Roaming in Großbritannien nach dem endgültigen Brexit (2021)

  • Das soll ein Sammelthread werden für die Beobachter der Roamings in Großbritannien. Nach dem endgültigen Brexit ist die Zugehörigkeit zum EU-Roamingabkommen auch ausgelaufen. D.h. alle EU/EWR-Betreiber dürfen wieder Aufpreise für Roaming in Großbritannien nehmen wie vor Roam like at home (2017) und die britischen Betreiber auch Aufpreise auf dem Kontinent. Ob das so kommt, ist momentan noch nicht nicht klar, aber es kann ziemlich unübersichtlich werden, wie die Schweiz zeigt.


    Es geht hier also um folgende jeweils komplementäre Sachverhalte:

    • das Roamen der deutschen Betreiber in Großbritannien (und Gibraltar)
    • das Roamen der britischen Betreiber in der EU/EWR und insbesondere in Deutschland
    • das Roamen der anderen EU-Betreiber in Großbritannien (und Gibraltar)

    Der Thread soll sozusagen als Off-Spring der R@h-Threads Der "Roam at Home" Wiki Thread sammeln, welche Erfahrungen und Erkenntnisse User haben. 2021 wird von der Frage deutlich geprägt werden, sobald Reisen wieder vermehrt möglich sein wird. Dabei geht es weniger um die persönlichen Einschätzungen der Nutzer, ob jetzt Betreiber XY Aufpreise einführen wird oder nicht, sondern ganz klar, die Erfahrungen und Erkenntnisse. Diese Preise sind meist sehr versteckt auf der Roamingpreisliste, die wiederum sehr versteckt auf den Websites ist. Da die Betreiber gesetzlich nicht mehr gebunden sind, kann alles passieren.


    In Deutschland bekommen wir sicher mit, wenn Telekom, Vodafone oder o2 wieder Aufpreise einführen, dennoch muss man ein Auge drauf halten. Auch in GB werden EE, o2, Vodafone und Three das wohl publizieren, aber alle anderen Betreiber in Europa können auch höchst unterschiedlich reagieren. Hierzulande benutzen auch viele britische SIM-Karten, da sie unregistriert sind und leicht über eBay erhältlich und manchmal erstaunliche Preise haben, wie wir im R@h-Thread gezeigt haben. Daher sollte man in Zukunft immer die Roamingpreisliste zu Rate ziehen, bevor man nach GB fährt oder einen GB-Betreiber hierzulande nutzt.


    Eigentlich ist es ganz einfach: Man muss nur nachschauen, ob Großbritannien (oder Gibraltar) weiter in der EU-Gruppe stehen oder in die "sonstige Europa-Gruppe" umgruppiert worden ist. Bei Vodafone prepaid CallYa ist das ein Unterschied zwischen Inlandstarif und 4000 € pro GB. Darum ist dieser Thread auch im allgemeinen Forum angesiedelt, weil für Vertragskunden die Falltiefe idR höher ist als für Prepaidkunden.


    Stand 1.1.2021: Bisher hat kein britischer oder EU/EWR-Betreiber Aufpreise angekündigt, im Gegenteil, die Briten versprechen heilig (zunächst) keine zu nehmen, was uns bei R@h natürlich freut. Es gibt zwar eine Guidance Warning der britischen Regierung https://www.gov.uk/guidance/us…e-in-eu-and-eea-countries dass das eintreten könnte, aber bisher sagen alle Betreiber, dass sie das natürlich nicht machen: https://www.dailymail.co.uk/sc…pe-transition-period.html Einige Europäer z.B. in Irland haben sogar versprochen, das "nie" zu tun. Mal sehen, wie lange das Versprechen hält.


    In der verbliebenen EU wäre die Versuchung für manche Betreiber höher, aber auch hier will keiner bisher vorpreschen. Leider ist es oft nicht so einfach, die Preistabellen für Roaming zu lesen. Mal zwei Beispiele, wie Betreiber das Verklausulieren:

    • Drei in Österreich schreibt hier https://www.drei.at/de/info/ro…6-2017/laenderuebersicht/ auf seiner Länderübersicht im Sternchentext: Aufgrund des EU-Austritts von Großbritannien (inkl. Nordirland) am 31.1.2020 wird Großbritannien (inkl. Nordirland) noch bis 31.12.2020 zur Zone EU gerechnet. Ab dem 1.1.2021 wird eine vereinbarungsgemäße Zuordnung zur Zone 1 vorbehalten.Nur "vorbehalten" heißt nicht, dass sie es machen werden, sondern nur es sich "vorbehalten".
    • Orange in Polen ist auch so ein Fall. Dort hält man von Rl@h wenig, weil es die niedrigen Inlandspreise gefährde und ist potentieller Abschaffungskandidat. Da steht auf der Roamingseite https://www.orange.pl/view/roamin im Kleingedruckten (übersetzt mit Google): "Darüber hinaus wurde aufgrund einer Gesetzesänderung, die sich aus dem am 1. Februar 2020 ab dem 1. Januar 2021 in Kraft getretenen Abkommen über den Austritt des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland aus der Europäischen Union (sogenannter Brexit) ergab Großbritannien und Gibraltar von Gebiet 1 (EU) nach Gebiet 2 - "mehr Europa" verlegt. Gleichzeitig möchten wir Sie über die Einführung der Aktion "Roaming in Großbritannien wie in der EU" informieren, dank derer das Roaming in Großbritannien bis zum 31. Mai 2021 die gleichen Kosten verursacht wie in anderen EU-Ländern (d.h. die gleichen wie zuvor)." Also hier wurde GB umgruppiert, aber eine Promo gestartet, wonach GB weiter bis 31.5.21 wie die EU berechnet wird. Das soll ein polnischer Trucker kapieren, der z. Zt. in GB gestrandet ist. Mal sehen, ob die Promo verlängert wird.....

