Kult, Kritik, Kommerz und Markt - wie geht es weiter mit Apple?

  • Zitat

    Original geschrieben von 7650w
    Manchmal frage ich mich wie alt Ihr seid bzw. welchen schulischen oder beruflichen Background Ihr habt.
    Nimm es bitte nicht persönlich aber bei Deiner "Rechnung" musste ich laut lachen.


    Bei mir löst sowas eher ungläubige Fassungslosigkeit aus. Entweder funktioniert die Kombination aus Nachdenken und Schreiben nicht oder das Bildungsniveau bringt eben selbst mit Nachdenken solch skurrile Ergebnisse hervor...

  • Ausbeutung gibt es schon immer; das ist richtig, das macht es aber auch nicht besser. Und es ist nicht richtig, dass Ausbeutung Schicksal und vermeidlich ist. Das ist auch geschichtlich einfach Unsinn.


    Es mag sein, dass dem ein oder anderen ein schönes I-Phone oder eine Gehaltserhöhungen wichtiger sind als gute Arbeitsbedingungen in Entwicklungs- oder Schwellenländern, obwohl ich glaube, dass man diesen Egoismus in der Bevölkerung auch nicht überschätzen sollte. Ich finde es jedenfalls weiter absolut legitim, auf solche Missverhältnisse hinzuweisen. Das ist auch erfolgreich oft so geschehen: Dank kritischer Medienberichterstattung mussten schon viele Konzerne ihre Arbeitsbedingungen und Umweltpolitik verbessern. Das ist das Gute an der Globalisierung: Sie macht Ausbeutung auch in anderen Ländern sichtbar und gibt die Chance, gegen sie vorzugehen.


    @rakassel: Es tut mir leid, dass Du den Vergleich nicht verstanden hast. Ich habe nicht geschrieben, dass Apple ein Mörder ist. Ich habe damit nur darauf hinweisen wollen, dass es keine Gleichheit im Unrecht gibt, auch nicht im moralischen Unrecht. Und daher zieht m.E. das Argument, dass das doch alle so machen, überhaupt nicht.


    Komisch finde ich, dass sich einige durch die Kritik an Apple anscheinend auf den Schlips getreten fühlen. Man könnte auch einfach sagen: Okay, da gibt es ein Problem, da muss man etwas machen. Dass das nicht unmöglich ist, hat ja Apple bereits bewiesen, als das Unternehmen das erste Mal auf die Kritik an den Arbeitsbedingungen reagiert hat. Mitleid mit einem Unternehmen wie Apple (oder Samsung, Sony, Philips etc.) ist m.E. hier nicht wirklich angebracht.

    Ich will immer Herbst. Ich will immer Küste. Ich will immer Norden.

  • Zitat

    Original geschrieben von Robert Beloe
    @rakassel: Es tut mir leid, dass Du den Vergleich nicht verstanden hast. Ich habe nicht geschrieben, dass Apple ein Mörder ist. Ich habe damit nur darauf hinweisen wollen, dass es keine Gleichheit im Unrecht gibt, auch nicht im moralischen Unrecht. Und daher zieht m.E. das Argument, dass das doch alle so machen, überhaupt nicht.


    Ich habe Dich genau verstanden. Und schon deshalb ist der Vergleich mit einem Mörder völlig daneben. Davon abgesehen verstehst Du offensichtlich nicht, dass Apple für die (uns nur über mehrere Ecken bekanntgewordenen und auch nicht zu verifizierenden) Zustände im Foxconn-Werk höchstens in der Mitverantwortung steht. Und genau in diesem Fall geht es vor Gericht (wo Du Dich ja so gut auszukennen meinst) erst einmal um den Hauptverantwortlichen. Nur in der Berichterstattung nicht. Und Du bist ein typisches Opfer von schlechtem Journalismus, übernimmst fremde Meinungen offensichtlich unüberlegt und unreflektiert.


    Und wenn Du mich schon anschreibst, wäre ich für die Mühe, meinen Namen richtig zu schreiben, dankbar.


    P.S.: Zumindest mir ist es völlig egal, ob es um Apple oder Samsung oder Nokia geht. Mir geht es nur um die volksverdummende Berichterstattung.


  • Danke für diesen Beitrag!
    Man darf sich durchaus Gedanken machen, unter welchen Randbedingungen ein Produkt entstanden ist. Es gibt z.B. auch fair gehandelte Produkte wie Kaffee/Tee/Bekleidung, warum nicht auch fair produzierte elektronische Geräte? Ich würde solch ein Gerät sicher bevorzugen.


    Wenn ich z.B. wüsste, dass es einem Mitarbeiter der Produktionskette besser geht WEIL er ein Apple Gerät hergestellt hat, dann würde ich dies bevorzugen. Derzeit kann ich aber nur erkennen, dass es Apple besser geht, wenn ich ein solches kaufe.


