Der Polizeiruf hat aus meiner Sicht die Rolle des Tatorts übernommen. Habe ich früher (über Jahrzehnte hinweg) keinen Tatort verpasst, nehme ich von Sendeterminen zwischenzeitlich kaum noch Notiz - vielleicht abgesehen von den Folgen aus Münster, die aus "nicht-kriminlogischen" Aspekten durchaus unterhaltsam sind..
Anders beim Polizeiruf:
Hier finden sich immer noch Inhalte, die zum Nachdenken anregen, während die Plots der Tatorte intellektuell einfach nur noch flach sind. Die letzten wirklich fesselnden Tatorte waren aus meiner Sicht die mit Ulrich Tukur - wobei ich zu einer eher kleinen Minderheit gehören dürfte. Einer dieser Tatorte erinnerte doch sehr an ein Werk des Lars von Trier, den ich für einen grandiosen Kunstschöpfenden halte, der leider (mit Absicht?) häufig missverstanden wird. Wer sich mit seinen Werken (beim Zusehen unweigerlich) auseinandersetzt, wird das Wesen unserer Gesellschaft bis in kleinste Detail wiedererkennen. Ich halte ihn für einen der wenigen Filmemacher, der seinen Zuschauern (und dann noch unterhaltsam) einen Spiegel vorhält, in dem sie sich (oder auch nur ihr Umfeld) zwingend wiedererkennen.
Im Polizeiruf übernimmt der Ermittler von Meuffels eine entsprechende Rolle, die eingefahrene Überzeugungen nachhaltig hinterfragt. Bis hin zu internen Ermittlungen, die Missstände innerhalb des Polizeiwesens auf- und wieder zudeckt. Mehr von ihm!