Mobilfunk verstaatlichen?

  • Hallo!


    Ich frage mich gerade, ob es nicht besser gewesen wäre, Mobilfunk von einer staatlichen Institution anzubieten (also Annahme: Mobilfunk als natürliches Monopol)
    Vorteil wäre, daß der Netzausbau wesentlich billiger gewesen wäre, da man das Bundesgebiet (theoretisch) nicht viermal abdecken muß. Weiterhin wäre man mit weniger Mitarbeitern ausgekommen. Und damit keine Monopolgewinne realisiert werden, muß die Regierung die Preise zu Durchschnittskosten ansetzen, so daß keine (weitergehenden) Gewinne gemacht werden.
    Auch wenn es auf den ersten Blick so scheint, daß die Marktlösung eher am Optimum liegt (s.a. Deregulierung des Festnetzes und der Preisverfall), kann man das IMHO nicht vergleichen, da bei der Deutschen Post lange Zeit wahnsinnige Monopolgewinne eingefahren wurden.
    Was gegen die Verstaatlichung spricht, ist daß es durch den mangelnden Wettbewerb wahrscheinlich nicht oder erst später zu Innovationen kommt als bei Wettbewerb.


    Ich habe nicht "Das Kapital" unter meinem Kopfkissen liegen, aber ich finde, das ist eine interessante Fragestellung. Irgendwie ist es doch ineffizient, wenn jeder NB das Bundesgebiet mit BTSen und anderer Infrastruktur abdecken muß.


    MfG
    bimmelbommel


    P.S. Ich glaub', das paßt besser ins Geplauder...

    Es ist besser seinen Mund zu halten, um für einen Narren gehalten zu werden als den Mund aufzumachen, um alle Zweifel zu beseitigen.

  • Re: Mobilfunk verstaatlichen?


    Zitat

    Original geschrieben von bimmelbommel
    Irgendwie ist es doch ineffizient, wenn jeder NB das Bundesgebiet mit BTSen und anderer Infrastruktur abdecken muß.


    Mit diesem Argument könntest du aber die Verstaatlichung von praktisch jedem Unternehmen begründen. Wäre doch viel effizienter, wenn es nur *einen* Discounter gäbe und nicht Aldi, Lidl, Norma, Plus, Netto, Penny und wie sie alle heißen nicht mehr oder weniger nebeneinander bauen müssten. Wäre eine enorme Einsparung an Menschen und Material. ;)

  • Wenn die mobilfunker verstaatlicht wären würden wir alle das selbe dunkelgelbe handy mit wählscheibe ;)

    !ND - E71

  • Re: Re: Mobilfunk verstaatlichen?


    Zitat

    Original geschrieben von Merlin
    Mit diesem Argument könntest du aber die Verstaatlichung von praktisch jedem Unternehmen begründen.


    Nein, es geht darum, daß Du beim Mobilfunk sehr hohe Anlaufkosten hast (deshalb die Annahme des natürlichen Monopols) und damit auch sehr hohe sunk costs. Die von Dir angesprochenen Discounter müssen aber nicht das gesamte Bundesgebiet abdecken, damit die Dienstleistung funktioniert.


    Letztendlich laufen Fusionen als marktwirtschaftliches Instrument auf das gleiche raus.


    MfG
    bimmelbommel

    Es ist besser seinen Mund zu halten, um für einen Narren gehalten zu werden als den Mund aufzumachen, um alle Zweifel zu beseitigen.

  • Auch meine Meinung


    Ich bin auch für eine Verstaatlichung. Dann läuft sicher alles besser. Als Beispiel ließe sich da die Deutsche Bahn nehmen. Absolut konkurrenzlos diese Unternehmen. Wenige Mitarbeiter (ca. 350.000) dazu noch überaus freundlich, tolles Tarifkonzept, saubere und noch pünktlichere Züge, einfach ein echter Musterberieb. Deshalb sage ich, freie Fahrt für den Sozialismus!


    Mir scheint, als hätten einige Menschen bis heute nicht begriffen?!?!


    Cheeseburger

    Signatur?

  • Re: Auch meine Meinung


    Zitat

    Original geschrieben von Cheeseburger
    Wenige Mitarbeiter (ca. 350.000) dazu noch überaus freundlich, tolles Tarifkonzept, saubere und noch pünktlichere Züge, einfach ein echter Musterberieb.


    Dabei sollte man aber nicht vergessen, daß die Bahn nicht Staatlich ist. Nicht mehr. Schon seit 1998 nicht mehr. Also als Beispiel untauglich.

    **** Commodore 64 Basic V2 ****
    64K RAM System 38911 Basic Bytes Free
    READY.

  • bimmelbommel


    Du darfst nicht vergessen, daß in einem Monopol kein echtes Interesse an Kundengewinnung und Kundenbindung besteht.


