Huawei stellt Betriebssystem vor
Hongmeng, beziehungsweise HarmonyOS: Das ist der englische Name des neuen Betriebssystems von Huawei. Was Aussehen und Bedienung angeht, ähnelt Harmony den Konkurrenzsystemen von Apple (iOS) und Google (Android). Bisher laufen Huaweis Smartphones und Tabletcomputer mit dem Google-Betriebssystem Android und somit dürfte sich gefühlsmäßig für die meisten Nutzerinnen und Nutzer nicht viel ändern.
Betroffen von einem möglichen Betriebssystem-Update auf HarmonyOS ist aber sowieso zunächst nur Huaweis Kundschaft in China. Alle, die Huawei-Telefone und -Tablets in Europa gekauft haben, müssen sich also erstmal nicht umstellen.
Für die chinesischen Staatsmedien geht es bei Huaweis neuem Smartphone-Betriebssystem in erster Linie um etwas anderes, nämlich um den Image-Erfolg für den größten Technologiekonzern der Volksrepublik. Die staatliche chinesische Propagandazeitung "Global Times" schrieb, dass mit Huaweis neuem Betriebssystem der "Mythos der technischen Überlegenheit der USA" gebrochen sei.
Internationale Analystinnen und Tech-Experten drücken sich zurückhaltender aus. John Artman zum Beispiel. Er ist Tech-Experte bei der Hongkonger Tageszeitung "South China Morning Post". Er sagt: Huawei habe mit HarmonyOS softwaremäßig vorgelegt, nun müsse das Unternehmen aber auch dafür sorgen, dass die Kundschaft genügend Apps zur Verfügung hat. "Die Sache ist, dass man Android-Apps auf Geräten mit HarmonyOS nicht nutzen kann. Für alle Firmen, die ein neues eigenes Smartphone-Betriebssystem etablieren wollen, ist das das alles Entscheidende: Sie müssen App-Entwickler von der eigenen Plattform überzeugen."
Durch das eigene Betriebssystem macht sich Huawei nun zwar softwaremäßig unabhängig von den USA. Hardwaremäßig bleibt es aber das viel größere Problem: Der weltweit umstrittene, weil staatsnahe chinesische Konzern kann nicht mehr wie früher alle Hochleistungs-Computerchips der führenden internationalen Hersteller nutzen, wegen politischer Sanktionen der US-Regierung. Nach Ansicht von Analystinnen und Analysten ist also völlig offen, ob Huawei in den nächsten Jahren technologisch überhaupt noch mithalten kann mit anderen Smartphone-Herstellern.
"Wenn man Huawei-Fan etwa in Europa ist, dann sollte man sich grundsätzlich schon überlegen, ob das nächste Telefon vielleicht auch mal von einem anderen Hersteller sein darf", sagt Tech-Reporter Artman aus Hongkong. "Denn es ist unklar, wie lange Huawei überhaupt noch Smartphones herstellt."