Hallo Leute!
Angeregt durch diesen Thread (Zum Glück habe ich die Sendung nicht gesehen, zumal Stefan Raab für mich ohnehin nur noch unterste Schublade ist) bin ich mal wieder ein bißchen nachdenklich geworden. Darum wollte ich euch mal fragen, wie ihr eigentlich der "kleinen" und der "großen" Armut in der Welt so begegnet und ob ihr etwas dagegen tut.
Letztendlich ist es ja so, daß wohl keiner von denen, die im Forum unterwegs sind, wirklich "arm" ist. Zumindest hat jeder genügend Geld für mindestens ein Mobiltelefon und den Unterhalt desselben, und jeder von uns kann es sich leisten, irgendwie ins Internet zu gehen. Wer sich einen solchen Luxus erlauben kann, ist IMHO noch nicht wirklich arm.
Soviel zur Definition von "uns".
Nun gibt es aber auch noch diese Welt "da draußen" (genannt "Real Life"), in der man täglich der Armut begegnen kann, wenn man nicht mit geschlossenen Augen herumläuft.
Sei es der Penner an der Ecke, der um einen Euro bettelt (obwohl nicht nur unser Staat, sondern im Grunde fast alle Industrienationen für jene sorgen, die Hunger leiden, so daß es auch bei "uns" Armut "nur" bis zu einem Grade gibt, der längst nicht lebensbedrohlich ist) oder aber - und das machen wir uns wohl viel zu selten bewußt - die Armut in der sog. "3. Welt", in den Afrikanischen und manchen Asiatischen Ländern, die wirklich für viel zuviele Menschen jeden Tag den Hungertod oder den Tod aufgrund von Seuchen oder unbehandelten Krankheiten zur Folge hat. Das ist eine Form von Armut, die diesen Begriff wirklich "verdient" hat, denn diese Menschen kämpfen jeden Tag um das nackte Überleben.
Soviel zur Definition von "Armut".
Vor ca. 20 Jahren, als ich noch ein relativ kleiner Junge war, wurde mir erklärt, daß die Maschinen bald die ganze Arbeit für die Menschen machen würden und irgendwann niemand mehr arbeiten müßte. Mit dem vielen Geld, das die Maschinen erwirtschaften, könnten ganz nebenher der Hunger auf der Welt gestillt und die "Bananenstaaten" zivilisiert werden.
Leider haben die Schlaumeier, die diese Theorie aufgestellt haben, vergessen, daß die Leute, die den Faktor Boden oder den Faktor Kapital zur Verfügung stellen (Sprich: Die Unternehmer), nicht uneigennützig handeln. Darum wird das rückfließende Kapital (Sprich: Einnahmen) auch nicht an die verteilt, die nicht mehr (oder nur noch eingeschränkt) den Faktor Arbeit zur Verfügung stellen dürfen (sprich: Arbeiter und Angestellte), sondern einbehalten oder neu investiert.
Nun frage ich mich jedoch: Ist es wirklich notwendig, daß gewisse Netzbetreiber für gewisse UMTS-Lizenzen mehrere Milliarden Euro bezahlen? Ist es eigentlich rechtschaffen, soviel Geld als Unternehmer überhaupt einzunehmen oder Einnahmen in einer solchen Größenordnung zu planen? Ist es moralisch vertretbar, daß zum Beispiel eine Firma Vodafone in Milliardenbeträgen rechnet, obwohl man auch mit Millionen gut genug wirtschaften könnte? Ist es fair, wenn mit diesen Milliarden (Geschäfts- und auch wirkliche) Politik gemacht wird, indem man strategisch Firmen oder Menschen kauft oder verkauft, während "in Afrika die Leut' verhungern" (ein Satz, der mir jahrelang eingetrichtert wurde)?
Oder, mal auf jeden von uns herunter gebrochen: Wie geht ihr mit solchen Dingen um? Jeder von uns hat ja einen gewissen Luxus um sich herum, wie ich schon per definitionem festgestellt habe, und es gibt sicherlich auch einige, die für das Forum spenden, einen PA eingerichtet haben oder TT-Lotto spielen, obwohl "das Forum" ja nicht im klassischen Sinne "arm" ist. Auch dieses Forum ist eben unser aller kleiner Luxus, den wir uns erlauben, und den wir uns auch in jedwedem Sinne "leisten".
