Lange war ich der Ansicht, dass ich eigentlich kein T610 bräuchte. Farbdisplay? Ist eine unnötige Spielerei. MMS? Was für Kinder, die einfach nur zuviel Geld haben. Kamera im Handy? Blödsinn – wer will diese grobpixeligen Schnappschüsse überhaupt sehen? T610? Brauch ich nicht – mein 6310i kann alles, was für den Alltag so nötig ist, und für Ansprüche, die darüber hinaus gehen, habe ich ja immer noch das R520m; außerdem reizt mich das Gerät optisch einfach nicht im Geringsten (ich erinnere mich noch genau, wie ich das beim TT-Camp zu Bungenstock gesagt habe – obwohl ich zu dem Zeitpunkt schon einiges getankt hatte :D). Ich war mir absolut sicher, dass ich mir kein T610 kaufen würde – und die ganzen DAU-Threads, die hier zum Thema T610 aufgekommen sind, haben mich in meiner Entscheidung nur bestärkt.
Dann bin ich irgendwann mitten in der Nacht vor dem Computer gesessen und habe im „Biete“ auf ein Angebot von Rumpelstilzchen gesehen, der ein T610 verkauft hat. Und plötzlich sagte eine Stimme in meinem Kopf: „Schnell, kauf das Ding! Du hast Dir schon soooo lange kein neues Handy mehr gekauft! Los! Du willst unbedingt ein T610 haben, eigentlich weißt Du das nur noch nicht!“ Und knapp eine Woche später (an dieser Stelle nochmals vielen, vielen Dank an Rumpelstilzchen für das wirklich erstklassig abgelaufene Geschäft) war ich nun auch ein Besitzer des Handys, das (leider) wie kein zweites Chaos und jede Menge Ärger hier bei TT verursacht hat.
Aber egal, denn inzwischen frage ich mich, wie ich es eigentlich so lange ohne T610 ausgehalten habe... 
Nun aber genug gelabert – auf zum Test.
--- Das Äußere ---
Als ich meine Freundin gefragt habe, wie sie das T610 eigentlich so findet, hat sie kurz überlegt, und dann ein magisches Wort gesagt, dass ich eigentlich seit dem R320s im Zusammenhang mit einem Handy nicht mehr gehört habe: „Eckig.“- und das trifft den Nagel nicht nur voll auf den Kopf, sondern zeigt auch, dass es, endlich in Zeiten von (IMHO) rundgelutschten Siemens- und flippig-bonbonfarbenen Nokia-Handys wieder möglich ist, ein Handy zu bauen, dass dem (angeblichen) Zeitgeist relativ deutlich widerspricht.
Alleine von der Optik her zeigt das T610, dass es ein besonderes Handy ist, das selbst mit den Mitbewerbern der gleichen Klasse nicht in einen Topf geworfen werden will und kann: Das Gehäuse aus Aluminium erzeugt in Kombination mit dem Oberteil aus hochglänzendem schwarzen Kunststoff einen unvergleichlich edlen Eindruck. Dezent und von Understatement geprägt, sieht man aber dennoch auf den ersten Blick, dass das T610 nicht einfach nur ein gewöhnliches Business-Handy ist.
Zu den generellen Daten: Das T610 ist 102 x 44 x 19 mm groß und wiegt 95 Gramm. Die Vorderseite wird gleichermaßen vom Aluminiumgehäuse wie auch vom schwarzen Kunststoff-Oberteil geprägt; auf der Rückseite dominiert das Aluminium ein wenig.
Was ja recht gerne am T610 kritisiert wird, ist die Empfindlichkeit gegenüber Fingerabdrücken, und in diesem Fall muss ich den Kritikern leider recht geben: Das T610 zieht Fingerabdrücke (oder auch Fettohren) magisch an – wobei das schwarze Plastik da deutlich empfänglicher zu sein scheint als die Alu-Hülle. Im Grunde ist man nach jedem Telefonat am Putzen (glücklicherweise wird ja von Sony Ericsson gleich ein Microfasertuch mutgeliefert), aber was tut man nicht alles, wenn man sein Handy liebt...
Zum Thema „Kratzer“ kann ich (glücklicherweise) nichts sagen, da ich mein Handy bisher weder über eine Steintischplatte geschoben habe noch herunter fallen haben lasse - und ich habe eigentlich vor, dass das auch so bleibt.
