steuerliche "Vorteile" durch Hochzeit?

  • Hallo TT-ler,


    ich habe mal eine Frage an die Experten in Sachen Steuer von Euch.


    Meine Freundin und ich ( mehr als 12 Jahre zusammen, 1 Kind von 11 Jahren, beide berufstätig ) haben ins Auge gefassst evtl. zu heiraten.


    Nun stellt man sich die Frage, wie sich diese steuerlich auswirkt. Als Laie weiß ich nur, das einer einer "gute" Steuerklasse bekommt, einer eine "schlechte" Steuerklasse bekommt. :)


    Aber was steckt dahinter? Nach einem Brutto - Netto Rechner verändert sich am Nettolohn nichts ( zumindest nur etwas im 2-stelligen Bereich ). Nach meinen Informationen kommen folgende Steuerklasse in Betracht: 3 + 4 oder 4 + 4.


    Zur Zeit haben 1 + 2 ( jeder hat einen halben Kinderfreibetrag ).Da aber wohl aufgrund der Steuerreform die Steuerklasse 2 abgeschafft wird, würden wir beide 1 + 1 haben.


    Wer weiß nun mehr, welche finanziellen Vorteile lassen sich durch eine Heirat herausholen? Es geht hier nur um steuerliche Aspekte. Den Rest wie Zusammengehörigkeit usw... haben wir in den mehr wie 12 Jahren schon "getestet".... :)


    Wenn man Zahlen braucht, sage ich mal das 1 Person z.B. 2.000 Euro (brutto ) verdient, die andere 2.500 Euro ( brutto ) ohne Zulagen, also rein der normale Bruttolohn.



    Lohnt sich einer Heirat aufgrund der Steuerklassen, gibt es sonstige finanzielle / steuerliche Vorzüge?


    Gruß
    thorty

  • Hi,
    ich bin mit meiner Freundin und zwei Kindern in genau der gleichen Situation.


    Du kannst Dir unter http://www.bundesfinanzministe…ber/lst20040120/start.htm
    ausrechnen lassen, wieviel Du Steuern zahlen wirst fuer die unterschiedlichen Steuerklassen.
    In unserem Fall ist noch zu bedenken, dass ich (wenn meine Information von vor 3 Jahren noch aktuell ist), die Kinder bei mir privat krankenversichern muss, was aber eben auch nur ein Rechenexempel ist.


    In meinem/unseren Fall (ich bin im Moment der einzige Verdiener) wuerde es 7,5KEuro/Jahr ausmachen. Da kommt man schon ins gruebeln, da haette man saemtliche "Prozesskosten" (inkl. Anwalts/Notarkosten fuer Ehevertrag, Ruecklagen fuer den WorstCase) im ersten Jahr schon wieder drin.


    Und ja, es gibt auch eine emotionale Seite des Heiratens, aber davon spreche ich ned, weil sie hier nicht Thema ist :) .


    cu
    XlF

  • Moin!


    Nur ganz kurz. Du hast nach der Hochzeit die Wahl Entweder Steuerklassen 4 + 4 zu wählen. Was der Steuerklasse 1 annähernd entspricht.


    Wenn du 3+5 wählst hat der, der 3 wählt deutlich mehr netto, der mit der Steuerklasse 5 deutlich weniger.


    Als Faustregel heisst es, lohnt sich ein Wechsel in 3 und 5 nur wenn derjenige der die 3 nimmt doppelt soviel brutto verdient wie der andere.


    Beispiel


    brutto 2500 Steuerklasse 1 bzw. 4 netto ca 1500, StKl. 3 netto 1830, StKl. 5 netto 1085. (alles ohne Freibeträge, ohne Änderung der Kirchensteuer, alte Bundesländer)


    Es handelt sich ja eh alles um Steuervorauszahlungen. Die "echte" Steuerlast wird über die Einkommenssteuererklärung gemacht. Dann musst du halt eventuell nachzahlen, oder bekommst was wieder. Am besten du fragst deinen Steuerberater.


    Es werden sicherlich noch ausgefeiltere Postings kommen.


    brutto/netto Rechner


    Gruß Gunn


    PS Herzlichen Glückwunsch zum Entschluß zur Heirat.

    stay hungry, stay foolish


    iPhone XS Max 256 GB Silber 
    iPad Pro 11" 64GB LTE Spacegrey 
    Apple Watch 4 44mm Spaceblack

  • Gunn


    Hallo,


    hat man denn weitere Vorteile durch eine Heirat? Zum Beispiel höhere Freibeträge wie bei "einer ehelichen Gemeinschaft", sprich wenn man nicht verheiratet ist?


    Nach den Rechenbeispielen wäre ja eine Hochzeit ziemlich "unattraktiv", wenn man mal die "andere Seite" des heiraten ausser Betracht lassen würde ( Zusammengehörigkeit usw. ).


