Zukunftsaussicht: Dipl.- Wirtschaftsjurist

  • Hallo,


    auch ich hätte da mal eine Frage bezüglich Uni/Studiengang usw. :)


    Bin gerade dabei mich mit einem guten Abi von der Schule zu verabschieden; muss dank T3 Musterung weder zum Bund noch muss ich Zivildienst leisten, d.h. ich kann zum Wintersemster 2004 schon anfangen zu studieren.


    Natürlich macht man sich nun so seine Gedanken was man denn studieren könnte, und schon seit geraumer Zeit spiele ich schon mit dem Gedanken, das Studienfach Wirtschaftsrecht zu wählen.


    Es beinhaltet, wie der Name schon sagt, sowohl den Themenbereich Wirtschaft als auch Recht (Jura), und diese beiden Dinge interessieren mich sehr.


    Nur schade, dass dieser Studiengang nur an FHs angeboten wird :( (würde sehr gerne an einer Uni studieren).


    Aber zu meiner eigentlich Frage: Wie seht ihr die Berufsaussichten als Dipl.- Wirtschaftsjurist?



    Vielen Dank und Gruß,
    Sebastian

    "Wie wird die Welt regiert und in den Krieg geführt? Diplomaten belügen Journalisten und glauben es, wenn sie`s lesen." Karl Kraus

  • Hi,


    meines Erachtens schränkst du deine späteren Job-Aussichten realtiv weit ein. Du wirst in der Wirtschaft oder evtl. bei einer Versicherung tätig sein können.


    Das Problem dabei ist, dass Versicherungen gerne auch gleich Volljuristen einstellen und Betriebe, die sich überhaupt eine Rechtsabteilung oder einen Justiziar leisten, eben auch einen Volljuristen angeln werden. Denn wenn in einer gerichtlichen Auseinandersetzung Anwaltszwang besteht, darft du wohl nicht auftreten.


    Ich denke die Ausbildung zum Diplom-Wirtschaftsjuristen ist auf einen sehr kleinen Tätigkeitsbereich zugeschnitten. Selbst innerhalb eines Betriebes die Tätigkeit zu wechseln in den mehr betriebswirtschaftlichen Teil wird schwierig sein, immerhin gibt es massig BWLer (Uni und FH) als Konkurrenz.


    Wenn dich Recht interessiert, überlege doch Jura zu studieren. Kann mühsam sein, aber die Möglichkeiten sind danach weiter. Und an die Uni willst du eh lieber.


    Zappi

    Mitglied Nr. 06 des S///-Rennfahrer-Clubs

  • An sich halte ich die Spezialisierung für gar nicht schlecht. Das Problem ist, wie schon angesprochen, dass die Konkurrenz heute eben Juristen oder Volljuristen sind. Da das Jura-Studium aber schon in den letzten Jahren reformiert wurde/wird und dies noch lange nicht das Ende der Fahnenstange sein wird gehe ich davon aus, dass wir die Ausrichtung auf den "Volljuristen" von heute in zehn Jahren nicht mehr im Standard-Jurastudium haben werden. Irgendwie auch vernünftig, wenn man bedenkt, dass das Jurastudium heute auf den Staatsdienst (sprich Richter, Staatsanwalt) zugeschnitten ist, dort später aber nur wenige Prozent der Absolventen tatsächlich arbeiten.
    Fazit: Heute stellt man sich einer zu großen Konkurrenz von vielseitiger einsetzbaren Juristen und insbesondere Volljuristen, daher halte ich das zum jetzigen Zeitpunkt für nicht wirklich empfehlenswert.


    Just my 2 cent...

    Enttäuscht vom Affen schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

  • Zitat

    Original geschrieben von Zappi
    ... Ich denke die Ausbildung zum Diplom-Wirtschaftsjuristen ist auf einen sehr kleinen Tätigkeitsbereich zugeschnitten. Selbst innerhalb eines Betriebes die Tätigkeit zu wechseln in den mehr betriebswirtschaftlichen Teil wird schwierig sein, immerhin gibt es massig BWLer (Uni und FH) als Konkurrenz....


    Hallo,


    also ich studier im 5.Semester Wirtschaftsrecht und ich betrachte einen BWL'er nicht als direkte Konkurrenz... Ich kenne keinen BWL'er der, wie ich, 39 Prüfungen ablegen muss um sein Grundstudium abzuschließen. Die Ausbildung ist sehr ausgewogen was Jura und BWL betrifft. Ich habe zig Vorlesungen zusammen mit den BWL'ern. Ich schätze die Chancen eines Wirtschaftsjuristen wesentlich höher ein, als die eines Betriebswirts. Du hast ja Kenntnisse in Jura, das bleibt dem BWL'er ja in diesem Umfang verborgen. Der Studiengang ist ja entstanden, weil Bedarf besteht. Es haben ja mässig Leute beides studiert. Jura und BWL. Das kannst Du nun in einem Abwasch erledigen.