Versteht mich nicht falsch: Ich möchte keinen hier dazu überreden, dem Forum auch nur einen cent weniger zu geben als er tut. Gebt lieber mehr, denn mir gefällt es hier auch sehr gut und ich weiß Carstens Leistung und die des gesamten TT-Teams wohl zu schätzen!
Dennoch frage ich mich, ob einige von euch, zusätzlich zu diesem Luxus, sich den "Luxus" erlauben, solche Menschen zu unterstützen, denen es nicht so gut geht wie euch. Seien es nun die in Afrika oder die im eigenen Lande.
Ich selbst habe mit Erschrecken festgestellt, daß ich solche Dinge stets weit von mir weg schiebe und mich bisher nicht oder nur sehr wenig um meine bedürftigen Mitmenschen gekümmert habe.
Hierzu eine kleine Geschichte von meinem Arbeitsplatz:
Ich bin Angestellter eines großen Deutschen Lebensmitteleinzelhändlers. Und ja, auch in unserem Laden laufen Waren ab, oder Obst wird unansehnlich, oder Packungen sind aufgerissen (Und der Anteil an solchen "Lebensmitteln zum Wegschmeißen" ist enorm).
Früher habe ich das immer alles unserem Hausmeister gegeben, der 6 Stunden am Tag für einen Aushilfslohn kommt (der aber auch nicht wirklich "arm" ist, aber das ist einen andere Geschichte). Jedenfalls wußte ich, daß die Sachen irgendwie verwertet werden.
Nun haben wir aber voriges Jahr eine schriftliche Anweisung erhalten, die uns verpflichtet, diese Sachen wegzuschmeißen! Jeder von uns, die wir in dem Laden arbeiten, muß damit rechnen, entlassen zu werden, wenn er solche Lebensmittel mit nach Hause nimmt oder auch nur weiterverschenkt. Begründung unserer Zentrale: Wir haben nicht das Verfügungsrecht über diese Lebensmittel, weil sie ja nicht uns gehören, sondern unserer Zentrale (auch dann, wenn sie kaputt und abgeschrieben sind - ja selbst dann, wenn ein Vertreter von irgendeiner Firma die Ware alt gegen neu ersetzt!).
Mein Hausmeister bekommt die Sachen natürlich immer noch, nur mit dem Unterschied, daß ich davon nichts weiß.
Seit einigen Wochen überlege ich nun, ob ich mich nicht selbständig mache und selbst einen Laden übernehme (natürlich nicht wegen der Armut auf der Welt, sondern aus eigentlich ganz egoistischen Gründen - ich möchte für mich selbst arbeiten).
Sollte das etwas werden, dann weiß ich schon jetzt, daß unsere "alten" Lebensmittel einer Caritativen Einrichtung zukommen werden.
So, nun ist genug. Tut mir leid, daß der Beitrag so lang geworden ist, aber ich wollte einfach mal meine Gedanken mit euch teilen, und eigentlich wollte ich einfach mal von euch wissen:
Nehmt ihr das Wohlstandsgefälle auf unserer Welt eigentlich noch wahr?
Tut ihr (aktiv oder passiv) etwas dagegen?
Kennt ihr aus eurem täglichen Leben auch so sinnlose Anordnungen oder Bestimmungen wie die von meinem Arbeitgeber?
Und mein Hauptanliegen:
Könnten wir alle ("Die TT-ler") über die Unterstützung unseres Forums hinaus etwas tun, womit bedürftige Menschen unterstützt werden können?
Das müssen nicht nur Geldspenden oder Sammelaktionen sein. Ich könnte mir auch öffentliche Aktionen (natürlich außerhalb des Forums) vorstellen, in denen Geldverschwendung aufgezeigt wird o.ä.
Ideen von eurer Seite nehme ich gerne an, und wenn ein Initiator gesucht wird, bin ich gerne an vorderster Front.
Ich würde mich freuen, wenn sich aus diesem Thread irgendwas entwickelt, was Bestand hat. Und wenn es nur jeden Monat 5 Euro für die Caritas sind (banal gesagt), die wir spenden oder sammeln, dann ist zumindest ein Scherflein beigetragen und dem guten alten NoTeen (und vielleicht auch einigen von euch) geht es ein bißchen besser.
So, nun haut mal fleißig in die Tasten!
cu
NoTeen