Alcatel One Touch 511 - mein Testbericht

  • Hier mein kleiner Bericht über das Alcatel One Touch 511.
    Zum OT511 bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kind: beim HK-Jahrestreffen habe ich bei der Versteigerung einfach mal "ins Blaue" geboten und habe spontan den Zuschlag erhalten. ;) Mein eigenes OT 511 ist zwar schon längst wieder verkauft, aber ich hatte mir extra für diesen Bericht nochmal ein Gerät geliehen, um meine Eindrücke wieder
    aufzufrischen. :)


    Die Softwareversion des vorliegenden Testgeräts ist 10B 02, die Farbe ist Urban Grey, wie bei meinem ehemaligen 511.


    Nun aber zum Bericht!


    Lieferumfang:


    Beim ersten Öffnen des alcatel-typisch billigen und unscheinbaren Kartons springt einem die erste Neuerung ins Auge: statt dem üblichen Durcheinander ruht das 511 nun in Schaumstoff gebettet direkt unter dem Deckel, das nicht so attraktive Zubehör kommt erst darunter zum Vorschein.
    Neben Handy, Akku (LiPoly, 600 mAh), Ladegerät und dem "Papierkram" befindet sich noch ein Gürtelclip in dem Karton. Dieser macht zwar einen um Längen besseren Eindruck als die bisherigen Fehlkonstruktionen, völlig trauen würde ich aber auch ihm nicht.
    Da die Anschlüsse links oben am Handy liegen, ist nur ein normales Ladegerät und kein Tischlader wie z.B. beim 501 und selbst beim One Touch Easy dabei. Schade eigentlich, denn ich habe die Ladestation immer als recht komfortabel empfunden.



    Die äußere Erscheinung:


    Schick ist er ja schon, der kleine Franzose! Eine klare und schnörkellose Erscheinung in silber und grau, bei der endlich kein Antennenstummel mehr die Silhouette stört. Die Front aus kühlem Aluminium lässt das 511 ziemlich edel wirken und trägt auch mit dazu bei, dass die Verarbeitung die beste ist, die ich bisher bei einem Alcatel-Handy gesehen habe. Die gesamte Rückseite ist aus silbernem Kunststoff, fungiert gleichzeitig als Akku-Deckel und ist ein kleiner Wermutstropfen: aufgrund etwas zu großer Spaltmaße kann man den Deckel leicht eindrücken, was von einem knarzenden Geräusch begleitet wird. Dies passt nicht so ganz zu der ansonsten durchaus hochwertigen Erscheinung. Außerdem macht die kleine Raste, die den Akkudeckel hält, keinen sonderlich robusten Eindruck und dürfte bei häufigem Kartenwechsel ziemlich schnell ausleiern oder gar abbrechen.
    Was mich wirklich begeistert hat sind Abmessungen und Gewicht: mit 97 x 42 x 20 mm hat es ziemlich genau die Abmessungen des Nokia 8310 und ist mit seinen 75g noch 9g leichter! Derart winzige Abmessungen fordern allerdings ihren Tribut, so dass das Display nur minimal größer ist als eine normale Briefmarke, dazu aber gleich mehr. Die Tastatur hingegen ist für ein Gerät dieser Größe hervorragend: die Tasten sind recht groß und liegen weit genug auseinander.
    Display und Tastatur werde ich nun nochmal gesondert erläutern:


    Display & Tastatur:


    Wie schon erwähnt ist das Display mit einer Anzeigefläche von 26 x 17 mm ziemlich winzig, dafür aber einigermaßen feinzeichnend. Die Beleuchtung ist nun nicht mehr bernsteinfarben, sondern in einem satten Grünton gehalten. Auch wenn die Farbe nicht das helle Standard-Grün ist finde dies ein wenig schade, da es ja quasi ein Rückschritt ist und mich grün beleuchtete Displays mittlerweile etwas langweilen.
    Etwas seltsam ist, dass das Display nur von links beleuchtet wird! Wohl jeder 511-Besitzer hat sich beim ersten Einschalten gefragt, ob das nun so sein soll, oder ob die rechte Seite ausgefallen ist. ;) Die Helligkeit ist zwar völlig ausreichend, mich als Freak störte aber die leichte Asymmetrie der Leuchtstärke - dies hätte man vermeiden können, wenn man die LEDs oben oder unten platziert hätte.
    Einen größtenteils positiven Eindruck hinterlässt die Tastatur, da sie für ein derart kleines Gerät wie gesagt eine sehr angenehme Größe aufweist. Der Druckpunkt ist okay, ich mag es allerdings gerne noch etwas "knackiger". Die Wippe hinterlässt bei mir einen etwas zwiespältigen Eindruck, da sie ziemlich wackelig ist und die Auswahl eines Menüpunktes einem Balanceakt gleichkommt. Ich persönlich habe oft versehentlich hoch- oder runtergescrollt, anstatt die Wippe zu drücken. Schade ist, dass die gesamte Tastatur bei schnellen Eingabefolgen oft recht träge reagiert und Eingaben nicht erkennt - vielleicht ist hier aber auch die Software überfordert.



