PC + Gewerbeschein = Internetfirma

  • Immer mehr Jugendliche denken anscheinend, dass sie dank des Internets mit möglichst geringem Aufwand an möglichst viel Geld kommen können.
    Manchmal scheint sowas ja wirklich zu funktionieren. Manchmal.
    In meinem Bekanntenkreis gibt es jetzt schon 5 Leute, die meinen, ihre PC-Kenntnisse und ein Gewerbeschein reichen aus, um ein funktionierendes Unternehmen zu schaffen. Diese Typen haben keinerlei Ausbildung (manche haben den Realschulabschluss, einer hat überhaupt keinen Schulabschluss) und werden - nachdem sie gemerkt haben, dass ihr Gewerbeschein keine Allzwecklösung ist - ganz schön dumm auf der Straße stehen.


    Ich will ja auch nicht sagen, dass sowas nie gut gehen kann.
    In einem mir bekannten Fall sah es lange Zeit so aus, als hätte er es geschafft, ein richtig gutes Unternehmen aufzubauen. Es ging um Webhosting - keine Marktlücke, aber immerhin.
    Kurzum - nach außen hin war/ist es eine gut laufende Firma, aber in Wirklichkeit häufen sich die Beschwerden, der Typ kriegts einfach nicht mehr auf die Reihe!


    In einem anderen Fall hat mir jemand von einer Vision erzählt. Er wollte Server an Großkunden verkaufen. Server. Sowas gibts ja auch nirgendwo anders. Und jeder "Großkunde" wird seinen Server auch bei einem 16-jährigen Typen kaufen, dessen Internetseite mit .de.vu aufhört...


    Der krasseste Fall bedarf einfach nur kommentarloser Zitate.
    Ich möchte niemandem persönlich schaden, daher hab ich die Firmennamen entfernt.



    Zitat

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    Versteht mich bitte nicht falsch - solche Ideen können gutgehen, aber die Chancen stehen doch wirklich mehr als gering. Erst Recht, wenn man sein Geschäft mit Dienstleistungen betreiben will, die es woanders wie Sand am Meer gibt - günstiger und professioneller!


    Wie seht ihr sowas? Habt ihr Erfahrungen mit solchen Firmen?

  • Grrr


    Und das kommt gerade jetzt, wenn ich eine eigene Firma plane.....;)


    Scherz beiseite, ich arbeite in einem anderen Metier und werde das garantiert anders anfassen (außerdem bin ich keine 16 mehr und habe schon eine ausreichende Erfahrung) Aber diese Vision der Serververmittlung an Großkunden kommt mir schon fast vertraut vor:D


    Ja, solche "Firmen" kenne ich auch - wenn diese es überhaupt so weit schaffen, scheitern sie alle an der 2-Jahres-Steuerhürde und dann sieht es bitter aus. Es reicht einfach nicht, eine bereits hinreichend umgesetzte Idee wiederkauen zu wollen. Da ich gerade in Verhaldungen mit Existenzgründern diverser Banken stehe, weiß ich nur zu gut, daß ein schlüssigens Konzept und das ausreichende Know-How unterläßlich sind, um überhaupt Startkapital zu bekommen. Und solche Idealuisten, die wikrlich noch denken, außer einem Rechner und dem Gewerbeschein brauche man nichts weiter, die sind doch schon pleite, bevor sie angefangen haben. Die Zeit des Goldrush im Internet sind einfach vorbei.


    Was ich allerdings auch immer mehr beobachte, sind '"Firmen" (wenn man sie so nennen darf), die bei Auktionshäusern wie Ebay ihre Umsätze fahren, aber dort ist zumindest die Substanz der Ware vorhanden.


    Wenn man diese Leute kennt, kann man sie nur vor den etwaigen Konsequenzen warnen und denen bildlich aufzeigen, was passieren kann bei zB Nichterfüllung von Verträgen. Auch eine Privatinsolvenz, die ja seit relativ kurzer Zeit endlich möglich ist, bedeutet wahrlich kein Zuckerschlecken und den Spruch: "Wenn ich pleite gehe, sitze ich das eben locker aus" der ist auch völlig daneben - und gehört habe ich das oft genug.


    Luposen

    Handys sind die einzigen Objekte, bei denen Männer sich streiten, wer das kleinere hat.

  • ich denke auch, daß viele einfach glauben man braucht nur losstratzen und sich eine Gewerbeanmeldung holen und was bei anderen klappt das klappt auch bei mir.....
    Doch genau damit fallen die meisten auf die Schnauze. Das klappt nämlich nicht.

