Das israelische Militär fordert alle Zivilisten auf den nördlichen Gazastreifen zu verlassen und sich im den südlichen Gazastreifen in ‚Sicherheit‘ zu bringen. Das würde etwa die Hälfte der um 2 Millionen Bewohner betreffen.
Das ist extrem zynisch da die Palästinenser im Gazastreifen ja defacto kaum eine Möglichkeit haben diesen zu verlassen.
Auf der einen Seite das Meer. Auf der anderen Seite Isreal als Nachbar die niemanden, nichtmal zur direkten Druchreise ins Westjordanland durchlassen. Und dann gibt es noch eine Grenze zu Ägypten, aber die lassen auch nur unter sehr strengen Bedingen Palästinenser aus dem Gazastreifen einreisen.
Trübt evtl. etwas die Freude über das bestialische Abschlachten von Männern, Frauen, und Kindern!
Soldaten sind übrigens auch Menschen!
Einerseits ist das Abschlachten von israelische Zivilisten zwar in der Tat niederträchtig und nur schwer zu entschuldigen, aber andererseits haben sind Palästinenser und auch die Hamas ja Israel militärisch so weit unterlegen, das sie keine gezielten, ethisch vertretbaren Angriffe auf unbelebte Infrastruktur oder miltärische Einrichtungen ausführen können.
Die Palästinenser und die Hamas haben keinerlei Luftwaffe, aber Israel ist extrem stark in allen militärischen Bereichen, und hat sogar seinen Iron Dome der die meisten Raketenangriffe abwehrt.
In den letzten Jahrzehnten lief es immer wieder so das die Palästinenser zwar Raketen auf Isreal geschossen haben, aber damit nur ein paar gebrochene Fensterscheiben und ein paar Leichtverletzte verursacht haben, aber der israelische Gegenschlag nicht nur vielleicht 5 Hamas-Terroristen getötet hat sondern auch noch 40 Zivilisten getötet und 70 Zivilisten verletzt, sowie weitere 150 Zivilisten obdachlos gemacht hat.
Wenn man sowas über Jahrzehnte immer wieder erlebt, bekommt men eben einen Hass auf den Gegner, dazu muss man kein Extremist sein. Und da kann man es den Leuten nicht wirklich verübeln, wenn sie sich freuen das man endlich nach vielen Jahrzehnten unentlich vieler eigener Niederlagen endlich auch mal dem Gegner einen Schaden verpassen konnte.
Die Hamas wird es danach nicht mehr geben dürfen, die wollen den Märtyrer-Tod sterben. Denen sind auch die Palästinenser egal, es geht einzig und allein um die Zerstörung Israels und der Errichtung eines islamischen Staates.
Die Zustimmung zur Hamas liegt im Gazastreifen um die 80-90 Prozent, nicht umsonst konnte diese Terrororganisation sich dort breitmachen. Man kann mit denen auch nicht verhandeln, da sie der verlängerte Arm anderer Staaten sind - mit diesen Staaten kann man reden - und da ist die Frage in wie weit die eingreifen wollen.
Allerdings muss man sagen das die Palästinenser im Gazastreifen schon seit dem Oktoberkrieg 1973 keine wirkliche Perspektive auf lebenswürdige Existenz haben, sondern schon seit 50 Jahren quasi in einer Art grossem Freiluftgefängnis leben.
Da muss man kein Islamist sein um sich zur radikalisieren. Die Hamas steht zwar der Al-Nusra Front und den Muslimbrüdern nehe und ist islamistisch geprägt.
Aber auch ganz normale Palästinenser die keinen Islamischen Staat woll, wollen einfach etwas Besseres als in ihrem Freiluftgefängnis dahinvegetieren.
Ob ein eigenständiger Staat oder Autonomie innerhalb Isreals ist nicht dir Frage, aber wichtige wäre eine halbwegs faire Verteilung von Gebiet und Ressourcen, das was im UN Teilungsplan von 1947 vorgesehen war, darüber könnte man reden.
Der Friedensprozess der 90er und 00er Jahre war ehrlich gesagt eine ziemliche Farce, denn die Gebiete die man den Palästinensern zugestanden hätten wären zu klein, ohne Transitrecht zwischen Gaza und Westjordanland, ohne genug Hinterland für Industrie und Landwirtschaft, ja sogar ohne genug eigenes Wasser und ohne Potential selbst für Strom und Telekommunikation sorgen zu können. Eine solche Unabhängigkeit wäre nichts wert.
Militärisch gesehen, muss Israel die Hamas möglichst hart ausrotten, und das werden die auch machen, wenn sie keiner bremst. Und wie wir wissen, lassen sich die Israelis nicht bremsen. Die Hamas würde dann auch nach einer Erholungsphase wieder zuschlagen, und jedesmal härter und noch besser vorbereitet.
Ich bin mir sicher, Gaza wird zu mindestens 50 % komplett zerstört, um dann im Norden eine entmilitarisierte Zone zu schaffen oder den Norden einseitig zu besetzen, und mit dieser Lösung können die Menschen in Gaza noch froh sein, sie zu haben. Gaza ist Hamasgebiet, und in keiner Weise palästinensisches Staatsgebiet mehr. Das haben die Palästinenser schon längst aufgegeben, bzw. deren Führung. Die ist auch machtlos gegen die Hamas.
Das wäre dann nur eine Fortführung des Status-Quo seit 1973.
Wenn Isreal Glück hätte dann zwar vielleicht die Hamas ausgerottet und die Palästinenser im Rest-Gazastrefen für 10-20 Jahre zu schwacht, aber die Situation wäre dann noch ungerechter als zuvor, und so eine Ungerechtigkeit bringt dann automatisch wieder Terrorismus hervor. Dann vielleicht unter neuem Namen und unter neuer Flagge. Aber spätestens dann ginge es wieder los.
Und damit wäre sowohl Isreael als auch die Welt noch gut bedient.
Realistisch wäre wohl das dann 1 Mio. Palästinenser aus dem Gazastreifen fliehen davon vielleicht ca. 200K ins Westjordanland, ca. 200K nach Ägypten und ca. 600K nach Europa (davon vielleicht 200K nach Deutschland).
Aber auch das Westjordanland ist realtiv unterwentwickelt und eh schon politisch höchst instabil, und in Ägypten sieht es nicht viel besser aus. Dann kommt es auch dort zu neuen Konflikten und es wird ein unkontrollierbarer Flächenbrand.
Und wenn man sieht wie gespalten in Europa die meisten Länder zwischen ultragrünen Grossstädten und Ballungsräumen und deutlich nach rechts gerückten Kleinstädten und Land sind, würde die Aufnahme von 600K Palästinensern aus dem Gazastreifen Europa noch weiter destabilisieren. Das würde mindestens zu entlichen Regierungskriesen führen, wenn nicht zu noch Schlimmeren.
Und dann ist es wirklich nicht mehr weit zum Dritten Weltkrieg.
*****
Das klügste was man machen kann wäre eine gemässigte Antwort Isreals, und nach einigen Jahren ein Angebot zu einer friedlichen Lösung, die auch den Palästinensern eine Perspektive bietet. Ob nur Autonomie oder Zweistaatenlösung ist garnicht so relevant, relevanter ist das Gebiete und Ressourcen halbwegs fair verteilt werden. Den Teilungsplan von 1947 könnte man als Grobvorlage nehmen.
Aber allein das was in den letzten 50 Jahren zwischen 1973 und 2023 passiert ist kann man nicht in 10 oder 20 Jahren ungesehen machen, und ewige Geduld wird auch niemand haben. Also ist es sehr, sehr schwierig die Fehler von damals wieder auszugleichen.