    Gruß
    thorty

  • Hi,


    es ist schon so, dass sich das nur lohnt, wenn einer wesentlich mehr verdient als der andere. Weil einer muß dann mehr Steuern zahlen, als vorher. Der andere weniger. Je nachdem wie die Löhne sind, bekommt man im Monat insgesamt mehr netto raus oder weniger. Aber auf das Jahr gesehen, ändert sich überhaupt nichts. Der einzige Vorteil ist, dass du im Monat evtl. mehr Geld zur Verfügung hast. Was natürlich bei hohen monatlichen Belastungen schon hilfreich sein kann.


    Andereseits sprechen natürlich noch andere Gründe für eine Hochzeit. Die müsst ihr aber alleine klären ;)


    bastian

  • bastian_S


    Hi,


    um die anderen Gründe geht es hier nicht, die sind durch eine lange Partnerschaft geklärt... :)


    @all,


    wäre es steuerlich günstiger, wenn z.B. ein Hausbau ansteht? Gibt es da entscheidene Vorteile / Nachteile?


    Gruß
    thorty

  • Die Wahl der Steuerklassen beeinflusst nur die Höhe der Vorauszahlungen, die endgültige Steuer wird am Jahresende festgesetzt und ist unabhängig von der Wahl der Steuerklassen immer gleich hoch.


    Der Vorteil bei Verheirateten ist das "Ehegattensplitting".
    Vereinfacht gesagt, werden beide Einkünfte zusammengerechnet, dann halbiert, daraus die Steuer berechnet und diese dann verdoppelt. Es wird also so gerechnet, als ob jeder Ehegatte gleich viel verdient.
    Für die Handhabung in der Praxis gibt es eine extra Splitting-Tabelle.


    Bei ungefähr gleich hohen Einkünften ändert sich also nichts. Bei unterschiedlichen Einkünften ist Splitting günstiger.


    Beispiel: Ehemann hat 30000 € zu versteuerndes Einkommen (nach Abzug aller Freibeträge), nach Grundtarif ist die Steuer 6418 €.
    Ehefrau hat 15000 €, Steuer wäre 1853 €.
    Steuerschuld zusammen also 8271 €.
    Bei Splitting wird zusammengerechnet, also 45000 €, Steuer nach Splittingtarif ist 7968 €. (So, als ob jeder 22500 € verdienen würde) Ersparnis demnach ca. 300 €.


    Sind Kinder vorhanden, sieht die Rechnung anders aus:
    Durch Heirat geht der Haushaltsfreibetrag verloren, den Alleinstehende mit Kind bekommen. Vermutlich hat deine Freundin Steuerklasse II auf der Lohnsteuerkarte und bekommt den Haushaltsfreibetrag von 2340 €.
    In obigem Beispiel wäre also das Einkommen der Ehefrau nur 12660 € und die Steuer 1255 €. Die Heirat wirkt sich hier ungünstig aus.


    Sofern wirklich steuerliche Aspekte die Entscheidung zum Heiraten beeinflussen (wovon ich persönlich abrate), musst du eine Beispielrechnung für eure persönlichen Verhältnisse machen bzw. einen Steuerberater hinzuziehen.


    Für das Jahr der Eheschließung kann letztmalig der Haushaltsfreibetrag geltend gemacht werden, wenn für dieses Jahr die getrennte Veranlagung gewählt wird.

  • Ich weiß ja nicht, ob ihr euch auch schon mal über die Themen außerhalb der Steuer Gedanken gemacht habt (?) Neben der Steuer werden durch eine Heirat
    auch solche Dinge wie Erbrecht und Besuchsrecht im Krankenhaus geregelt !


    Für mich auch sehr wichtige Aspekte.


    Gruß *** Torsten ***

  • Re: steuerliche "Vorteile" durch Hochzeit?


    Zitat

    Original geschrieben von thorty
    (...)
    Nun stellt man sich die Frage, wie sich diese steuerlich auswirkt. Als Laie weiß ich nur, das einer einer "gute" Steuerklasse bekommt, einer eine "schlechte" Steuerklasse bekommt. :)(...)


    Hier:


    http://www.telefon-treff.de/sh…?postid=550975#post550975


    hat ein schlauer User mal eine Übersicht erstellt, die Dir eventuell auch einige Fragen beantworten kann.



    Stefan

  • Wenn ihr Beide gleich viel verdient, wird euch das Ehegattensplitting zwar nicht viel bringen ... aber sowas soll doch kein Grund für oder gegen heiraten sein. ;)


    Es gibt bestimmt aber noch einige Sonderfälle, wenn ihr z.B. eine Zweitwohnung habt, könntet ihr Kosten für doppelte Haushaltsführung absetzen, usw. ... aber da müsstet ihr euch an einen Steuerberater wenden. ;)

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!