--- Das Display ---
Zunächst mal muss gesagt werden, dass die Bilder, die ich vom T610 gemacht habe, dem Display leider nicht gerecht werden. Auf den Fotos wirkt es teilweise extrem blass; in Wirklichkeit sind die Farben deutlich kräftiger. Lediglich das Bild mit dem T-mobile-Wallpaper (nein, das ist kein gebrandetes Gerät, ich fand nur das Theme recht ansprechend).
Um es kurz zu sagen: Ich finde das Display, das 65k Farben mit einer Auflösung von 120 x 160 Pixeln darstellt, wirklich gut; wobei es aber auch nicht unbedingt ein Quantensprung ist.
Ich bin mir nicht sicher, ob es von der Brillanz der Farben an die Farbdisplays von Nokia herankommt (dazu fehlen mir leider die Vergleichsmöglichkeiten, ich habe jedoch das 6100 eines Kumpels als etwas kräftiger in Erinnerung – muss ich heute Abend noch mal vergleichen), aber generell gibt es sowohl an Auflösung als auch an der Darstellung der Farben nichts zu meckern. Lediglich am äußersten Rand des Displays scheinen die Farben ein wenig blasser zu werden, wobei das mit der Beleuchtung zu tun haben müsste (kennt man ja von manchen Flachbildschirmen).
Ansonsten ist das jetzt endlich mal ein „richtiges“ Farbdisplay, denn das T68 / T300 waren zwar recht nett anzusehen und läuteten eine Art Revolution ein, der Brüller waren die Displays aber (insbesondere in Kombination mit einer Ansteck-Kamera) beileibe nicht. Beim T610 macht das Farbdisplay auch in den Tiefen des Menüs noch Spaß (im Gegensatz zu T68 / T300); und durch die Möglichkeit, verschiedene Display-Themen auszuwählen, wird die Optik der Benutzeroberfläche auch nach längerem Gebrauch nicht langweilig.
Die Beleuchtung ist mehr als ausreichend (besonders bei Verwendung sehr heller Displaythemen) und, abgesehen von den kleinen helleren Flächen am Displayrand, sehr gleichmäßig.
Auch bei Sonnenlicht, was ja beim T610 ein ziemlich kritisches Thema ist, lässt sich mein Display noch ablesen. Man muss zwar etwas deutlich genauer hinschauen, aber den oft beschriebenen komplett schwarzen Bildschirm gibt es bei meinem T610 irgendwie nicht. Weiß der Geier, woran das liegt, aber mein Gerät ist tatsächlich auch zum Telefonieren in der Sonne geeignet... 
--- Die Tastatur ---
Knackig, schöner Druckpunkt (auch ohne Tastenklick eindeutig zu merken) – so muss es sein.
Die Tasten haben einen sehr angenehmen Druckwiderstand und lassen sich präzise bedienen; lediglich bei relativ großen Händen oder mit langen Fingernägeln könnte es gelegentlich zu einem ungewollten Betätigen der Softkeys kommen, obwohl man es eigentlich auf die „Zurück“- oder „c“-Taste abgesehen hatte (allerdings habe ich persönlich damit eher weniger ein Problem ;)).
Auch mit dem Joystick lässt sich gut durch das Menü navigieren, obwohl man insbesondere bei einem Druck nach unten gerne mal aus Versehen mittig drückt (also eine Funktion aktiviert oder im Menü einen Unterpunkt aufruft). Ich halte das zwar eher für einen Fehler, der durch unpräzise Bedienung entsteht, muss aber sagen, dass der Joystick des T300 (das meine Freundin besitzt und das daher als Vergleich herhalten muss) ein gutes Stück knackiger ist.
Die Beleuchtung, die ja bei früheren Serien – ähm - nicht unbedingt perfekt war (ungleichmäßig, unterschiedliche Farben), ist bei meinem Gerät wirklich hervorragend. Schön hell, absolut gleichmäßig – einfach perfekt. 
--- Das Menü ---
Also ehrlich – ich habe hier ja schon öfters gehört, dass das Menü des T610 ebenso unübersichtlich wäre, wie das des T68 – und solchen Usern kann ich ehrlich nur raten: Leute, bitte verständigt Euch in Zukunft per Rauchzeichen.