    Und die Frage auf "Warum immer Apple und nicht HTC, Samsung etc", kann man auch ganz einfach beantworten:
    Da Apple mit dem Verkauf der Produkte traumhafte Renditen erzielt, was ja nur durch Ausbeutung möglich ist (siehe Beitrag von laudanum), stehen sie natürlich an 1. stelle, wenn es um Kritik geht.

  • Zitat

    Original geschrieben von ra-kessel
    Ich habe Dich genau verstanden. Und schon deshalb ist der Vergleich mit einem Mörder völlig daneben. Davon abgesehen verstehst Du offensichtlich nicht, dass Apple für die (uns nur über mehrere Ecken bekanntgewordenen und auch nicht zu verifizierenden) Zustände im Foxconn-Werk höchstens in der Mitverantwortung steht. Und genau in diesem Fall geht es vor Gericht (wo Du Dich ja so gut auszukennen meinst) erst einmal um den Hauptverantwortlichen. Nur in der Berichterstattung nicht. Und Du bist ein typisches Opfer von schlechtem Journalismus, übernimmst fremde Meinungen offensichtlich unüberlegt und unreflektiert.


    Und wenn Du mich schon anschreibst, wäre ich für die Mühe, meinen Namen richtig zu schreiben, dankbar.


    P.S.: Zumindest mir ist es völlig egal, ob es um Apple oder Samsung oder Nokia geht. Mir geht es nur um die volksverdummende Berichterstattung.


    Da Apple zur Wahl eines bestimmten Zulieferers nicht gezwungen wird, trägt das Unternehmen hier schon eine Verantwortung. Mit dem gleichen Argument könnte man auch sagen, dass die Kaffeemultis und Unternehmen wie Nestlé früher keine Verantwortung an Niedrigstlöhnen zum Beispiel für Kaffeebauern trugen, da diese den Kaffee ja nur über Zwischenhändler beziehen... (Und hier hat die Kritik an den niedrigen Löhnen übrigens schon etwas verändert.) Nein, so einfach kann sich ein Unternehmen mit einer Marktmacht wie Apple hier m.E. nicht kleinmachen, und ich denke auch nicht, dass das Unternehmen dies tun wird.


    Übrigens sorry für den falsch geschriebenen Namen. Dennoch vermute ich, dass eine weitere Diskussion zwischen uns nicht sinnvoll ist, unter anderem, da Du mich ja für so unreflektiert hältst. Wenn man das einem Diskussionspartner unterstellt, erleichtert und versachlicht das Debatte bekanntlich eher nicht.

    Ich will immer Herbst. Ich will immer Küste. Ich will immer Norden.

  • Zitat

    Original geschrieben von Robert Beloe
    Da Apple zur Wahl eines bestimmten Zulieferers nicht gezwungen wird, trägt das Unternehmen hier schon eine Verantwortung. Mit dem gleichen Argument könnte man auch sagen, dass die Kaffeemultis und Unternehmen wie Nestlé früher keine Verantwortung an Niedrigstlöhnen zum Beispiel für Kaffeebauern trügen, da diese den Kaffee ja nur über Zwischenhändler beziehen... Nein, so einfach kann sich ein Unternehmen mit einer Marktmacht wie Apple hier m.E. nicht kleinmachen, und ich denke auch nicht, dass das Unternehmen dies tun wird.


    Sorry, wenn ich mich wiederholen muss:
    Foxconn ist kein Kaffee-Zwischenhändler, Foxconn ist ein börsennotiertes, weltweit tätiges Großunternehmen, welches laut Wikipedia rund 21.000 Patente hält.


    Dass Apple in der sozialen Mitverantwortung steht, keine Frage. Aber ist das die Botschaft in der aktuellen Berichterstattung? Und ist das der Tenor der (in meinen Augen fragwürdigen) Kritik in diesem Thread? Oder ist man hier - gestützt durch die quotenheischende Berichterstattung - nur glücklich darüber, vermeintliche Schuld beim großen Apple-Konzern anprangern zu können?


    Wer die soziale Verantwortung konsequent zu Ende denkt, kommt zum Ergebnis, dass jeder Käufer in der Mitverantwortung steht. Und wer von den großen Kritikern hier nutzt denn die eigene Marktmacht und kauft nur noch fair hergestellte und vertriebene Kleidung. Und wer kauft die billige Milch im Discounter, bei der die hiesigen Bauern wirtschaftlich ausgequetscht werden?