    Es gibt kein besser oder schlechter. Es ist vielschichtiger. Jenachdem was man für Bedürfnisse und Vorstellungen hat, kann man sich im Hauptstudium auch noch spezialisieren.


    Meine Meinung.
    Kinkerlitzchen

  • Zitat

    Original geschrieben von Kinkerlitzchen
    also ich studier im 5.Semester Wirtschaftsrecht und ich betrachte einen BWL'er nicht als direkte Konkurrenz... Ich kenne keinen BWL'er der, wie ich, 39 Prüfungen ablegen muss um sein Grundstudium abzuschließen.


    Wir sind uns einig, dass dies kein Argument ist, oder? Die Anzahl von Prüfungen zu welchem Zeitpunkt ist kein Hinweis auf eine Berufschance in Abgrenzung zu anderen Studiengängen. Meines Erachtens sagt dies nicht einmal etwas über die Schwierigkeit eines Studium aus.


    Zitat

    Original geschrieben von Kinkerlitzchen
    Die Ausbildung ist sehr ausgewogen was Jura und BWL betrifft. Ich habe zig Vorlesungen zusammen mit den BWL'ern. Ich schätze die Chancen eines Wirtschaftsjuristen wesentlich höher ein, als die eines Betriebswirts. Du hast ja Kenntnisse in Jura, das bleibt dem BWL'er ja in diesem Umfang verborgen.


    Da kann auch dagegen argumentiert werden, dass du nur 3/4 BWLer und 1/4 Jurist bist. Du hast insofern Recht, als es bestimmt Tätigkeitsbereiche gibt, die genau die Kenntnisse voraussetzen, die dein Studium beinhaltet. Ich meine, die Flexibilität leidet etwas. Deutschlandweit genau so eine Stelle zu finden, dürfte schon nicht so leicht werden.


    Ob tatsächlich so viel Bedarf besteht, kann ich nicht beurteilen. Mir stellt sich halt die Frage, was du mit deinen (Wirtschafts-)Rechtskenntnissen anfängst, wenn du sie vor Gericht nicht anwenden kannst. Natürlich kannst du sie für Vertragsgestaltung nutzen, aber deshalb auf einen Teil des BWL-Studiums zu verzichten?


    Zitat

    Original geschrieben von Kinkerlitzchen
    Es haben ja mässig Leute beides studiert. Jura und BWL. Das kannst Du nun in einem Abwasch erledigen.


    Es gibt kein besser oder schlechter. Es ist vielschichtiger. Jenachdem was man für Bedürfnisse und Vorstellungen hat, kann man sich im Hauptstudium auch noch spezialisieren.


    Für diesen speziellen Anforderungsbereich kann man sich ein Studium sparen, stimmt. Für Frauen eine Zeitargument. ich sehe gerade du bist eine :) . Soll nicht chauvinistisch gemeint sein ;) .


    Es ist schwierig, sich über besser oder schlechter zu streiten. Wenn du sagst, es ist vielschichtiger, muss ich dir widersprechen. Ich denke, es ist spezieller. So schließt sich der Bogen zu meinem ursprünglichen Post. Meine Meinung dazu ist, dass diese Studienwahl einen in der späteren Berufswahl einschränken kann. Wenn du jedoch den Job findest, der genau deinem Profil entspricht, warum nicht.:)


    Zappi

    Mitglied Nr. 06 des S///-Rennfahrer-Clubs

  • Hi,


    vielen Dank für die sehr interessanten Meinungen :) !


    Auf der einen Seite habt ihr Recht:
    Ich kann mit diesem Studium keine Tätigkeiten am Gericht ausführen, aber das hatte ich auch nicht vor.


    Meine Vorstellung ist die, in einem (großen) Wirtschaftsunternehmen zu arbeiten, und mich dort in der Rechtsabteilung um Veträge, Zusammenschlüsse (Fusionen), wirtschaftlich/rechtliche Angelegenheiten mit Zulieferern zu kümmern etc.pp. ...


    Zappi, hast aber auch dahingehend Recht, könnte eigentlich auch gleich "normales" Jura studieren. Nur ist es mir dann bei diesem Studiengang nicht möglich, mich in so großem Maße in der BWL zu behaupten, oder? Kann man das irgendwie als Nebenfach belegen?


    Leicht wird die Entscheidung sicher nicht...es kommt mir eben so vor, dass reines BWL sehr, sehr viele Leute studieren, wohingegen das ganze sich bei Wirtschaftsrecht in einem verträglichen Rahmen hält, und ich somit die besseren Chancen hätte, einen Beruf zu finden. Natürlich nur unter der Vorraussetzung, das auch ein Bedarf nach Wirtschaftsjuristen besteht.