Ich kann beim besten Willen nicht verstehen, wie eine solche Ansicht zustande kommt, denn das T610 lässt sich auf eine intuitive Weise bedienen, die ich vorher nicht kannte. Alles ist dort, wo es sein soll; und die Menüpunkte, die man öfters braucht, lassen sich im Schnellzugriffsmenü „Verknüpfungen“ ablegen, so dass man auch mit zwei Tastendrücken an wichtige Punkte gelangt, die normalerweise der Unterpunkt eines Unterpunktes eines Unterpunktes wären.
Mehr kann ich daher auch eigentlich nicht sagen, denn mir fiele spontan auch nichts ein, was man an dem Menü verändern oder gar verbessern könnte.
--- Die Klangqualität ---
Auch hier gibt es (wie so oft bei diesem Handy) wieder mal (fast) nichts zu kritisieren. Die Stimme des Gesprächspartners kommt vollkommen klar, deutlich, unverzerrt und (falls gewünscht) sehr laut an; lediglich ein paar mehr Bässe dürften vorhanden sein; so klingt das Handy teilweise doch etwas „blutleer“. Da wäre mir prinzipiell der warme, volle, natürliche Klang des 6310(i) lieber, aber wenn man alleine nach der Verständlichkeit geht, ist beim T610 gewissermaßen „alles im Lot“.
--- Die Empfangsqualität ---
Dieser Punkt ist schwierig zu beurteilen. Den Tiefgaragentest hat das T610 nicht bestanden (aber den schafft eigentlich sowieso nur das R250s oder das R310s), aber ansonsten geht dem T610 das Netz auch nicht früher aus als anderen Handys; und selbst bei schwierigen Bedingungen (sehr schwaches Netz) konnte ich bisher ohne Echo oder sonstige Störgeräusche telefonieren.
Die Verarbeitung ---
Als ich mein T610 zum ersten mal in die Hand genommen habe, hätte ich echt heulen können. Die Zeiten, in denen ich anderen Leuten mein R520m (oder bei denen, die ganz schwer zu überzeugen sind, das R310s oder R250s) unter die Nase halten musste, um ihnen zu zeigen, was ein wirklich gut verarbeitetes Handy ist, sind vorbei; endlich kann ich für eine solche Aktion ein richtig aktuelles Handy nehmen... 
Das T610 ist wirklich hervorragend verarbeitet; auch der Akkudeckel sitzt bombenfest. Selbst bei stärkerem Druck gibt es kein Knarzen, kein Quietschen, kein Rasseln von sich – einfach gar nichts! Ich hatte (neben dem 8910) schon lange kein Gerät mehr in der Hand, das sich dermaßen wertig anfühlt: Die Kühle des Aluminiums schafft im Zusammenhang mit dem Gefühl, ein Handy aus dem sprichwörtlichen „einen Guß“ in der Hand zu haben, wirklich einen unvergleichlichen, erstklassigen Eindruck.
--- Die Ausstattung ---
Wenn ich hier alles hinschreiben (und erklären) würde, was das T610 kann, würde dieser Bericht vermutlich statt (momentan geschätzten) sieben Seiten so um die 20 Seiten lang werden, daher beschränke ich mich auf die wesentlichen Punkte.
- Bluetooth: Darauf gehe ich unter dem nächsten Kapitel noch genauer ein)
- Ir-Schnittstelle: Darauf gehe ich nicht weiter ein, weil es dazu nichts wirklich Spektakuläres zu sagen gibt. Die Schnittstelle macht halt, was ich von Ihr will, das ist alles...
- Polyphone Klingeltöne: Die Klingeltöne (32 Stimmen) werden in einer wirklich erstaunlich guten Qualität wiedergegeben, jedoch gestaltet es sich als etwas schwierig, einen Ton zu finden, der auf der höchsten Stufe laut genug ist, um auch bei Lärm gehört zu werden, ohne gleichzeitig den Lautsprecher scheppern zu lassen. Und da es leider die üblichen Ericsson-Klingeltöne nicht mehr gibt („schrill“, Du wirst mir fehlen), kann es durchaus mal passieren, dass man einen Anruf überhört. Aber dafür hat man ja dann auch noch einen Vibrationsalarm zur Verfügung...