    Die Ausstattung:


    Als ich auf der CeBIT '01 eins der ersten OT 511 in den Händen hielt, war ich spontan begeistert, da mir der Alcatel-Mitarbeiter eine ziemlich beeindruckende Ausstattungsliste heruntergebetet hatte. In Verbindung mit dem schicken Äußeren und der recht hochwertig erscheinenden Verarbeitung hinterließ das 511 einen sehr positiven Eindruck bei mir.
    In der Realität sieht alles aber ein wenig anders aus:
    das hochgelobte Radio, das eins der Killer-Features des 511 werden sollte, wird zwar in der Anleitung beschrieben, wurde aber schlicht wegrationalisiert. Die viel beworbene "EMS-Fähigkeit" und die downloadbaren Logos und Töne hören sich auf dem Papier ebenfalls viel besser an als sie in Wirklichkeit sind, da es von Alcatel kaum Logos und Töne zum downloaden gibt und sich die "EMS"-Funktionalität zumeist auf Alcatel-Geräte beschränkt.
    Sorry Alcatel, aber das können Nokia-Handys schon seit Jahren.
    Was bleibt, ist eine Ausstattung, die zwar nicht schlecht, aber auch nicht berauschend ist: Vibra, Eingabehilfe ZI, WAP 1.1, integrierte Freisprecheinrichtung, ein kleiner Kalender, 3 Spiele, 30 Logos, 30 Klingeltöne, selbstkomponierbare oder aufnehmbare Melodien, Voice Dialing, Voice Memo.
    Es war zu erwarten, dass beim 511 keine Business-Features wie IrDA, Bluetooth oder schnelle Datendienste (HSCSD, GPRS) an Bord sind - schade jedoch, dass weder ein integrierter Rufnummernspeicher, noch ein SMS-Speicher an Bord sind, obwohl diese auch ein der Einsteiger- bzw. Mittelklasse heutzutage schon fast Standard sind.


    Ich werde nun ein paar der Features, die vermutlich von größerem Interesse sind, etwas näher erläutern.


    Die Eingabehilfe ZI ist "vorausdenkend", das heißt, dass sie Wörter erkennt, bevor man sie zu Ende getippt hat. Hört sich toll an, ist aber miserabel umgesetzt! Die Wortvorschläge richten sich nämlich nicht nach der Häufigkeit im Sprachgebrauch (so wie T9 es gemeinhin tut), sondern nach der Stellung im Alphabet, was absolut unergonomisch ist. Viele Wortvorschläge sind dazu noch unlogisch. Als gutes Beispiel kann man das Wort "klein" nehmen, dass ja eigentlich recht häfig im Sprachgebrauch vorkommt. Man tippt nun also K-L-E und als Wortvorschlag kommt "Klebeband", da ja das B im Alphabet vor dem I kommt. Sorry, aber wann benutzt man "Klebeband" in einer SMS, wenn man nicht gerade bei Tesa arbeitet oder seine Wohnung renoviert? Unlogisch ist ZI deshalb, weil auch diese Regel nicht konsequent durchgehalten wird - bei dem Wort "Test" wird "Testament" als erster Vorschlag angezeigt, obwohl die Wahrscheinlichkeit doch viel höher ist, dass man mit "Test" das gewünschte Wort schon eingegeben hat. Es soll allerdings einen Kniff geben, mit dem man einigermaßen schnell zu dem gewünschten Wort kommen kann; ich habe ihn aber vergessen - T9 ist jedenfalls definitiv komfortabler. Ein weiterer Punkt ist die Tatsache, dass man nicht zwischen Groß- und Kleinschreibung innerhalb einer SMS wechseln kann. Schaltet man auf Kleinschreibung um, ist der erste Buchstabe einer SMS zwar groß, der gesamte Rest der SMS muss dann aber klein weitergeschrieben werden.
    Dies waren die Hauptbeweggründe, weswegen ich seinerzeit schon das OT 501 nach einer Woche wieder abgegeben habe und ich finde es sehr traurig, dass Alcatel es in der Zwischenzeit nicht geschafft hat, diese offensichtlichen Macken auszumerzen.