    Die Strom-Monopole haben es am extremsten gezeigt. Da so gut wie niemand ohne Strom auskommen kann, brauchten die sich um Kunden nicht zu sorgen, konnten unglaubliche Gewinne einfahren und sich (allen voran RWE) andere Branchen wie nichts einverleiben.


    Hätten wir ein Monopol in der Mobilfunk-Branche, hätten wir sicher eine kümmerliche Endgeräteauswahl und im Leben niemals attraktive Tarifangebote wie z.B. die Aktionstarife von E+ oder die neuen O2-Tarife.


    Man sieht ja jetzt schon im Oligopol, wo zwei Anbieter den Markt fast beherrschen, daß sich die beiden Großen kaum bemüßigt fühlen, auf die Tarife der beiden kleinen zu reagieren. Siehe Time & More - Aktionstarif mit bis zu 1000 Freiminuten am Wochenende. T-Mobile reagiert darauf mit verbilligten, aber keineswegs kostenlosen 100 Extra-Minuten. Das ist alles.


    Preise zu Durchschnittskosten festzulegen hätte man ja in der Vergangenheit bereits bei Post, Telekom & Bahn realisieren können. Daß es nicht durchgeführt wurde läßt nur annehmen, daß es auch zukünftig nicht geschehen würde.

    Bunt ist das Dasein und granatenstark!
    (Bill & Ted's verrückte Reise durch die Zeit)

  • Re: bimmelbommel


    Zitat

    Original geschrieben von null0sieben
    Die Strom-Monopole haben es am extremsten gezeigt. Da so gut wie niemand ohne Strom auskommen kann, brauchten die sich um Kunden nicht zu sorgen, konnten unglaubliche Gewinne einfahren und sich (allen voran RWE) andere Branchen wie nichts einverleiben.


    Das Beispiel paßt nicht so ganz, da dies ein privatwirtschaftliches Monopol war. Bei unserer bestehenden Rechtsordnung konnte die Politik nicht Preise setzen. Und durch die starke Strom-Lobby konnten sich die damaligen Preise prima durchsetzen lassen. Wenn sich bei meinem Gedankenspiel Gewinne realisieren lassen, können entweder die Gebühren gesenkt oder der Haushalt mit dem Geld unterstützt werden (, was aber eigentlich nicht Sinn der Sache ist, dafür gibt es ja schon die LKW-Maut und die "Öko"-Steuer :mad:)

    Zitat


    Preise zu Durchschnittskosten festzulegen hätte man ja in der Vergangenheit bereits bei Post, Telekom & Bahn realisieren können. Daß es nicht durchgeführt wurde läßt nur annehmen, daß es auch zukünftig nicht geschehen würde.


    Da hast Du recht. Ich hatte mich bei meinem Gedanken auf den "wohlmeinenden Planer" gestützt, was leider nur ein theoretisches Konstrukt ist. Ich hab' jetzt keine Zahlen im Kopf, aber bei Bahn und Post waren ja in der Vergangenheit die Gewinne auch nicht so prall.
    Teilweise sind IMHO auch Preise unter Durchschnittskosten verlangt worden. Man denke nur an den Kontrahierungszwang per Post. Für einen Brief nach Hallig Hooge mußte man auch nicht 2 DM bezahlen.


    MfG
    bimmelbommel

    Es ist besser seinen Mund zu halten, um für einen Narren gehalten zu werden als den Mund aufzumachen, um alle Zweifel zu beseitigen.

  • Naja, die Strommonopole waren staatlich sanktioniert in dem Sinne, daß es sie geben durfte. Aber ich will da nicht weiter einsteigen.


    +++ Ich hatte mich bei meinem Gedanken auf den "wohlmeinenden Planer" gestützt, was leider nur ein theoretisches Konstrukt ist. +++


    Ja, den kenne ich aus den FiWi-Vorlesungen während des VWL-Studiums auch noch. :D . So reizvoll einem dieses Konstrukt auch vorkommen mag, wenn man es auf diverse Branchen überträgt: den Staat als wohlmeinend zu betrachten ist schon sehr gewagt, wie die Industriegeschichte und die Geschichte des Ostblocks zeigt. Daher mein Fazit: Ein Staat sollte sich auf Finanz- und Ordnungspolitik beschränken und die Finger aus Wirtschaftsbranchen lassen.

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    (Bill & Ted's verrückte Reise durch die Zeit)

  • Wenn man die Gesprächspreise und Leistungen zu Monopolzeiten mit den heutigen vergleicht, kann man froh sein wenn der Staat Zuständigkeiten abgibt.
    Das Sozialsystem und die deutsche Bahn sind weiterere Beweise staatlicher Unfähigkeit.
    Mein Fazit: Weniger Staat ist mehr

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