Wieso ist es schlecht wenn der Euro stark ist ?

  • Zitat

    Original geschrieben von Mozart40 Egal ob Spielzeug, Kleidung, Elektonik ... alles "Made in China" und unser Konsumverhalten ist maßgeblich mit daran Schuld, weniger die Politik.

    Ich würde es noch etwas konkretisieren: Unser Konsumverhalten (Geiz ist geil) und die unersättliche Profitgier der Privatwirtschaft.


    Vielleicht könnte man das von dir angesprochene 300 Euro Notebook nicht in Deutschland bauen, ein gutes Gerät ab der gehobenen Mittelklasse (~800+ Euro) dürfte sich aber auch in Deutschland kostendeckend herstellen lassen. Das Nokia Werk in Bochum beispielsweise schrieb trotz der hohen Lohn(neben)kosten schwarze Zahlen. Das Werk samt Mitarbeiter ist allerdings der Gewinnmaximierung zum Opfer gefallen.


    Ich persönlich vertrete schon lange die Ansicht, dass der Staat sich wieder stärker in der Wirtschaft engagieren sollte. Nachdem die Zügel bei Telekom und Post abgegeben wurden, sollte nun der umgekehrte Weg eingeschlagen werden. Eine kostenneutrale Produktion im Inland schafft Arbeitsplätze, gäbe dem Staat mehr Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt einzugreifen, macht uns unabhängiger von ausländischen Erzeugnissen und führt möglicherweise zu neuen Kompetenzen in Deutschland.


    Das einzige, was dem im Wege steht, ist der Staat ansich. Der Staat ist in meinen Augen unfähig, irgendwas über einen längeren Zeitraum angemessen zu managen. Entweder kommt das Projekt gar nicht auf die Beine oder es kostet hinterher 5-mal so viel wie ursprünglich geplant oder es wird viel zu spät fertiggestellt.

  • Dann haben wir aber in Westdeutschland vor Schröder auch im Sozialismus gelebt. ;)


    tobias2ks letzter Absatz spricht auch nicht gerade dafür, dass er mit dem Sozialismus sympathisiert.


    Kommunismus wäre hier streng genommen der falsche Begriff. War das nicht eher das Fernziel der sozialistischen Staaten?

    “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist.” (Keynes)

  • Sorry fürs pöbeln ;)
    Aber mal im Ernst: Ich teile hier die Auffassung von Prof. Karl Homann (LMU), der den Ort der Moral im Wirtschaftsleben in der Rahmenordnung sieht.
    Zu deutsch: Der Staat gibt die Regeln vor, innerhalb derer sich die Unternehmen dann frei bewegen dürfen und auch ihre Gewinnmaximierung ausleben können.
    Daher sehe auch ich einen Staat gefordert, der diese Rahmenordnung setzt.
    Wie weit das allerdings gehen sollte, darüber muss man streiten.
    Ich denke nicht dass wir eine alte, ineffizient Deutsche Bundespost wieder wollen, in denen zehntausende Menschen eine dauerhafte Beschäftigungstherapie machen und die Gesellschaft das bezahlt.
    Der Staat sollte auch in Krisenzeiten nur sehr maßvoll intervenieren, da er Gefahr läuft alte Strukturen beizubehalten und Probleme somit in die Zukunft verschiebt.


    Der einzige wirkliche Gegenentwurf zu unserer Fixierung auf das BIP/Wirtschaftswachstum dürfte nur in Bhutan zu finden sein.
    Stichwort: economics of happiness :)


    Besten Gruß
    tkjever

    Meine Signatur
    ist beinahe zu
    lang für
    dieses
    Forum...

  • Zitat

    Original geschrieben von tobias2k
    Vielleicht könnte man das von dir angesprochene 300 Euro Notebook nicht in Deutschland bauen, ein gutes Gerät ab der gehobenen Mittelklasse (~800+ Euro) dürfte sich aber auch in Deutschland kostendeckend herstellen lassen. Das Nokia Werk in Bochum beispielsweise schrieb trotz der hohen Lohn(neben)kosten schwarze Zahlen. Das Werk samt Mitarbeiter ist allerdings der Gewinnmaximierung zum Opfer gefallen.


    Da kommt halt leider zur Unfähigkeit dt. Politiker noch die Unfähigkeit der EU hinzu, obwohl als "Oberstaat" man an den passenden Hebeln sitzt. Schließlich haben die bis heute keine Möglichkeit gefunden die Subventionsvergabe der Länder und das Hinterherhecheln der Unternehmen zu unterbinden bzw. zu reglementieren. Obwohl, das hat man ja selbst innerhalb der Bundesreprublik nicht im Griff (Stichwort: Müller Milch).


    @<registered>: Sozialismus hatte man, Kommunismus wollte man.