    Es befinden sich 30 Logos und 30 Klingeltöne an Bord, die vielfältig eingesetzt werden können. Neben der Möglichkeit, sie an andere 511er zu verschicken, können die Logos ständig im Display angezeigt werden oder aber (teilweise) als Ein- oder Ausschaltgrafik benutzt werden. Das Spektrum reicht vom einfachen Smilie über kleine Bildchen bis hin zu merkwürdig gerasterten großen Logos in einem sehr eigenartigen Design.
    Von den 30 Tönen sind 10 die typischen EMS-Töne, wie "Chimes high", "Chimes Low", "Clap", "Drum" etc., 10 sind ganz nette polyphone Töne und 10 das altbekannte einstimmige Alcatel-Gedudel. Die polyphonen Töne sind ganz hübsch, klingen allerdings recht schepperig, was die Freude daran ziemlich trübt. Es können auch über die Sprachmemos Geräusche aufgenommen werden und als Klingelton verwendet werden, ich muss aber gestehen, dass ich dieses Gimmick nicht ausprobiert habe.
    Positiv ist, dass man auch SMS-, Alarm- und Einschalttöne frei wählen kann.


    Die drei Spiele nennen sich "Killer Exp.", "Eyes & Star" und "Run run".
    Killer Exp. ist ein recht aufwendig gemachtes "Ballerspiel", wo man mit einem kleinen Raumschiff (mit Hundekopf...:rolleyes:) Gegner abschießen muss, während sich das Bild erbarmungslos weiterbewegt. Keine Revolution, aber für ein Handy ganz nett - zumal der Explosionssound durchaus ordentlich ist. :D
    Leider habe ich bis heute nicht herausbekommen können, was sich hinter der Abkürzung "Exp." verbirgt.
    Eyes & Star ist im Grunde Reversi, wie man es von Nokia oder Siemens kennt.
    Bei Run run hat man die Aufgabe, sich als kleines Männchen Leitern hochzuhangeln, während Gegner versuchen, dies zu verhindern.


    Der Kalender verbirgt sich hinter dem Menüpunkt "Alarme" und besteht aus vier Unterpunkten: Wecker, Termine und Geburtstage. Der vierte Punkt "Optionen" dient zur Änderung der Töne etc. Wie der Wecker funktioniert, ist eigentlich klar: man gibt eine Weckzeit ein und fertig. Eine Wiederholung des Weckalarms ist nicht möglich; hierzu muss man einen Termin eingeben.
    Unter "Termine" bekommt man eine Liste der eingegeben Termine angezeigt, durch Anklicken eines Termins kann man sich die Details anzeigen lassen oder
    den Termin ändern.
    Nettes Feature: man kann eine SMS eingeben, die dann zum Zeitpunkt des Termins automatisch verschickt wird. Gleiches gilt für die Geburtstage, auch hier kann man das Telefon die SMS automatisch schicken lassen. Das Manko an diesem ganz witzigen Einfall ist allerdings, dass nur 5 Termine und 5 Geburtstage gespeichert werden können; hier hätte Alcatel meiner Meinung nach großzügiger sein sollen.
    Schade ist es, dass keine anständige Monats- und Wochenansicht vorhanden ist - beim 501 gab es die, wenn ich mich richtig erinnere und ich war der Meinung, das 511 hätte sie auch. Ich komme bei den ganzen Handys aber selbst manchmal etwas durcheinander... ;)



    Menüführung und Bedienung:


    Die Menüführung ist verglichen mit den Vorgängermodellen grandios verbessert worden, und eine der ergonomischsten, die mir bisher begegnet sind. Vom Standby-Screen kann man in jeden Menüpunkt gelangen, ohne seinen Daumen von der Wippe nehmen zu müssen! Durch kurzen Druck auf die C-Taste gelangt man einen Schritt zurück, durch langen Druck auf C oder den roten Hörer zurück in den Standby-Screen.
    Die Navigation durch das Menü erfolgt ausschließlich vertikal, also von oben nach unten - verglichen mit dem OT 501 (mal vertikal, mal horizontal) eine nützliche Vereinfachung.
    In der obersten Ebene ist der Punkt "Service" vom restlichen Menü abgegrenzt, hier finden sich der WAP-Browser, sowie SMS- und Sprach-Info. Warum diese Trennung erfolgte, ist mir schleierhaft; meiner Meinung nach hätte dieser Punkt auch in das normale Menü integriert werden können.
    Die einzelnen Menüpunkte sind folgende:


    1. Verzeichnis (Telefonbuch)
    2. SMS
    3. Vibration (an/aus)
    4. Individuell (Töne, Logos, Begrüßung, die Downloads, Eigene Nr. etc.)
    5. Alarme (Wecker, Termine, Geburtstage)
    6. Memo (Erstellen, Ungehört, Angehört)
    7. Spiele
    8. Rechner (Rechner, Währungsrechner)
    9. Einstellungen (Uhr, Sprachen, Beleuchtung, Kontrast etc.)
    10. Ereignisse (ungelesene SMS, entgangene Anrufe, Mailbox)


    Insgesamt ist das Menü also sehr übersichtlich und ich habe mich nach eine kurzen Orientierungsphase sehr gut zurechtgefunden.