    Und wie Kinkerlitzchen so schön sagt, der Studiengang entstand eben deshalb, weil doch ein gewisser Bedarf danach bestand :)



    Gruß,
    Sebastian

    "Wie wird die Welt regiert und in den Krieg geführt? Diplomaten belügen Journalisten und glauben es, wenn sie`s lesen." Karl Kraus

  • Servus!


    Auch mein Senf mal dazu.


    1. Wirtschaftsjurist kannst du auch an der Uni Passau werden.


    2. Mit einem reinen Jurastudium oder einem reinen BWL-Studium bist du in der Tat flexibler, aber auch leichter austauschbar. Generell kann man keine Zukunftsprognosen wagen. Es kommt immer drauf an, was du zusätzlich zu deinem Studium machst, welche Sprachen du lernst, welche Praktika du machst, wann und wo du ins Ausland gehst etc. etc.


    3. Dein Studium ist ziemlich eng zugeschnitten auf einen Bereich. Wenn du später im Studium merkst, das Geld nicht alles ist und eine richtige Strafverhandlung vor Gericht als Staatsanwalt dir mehr Spaß macht, hast du ein Problem.


    Ruf doch einfach mal bei einem jener Unternehmen an, bei dem du später studieren möchtest und frag mal, was die dortigen Personaler von einem solchen Abschluss halten.

  • Zitat

    Original geschrieben von Tommyboy00
    ... Meine Vorstellung ist die, in einem (großen) Wirtschaftsunternehmen zu arbeiten, und mich dort in der Rechtsabteilung um Veträge, Zusammenschlüsse (Fusionen), wirtschaftlich/rechtliche Angelegenheiten mit Zulieferern zu kümmern etc.pp. ...


    Rechtsabteilung ok, aber du müsstest dann, würdest du verantwortlich dafür sein, sollte ein Fall vor Gericht gehen diesen an einen Volljuristen abgeben. Was Fusionen u.ä. angeht halte ich deine Vorstellung für illusorisch. Hier kommen fast ausschließlich externe, auf diesem Gebiet spezialisierte M&A-Kanzleien zum Zug, das überläßt keine Firma der eigenen Rechtsabteilung...


    Für eine geplante eigene Selbstständigkeit dagegen könnte ich mir den Studiengang als sinnvoll vorstellen, weil man - neben der betriebswirtschaftlichen auch wenigstens die wirtschaftsrechlichen Bereiche weitgehend selbst abdecken kann und nicht wegen jeder Kleinigkeit zum Anwalt rennen muss.


    BWL/VWL gibt es übrigens auch als Nebenfach für Juristen, allerdings lachen BWLer genauso darüber wie Juristen über BWLer, die das Fach "Recht" belegen. Wenn man es sich dreckig geben möchte, kann man natürlich auch versuchen neben Jura in BWL zumindest das Grundstudium zu absolvieren.

    Enttäuscht vom Affen schuf Gott den Menschen.
    Danach verzichtete er auf weitere Experimente.

    - Mark Twain -

  • Zitat

    Original geschrieben von Tommyboy00
    Meine Vorstellung ist die, in einem (großen) Wirtschaftsunternehmen zu arbeiten, und mich dort in der Rechtsabteilung um Veträge, Zusammenschlüsse (Fusionen), wirtschaftlich/rechtliche Angelegenheiten mit Zulieferern zu kümmern etc.pp. ...


    Ich gebe zu, ich weiß nicht, wer aufgrund welcher Tatsachen und Zahlen bestimmt, dass oder ob es einen Bedarf für dieses Studium gibt. Mein Eindruck ist, dass die Ausbildung zum Diplom Wirtschaftsjuristen "nur" ein Kompromiss und Mittelweg aus BWL und Jura ist, aber halt doch nicht beides ist.


    Daraus kann ergibt sich meines Erachtens, dass du mit dieser Ausbildung kaum in einem Großunternehmen diese gewünschten Tätigkeiten ausführen wirst. Große Fimen, die sich überhaupt noch eine Rechtsabteilung leisten, beschäftigen Volljuristen. Oder wenden sich gleich an eine führende Großkanzlei.