    Ich finde es immer wieder interessant, wie Einwohner der gebrauchten Bundesländer reflexartig "Kommunismus" oder "Sozialismus" schreien, sobald von irgendwoher eine stärkere Einflußnahme der Politik gefordert wird. Wobei doch das Eine mit dem Anderen nicht zu tun hat ;)



    bye Kai

  • Zitat

    Original geschrieben von tkjever
    Das nennt sich Kommunismus, mein Freund...

    Ich habe von einem stärkeren Engagement des Staates gesprochen, nicht von einer völligen Übernahme der Wirtschaft.
    Was spricht dagegen, wenn versucht wird in Bereichen eine Entwicklung & Produktion aufzubauen, in denen schon seit Jahrzehnten nichts mehr passiert ist? Beispielsweise Digitalkameras.
    Alternativ können wir auch die bisherige Strategie weiterführen: Wir schieben interessierten Firmen einfach so lange Subventionen in den Rachen, bis die Firma aufgrund von besseren Konditionen und ausgelaufenen Verpflichtungen wieder abwandert.


    Zitat

    Original geschrieben von tkjever
    Ich denke nicht dass wir eine alte, ineffizient Deutsche Bundespost wieder wollen, in denen zehntausende Menschen eine dauerhafte Beschäftigungstherapie machen und die Gesellschaft das bezahlt.

    Anscheinend hast du vergessen, dass die privatisierte Post und Telekom knapp 25.000 ehemalige Beamte mit 45 Jahren und weniger auf der Uhr in Frühpension geschickt hat. Ich glaube, ich muss dir nicht erläutern, wer für diese Zahlungen aufkommt. Im Gegenzug müssen die verbleibenden Postbeamten immer mehr Arbeit bewältigen. Wer hier der Gewinner sein soll, müsstest du mir mal zeigen.


    Mit der Bahn wird es genauso laufen, sofern sie eines Tages privatisiert wird.

  • Erkläre uns doch erstmal, was du mit "der Staat sollte sich mehr in der Wirtschaft engagieren" meinst. Subventionen ja anscheinend nicht...

  • Ich meine damit den Aufbau und Betrieb von (halb-)staatlichen Entwicklungs- und Produktionskapazitäten in Bereichen, in denen die privaten Unternehmen aus Gründen der Gewinnmaximierung hier oder gar in ganz Europa nicht unterwegs ist.


    Das heißt nicht, dass wir jetzt China/Taiwan auf breiter Front Konkurrenz machen, aber im bereich hochwertiger Artikel gibt es genügend Betätigungsfelder, die auch unter Berücksichtigung unserer landestypischen Gegebenheiten mit einer schwarzen Null zu produzieren sein müssten.


    Beispiel:
    - Digitale (spiegelreflex-) Kameras: So gut wie jeder hat eine, trotzdem dürfte der Aufdruck "Jenoptik" auf einer 50 Euro Kamera das Höchste der Gefühle sein, in Bezug auf "Made in Germany"
    - Kleidung: Jeder trägt sie und trotzdem importieren wir jedes Jahr Kleindung im Wert von mehreren Milliarden Euro aus China.


    Deutschland hat im Ausland im Großen und Ganzen einen recht guten Ruf. Sei es als Auto- oder Maschinenbauer. Was spricht dagegen, daran anzuknüpfen?
    Meine Meinung: Wenn wir uns in diesem Punkt ganz allein auf die Privatwirtschaft verlassen, sehe ich zumindest ein dunkles Grau. Solange der Shareholdervalue im Mittelpunkt des Handelns steht, wird das Kapital immer dorthin wandern, wo die Gewinnspanne am höchsten ist.
    Gut, das kann man natürlich abwenden, indem immer wieder neue Subventionen gezahlt werden. Wie das Enden kann, zeigte Siemens --> BenQ --> Liquidation


    Beispiele, die mich im Glauben an den Wirtschaftsstandort Deutschland bestärken:
    - Nokia: Es war laut Zeitungsberichten möglich, zumindest kostendeckend in Deutschland eine breite Palette von Handys zu bauen.
    - Trigema: Im Gegensatz zu Adidas scheint es doch möglich "Produktionsstandort Deutschland" sowie "Lukrativität" unter einen Hut zu bringen
    - Loewe: Trotz (afaik von Sharp) zugekaufter Panels kann man anscheinend in Deutschland LCD Fernseher herstellen und sich damit am Markt halten.



    Ganz allgemein möchte ich festhalten, dass ich nicht die ultimative Wahrheit für mich beanspruche. Jedem steht es frei, seine eigenen Ansichten zu haben und mitzuteilen.

  • Zitat

    Original geschrieben von tobias2k
    Ich würde es noch etwas konkretisieren: Unser Konsumverhalten (Geiz ist geil) und die unersättliche Profitgier der Privatwirtschaft.