    Die Bedienung ist durch die Tastatur recht komfortabel, allerdings nervt die wackelige Wippe ziemlich, wie ich ja oben schon erläutert habe.



    Standby und Gesprächszeit:


    Die Werksangaben lauten 280 h Standby und 6 h Talktime.
    Genaues kann ich hierzu leider nicht sagen, jedoch ist der Akku wirklich sehr ausdauernd. Ich habe mein 511 nur einmal über Nacht geladen und der Akku war laut Netmonitor immer noch viertelvoll, als ich es eine Woche später wieder verkauft habe. Wenn der Akku also erstmal konditioniert ist, dürfte das 511 bei normalem Gebrauch also auch ungefähr eine Woche durchhalten, was für ein derart kleines und leichtes Gerät wirlich gut ist.



    Empfang und Sprachqualität:


    Es ist bekannt, dass Alcatel sehr empfangsstarke Handys baut, wobei ich den Empfang der Modelle mit externer Antenne als noch etwas besser einstufe. Der Netmonitor-Vergleich mit einem One Touch Easy db hat mir dies auch bestätigt. Nichtsdestotrotz besitzt das 511 wirklich gute Empfangseigenschaften und ich hatte im City- und Nahbereich sowohl im D-, als auch im E-Netz fast immer Vollausschlag.
    Die Sprachqualität ist okay, allerdings klingt das Gegenüber für meinen Geschmack etwas "dick" und "schwammig". Ein leichtes Ruherauschen macht sich ebenfalls bemerkbar. Man kann gut damit leben, aber ich habe bei Geräten anderer Hersteller auch schon bessere Sprachqualitäten erlebt.



    Der Absturz:


    Ich weiß, ein ungewöhnlicher Punkt für einen Testbericht, aber es soll hier nicht verschwiegen werden, dass mein Leih-Gerät während ich anfing, diesen Bericht zu schreiben, peu a peu den Geist aufgegeben hat. :(
    Es fing damit an, dass das Display beim Schreiben einer Test-SMS plötzlich komplett schwarz wurde - dann wurde der Kontrast stufenlos auf Null heruntergefahren, bis nichts mehr auf dem Display zu erkennen war. Nach einem "Akku-Ab-Reset" ließ sich die rechte Tastenreihe (3, 6, 9) nicht mehr drücken, ohne dass die Display-Anzeige verschwand; teilweise stellte sich nach einer Sekunde der Standby-Screen wieder her, teilweise erschien die PIN-Eingabeaufforderung. Innerhalb von ein paar Stunden verschlimmerte sich dieses Problem und weitete sich auch auf die mittlere Tastenreihe aus, bis es dann irgendwann komplett "tot" war und sich nicht mehr einschalten ließ.
    Ein so gravierender Fehler ist scheinbar ansonsten noch nicht dokumentiert, meine Nachfrage bei anderen 511-Besitzern ergab aber, dass diese Display-Aussetzer gerade beim SMSen offenbar keine Seltenheit seien.
    Das Gerät wurde übrigens anstandslos ausgetauscht.



    Fazit:


    Alles in allem hinterlässt das One Touch 511 bei mir einen durchwachsenen Eindruck.
    Positiv sind das hübsche Äußere, die geringe Größe und das geringe Gewicht, eine ordentliche Menüführung, sehr gute Standby-Werte, eine gute Empfangsleistung und der relativ günstige Preis.
    Negativ sind die (in meinen Augen) unmögliche Eingabehilfe, die fehlenden Speichermöglichkeiten, die hakelige Wippe und die teilweise halbherzig umgesetzten Features des Gerätes. Von dem Software-Desaster, dass ich mit dem Leihgerät erfahren habe, nehme ich jetzt einfach mal an, dass es ein Einzelfall war.


    Wer nun ein kleines, leichtes, schickes Handy sucht und damit hauptsächlich telefonieren will, der findet in dem OT 511 ein günstiges und ziemlich solides Gerät.
    Für SMS-Freaks ist es nur dann empfehlenswert, wenn sie noch keine T9-Erfahrung haben, oder bereit sind, sich auf ZI umzustellen - mir ist dies leider nicht gelungen.
    Für Business-User ist das Gerät wegen der fehlenden Speichermöglichkeiten und Daten-Features meiner Meinung nach ungeeignet.




    Liebe Grüße,


    Mooney :)

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