Siemens verlagert Service von Bocholt nach Ungarn

  • Wenn ein Wirtschaftsstandort unattraktiv wird ist dies in allererster Linie ein Verschulden der Politik!


    Weder raffgierige Unternehmer noch unflexible Arbeitnehmer sollten hier in erster Linie vorgeschoben werden (wobei auch dies dazu trägt)


    Es ist die Aufgabe der Politik sich genau hierdrum zu kümmern. Wie das momentan so läuft dürfen wir ja die letzten Jahre "bewundern" :D

  • Tja aber was machen wir wenn die Politik versagt und die nächsten Wahlen weit entfernt sind? Die Hände über den Kopf nehmen?

    -> Tristan @ Work <-
    --

  • Ich kenne mich mit volkswirtschaftlichen Gegebenheiten nicht wirklich gut aus, erinnere mich aber an einen Bericht im Fernsehen, in dem es genau um dieses Unternehmen Siemens ging.


    Siemens und Co. kassieren vom Staat sehr hohe Subventionen und Fördergelder, deswegen gehen viele Unternehmer auch nicht komplett aus D weg sondern lassen zumindest ihre Entwicklungsabteilungen hier. So kann man Geld, welches zur Förderung des Wirtschafts- und Technologiestandorts Deutschland gedacht ist, bekommen. Dabei subventioniert D weit mehr als alle anderen Länder rundum.


    Die Produktion wird dann aber ins Ausland verlagert, denn da profitiert man von niedrigen Lohnkosten und Steuervorteilen.


    Das System "Deutschland: hohe Abgaben - hohe Subventionen" und "Ausland: niedrige/keine Subventionen - niedrige Betriebskosten" wird also nicht allein aus wirtschaftlichen Zwängen, sondern vor allem aus Gründen der Gewinnoptimierung ausgehebelt und ausgespielt; man nimmt überall die Sahnestücke mit.


    Wie kann es sein daß ein Unternehmen, welches schwarze Zahlen schreibt und gute Zukunftsaussichten hat, trotzdem ins Ausland abwandert? Doch nur deswegen weil irgendwelche verblendeten, völlig überbezahlten und der "normalen Welt" entrückten Manager und Vorstände Gewinnoptimierung um jeden Preis wollen.
    Es interessiert oft nicht daß Gewinn gemacht wird, sondern im nächsten Jahr muß mehr Gewinn her, egal wie. Auch wenn dadurch Arbeitsplätze verloren gehen.


    Was ich allerdings verstehen kann: Deutschland ist generell zu verknöchert, zu lahmarschig, zu bürokratisch. Wenn ich sehe wieviel Geld in meinem Unternehmen in ein albernes Qualitätssicherungssystem gesteckt wird - da wird mir schwindelig. Ich bin nicht generell gegen Qualitätssicherung, aber das verkommt wie vieles andere auch in diesem Land zu einem riesigen Bürokratismus. "Stimmt der Papierkrieg - stimmt die Qualität", aber ob die Qualität wirklich gut ist interessiert kaum.


    Würde man sich hierzulande nicht mit so vielen Auflagen herumschlagen wäre es viel einfacher für Unternehmen, ich bin aber trotzdem davon überzeugt daß viele Mißstände keineswegs an der schlechten Wirtschaftslage oder den hohen deutschen Kosten scheitern, sondern allein an den Hohlköpfen in den Chefetagen. Man muß sich doch nur mal ansehen welche Pleiten viele nahmhafte Manager in den letzten Jahren ungestraft gebracht haben. Ich denke spontan an Toll Collect und andere "Glanzleistungen". Wenn solche Pleiten nicht passieren würden - und die verursachen nicht die "kleinen Mitarbeiter" - dann wäre D keineswegs ein so unattraktiver Standort. Hier trägt die Chefetage meist die wesentlich größere Schuld als die Bedingungen in Deutschland.


