelwerte in so 200€ Häppchen kaufen wäre schon immer zu teuer gewesen. Deshalb bin ich dafür immer erst eine gewisse entbehrliche Summe, bei den früheren Ordergebühren reichten so 2.000€ bis 3.000€ aber heute sollten es eher 5.000€ bis 8.000€ sein, anzusparen, dann aufs Girokonto umzubuchen und den gewünschten Wertpapierkauf zu tätigen.


    Warum sollte man das nicht? Nimm z.B. aktuell 5 Jahre für (echte) 3,50% (mit Zins und Zinsenzins): Wo sollen denn die 5jährigen noch hin? Bis 4%? Okay vielleicht, aber mehr ist nach derzeitigem Kenntnisstand auf keinen Fall zu erwarten und bis dahin parkst du das Geld mit 2,5% und verlierst jeden Tag 1%/360. Man kann sich nämlich auch "tot warten". Lieber ein Drittel jetzt zu 3,50%, das nächste Drittel bei 3,75% und hoffen, das letzte Drittel noch mit 4% loswerden zu können. So hat man wenigstens mal einen Fuß in der Tür, falls es bei den mittelfristigen Laufzeiten vom aktuellen Niveau aus wieder abwärts geht.


    Der größe Irrglaube ist nämlich, dass viele Leute meinen, die Leitzinsen stünden in einem Zusammenhang mit mittel- oder langfristigen Laufzeiten. Das ist eben nicht der Fall und wenn die EZB bis Sommer noch insgesamt 100 Basispunkte drauf packt, wird sich das bei den langen Laufzeiten 5 bis 10 Jahre kaum auswirken. Viel entscheidender, als genau den Hochpunkt zu erwischen, ist doch die Frage, wo in zwei Jahren 3jähriges Festgelt stehen wird. Während ich noch aus dem 5Jahres-FG aus 2023 drei Jahre lang 3,50% bekomme, bekommts du für ein 3jähriges Festegeld dann vielleicht noch 2,0 bis 2,5%. Und dazu kommt die Frage: Mit welchem Zinssatz hast du die Zeit bis dahin überbrückt?

    Ich bin generell kein Fan von Festgeld, den die Festgelder mit kurzer Laufzeit von 6-18 Monaten liegen eh unter den Tagesgeldangeboten, und langfristige Bindungen mag ich nicht.

    Was den Leitzinssatz betrifft: Nehmen wir mal konservativ an er steigt auf maximal 3,75%, bleibt bis Jahresende dort und sinkt dann in kleinen Schritten auf langfristig stabile 2,75% ab.

    Dann nehmen wir als Referenz die Situation von 2008 als bei einem Leitzinssatz von damals 4,25% bei Kaupting Edge 5,65% aufs Tagesgeldkonto, also 1,4% über Leitzinssatz. Bezogen auf 2,75% Leitzinssatz wären das dann also 4,15%.

    Damit ergäbe sich etwa folgende Tabelle:

    Tagesgeld: 4,15%

    Festgeld 6 Monate: 3,25%
    Festgeld 12 Monate: 3,75%
    Festgeld 18 Monate: 4%
    Festgeld 24 Monate: 4,15%
    Festgeld 3 Jahre: 4,25%
    Festgeld 4 Jahre: 4,35%
    Festgeld 5 Jahre: 4,45%

    Das ist jedenfalls das was ich mir erhofen würde.

  • Was du dir erhoffst, spielt leider keine Rolle ;) und Hoffnung ist eh kein guter Ratgeber in Vermögensfragen. Das, was du da skizzierst, geht vollkommen an den aktuellen Markterwartungen vorbei und wenn ich in den letzten 40 Jahren eins gelernt habe: Man sollte nie versuchen, schlauer als der Markt zu sein. Außerdem scheinst du vollkommen auszublenden, das wir aktuell eine unregelmäßige, in Teilen inverse Zinsstrukturkurve haben und es keine Anzeichen gibt, warum sich das in den nächsten sechs Monaten ändern sollte.

    3 Mal editiert, zuletzt von zardi77 ()

  • Dann nehmen wir als Referenz die Situation von 2008 als bei einem Leitzinssatz von damals 4,25% bei Kaupting Edge 5,65% aufs Tagesgeldkonto, also 1,4% über Leitzinssatz. Bezogen auf 2,75% Leitzinssatz wären das dann also 4,15%.

    Kaupthing als Referenz? =O Wir wissen doch alle, wie das ausgegangen ist!?

  • Bis 4%? Okay vielleicht, aber mehr ist nach derzeitigem Kenntnisstand auf keinen Fall zu erwarten ...

    Auf keinen Fall? Woher nimmst du diese Sicherheit in diesem Punkt? Ich lese gerade (Reuters) Bundesbankchef Joachim Nagel hält darüber hinaus (über die bereits angekündigte März-Erhöhung von 0,5 Prozentpunkten) weitere deutliche Zinsschritte für womöglich angebracht.