  • Ich hab seit Februar 2000 eine kleine Firma mit einem Freund. Damals waren wir 19. Wir haben zwar nicht das dicke Geld gemacht, aber es war immer nicht schlecht, ca. 1000 DM / Monat konnten wir rausholen. Inzwischen haben wir auch einen kleinen Kundenstamm, wodurch kontinuierlich immer etwas Geld reinkommt, auch durch Servergebühren. Und bei uns hat sich noch (fast) keiner beschwert :-))


    Wirklich ein Konzept hatten wir nie, aber wir liefen ja auch nie Gefahr, Pleite zu gehen, wirkliche Ausgaben hatten wir ja nicht. Klar, der Server kann mal den Geist aufgeben, aber das ist zum Glück noch nicht passiert :-)


    Von daher sehe ich das lange nicht so pessimistisch, wie ihr. Wo ist denn das Problem? Nen PC hat man eh, also hat man auch keine Ausgaben, außer der eigenen Arbeitszeit. Daher kann man auch schwer scheitern, außer halt, dass man nichts verdient :-) Aber das ist auch egal, man geht ja eh noch zur Schule / studiert und muss daher nicht davon leben...


    Zu den Steuern: Wir bezahlen ca. 300 € im Jahr für unseren Steuerberater, ist also eigentlich auch kein Problem. Im ersten Jahr haben wir noch versucht, das selbst zu machen (mit etwas Laienberatung), war ne ziemliche Katastrophe :-) Aber das Finanzamt scheints akzeptiert zu haben *g*


    Seit 3 Wochen haben wir unser Konzept erweitert, wir verkaufen jetzt T-Shirts für Computerfreaks :-) Das bringt zwar nicht soviel Geld, ist stressiger aber wir brauchten mal ne Abwechslung :-)
    Dabei haben wir sogar einen Finanzierungsplan, richtige Ausgaben und kalkulierte Verkaufszahlen :)


    Wer eins kaufen will: http://www.getdigital.de

  • Re: Grrr


    Zitat

    Original geschrieben von Luposen
    Und das kommt gerade jetzt, wenn ich eine eigene Firma plane.....;)


    Ja, solche "Firmen" kenne ich auch - wenn diese es überhaupt so weit schaffen, scheitern sie alle an der 2-Jahres-Steuerhürde und dann sieht es bitter aus.
    Luposen


    Sorry, aber was meinst Du mit der 2-Jahres-Hürde?

    Error: reality.sys corrupted. Reboot Universe? [y/n])


    Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit,
    aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher. A. Einstein


    Mit vielen Grüßen aus Berlin! Artur.

  • jaa, diese "web-designer" die für völlig unverhältnismässige preise irgendeinem kleinunternehmen, das glaubt unbedingt 'im' internet sein zu müssen, einen mieserablen, javascript-verseuchten web-auftritt zusammenpfuschen... wie gut kenn ich die...
    ach, ganz vorbei ist das .com-age doch noch nicht ;)

    !ND - E71

  • Re: Re: Grrr


    Zitat

    Original geschrieben von Artur


    Sorry, aber was meinst Du mit der 2-Jahres-Hürde?


    Gab es da nicht so eine Klausel, das Selbständige zwei Jahre lang 'rumwurschteln' dürfen, aber ab dem dritten Jahr gewinnorientiert arbeiten müssen.
    Also nicht nur so als Nebenerwerb oder um die eigenen Ausgaben zu decken, sondern dass das Ganze echt einem Lebensunterhalt dient.


    Ich meine sowas mal gelesen zu haben.
    Wenn was anderes gemeint ist...........

  • Zitat

    Original geschrieben von !ND
    jaa, diese "web-designer" die für völlig unverhältnismässige preise irgendeinem kleinunternehmen, das glaubt unbedingt 'im' internet sein zu müssen, einen mieserablen, javascript-verseuchten web-auftritt zusammenpfuschen... wie gut kenn ich die...
    ach, ganz vorbei ist das .com-age doch noch nicht ;)



    Genau so sah es wohl aus!


    Als das Internet richtig losging meinten alle Unternehmen, dringend ins Internet zu müssen, hatten aber von der Materie null Ahnung.


    Da hat dann in vielen Fällen der Neffe vom Abteilungsleiter ("Der kennt sich mit Computern und so aus") mal schnell mit Frontpage der Firma für viel Geld eine Seite gebaut und sich bei der Gelegenheit selbstständing gemacht.


    Aber die Zeiten sind zum größten Teil vorbei. Nichts ist heute peinlicher wie ein schlechter Webauftritt. Da gehen die Unternehmen lieber zu den großen und seriösen Profis und lassen es da machen.

  • Zur "zwei Jahres Hürde"....


    Ich habe selbst als Student mal Handys verkauft und Verträge vermittelt (das war so in der Gegend von 1996...). Dafür hatte ich ein Gewerbe mit hohen Freiheitsgrad angemeldet: Service, Beratung, Verkauf von EDV und Telekommunikationanlagen. Obwohl seit Jahren dort nichts mehr läuft, akzeptiert das FA meine Abschlüsse ohne Probleme.
    Es gibt dort eine Regelung namens "Hobbybetrieb", die ist allerdings nicht eindeutig im Gesetz verankert. Solange man nicht versucht, jedes Jahr Verluste zur Steuerminderung einzusetzen, passiert eigentlich nichts....


    Greetz, Handyrulez...

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