    Vielleicht könnte man das von dir angesprochene 300 Euro Notebook nicht in Deutschland bauen, ein gutes Gerät ab der gehobenen Mittelklasse (~800+ Euro) dürfte sich aber auch in Deutschland kostendeckend herstellen lassen. Das Nokia Werk in Bochum beispielsweise schrieb trotz der hohen Lohn(neben)kosten schwarze Zahlen. Das Werk samt Mitarbeiter ist allerdings der Gewinnmaximierung zum Opfer gefallen.


    Ja ja....ich würde eher sagen es liegt daran, daß die Leute nicht veränderungsfähig sind. Zum Thema Laptop ist die Sichtweise ebenfalls falsch. Für 800 würde es gar keiner kaufen oder nur wenige Leute. Also lieber für 300 importieren und er Händler in D verdient noch etwas, als gar nichts verkaufen und demzufolge nichts verdienen. Mal davon abgesehen, daß noch irgendwelche Cross-selling Potentiale existieren. Der Mobilfunk wäre auch nie aus den Puschen gekommen, wenn es nur Handys für tausende Euros gegeben hätte.
    Wenn der Staat eingreifen will, so soll er Umsatzkonzentrationen auf wenige große Unternehmen verhindern. Die Leute geben ja in Summe nicht viel weniger als früher aus, aber es wird halt nicht mehr "gleichmäßig" verteilt.

  • Zitat

    Original geschrieben von tobias2k
    ...
    Ganz allgemein möchte ich festhalten, dass ich nicht die ultimative Wahrheit für mich beanspruche. Jedem steht es frei, seine eigenen Ansichten zu haben und mitzuteilen.


    fällt mir relativ schwer auf deine Aneinanderreihung von Meinungen gezielt zu antworten. Folgende Frage ist nicht persönlich gemeint: VWL oder BWL hast du nie studiert, oder?


    Das Subventionsbeispiel "Siemens Mobile" in einem Beitrag zu schreiben in welchem du davon sprichst der Staat solle sich im Bereich digitaler Kameras betätigen kann ich nicht nachvollziehen - andere Staaten haben vor vielen Jahren im Elektronikbereich die Oberhand gewonnen. Einer der Gründe dafür war das ein gewisser Max Grundig bestimmte technologische Entwicklungen nicht mitgehen wollte und den Asiaten das Feld überlies (vgl. Sony im MP3 Bereich).


    Herrn Grupp und Trigema als Beispiel erfolgreichen Wirtschaftens zu nennen, in einem Beitrag in welchem du von Shareholder Value sprichst ist ebenso ominös. Ich mag Herrn Grupp und sein Auftritte im TV - ist dir aufgefallen das sein Ziel ist die Arbeitsplätze für seine Mitarbeiter zu sichern? Du kannst dir sicher sein das die nächste, spätestens übernächste Generation nicht mehr solche Argumente nutzt und durch Talkshows tingelt - irgendwann kann er der übermächtigen Konkurenz nichts mehr entgegen halten. Sicherlich ist dir bekannt das Herrn Grupp die deutschen Abnehmer davon gelaufen sind und er deswegen einen kompletten Teil der Wertschöpfungskette auslässt um zu Wettbewerbsfähigen Preisen selbst zu verkaufen ("Testgeschäfte")?


    Loewe hat übrigens ein ähnliches Problem erlebt wie die o.g. Sony und Grundig - sie waren zu langsam und konnten den Technologievorsprung nur durch ausländische Investoren ausgleichen = Sharp kann Loewe als Designabteilung nutzen und die Wertschöpfungstiefe in Deutschland so weit zurück fahren wie es notwendig ist um die (Sharp!) Produkte hier zu verkaufen.



    Fazit:
    Es geht nicht um Produkte die hier entwickelt oder montiert werden müssen sondern um größere Bereiche in welchen Änderungen vorgenommen werden müssen um erfolgreich sein zu können. Sowohl Siemens Mobile, Sony, Grundig, Loewe und Trigema haben Entwicklungen ignoriert welche von anderen gegangen wurden und mussten andere Wege zum fortbestehen finden. Es handelt sich dabei um Schritte welche ein Staat noch weniger erkennen und gehen kann als es ein Privatunternehmer gehen kann oder was würdest du sagen wenn ich als Staat sagen würde: ab sofort verkaufen wir unsere guten Trigema Produkte direkt an die Endkunden und übergehen den Handel - dies ist nur ein Beispiel welche externen Faktoren ein Staat bei seinen Handlungen berücksichtigen müsste und dazu führen würden ihn zu lähmen (vgl. Deutsche Post bis die Telekom als Privatunternehmen ausgegliedert wurde).

    Dieser Eintrag wurde 624 mal editiert, zum letzten mal um 11:24 Uhr

Jetzt mitmachen!

Sie haben noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registrieren Sie sich kostenlos und nehmen Sie an unserer Community teil!