Ist das Kunst ?

Ich finds zum einen arg lustig, und zum anderen auch künstlerisch gesehen recht gelungen.

Den schon im Artikel angesprochenen Punkt, dass jeder dazu eine eigene Geschichte "erfindet" finde ich recht spannend. Sicherlich gibt es geschmackvolleres, aber der Hund ist ja mehr oder weniger ein Experiment als ein Kunstwerk...

Für viele Leute ist "Kunst" heutzutage scheinbar alles das, was die Aufmerksamkeit, Neugier oder auch Abscheu der Menschen auf sich zieht. Mit ein paar wohlgewählten Worten läßt sich eigentlich so ziemlich alles zur "Kunst" erheben - egal wie geschmacklos es auch sein mag.

Frei nach der Freud'schen Feststellung, daß eine Zigarre manchmal eben wirklich einfach nur eine Zigarre ist, kann man bei Leuten, die mit ausgestopften Hunden auf ihrem Autodach durch die Gegend fahren, eigentlich zu keinem anderen Ergebnis kommen als dem, daß ein Idiot eben manchmal wirklich nix anderes als ein Idiot ist - auch wenn er seinen Idiotismus verbal gut verkauft.

Übertroffen wird solcherlei Hirnlosigkeit eigentlich nur durch die Medien, die solchen Leuten zuarbeiten. Aber nunja - Spiegel - was will man da erwarten?! Manchmal ist eine Zigarre eben einfach nur eine Zigarre...

Zitat

Original geschrieben von BigBlue007
[...] Übertroffen wird solcherlei Hirnlosigkeit eigentlich nur durch die Medien, die solchen Leuten zuarbeiten. [...]

Sehe ich ebenso. Paradebeispiel ist da m. E. der gute Christo, der z. B. den Reichstag 'einwickelt' und so "Verhüllung" zur Kunstform erhebt

Um auch mal ein (freies) Zitat zu bringen: "Es gibt niemanden, der so verrückt ist, dass es nicht einen noch Verrückteren gibt, der ihn versteht!" Autor ist mir leider nicht bekannt.

@dr. zuzelbach:

Hier sollte es eigentlich um den von Dir zitierten Artikel gehen und nicht darum, wer was vom Spiegel hält. Dies war eine ironische - wenngleich nicht unernst gemeinte Randbemerkung meinerseits, die mit dem Thema dieses Threads aber nichts zu tun hat. Du als Threadersteller solltest doch eigentlich das größte Interesse daran haben, daß es hier on-topic bleibt. Und auch hierzu habe ich ja nun einen nicht so sehr kleinen Beitrag geleistet...

Aber nunja - wenn es Dir leichter fällt, über unwichtige Nebensächlichkeiten als über Dein eigentliches Thema zu diskutieren - bitteschön. Merkwürdig - aber bitteschön... :D:D

Zitat

Original geschrieben von BigBlue007
Frei nach der Freud'schen Feststellung, daß eine Zigarre manchmal eben wirklich einfach nur eine Zigarre ist, kann man bei Leuten, die mit ausgestopften Hunden auf ihrem Autodach durch die Gegend fahren, eigentlich zu keinem anderen Ergebnis kommen als dem, daß ein Idiot eben manchmal wirklich nix anderes als ein Idiot ist - auch wenn er seinen Idiotismus verbal gut verkauft.

Dem ist nichts hinzuzufügen.
Schöner hätte ich es auch nicht formulieren können.

Viele sind moderner Kunst gegenüber sehr mißtrauisch.
Andere hingegen finden alles toll, was sie selber nie machen könnten.

Die Definition von Kunst ändert sich ständig.
Jede Epoche in der Kunstgeschichte zeichnet sich durch verschiedene inhaltliche,
aber vor allem formale Eigenschaften aus. Früher war Kunst nichts weiter als Handwerk,
Bilder mußten möglichst genau die Wirklichkeit spiegeln,
damit der Betrachter das Motiv problemlos erkennen und bestaunen konnte.