    Ich möchte hier die konkreten Infos (weniger die Spekulationen, was wäre wenn) aus der genannten Problematik der einzelnen User sammeln, damit wir ein Bild bekommen, das sich u.U. im Laufe des Jahres verändert. Momentan laufen die Verträge der Telkos noch und fraglich ist, ob die Europäer oder Briten nach Abschaffung der Obergrenzen der Roaming-Großhandelsentgelte wieder zulangen und erhöhen werden. Die Wettbewerbssituation wird in einigen Ländern auch dafür entscheidend sein, das auf den Markt umzusetzen. Also es bleibt spannend.

  • o2 hat schon seit längerer Zeit folgenden Hinweis auf der Roaming Seite:

    Zitat

    Zone 1 (EU) gilt für Länder mit bestehender EU –Mitgliedschaft. Im Falle eines Austritts, wird das Land der Zone 2 zugeordnet.

    Spannend wäre natürlich, ob das auch schon in der Praxis so umgesetzt wird.

  • An o2/Telefónica bekommen wir eine Vorahnung, wie kompliziert das werden wird. Dieses Zitat ist alt, entscheidend ist, was in ihrer jeweils aktuellen Preisliste für Roaming drinsteht, denn nur die ist rechtlich verbindlich und da gibts neue Listen mit Stand 1.1.2021:

    Bei Postpaid ist es maximal kompliziert. Da wird Großbritannien umgruppiert von der EU-Gruppe 1 ind Gruppe 2: Soweit die Preisvorgaben gem. der genannten EU- Verordnung in einem Land nicht mehr anwendbar sind, fällt das Land automatisch in die Zone 2 und es gilt der für diese Zone ausgewiesene Preis.

    Bei Zone 2 steht dann: Hinweis: Für Großbritannien wird trotz Ausscheidens aus der EU bis zum 31.12.2021 weiterhin nur der Preis gem. Zone 1 (EU-reguliert) abgerechnet (Verlängerung vorbehalten).

    Also maximal unübersichtlich. Erst gruppiert man Großbritannien aus, um dann dann doch es so wie Zone 1 zu berechnen. Als Vorteil kann man sagen, dass sie das wohl bis zum 31.12.21 garantieren und sich eine Verlängerung vorbehalten. Also in etwa die Lösung, die auch Orange in Polen (s. #1) gewählt hat.


    Bei Prepaid sieht es aber anders aus. Da müssten sie laut der aktuellen Preisliste (Stand: 6.10.2020) Aufpreise nehmen. Denn da steht in der Preisliste auch: Soweit die Preisvorgaben gem. der genannten EU- Verordnung in einem Land nicht mehr anwendbar sind (z.B. nach Austritt eines Landes aus der EU), fällt das Land automatisch in die Ländergruppe 2 und es gilt der für diese Zone ausgewiesene Preis. #

    Aber anders als in der Postpaidliste fehlt der Zusatz, wonach keine Aufpreise genommen werden.

    Demnach sagen sie, dass sie für o2 prepaid Aufpreise nehmen..... Ich versuche das über Teltarif und o2 mal zu klären.

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  • Erst gruppiert man Großbritannien aus, um dann dann doch es so wie Zone 1 zu berechnen. Als Vorteil kann man sagen, dass sie das wohl bis zum 31.12.21 garantieren und sich eine Verlängerung vorbehalten.

    Wenn das so ist, finde ich das sehr kundenfreundlich. So ein bisschen wie an der Tankstelle, wo auch zuerst der Preis an der großen Anzeige erhöht wird, und erst einige Minuten später der Preis an den Zapfsäulen.

  • Na ja, man könnte Großbritannien auch gleich in der Gruppe 1 lassen, sich eine Umgruppierung für später vorbehalten. Kundenfreundich ist vielleicht das Resultat und das könnte man klarer darstellen. Die Gruppe 1 muss auch nicht "EU" heißen; es sind da auch Länder wie Norwegen, Island und Liechtenstein drin, wo die Regelung auch gilt, aber die nicht in der EU liegen.


