Suche anonyme SIM-Karte mit 60 GB Datenvolumen

  • Ich erwarte, dass es eine Selbstverständlichkeit ist, dass man eine SIM-Karte anonym bzw. frei kaufen und sie sofort und ohne Hindernisse freischalten und benutzen kann. Genauso, als ob ich normal Lebensmittel kaufen würde.

    Das magst du erwarten. Das ist aber seit 2019 mit der Verschärfung der Registrierungspflicht in Deutschland effektiv nicht mehr der Fall. Wie man dazu auch inhaltlich steht, man muss die Realität zunächst anerkennen, bevor man sie ggf. verändern möchte.


    Wie gesagt, es steht dir frei, eine SIM-Karte z.B. aus Großbritannien zu kaufen und sie dann hier zu betreiben. Da ist nichts dagegen einzuwenden. Du hast da Voxi genannt, eine Zweitmarke von Vodafone dort, die wir im Roam at home Thread schon länger besprechen. Die meisten Infos zur SIM stimmen zwar, aber Voxi ist denkbar schwer anonym zu bekommen.


    Voxi ist unechtes Prepaid, also alle direkten Zahlwege in bar, die du beschreibst wie direkte Aufladung per Bankautomat oder Ladebon gehen nicht. Du musst eine Debit- oder Kreditkarte dauerhaft damit verbinden. Damit wirst du sehr wohl identifizierbar. Du brauchst auch eine Kreditkarte, um den britischen Jugendschutz (Content Lock) zu entfernen. Nochmal: völlige Anonymität bekommst du so nicht hin, auch wenn die SIM zunächst nicht auf dich registriert ist.


    Ich sehe bei dir Anonymität eher als politisches Ziel, statt als konkreten Zweck z.B. Kommunikation gegen unbefugte Dritte sicher zu bekommen. Das mag ein falsches oder richtiges Ziel sein. Da scheiden sich die Geister. Aber da wirst du auf dieser Ebene nicht viel weiter kommen. Neben der SIM-Nummer wird dem Betreiber (oder den Sicherheitsbehörden) z.B. auch die IMEI-Nr. deines Handys übermittelt. Die konnte man vor langer Zeit noch ändern, inzwischen geht das nicht mehr. Die Behörden können also noch Jahre später sagen, ob ein Gespräch oder eine Internetverbindung von einem bestimmten Handy kam.


    Wenn du wirklich sichere Anonymität haben willst, geht das nur ohne Internet, mit einer neuen SIM für jedes Gespräch und danach das Handy entsorgen. Das machen manche wirklich so, aber die sind hoffentlich nicht dein Vorbild. Darum gebe ich dir weiter den Tipp, besser auf einer anderen Ebene anzusetzen, und nicht die SIM, sondern die Kommunikation bzw. Verbindung zu anonymisieren.

  • Was ich damit meine, kann man am Meldewesen in England und in Deutschland zeigen. In England gibt es keine Meldepflicht und die Leute haben keine registrierten Wohnsitze. Sie haben nicht mal Personalausweise. Das heißt aber nicht, dass Überwachungsbehörden nicht wissen, wo derjenige oder diejenige sich befindet z.B. über CCTV und andere Möglichkeiten.

    In Deutschland hast du einen gemeldeten Wohnsitz, wenn du kein Obdachloser bist. Ohne dem geht fast nichts. Über die Meldeadresse können Behörden leicht Vorladungen, Strafzettel, Urteile usw. an Dich durchreichen. Du musst dich aber nicht ständig dort aufhalten und so eine Adresse hat auch Vorteile, z.B. wenn du Verträge schließt.

    Es wäre also bei uns völlig sinnlos das Meldesystem versuchen, zu unterlaufen. Du bekommst keinen Job, kein Bankkonto usw. Du bist niemand. Dagegen ist es eine ganz andere Nummer für Behörden zu wissen, was konkret in deiner Wohnung vorgeht und darauf Zugriff zu bekommen. Dazu braucht es richterliche Verfügung und viel mehr. Du kannst dich also dort einbunkern und ziemlich dicht machen.

    Ähnlich ist es mit SIM-Karten. Sie sind nicht anonym in Deutschland. Die Schlacht ist geschlagen und verloren. Auch die "registrierungsfreien" im Ausland sind nicht völlig anonym, sondern sind oft rückverfolgbar über verschiedene Wege. Darum kämpfst du da auf verlorenen Posten. Ähnlich wie deine gemeldete Wohnung, kannst du aber deine SIM-Karte so einrichten, dass sie in ihrer Kommunikation und anderen Funktionalitäten relativ anonym bleibt. Dafür kann sie ruhig auf Dich oder deine Großmutter oder Donald Duck registriert sein.

  • Ich verstehe, dass einige erwarten, dass man die Anonymität haben sollte. Die Kommunikationen haben jedoch die Welt unumkehrbar verändert. Es ist alles viel transparenter. Mann kann nicht mehr irgendwo in der Welt was machen und hoffen, dass es die anderen nicht bemerken werden. Auch, sich irgendwo zu verstecken, geht nicht mehr. Alle Kriegsverbrecher und Ähnlich werden heutzutage gefunden. Es gibt keine Verstecke mehr auf der Welt.


    Alle Verschlüsselungen, VPNs oder Ähnliches helfen nur für eine gewisse Zeit. Wer irgendwas verschlüsselt in der Cloud speichert oder über das Internet überträgt, muss damit rechnen, dass diese Informationen nach einer bestimmten Zeit lesbar werden. Jede Verschlüsselung hat Sicherheitslücken, die irgendwann entdeckt werden und die Entschlüsselungsalgorithmen werden immer besser und die Hardware immer schneller. Somit können alle verschlüsselten Daten nach einer bestimmten Zeit leicht entschlüsselt werden. In bestimmten Fällen können das Jahre sein, aber im Vergleich zur Lebenserwartung der Menschen ist das eine kurze Zeit.


    Bei 60 GB monatlich zu erwarten, dass man nicht identifizierbar sein wird, ist wie schon Wolf schrieb, eine Illusion. Wenn Vodafone nicht speichert, speichert Google, die DNS-Betreiber, die Webseitenbetreiber, die Zahlungsdienstleister usw. Oder eine App/Programm sammelt und verschickt im Hintergrund die persönlichen Daten irgendwohin. Auch der Standort der SIM kann ermittelt und gespeichert werden.


    Natürlich macht es Sinn, möglichst viel zu verschlüsseln. Damit macht man dem, der was wissen will, das Leben schwieriger. Wer meint, die Entwicklung rückgängig machen zu können oder grundlegend ändern zu können, irrt sich. Die Entwicklung geht eher in die Richtung mehr Transparenz, was ihren Ursprung oft einfach in der Technik hat und nicht beeinflussbar ist. Das einzige, was man versuchen kann, ist, die Hürden für den offiziellen Zugang zu bestimmten Daten zu erhöhen. Dass das jedoch nicht immer respektiert wird, hat man an dem Beispiel der Restaurant-Gästelisten gesehen, die in bestimmten Fällen jedem zugänglich standen oder auch von den offiziellen Stellen für alles Mögliche benutzt wurden, außer für die Corona-Bekämpfung. Diejenigen, die an die Daten inoffiziell kommen wollen, ignorieren sowieso solche Regelungen.


    Eine Registrierungsfreie SIM gibt somit nur eine Scheinanonymität und bei 60 GB monatlich sowieso. Lässt man die irgendwohin liefern oder bezahlt/auflädt man die ohne Bargeld oder man nutzt mit der SIM die Dienste im Internet, hinterlässt man mehr als genug Spuren um identifizierbar zu sein.

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