Testbericht "Voice Command" für Pocket PC 2003

  • Von Microsoft gibt es eine sehr interessante Sprachsteuerungssoftware für Pocket PC 2003 (oder auch Windows Mobile 2003) - Geräte namens "Voice Command". Um es vorwegzunehmen: Nein, ich habe die Software (noch) nicht käuflich erworben, da sie derzeit nur in einer englischen Version vorliegt und der Einsatz dadurch für deutschsprachige User an einigen entscheidenden Punkten arg beschränkt ist. Sobald es eine deutsche Version gibt, werde ich die 39,95 aber auf jeden Fall investieren.


    Anders als andere Sprachsteuerungstools setzt VC nicht auf anzulernende Befehle, sondern versteht vordefnierte Standardbefehle und auch Namen von sich aus. Nach der Installation der Software belegt man als erstes einen der Hardwarebuttons (ich habe den für den Voice Recorder genommen - ist naheliegend, und ich brauche den Voice Recorder eh nie) mit dem Auslösebutton für die Sprachbefehle. Ab hier erscheint beim Druck auf die Taste oben neben der Uhr ein kleines Mikrofonsymbol, und ein Signalton ertönt - zur Bestätigung, daß man sprechen kann.



    Im Einzelnen kann man folgende Funktionen per Sprachwahl aktivieren:



    Anrufen von Kontakten aus dem Adressbuch


    Hierzu sagt man "Call", gefolgt vom Namen. Es ist egal, wie rum man den Namen ausspricht, "Stefan Schmidt" führt also zum selben Ergebnis wie "Schmidt Stefan". Ist ein Vor- oder Nachname nur einmal in den Kontakten drin, reicht es aus, diesen zu sprechen.
    Das Problem: Aufgrund der englischen Software muß man Namen phonetisch englisch aussprechen. Bei vielen Namen funktioniert das ganz gut, bei anderen hingegen nicht. Namen, die es im Englischen schlicht und ergreifend nicht gibt, funktionieren scheinbar gar nicht. So habe ich es z.B. nicht geschafft, in einer für ihn verständlichen Form "Matthias" auszusprechen. Mit Namen wie z.B. Frank, Olav oder auch Silke kommt er hingegen recht problemlos zurecht.
    Wird der Name erkannt und sind mehrere Nummern hinterlegt, fragt eine Synthesizerstimme nach, welche Nummer gewählt werden soll. Also z.B. "Mobile, Work, Pager or Home?". Man antwortet dann einfach mit einer dieser drei Optionen, und schon wird die entsprechende Nummer gewählt.



    Anrufen von Nummern


    Statt Namen kann man auch direkt Nummern wählen. Hierzu spricht man "Dial", gefolgt von der zu wählenden Nummer (am Stück, nicht Ziffer für Ziffer, und natürlich auch wieder englisch). Das funktioniert gut, hat aber auch wieder einen durch die engl. Software bedingten Nachteil: Die Nummer muß ein bestimmtes Format haben. Konkret: Es werden lediglich Nummern in amerikanischen Formaten supportet, also z.B. sowas wie 555-1234 oder 1-555-1234 oder auch 800-555-1234. Nummern mit führenden Nullen oder internationale Vorwahlen gehen gar nicht. Damit ist diese Art und Weise des Wählens in Deutschland faktisch nicht nutzbar.
    Das Wählen mittels VC setzt einen Pocket PC 2003 Phone Edition (also MDA 2 oder XDA 2) voraus.


    Kontakte anzeigen


    Analog zur Vorgehensweise zum Anrufen von Kontakten aus dem Adressbuch kann man auch einfach nur Kontakte anzeigen lassen, in dem man statt "Call" "Show" sagt.



    Kalender


    Hiermit kann man sich den nächsten Termin, die noch verbleibenden Termine des Tages oder die Termine des nächsten Tages vorlesen lassen. Hierfür sind komplette Phrasen als Sprachbefehl hinterlegt. "What's my next appointment" liest den nächsten Kalendereintrag vor, "What are my appointments today" dementsprechend alle verbleibenden Einträge des Tages und "Whats my schedule for tomorrow" die Einträge des nächsten Tages. Das Vorlesen kann mit dem Sprachbefehl "Cancel" oder gedrückthalten des VC-Buttons unterbrochen werden.
    Sind Erinnerungen für Kalendereinträge aktiviert, wird die Erinnerung, parallel zur bekannten Anzeige auf dem Bildschirm, vorgelesen. Statt dem Alarmsignal höre ich also 15 Minuten vor dem Konferenzcall die symphatische Synthi-Stimme, die mir meinen - normalerweise deutschsprachigen - Kalendereintrag im typischen Computer-Synthistimmen-EnglischDeutsch vorliest... ;)



    Media Player


    Der Sprachbefehl "Play Music" öffnet den Media Player. Die Stimme fragt nach, was gespielt werden soll. Zur Auswahl stehen "Album", "Artist" oder "Genre". Hat man ordentlich erstellte MP3s mit korrekt ausgefüllen ID-Tags auf dem Gerät, liest einem die Stimme nach Auswahl dieser 3 Optionen die Namen der Alben, Künstler und Genres aller auf dem Gerät vorhandenen MP3s (oder WMAs) vor. Gewünschten Namen/Titel aussprechen, und los gehts. Wenn man schon weiß, was man hat, kann man auch gleich z.B. "Play Pop" sagen, dann werden alle Files mit dem Genre-Tag "Pop" abgespielt. Oder auch "Play Duran Duran" - spielt alle Duran Duran - Files ab. Während des Abspielens sind dann so Befehle wie "Skip", "Stop" oder "Pause" verfügbar. Während ein Titel läuft, kann man auch "What song is this" ins Micro sprechen - dann liest die Stimme z.B. sowas wie "Girls on Film by Duran Duran" vor.



    Fazit


    Eine geilere "Technologiedemo" habe ich selten gesehen. Wie man mit doch vergleichweise geringen Ressourcen (der Installer auf dem PC ist ca. 3.5MB groß) doch so viel machen kann, ist schon erstaunlich. Unerreichbar dürfte vor allem der Showeffekt sein, wenn man das Ganze seinen Kollegen und/oder Bekannten zeigt. :D
    Aufgrund der Tatsache, daß die Software derzeit nur für den US-Markt gedacht ist und die Benutzung in anderen Ländern (s. Direktnummernwahl) bzw. in anderen Sprachen doch recht eingeschränkt ist, ist die Investition sicherlich nur dann zu empfehlen, wenn sichergestellt ist, daß man später kostenfrei auf eine deutsche Version (so denn eine kommt) upgraden kann. Als Deutscher hat man noch halbwegs Glück: Viele der Namen, die wir so haben, gibts im Englischen auch, so daß die Software mit ein wenig Übung die allermeisten deutschen Namen erkennen kann. Bei Franzosen, Türken, Russen bzw. im Grunde bei eigentlich fast alle anderen Sprachkreisen dürfte das jedoch kaum funktionieren. Behelfen kann man sich freilich damit, in dem man seine Kontakteinträge einfach unter einem frei gewählten, englischsprachigen Namen ablegt, aber wer will das schon...
    Aber wie dem auch sei - eine coole Sache ist es auf jeden Fall. Bleibt zu hoffen, daß es wirklich irgendwann mal eine deutsche Version gibt.

    Ist das eine von den Kirchen, wo man so kleine Cracker kriegt? Ich habe Hunger!

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