    Mit diesem Hin-und-her mit den Gruppen sind viele Fragen offen:

    • Was ist jetzt mit Prepaid, wo dieser Satz, dass keine Aufpreise genommen werden, klar in der Liste fehlt? Werden also Aufpreise bei Prepaid genommen?
    • Was ist eigentlich mit Gibraltar? Gilt das bei o2 als Teil von Großbritannien? Ist das dann in Gruppe 2 oder wieder zurück in Gruppe 1? Roamt o2 überhaupt beim einzigen Anbieter dort: Gibtelecom?

    Ich finde Preislisten immer schlecht, wenn man dann am Schluss mehr fragen hat als vorher und die von o2 sind leider oft sehr schlecht geschrieben.


    Wie ich gerade sehe, machen es andere Sekundärmarken von o2 wie AldiTalk auch so. Erst ausgruppieren, dann über Fußnote wieder zurück:

    https://media.medion.com/s/ALD…Preisliste-01.01.2021.pdf

    (Neue Liste vom 1.1.2021)

    Also ist zu hoffen, dass dies für o2 Prepaid auch gilt und dieses Hin- und-her wohl juristische Gründe hat

    4 Mal editiert, zuletzt von wolfbln ()

  • Wenn man GB in Gruppe 1 packen würde wäre man fast ewig daran gebunden. Mit offiziell Gruppe 2 und einer freiwilligen, befristeten Einstufung als Gruppe 1 gibt es keine Risiken.


    Da die Gruppe 1 ja als EU-reguliert spezifiziert wird gilt die Änderung auch für Bestandskunden.

  • Leider ist es nicht so einfach, die Preislisten zu durchforsten und dann einfach zu schauen, in welcher Zone Großbritannien (incl. Nord-Irland) gelandet ist.

    • o2/Telefónica und seine meisten Zweitmarken gruppieren das UK inzwischen in die Schweiz-Gruppe ein, fügen aber über Fußnoten dazu, dass sie bis mind. 31.12.2021 keine Aufpreise nehmen und wie EU abrechnen werden
    • bei der Telekom findet auch diese Umgruppierung in den Rest Europas statt, mit verschiedenen Fußnoten, dass dies zunächst nicht umgesetzt wird, sich aber jederzeit ändern könnte. Die Telekom bezeichnet Großbritannien jetzt auch so. Früher hieß das Land bei Telekom "Vereinigtes Königreich". Großbritannien ist per Definition streng genommen eigentlich ohne Nord-Irland für Puristen.
    • bei Vodafone Germany hat man einfach die bekannte "EU-Zone" neu incl. Großbritannien, Island, Norwegen und Liechtenstein definiert: einfach und klar.
    • bei den Drillisch Marken ist noch eine alte Roamingliste verlinkt. Da gehört das UK weiter zur EU-Gruppe, allerdings mit dem inzwischen falschen Zusatz, dass diese Gruppe dem Geltungsbereich der EU-Roaming-Verordnung entspräche, was bei Großbritannien ja nicht mehr der Fall ist.
    • in Großbritannien selbst haben auch bisher alle 4 Netzanbieter (EE, Vodafone, o2, Three) und alle MVNOs Deutschland und die EU-Gruppe unangetastet gelassen
    • in Irland, Belgien, Niederlande, Österreich, Spanien, Frankreich und Italien gibt es auch bisher keine Veränderung der Anbieter was UK-Roaming angeht
    • der einzige Anbieter, den ich bisher in der EU finden konnte, der das UK neu mit Aufpreisen versehen hat und das auch ankündigte, ist LMT aus Lettland. Es könnten daher auch noch andere baltische Anbieter sein. Dort ist aber auf Prepaid-Karten Roaming sowieso sehr eingeschränkt oder streng limitiert.

    Einmal editiert, zuletzt von wolfbln ()

  • Nordirland wird zollrechtlich wie ein EU Mitglied behandelt, daher gelten dort wohl vorerst noch die Roamingregulierung. Aus diesen Grund ist bei der Telekom GB in Gruppe 1 und Nordirland teilweise in der Gruppe EU.


    https://www.zoll.de/DE/Fachthe…oll/brexit-zoll_node.html

    Wenn das so stimmt, dass die EU Regelung irgendwie in Nord-Irland weiterläuft, stellt sich ja die Frage, wie das von den Providern erkannt werden soll.


    Soweit ich weiß, geht das nur über die MCC und MNC, die ja für das ganze Königreich gleich sind. Es besteht kein Unterschied in der Kennung, ob man in England oder Nord-Irland ist.


    Bei einem ähnlich Fall Swisscom in der Schweiz (nicht-EU) und Swisscom in Liechtenstein (nicht EU, aber in der EWR und damit in der Regelung) wird das über die verschiedenen MCC gemacht. Bei Nord-Irland und Großbritannien sind die aber gleich.

  • Zoll und Zollrecht haben nichts mit der Anwendbarkeit der Roamingregulierung zu tun. Ersteres liegt am Protokoll zu Nordirland im Rahmen des Brexit-Vertrages, damit soll eine Grenze für Güter zwischen der EU/Republik Irland und UK/Nordirland vermieden werden, nennen wir es mal aus schlechter Erfahrung.

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