Ich fand die 70er und 80er doof...
Hi Leute,
aufgewachsen (in der BRD) in den 70igern als Kind fand ich die 70er und 80er ziemlich doof.
Die 70er total rückständig von medizinischen Versorgung, keine pädagogische Konzepte in den Schulen oder Förderung. Da wurde fast nichts an den richtigen Problemen erkannt.
In den 80igern ein Angestellten-Ausbildung gemacht, bei der nichts aber auch gar nichts seitens des Ausbildungsbetriebs oder Berufschule beigebracht wurde, da durftest selber dahinter sein. Habs dann doch noch als Jahrgangsbester irgendwie gepackt.
Der Ausbilder saß nur besoffen in seinem Kabuff, hat sich für die Lehrlinge, Stiften (wie die Azubis damals hießen) null interessiert. Es sei halt so, die anderen Gesellen waren die gleichen Suffköpfe, kein Wunder dass die irgendwann mal alle geschieden waren.
Die Bezahlung in der Zeit war unter aller Kanone. Der menschliche Umgang in den Betrieben auch. Human Resources war ein Fremdwort. Da ging es nur von oben nach unten mit heftigsten Druck und großer Autorität.
Die Arbeitswelt war sehr übel zu der Zeit und alles andere als freundlich. Jeder Ältere ließ den Obermacker raushängen, obwohl die meisten die vollen Nullen waren.
Der Kalte Krieg war total am dampfen in der Zeit. War immer ein sehr beklemmendes Gefühl, wenn die Amis mit ihren Mittelstrecken-Raketen bei uns der Gegend ihr jährliches Manöver abgehalten haben. Da hast dann auch gewußt, dass der sowjetische Gegenschlag von der DDR aus genau uns trifft.
Und es wurde von den Amis sowie Sowjets immer schon was provoziert. Anfang der 80er mit Reagan und Breschnew dachte man wirklich es kommt der 3. Weltkrieg. Es wurde auf Teufel komm raus aufgerüstet. Solche Idioten...
Als Telekommunikation gab es Wählscheiben-Festnetztelefone, die Einheit für 20 Pfennige.
Hat man in der elterlichen Wohnung telefoniert, stand meist nach 5 Min ein Elternteil auf der Matte und wies auf die horrenden Telefonkosten hin. In dem Augenblick war man bei einem Ortsgespräch gerade bei der 2. Einheit also die 40 Pfennige angeborchen.
Ca. 25.- Mark Grundgebühr für den Telefonanschluß monatlich, und da war noch nichts telefoniert.
Das Telefon war auch durch den festen Kabelanschluß meist im Wohnzimmer plaziert, damit es in der Familie auch jeder mitbekam, was man sprach. (Rumtragen war nicht.)
Denke da noch an einen Ausspruch meiner Mutter als nach drei Tagen mal wieder das Telefon klingelte: "Wer ruft denn jetzt schon wieder an?" Und es wurde laut in die Runde gefragt, bevor man den Hörer hob: "Wer könnte das jetzt sein?"
So eine Situation wird auch bei Familie Heinz Becker immer wieder gespielt. Das war in den 70ern Realität.
Viele Nachbar hatten auch Ende der 79iger auf dem Dorf kein eigenes Telefon, da kamen schon mal öfters die Nachbarn zum Telefonieren. Wir hatten Telefon seit 1972, das Elternhaus war 1964 erbaut.
Geheizt wurde mit Küchenherd also Holz, in den Stuben mit Ölöfen. Im Keller stand ein Heizöltank, da wurde mit einer Handpumpe Heizöl in einen Ölkanister (ähnlich Gartengießer) gepumpt und zu den Ölöfen in der Wohnung getragen und händisch per Gießkanne aufgefüllt. Ging im Winter das Öl im Ölofentank alle, dann wurde es halt nach 15min immer frischer...
Das Auftanken mit Ölkanne war auch immer toll, da man danach wie ein Iltis nach Heizöl gestunken hat.
Mei, mei, mei... Darf gar nicht mehr zurückdenken.
Wolltest was Außertourliches kaufen was es im normalen Ladensortiment des Geschäfts nicht gab, dann hieß es Kataloge wälzen, wenn man überhaupt an die Spezialkataloge kam und einem gezeigt wurden. Kundenservice kaum bis gar nicht vorhanden.
Lieferfristen wurden da nicht genannt, man hat halt bestellt und wenn es da war bekam man per irgendwie Bescheid, konnte auch mal per Postkarte sein, telefonieren war ja teuer. Oder man musst immer wieder wochenlang persönlich im Laden vorstellig werden und nachfragen, bis man das heiß erwartete Produkt endlich in den Händen hielt.
Sonderbestellungen wurden nur sehr widerwillig von den Verkäufern gemacht. Haben wir nicht, also gibt es das nicht.
Wollte mal 3 CB-Funkgeräte im Jahre 1985 für etwa 1.000.-DM insgesamt kaufen.
War damals ein Wahnsinnsgeld, es gab noch den VW-Käfer für 10.000.-DM als Neuwagen.
Das hat den Typen im Fernsehladen (dort kaufte man seine Unterhaltungselektronik) gar nicht gejuckt. Er verkaufe nur das was er da hätte und Prospekte habe er auch keine.
Gut das wirtschaftliche Schicksal hat ihn dann 1995 per Insolvenz ereilt.
Aber so waren viele Geschäftsleute drauf, von Flexilblität oder Kundenorientiertheit keine Spur.
Mein erstes Auto war dann ein VW-Käfer mit 40ps, rot, BJ 1971. Gebraucht gekauft für 150.-DM.
Der Verkäufer sagte mir, dass dieses Auto besonders sicher sein, da ja schon Sicherheitsgurte nachgerüstet wurden. Automatikgurte, die sich selbst aufrollten.
Gab zu der Zeit auch noch Autos, die hatten überhaupt keine Gurt oder Statik-Gurte, die man jedesmal selbst ein stellen musst. Auch H4-Birnen (Scheinwerfer) hatte ich an dem Käfer. Hightech pur...
Das Autoradio war analog und hatte sechs Sendertasten, bist weiter als 15km vom Heimatort weggefahren, dann durftest alle paar KM den Sender wieder per Drehrad suchen.
Kein RDS...
Mit so einer Kiste würde ich keinen Meter mehr fahren. Mein heutiger Kleinwagen von Toyota hat 8 Airbags, 70ps und braucht die Hälfte an Benzin als der Käfer(9-12Liter).
Da gäbe es noch viel mehr aus der vermeidlich guten Alten Zeit, der ich aber bestimmt nicht nachtrauere. Ich möchte die Zeit nicht nochmals erleben. War einfach zu primitiv.
Da gefällt mir die Gegenwart besser.
Grüßle
ingo61