- Profile mit der Möglichkeit, Rufumleitungen zu integrieren: Dieses Feature hat mir in meiner 6310(i)-Zeit wirklich gefehlt.
- WAP 2.0
- MMS / EMS
- Java
- GSM 900 / 1800 / 1900
- eMail-Client
- Kamera: Die Cam des T610 ist wirklich eine nette Spielerei und läßt sich sehr bequem bedienen (der Aufruf der Kamera ist über einen Druck auf Kamera-Button auf der linken Seite möglich; auch eine Aufhellung für Fotos bei schlechten Lichtverhältnissen kann man aktivieren; kann man die Farben invertieren (Negativ) oder in Schwarz-Weiss fotografieren), aber wirklich gute Fotos sollte man nicht erwarten; da ist beispielsweise eine MCA-25 deutlich besser. Ein Beispielbild habe ich am Ende dieses Tests verlinkt.
- 2 MB Interner Speicher (für Anwendungen, Klingeltöne, Screensaver, Bilder, Themes...)
So, das müßten die wichtigsten Features gewesen sein; sollte ich was vergessen haben, sagt mir bitte Bescheid.
--- Connectivity (in diesem Fall ausschließlich Bluetooth) ---
Ich habe hier vor dem Kauf des T610 durchaus einige Horror-Geschichten darüber gelesen, wie schwer es sein soll, das T610 dazu zu bewegen per Bluetooth mit dem PC zu kommunizieren, daher hatte ich mich, als ich das Gerät dann hatte, eigentlich auf einen langen Abend voller unzähliger Konfigurationsversuche, Rückschläge und Frust eingestellt – und was ist dann tatsächlich passiert? Das T610 verstand sich auf Anhieb blendend mit meinem PC (BT-Stick: Acer BT-600 mit Widcomm-SW). Alles ging von Anfang an ohne Probleme: Das Herumschieben von Themes, die Übertragung von selbstgeschossenen Fotos vom Handy auf den PC; die Verwaltung der Einstellungen per Communications-Suite (wobei die in einigen Punkten etwas zickt, wie zum Beispiel beim Zuweisen von Ruftönen; auch eine Bearbeitung des Telefonbuchs ist mir noch nicht gelungen). Ich habe schon richtig Angst bekommen, dass da sicherlich noch ein gigantischer Hammer auf mich wartet (normalerweise laufen die Dinge bei mir nie so glatt), aber der hat bis heute auf sich warten lassen, daher habe ich die Hoffnung, dass mich der Technik-Teufel einfach mal verschont.
Das Einzige, was bei mir wirklich nur halb klappt, ist ein Backup des Handys mit der Christersson-Software. Das Telefonbuch lässt sich zwar ohne Probleme sichern, wenn ich aber versuche, auch beispielsweise meine WAP-Profile zu speichern, bricht die Verbindung ab.
Aber da die Christersson-SW das T610 bisher noch nicht identifiziert, gehe ich einfach mal davon aus, dass die Software einfach noch nicht auf das T610 ausgelegt ist.
--- Der Preis ---
Ich habe für das Handy (eine Woche alt und praktisch im Neuzustand, obwohl ich erst mal ein paar Klingeltöne und Themes rekonstruieren musste *g*), mit Versand 270 Euro gezahlt.
--- Fazit ---
Ich weiß gar nicht mehr, warum ich mit dem T610 so lange gewartet habe; stellt es doch eigentlich mal wieder eine Art von Gerät dar, die ich seit dem R520m eigentlich abgeschrieben hatte: Die Kombination aus außergewöhnlichem Design, einer (von der Konkurrenz unübertroffenen) Unmenge an Features, erstklassiger Verarbeitung - und der Gewissheit, dass ich mit meinem Handy jederzeit diverse Nokia-Jünger zum Weinen bringen kann...
Ich bin froh, dass ich mich zu dem Kauf durchgerungen habe und würde es wieder tun.
--- Bilder ---
Front
Rückseite
Links
Rechts
Vergleich mit 6310i, R520m, R250s PRO
Display mit Blitz
Display - T-Mobile-Theme
Beleuchtung
Animierter Screensaver
Beispielbild für die Qualität der internen Cam des T610 (dafür mußte mein Gitarrist herhalten)
Krähe für TT
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