Sind die Westdeutschen kaufkräftiger?

Was die Kaufkraft betrifft: Der Wessi hat im Durchschnitt natürlich mehr Geld auf Kante und Konto, nimm einen 50-jährigen, der hat als Wessi ca. 30 Arbeitsjahre in denen er auch was anlegen/anschaffen konnte. Der 50-iger Ossi hat - wenn er noch Arbeit hat - erst ca 13 Jahre einigermaßen verdient (meist immer noch weniger Geld/Monat wie Wessi), mußte vom Auto über Konsumartikel, Reisen usw alles neu anschaffen weil ja vorher im Vergleich nicht so viel da war. Klar das der weniger Geld zur Verfügung hat und auch die Renten sind ja nicht so doll im Osten - wurde ja weniger eingezahlt.

Was die Konkurrenz betrifft:
Kleine Läden werden hier systematisch kaputt gemacht, es entstehen immer mehr Mega-Einkaufszentren, gab kürzlich erst wieder ne Diskusion über ein Super-Mega-Einkaufszentrum das alles bisher dagewesene in den Schatten gestellt hätte - natürlich an einer Stelle wo es schon einige Einkaufszentren in der Nähe gibt - da bekommen selbst große Ketten Probleme falls es gebaut werden sollte...

Wenn Du Dir hier mal Einkaufsstraßen ansiehst wird Dir schlecht... Müller-, Karl-Marx-, Turmstr ist kaum noch der klassische Einzelhandel vorhanden und dafür gibt es Billigläden ohne Ende die Pille-Palle- und Centartikel verkaufen, bei mir um die Ecke (Hermannplatz) hat Phonehouse dicht gemacht, ein Uhrenladen und ein Fotogeschäft ist pleite und nun ist da ein türkischer Ebsen- und Trockenobsthändler eingezogen... Im Uhrenladen gibt es dann IMHO demnächst den 8. Billig-Mülltüten- und Plastikhaushaltswarenhändler in der Straße - oder ein Billig-nach-hause-Telefonierladen (die mit den Kabinen), da haben wir erst 2 in der unmittelbaren Umgebung...

Berlin ist auch Billigstlohngebiet (gab schon mal einen Thread hier dazu), es gibt reichlich Leute die hier für 5 Euro/Std. arbeiten gehen müßen um überhaupt noch etwas Geld in die Kasse zu bekommen. Wenn dann bald Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe zusammengefasst wird geht IMHO der Lohn nochmal etwas runter, Angebot und Nachfrage... Noch haben wir einen richtigen Haushaltsgeräteladen hier, aber wenn Billig-AN ne neue Waschmaschine braucht geht er da natürlich nicht hin weil er sich es nicht leisten kann und kauft die bei MM günstiger... Spirale ohne Ende die sich immer weiter dreht...

Zitat

Original geschrieben von berlibaerchen
Was die Kaufkraft betrifft: Der Wessi hat im Durchschnitt natürlich mehr Geld auf Kante und Konto, nimm einen 50-jährigen, der hat als Wessi ca. 30 Arbeitsjahre in denen er auch was anlegen/anschaffen konnte. Der 50-iger Ossi hat - wenn er noch Arbeit hat - erst ca 13 Jahre einigermaßen verdient (meist immer noch weniger Geld/Monat wie Wessi), mußte vom Auto über Konsumartikel, Reisen usw alles neu anschaffen weil ja vorher im Vergleich nicht so viel da war. Klar das der weniger Geld zur Verfügung hat und auch die Renten sind ja nicht so doll im Osten - wurde ja weniger eingezahlt.

Na wenn Du da mal nicht auf dem Holzweg bist. Der Ossi konnte hinter seiner Mauer seine ganze Kohle auf die hohe Kante legen. Hat er auch gemacht weils eh nix vernünftiges zu kaufen gab oder für Urlaub ausgegeben werden konnte. Als dann der eiserne Vorhang eingerissen wurde, durfte er die vielen Ostmark dann schön 1:1 in Westmark tauschen und hat damit ordentlich Kohle gehabt.

Ich denke, es gibt nicht das angesprochene Wohlstandsgefälle Ost-West, sondern ein allgemeines in ganz Deutschland über verschiedene Gesellschaftsschichten hinweg.

Klar verdienen viele Ossis weniger, aber man sollte nicht vergessen, dass dort die Lebenshaltungskosten (insb. Wohnen) auch billiger ist. Vergleicht nur mal beispielsweise die Miete für einen sanierten Altbau in Leipzig oder Dresden mit einem in Köln oder München.

Das ganze Thema ist aus meiners Sicht viel komplexer als einfach nur Ost-West.

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Original geschrieben von tlorberg
Der Ossi konnte hinter seiner Mauer seine ganze Kohle auf die hohe Kante legen. ... Als dann der eiserne Vorhang eingerissen wurde, durfte er die vielen Ostmark dann schön 1:1 in Westmark tauschen und hat damit ordentlich Kohle gehabt.

Na, das ist doch auch wieder mal ein Vorurteil, wie es im Buche steht. Sicher haben das auch einige gemacht. Vermutlich solche, die in der früheren DDR höhere Posten inne hatten. Das "Volk" jedoch konnte sich da auch nicht gesund stossen. Du must ja auch bedenken, dass der Durschnittsbürger dort einen Monatslohn von vielleicht 500-600 Mark hatte, ein Farbfernseher aber z.B. 5000,00 gekostet hat. Auf einen Trabbi musste man nicht nur 10 Jahre warten, sondern auch genausolange sparen.

Zitat

Original geschrieben von tlorberg
Na wenn Du da mal nicht auf dem Holzweg bist. Der Ossi konnte hinter seiner Mauer seine ganze Kohle auf die hohe Kante legen. Hat er auch gemacht weils eh nix vernünftiges zu kaufen gab oder für Urlaub ausgegeben werden konnte. Als dann der eiserne Vorhang eingerissen wurde, durfte er die vielen Ostmark dann schön 1:1 in Westmark tauschen und hat damit ordentlich Kohle gehabt.

1:1 konnten aber nur 2.000 Mark / Person getauscht werden. Der rest wurde 1:2 getauscht... Und die Ersparnisse - wenn überhaupt vorhanden - waren nach der Wende bei vielen auch schnell aufgebraucht weil viele natürlich den Wohlstandsrückstand ausgleichen wollten (Farbfernseher, "Westauto", Waschmaschine, Urlaub....)