Unabhängig vom Ergebnis des heute begonnen Gerichtsprozesses um die Abfindungen, die in Zusammenhang mit dem Ende des Mannesmann-Konzerns geflossen sind:
Die Berichterstattung ist wohl typisch deutsch: sowohl in der Presse als auch im Fernsehen wird Sozialneid ohne Ende geschürt, selbst bei einem Freispruch der Beschuldigten ist zumindest ein Ergebnis des Prozesses klar - der Neid und die Missgunst des "kleines Mannes" gegenüber Spitzenverdienern ist größer als zuvor.
Interessant ist die dabei aber zutage tretende Doppelmoral einiger der Angeklagten: Wasser predigen und Wein trinken - für Gewerkschaftsvertreter und Betriebsräte wohl an der Tagesordnung. Ackermann, Esser und Konsorten haben finanzielle Annehmlichkeiten sicher nie verleugnet, aber Personen, die Arbeitnehmer vertreten und Arbeitgeber anklagen, sollten sich in mehrfacher Hinsicht fragen, inwieweit solches Verhalten mit der eigenen Aufgabe vereinbar ist.
Sicherlich sind die Summen, um die es geht, jenseits des Vorstellungsvermögens der meisten Bürger, möglicherweise sind die geflossenen Abfindungen nicht nur moralisch, sondern auch rechtlich daneben. Aber die Art und Weise, wie die Beschuldigten in den Medien dargestellt werden, ist eine Vorverurteilung und Bedienung von Klischees, welche die Spannungen zwischen Gut-/Spitzenverdienern und 0815-Gering-/Kleinverdienern sicher nicht abbauen kann. Und der Kanzler klagt auch noch diejenigen an, die das einzig Rationale machen: das Land vorübergehend zu verlassen und im Ausland auf "normale" Verhältnisse warten.