Dann kam die Abstraktion. Der Betrachter mußte mitdenken,
seine Fantasie ankurbeln, assoziieren und interpretieren.
Wichtig ist aber: Der Künstler muß eine bestimmte Idee verfolgen.

Ich sag schonmal vorab, daß der Gegenstand dieses Threads in meinen Augen keine Kunst ist.
Der Künstler vermittlelt mir schonmal nicht das Gefühl, daß er damit etwas sagen möchte.
Das Werk ist zu simpel, und gibt mir keinen Denkanstoss.

Gegenbeispiel von "einfacher" Kunst, die durchaus was ausdrückt: Capri Battery von Beuys.

Während der Abi Vorbereitung hatten wir mit dieser Plastik eine ganze Stunde gefüllt,
unzählige verschiedene Ideen und Zusammenhänge führten die gemeinsame Interpretation.

Abgebildet: Glühbirne und Zitrone. Nennt sich Capri Battery.
Assoziierungen: Frucht, Säure, Sonne, Licht, Wärme, Batterie, Energie, Strom usw.
Resultat: Engeriezusammenhang von Natur und Technik, läßt sich noch beliebig erweitern.

Beuys regt den Betrachter zum Denken an, weil er selber sich dabei etwas denkt.
Aber wie gesagt, bei Hund auf Auto fühlt sich meine Phatasie stark unterfordert.

Die Frage, die sich mir bei solcherart Kunst allerdings immer stellt - bei dem Hund sowieso, bei dem gelben Teil da oben allerdings auch: Hat der, der es gebaut hat, damit wirklich etwas aussagen wollen? Oder hat er sich nicht vielleicht vielmehr gedacht 'Ich baue jetzt einfach mal irgendeinen Schwachsinn zusammen und freue mich dann diebisch über die "Kunstexperten", die analysieren, was ich damit ausdrücken will'...

Erinnert sich jemand an Hape's "Hurz"?

<maybe we could repeat it from the first phrase>

Natürlich ändert sich das Verständnis darüber, was Kunst ist und was sie darstellen soll, ständig im Laufe der Zeit. Und vielleicht bin ich einfach zu old-fashioned, wenn ich an JEDE Form von Kunst den Anspruch stelle, daß man ihr auf den ersten Blick zumindest ansehen sollte, daß der, der sie verzapft hat, in das Ganze viel Arbeit und Können hineininvestiert hat. Ein schönes Bild - egal was es zeigt -, gute Musik, ein Musical, Theater - das alles ist Kunst. Unter diesem Aspekt halte ich z.B. auch diese Körperweltengeschichte durchaus für Kunst, auch wenn ich selbst damit nichts anfangen kann.

Wenn Kunst aber darauf reduziert wird, daß irgendein Depp bunte Striche an eine Wand malt, Schrott zusammenschweißt, eine Zitrone und eine Glühbirne zusammensteckt oder eben einen ausgestopften Hund auf sein Auto montiert - wenn es also nicht mehr das Werk an sich ist, welches den künstlerischen Anspruch stellt, sondern es nur darum geht, daß der geneigte Betrachter überlegen soll, was der "Künstler" einem mitteilen will, dann halte ich das nicht für Kunst, sondern für Schmarrn. Der "Künstler" verlagert den Aufwand, den er eigentlich selbst betreiben sollte, auf den Betrachter. Er stellt mit seiner Kunst keinerlei handwerkliches Geschick dar, sondern macht es zum Selbstzweck seines Werks, daß der Betrachter eine Bedeutung hineininterpretiert. Und wie schon gesagt - ich persönlich bin davon überzeugt, daß viele dieser "Künstler" mit ihrem Werk gar nichts ausdrücken wollen, sondern sich einfach nur diebisch darüber freuen, wenn sich andere den Kopf darüber zerbrechen.