    Ich bin sowieso davon überzeugt daß im Grunde jeder mittelmäßig intelligente Mensch in der Lage wäre eine Firma zu führen. Jeder trifft in seinem Leben ständig Entscheidungen, muß sich selbst verwalten und seine Finanzen bewirtschaften.
    Allein mit Menschenverstand, davon bin ich überzeugt, könnte man auch einen großen Konzern genauso leiten wie jeder angeblich toll qualifizierte Manager.
    Man muß nicht unbedingt BWL studiert haben um interpretieren zu können wo Zukunftsmärkte liegen und wo nicht. Man muß auch nicht BWL studiert haben um zu merken was dem Unternehmen gut tut und was nicht.
    Und allein die Tatsache daß man nicht auf einem hohen Roß sitzt und vielleicht einfach mal in die Werkhalle geht und die Leute dort fragt was sie denken wie man ihren Arbeitsbereich optimieren kann - weil das im jeweiligen Bereich die wirklichen Fachleute sind - optimiert ein Unternehmen sicher weit mehr als wenn der Chef vom Schreibtisch aus meint entscheiden zu können was richtig und was falsch ist für eine Abteilung.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von McTristan
    Ich bin ein Unternehmer und kann Siemens ehrlich gesagt absolut verstehen. Eine Firma muß Gewinn machen und in erster Linie auf dem Markt bestehen.
    Mit dem steigenen Lohnniveau in Deutschland ist dieses jedoch nicht unbedingt vereinbar, mit sinkenden Verkaufspreisen ohnehin nicht - selbst wenn man im Ausland nur 5% einsparen kann sollte man es aus unternehmerischer Sicht tun.
    Hier in Deutschland hält der Staat nur die Hände auf, blockiert Innovationen mit Bürokratie und investiert in völlig überzogene Prestigeprojekte (Cargolifter, Frankfurter Chipfabrik etc.) - Ausnahmen bestätigen die Regel, in Dresden ging es auch anders.
    ...


    Bleibt die Frage, wo du dein produziertes Gut oder Dienstleidtung weiterhin vermarkten willst?


    Zum Lohnniveau möchte ich noch Einens anmerken:


    These 1:
    Mieten und Lebensunterhaltskosten steigen ==> der Arbeitnehmer benötigt mehr Einkommen


    These 2:
    Die Arbeitnehmer (vertreten durch Gewerkschaften) wollen immer mehr Lohn
    ==> Preise für Dienstleistungen und Güter müssen steigen.


    Welche trifft zu.


    Ist wie bei der Frage was war zuerst da, das Ei oder das Huhn. Weder noch es hat sich beides parallel entwickelt. Aber ich gebe dir Recht durch die Lohnnebenkosten hat die Politik zu stark in die Lohnentwicklung eingegriffen. Die Lohnkosten sind gestiegen, ohne das der Arbeitnehmer hiervon etwas hatte.
    l

  • Dann hast du ja verstanden worauf ich hinaus wollte - die berechtigte Frage ist ja auch warum die Lebenserhaltungskosten (Miete etc.) kontinuierlich steigen...

    -> Tristan @ Work <-
    --

  • Zitat

    die berechtigte Frage ist ja auch warum die Lebenserhaltungskosten (Miete etc.) kontinuierlich steigen...


    These 3:
    Mieten und Lebensunterhaltskosten steigen ==> der Vermieter benötigt mehr Einkommen
    :);):)

  • Wenn es dabei um Gewinn oder kein Gewinn geht, geb ich dir McTristan recht. Bei Siemens geht es aber nicht darum, sonder um viel Gewinn oder noch viel mehr Gewinn.

    Ich würde mich ja gerne mit Dir geistig duellieren, aber wie ich sehe bist Du unbewaffnet ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von bug
    These 3:
    Mieten und Lebensunterhaltskosten steigen ==> der Vermieter benötigt mehr Einkommen
    :);):)


    Durch die steigenden Mieten auf der linken Seite der Gleichung hat der Vermierter auf der rechten Seite doch schon ein höheres Einkommen mit der Folge das sein Einkommen doch schon gestiegen ist. Oder irre ich da?


    Ich wollte nur den Kreislauf darstellen.


    Löhne steigen ==>
    Preise für Güter und Dienstleistungen steigen ==>
    Löhne (um Lebensstandart zu erhalten) müssen abermalssteigen==>
    Preise für Güter und Dienstleistungen steigen erneut==>
    Löhne steigen ==>


    (wir drehen uns halt im Kreis der normalen Inflationsrate)
    Und diese Entwicklung wurde Einerseits durch die politisch hervorgerufenen Lohnnebenkosten, Anderseits aber durch die übertriebene Gewinnoptimierung von Kapitalgesellschaften massiv gestört

  • ich sehe auch nichts falsches in Deinen thesen. ich wollte nur die frage von mc beantworten.
    vermieter müssen auch gestiegene lebenshaltungskosten bestreiten. leider bin ich keiner .. :)


    inflation ist übrigens nichts wirklich neues und gibts nicht erst seit der aktuellen regierung .. ;)

  • Gespräche zwischen Betriebsrat und Vorstandsmitglied Joe Kaeser zur Zukunft der Werke Bocholt & Kamp-Lintfort sind am Donnerstag im Sand verlaufen.
    Neue Verhandlungen soll es am 10. und 11. Mai 2004 geben.
    Die Meldung z.B. bei heise: http://www.heise.de/newsticker/meldung/46418


    Noch etwas zum Thema Siemens und Stellenabbau: http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,293624,00.html


    cu
    Thomas

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