    Wie Jeeves schon sagt, Fusionen & Firmenübernahmen werden mit gutem Grund nicht von eigenen Mitarbeitern aus der Rechtsabteilung (und seien es Dipl. Wirtschaftsjuristen) durchgeführt, sondern von außen über eine hochspezialisierte M&A-Kanzlei. Hierfür ist eine objektive Sicht der komplexen Sachverhalte notwendig. Ein betriebseigener Mitarbeiter läuft Gefahr, sich schon in eigenem Interesse manche Tatsachen schönzureden. Dies wird zudem mit großer Wahrscheinlichkeit die Kenntnisse eines Dipl. Wirtschaftsjuristen übersteigen (nur mal als Beispiel: Zwei Betriebe fusionieren und werden unter einem Namen fortgeführt. Wie gestaltet sich die Übernahme der Mitarbeiter der alten Firma, wenn diese Renten- und Pensionsansprüche gegenüber der alten Firma haben und kann man so etwas ausschließen gegenüber der neuen? Sozialrecht/Arbeitsrecht/BGB-Mix).


    Wenn du später mal M&A machen möchtest, studiere Jura, schließe zweimal bestens ab und arbeite dich bei einer der 10 größten Kanzleien in D hoch, dann wird´s was.


    Außerdem, wenn obige Tätigkeiten gewünscht werden, brauchst du kein BWL. Und wenn es dir auf BWL-Kenntnisse ankommt, dann studiere neben Jura einfach parallel BWL mit bis zum Vordiplom. Das ist machbar, wenn du nicht gerade das Jurastudium in 8 Semestern abschließen möchtest und du ohne jobben studieren kannst.


    Zappi

    Mitglied Nr. 06 des S///-Rennfahrer-Clubs

  • Zitat

    Original geschrieben von Zappi
    Wir sind uns einig, dass dies kein Argument ist, oder? Die Anzahl von Prüfungen zu welchem Zeitpunkt ist kein Hinweis auf eine Berufschance in Abgrenzung zu anderen Studiengängen. Meines Erachtens sagt dies nicht einmal etwas über die Schwierigkeit eines Studium aus.


    Richtig, ich wollte damit lediglich die Vielschichtigkeit ausdrücken.


    Zitat

    Original geschrieben von Zappi
    Da kann auch dagegen argumentiert werden, dass du nur 3/4 BWLer und 1/4 Jurist bist. Du hast insofern Recht, als es bestimmt Tätigkeitsbereiche gibt, die genau die Kenntnisse voraussetzen, die dein Studium beinhaltet. Ich meine, die Flexibilität leidet etwas. Deutschlandweit genau so eine Stelle zu finden, dürfte schon nicht so leicht werden.


    An meiner FH liegt der Schwerpunkt eindeutig mehr im juristischen Bereich. Ich bin also kein 1/4 Jurist.


    Zitat

    Original geschrieben von Zappi
    Ob tatsächlich so viel Bedarf besteht, kann ich nicht beurteilen. Mir stellt sich halt die Frage, was du mit deinen (Wirtschafts-)Rechtskenntnissen anfängst, wenn du sie vor Gericht nicht anwenden kannst. Natürlich kannst du sie für Vertragsgestaltung nutzen, aber deshalb auf einen Teil des BWL-Studiums zu verzichten?.


    Richtig, bei größeren Sachen kann ich nix vor Gericht nichts ausrichten, aber darum gehts mir persönlich nicht. Ich kann tätig sein:


    - in Rechts- und Personalabteilungen,
    - als juristischer Mitarbeiter in Klein- und Mittelunternehmen,
    - auf dem Gebiet der Unternehmenssanierung (Konkurs- und Vergleichssanierung),
    - in Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungsgesellschaften,
    - in Kammern und Verbänden, Gebietskörperschaften, Geldinstituten und Versicherungen
    - auf dem Gebiet des Umweltmanagements bzw. Umweltrechts in Unternehmen
    der Immobilienbranche,
    - als freiberuflich Tätige, speziell des internationalen Handels.


    Zitat

    Original geschrieben von Zappi
    Für diesen speziellen Anforderungsbereich kann man sich ein Studium sparen, stimmt. Für Frauen eine Zeitargument. ich sehe gerade du bist eine :) . Soll nicht chauvinistisch gemeint sein ;) .


    ;)


    Zitat

    Original geschrieben von Zappi
    Es ist schwierig, sich über besser oder schlechter zu streiten. Wenn du sagst, es ist vielschichtiger, muss ich dir widersprechen. Ich denke, es ist spezieller. So schließt sich der Bogen zu meinem ursprünglichen Post. Meine Meinung dazu ist, dass diese Studienwahl einen in der späteren Berufswahl einschränken kann. Wenn du jedoch den Job findest, der genau deinem Profil entspricht, warum nicht.:)


    Wie gesagt, besser oder schlechter gibts nicht. Hat wohl beides seine Daseinsberechtigung. Ich finde, sich sein Studium nur nach Zukunftsaussichten auszusuchen heutzutage auch sehr schwierig. Auf jedem Gebiet.

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