  • ra-kessel: Natürlich hat der Verbraucher (edit: typo) eine gewisse Macht, und er trägt wirklich eine gewisse Verantwortung, wobei das mE für einen Hartz IV-Empfänger weniger gilt als einen Vorstandschef. Aber da die Verhältnisse für einen Verbraucher weniger transparent sind als für einen Großauftraggeber wie Apple, ist die Verantwortung eines solchen Unternehmens ohne Zweifel größer. Apple könnte ja zum Beispiel, um vernünftige Arbeitsbedingungen sicherzustellen, die Produktion auch in Eigenregie durchführen. Das macht das Unternehmen aber nicht, u.a. um Geld zu sparen, vielleicht auch um Produktionsexpertise nutzen zu können. Das finde ich völlig okay und legitim. Aber dann fände ich schon richtig und notwendig, wenn ein Unternehmen sich anschaut, unter welchen Verhältnissen Arbeiter bei so einem Zulieferer produzieren müssen. Es ist ja nicht so, als müsste Apple unter allen Umständen bei Foxconn produzieren, und es ist auch nicht so, dass Apple auf die Verhältnisse bei Foxconn nicht gewaltig Einfluss nehmen könnte. 'Das lagern wir aus, dann brauchen wir uns auch um dieses Sozial-Gedöns nicht zu kümmern' ist mE jedenfalls keine Option - und passt im Übrigen nicht so ganz zum Markenversprechen Apples.


    Die Kaffeezwischenhändler waren zum Teil übrigens auch nicht so kleine Unternehmen.

    Ich will immer Herbst. Ich will immer Küste. Ich will immer Norden.

  • Dazu kann ich nur (von mir nicht hinterfragtes) Drittwissen beisteuern.
    Apple ist seit Mitte 2012 Mitglied in der FLA.


    Zitat Wikipedia: "Die FLA ist ein Zusammenschluss von Universitäten, Nichtregierungsorganisationen und Unternehmen und verfolgt das Ziel, Arbeitsrecht und Arbeitsbedingungen weltweit zu verbessern. Zu den Mitgliedern zählen unter anderem Firmen wie Adidas, Apple, H&M, Nestlé und Puma sowie diverse US-amerikanische Universitäten."


    Die FLA hat die Zustände in den Foxconn-Werken mehrfach untersucht.


    Selbstverständlich kann Apple Einfluss auf Foxconn nehmen, Arbeitsbedingungen in einer bestimmten Art und Weise zu gestalten. Mitverantwortung, schrieb ich ja. Aber macht Apple das nicht? Mir sind weder positive noch negative Details bekannt. Foxconn soll 2012 die Bezüge seiner Mitarbeit um bis zu 25% erhöht haben. Aus reiner Nächstenliebe wird das nicht geschehen sein.


    Und gerne nochmal zurück zur Mitverantwortung des Verbrauchers: Für die großen Kritiker hier sind die Zustände im Foxconn-Werk doch eindeutig. Und sie werden doch irgendwo schon mal gehört oder gelesen (vermutlich eher gehört, lesen bildet ja - sorry für die Polemik) haben, dass Kleidung aus Bangladesh ebenso wie Milch aus dem Discounter die jeweiligen Erzeuger stark wirtschaftlich benachteiligt. Und was wird als Ausdruck der Verantwortung getan?


    Auf dem warmen Sofa kritisiert's sich eben leichter als eigene Verantwortung zu übernehmen...

  • Woher kennst Du denn das persönliche Kaufverhalten der einzelnen Kritiker hier? Vielleicht gibt es hier ja tatsächlich Leute, die aus genau diesen Gründen keine Billigmilch oder Kleidung von kik oder H&M kaufen. Mit dem Vorwurf (vielmehr: der Unterstellung) der Scheinheiligkeit ist man immer schnell bei der Hand, aber er entkräftet nicht Kritik an problematischen Arbeitsbedingungen.


    Und wir sollten auch nicht so tun, als wenn selbst ein solventer Bürger ähnlich große Möglichkeiten hätte, Produktionsprozesse zu beeinflussen wie ein internationaler Konzern mit einer mehr als prall gefüllten Geldbörse.

    Ich will immer Herbst. Ich will immer Küste. Ich will immer Norden.

  • Zitat

    Original geschrieben von Robert Beloe
    Woher kennst Du denn das persönliche Kaufverhalten der einzelnen Kritiker hier?


    Ich habe als Ausdruck meiner Unwissenheit eine kritische Frage gestellt. Das ist weit weniger vorwurfsvoll oder gar unterstellend als die Kritik, die hier von ebenso Unwissenden an Apples Geschäftsgebaren geäußert wird. Über den Punkt, an dem gefragt wird "Was tut Apple dagegen?", sind doch sowohl die Journaille wie auch die Sofa-Kritiker hier weit hinaus.


    Außerdem bist Du doch der Fan von Mitverantwortung. Schließlich ist Foxconn der Hauptverantwortliche, nicht Apple. Und jeder Käufer steht in der Mitverantwortung, mehr habe ich nicht geschrieben. Und wer meint, er müsse mit Steinen werfen - von der Geschichte mit dem Glashaus sollten doch die meisten mal gehört haben...


    P.S.: Und na klar, 93% der Kritiker hier kaufen im Dritte-Welt-Laden. ;)

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