  • Nicht auf keinen Fall, sondern nach derzeitigem Kenntnisstand auf keinen Fall und zwar "zu erwarten". Es geht also um die Sicherheit der Erwartung nach derzeitigem Kenntnisstand. Immer genau lesen! Wie es kommen wird, weiß niemand und eine Sicherheit gibt es erst recht nicht.


    Ich bezog die 4% aber nicht auf die Leitzinsen, sondern auf die Zinsen für 5jähriges Festgeld. 4% beim Leitzins sind eigentlich ziemlich klar, am Ende sogar vielleicht 4,25 oder gar 4,50%. Um aber mehr als 4% bei einem 5jährigen Festgeld zu bekommen, müsste entweder der Leitzins deutlich über 4% gehen oder sich die Inversität der Zinsstrukturkurve aufheben. Solange aber der Markt erwartet, dass beim Leitzins zwischen 4 und 4,5 der Zinshöhepunkt erreicht ist und es Anfang 2024 wieder abwärts geht, wirst du keine Bank finden, die dir für 5 Jahre deutlich mehr als 4% zahlt.


    Der Markt erwartet bei den Leitzinsen derzeit


    16.03. +50 auf 3,50 (gilt als ziemlich sicher)

    04.05. +25 auf 3,75 (könnten auch +50 werden)

    15.06. +25 auf 4,00 (könnten auch +50 werden)


    Dann wären wir bei einem Leitzins zwischen 4 und 4,5%. Wörtlich sagte Nagel: "Aus meiner heutigen Sicht braucht es weitere signifikante Zinserhöhungen." Das denke ich, stellt niemand in Abrede, nicht einmal Lagarde, aber zwischen dem, was Falke Nagel im Vorfeld sagt, um Taube Lagarde unter Druck zu setzen und dem, was die EZB dann entscheidet, hat es auch schon in der Vergangenheit immer eine Diskrepanz gegeben. Was ist denn überhaupt "signifikant"? Selbst 2x 25 Basispunkte können je nach Sichtwiese schon signifikant sein.


    Lagarde hat sich heute auch geäußert, sich aber etwas moderater ausgedrückt und hinzu gefügt: "Wir möchten nicht die Wirtschaft abwürgen. Das ist nicht unser Ziel." Daran sieht man ja schon, wie es laufen könnte und dass am Ende irgendwo bei 4 bis 4,5% Schluss sein dürfte. Das ist zumindest der Marktkonsens, was nach derzeitigem Kenntnisstand bei den Leitzinsen zu erwarten ist und die Anleger werden am 16.03. genau hinhören, was Lagarde sagt. Vielleicht ändert sich dann die Erwartung und der Markt stellt sich auf ein anderes Szenario ein. Kann sein, das wird man sehen. Man braucht danach nur die Reaktion an den Anleihemärkten zu verfolgen.


    Es kann auch sein, dass ich nach Lagardes Rede am 16.03. oder 04.05. oder 15.06. zum Beispiel sage, dass nach derzeitigem Kenntnisstand bei einem Festgeld auf 5 Jahre maximal 4,5% zu erwarten sind. Ich weiß ja heute nicht, was sie sagen wird. Das ändert aber nichts daran, dass nach heutigem Kenntnisstand auf keinen Fall mehr als 4% zu erwarten sind, denn in diese Erwartung ist ja eine dreimalige Erhöhung der Leitzinsen bis zum 15.06. schon eingepreist. Mehr als 4% auf 5 Jahre bekommst du nur dann, wenn sich die Realität anders entwickelt, als es der Markt heute erwartet.

    Einmal editiert, zuletzt von zardi77 ()

  • Trotzdem sehe ich da keinen wirklichen Sinn ein 3-5jähriges Festgeld abzuschliessen.

    Wenn jemand nur 3,5% auf sein Festgeld bekommt aber auch das Tagesgeld im 1,6...3,75% sagen wir durchschnittlich 2,25% bekommt sehe ich keinen Sinn wegen den läppischen 1,25% Unterschied eine 3-5jährige Bindung einzugehen.

    Anders war es noch zu DM-Zeiten, wo es noch kaum Tagesgeld gab sondern nur Sparbücher und Festgeld üblich waren, und man sich oft mangels Internetzugang auch nicht so gut informieren konnte. Da war dann zwischen 2,25% auf dem Sparbuch und 7,75% Festgeld ein satter Unterschied, der die Bindung rechtfertigt hat.

  • Ich kann mich nur wiederholen: Nach den derzeitigen Markterwartungen wird es nicht möglich sein, in den nächsten 5 Jahren einen durchschnittlichen Tagesgeldzins von 2,25% zu bekommen. Lass uns einfach 2025 noch einmal drüber reden ;)

  • Auf keinen Fall? Woher nimmst du diese Sicherheit in diesem Punkt?

    Marktforscher und Internetforen taugen gut als Kontra-Indikator.


    Ich setze also mal auf deutliche Zinserhöhungen über 4 % hinaus, um die Inflation vom Galoppieren abzuhalten.


    Ich rechne allerdings auch nicht damit, daß letzteres funktionieren wird. 😎

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