Mein Vater ist heute Rückfällig geworden :-(

  • Weißt Du, es gibt nur eine Möglichkeit einen Alkoholiker dazu zu bringen, sich selbst wieder wichtig zu nehmen: Ihn hart aufschlagen zu lassen. Nur wenn er absolut am Boden ist, hört er wirklich mit dem Trinken auf und hat genug Angst davor wieder anzufangen.


    Solange Du und Deine Familie ihm immer noch Unterstützung zusagt und versucht zu helfen, wird er nie "richtig" aufhören.


    Mein Vater war selbst Alkoholiker. Hat zwar dann aufgehört zu saufen, wurde dann aber zum Hypochonder und Konsumjunkie. Zuletzt ist er einsam und verlassen an Krebs verreckt. Glaub nicht, das mir das nicht unheimlich weh getan hat und noch tut, aber wenn ich ihm die ganzen Jahre über weiter versucht hätte zu helfen, wäre ich mit drauf gegangen.


    Dein Vater hatte eine Lebensphase, in der er ein Familienvater war und Dich und Deine Schwester erzogen hat. Jetzt ist er in einer anderen Lebensphase und vielleicht ist von dem Mann, der er früher war nichts mehr da. Vielleicht versucht er nur wieder der liebe Familiendaddy zu werden, weil er euch nicht weh tun will.


    Ich gebe Dir einen guten Rat, lass Ihn in Ruhe. Gib ihm sein eigenes Leben. Egal wie er es lebt. Jeder kann und darf nur für sich selbst verantwortlich sein.


    Ich empfehle Dir übrigens dringend, Dich und Deine Familie mal in eine Selbsthilfegruppe für Co-Abhängige anzumelden. Ihr braucht auch professionelle Hilfe.


    Gruß,


    Tom

    Nutze den Tag


    Das Wort "Würde" kennen manche Menschen nur noch als Konjunktiv II in dem Satz: "Für Geld würde ich alles machen."

  • Zitat

    Original geschrieben von sucherat
    Bspw. hat er mal erzählt, er würde sich immer gut um die Kinder kümmern u.s.w. Meine Mutter hat damals direkt dazwischen geredet und gesagt das das nicht war ist, das er mehr mit sich selbst beschäftigt war, anstatt sich um die Familie zu kümmern. Er hat sich dazu nicht geäußert.
    Für mich stellt sich das so da, dass er selbst nicht bereit ist sich zu ändern.


    Ich vermute, dass sich Dein Vater selbst betrügt: Er verdrängt den Ist-Zustand.


    Zitat

    Original geschrieben von sucherat
    kriminelle Miteu (<--schreibt man das so ?)


    wird Milieu geschrieben ;)


    Zitat

    Tom_le_ours
    Ich gebe Dir einen guten Rat, lass Ihn in Ruhe. Gib ihm sein eigenes Leben. Egal wie er es lebt. Jeder kann und darf nur für sich selbst verantwortlich sein.


    Ich weiß nicht, ob der Rat wirklich gut ist. Aber auch ich bin der Meinung, dass die Verantwortung für Mitmenschen (auch Familienmitglieder) irgendwo aufhört - weil eben auch der Einfluss immer nur begrenzt ist.

  • Zitat

    Original geschrieben von sucherat
    Das ist klar ! Aber er selbst verfällt dann in Selbstmitleid. Ich hab damals, also als ich noch jünger war, oft mit ihm gesprochen. Hab von selbst den Schritt gewagt mit ihm zu sprechen. Er verfällt in Selbstmitleid, weint, und ist traurig über ihn selbst. Wie will man ihn aufmuntern?

    Gar nicht. Natürlich ist nüchtern (oops - pun!) betrachtet seine Situation schon bemitleidenswert und es fällt schwer einen Funken Selbstachtung zu behalten. Trotzdem ist es seine Aufgabe damit fertig zu werden und sich selbst "aufzumuntern". Es bringt da gar nichts, wenn *Du* arbeitest - *er* muss arbeiten (arbeiten im Sinne von daran arbeiten).

    Zitat

    ... Meine Mutter war die einzigste die mitgemacht hat. Ihr Erlebnis war das, dass er dem Therapeut ein Bild von sich geben wollte, was er aber nicht ist. Bspw. hat er mal erzählt, er würde sich immer gut um die Kinder kümmern u.s.w. Meine Mutter hat damals direkt dazwischen geredet und gesagt das das nicht war ist, das er mehr mit sich selbst beschäftigt war, anstatt sich um die Familie zu kümmern. Er hat sich dazu nicht geäußert.

    Das ist ein sehr schönes Beispiel, warum sowas imho nicht viel bringt, wenn nicht alle Beteiligten dabei sind. Schließlich gehören auch Deine Schwester und Du mit zum System. So steht in der Therapie quasi "Aussage gegen Aussage" - zwei wichtige Sichtweisen fehlen.


    Natürlich wäre das für euch in so einem Setting kein Zuckerschlecken. Geh mal von aus, dass es mehr als an die Substanz geht - bei all den Emotionen, die da mitspielen. Von daher ist es verständlich, dass ihr der Sache ausgewichen seid.

    Zitat

    Für mich stellt sich das so da, dass er selbst nicht bereit ist sich zu ändern.

    Und - was machst Du jetzt mit der Erkenntnis? Du hast zwei Möglichkeiten: Einmal kannst Du entscheiden, die Sache für ihn in die Hand zu nehmen, mit Verantwortung übernehmen, ihm helfend unter die Arme greifen. Oder Du kannst die Verantwortung da belassen, wo sie hingehört - also bei Deinem Vater und Dich zurückziehen.


    Dass es einer der schlimmsten Dinge ist, einem geliebten Menschen dabei zugucken zu müssen, wie er sich und sein Leben ruiniert wirst Du selber schon wissen und kannst Du ja auch anderen Postings hier entnehmen.
    Ich teile die bittere Erkenntnis, die hier schon mehrfach geäußert wurde, dass der Abhängige erst ganz untern ankommen muss, bevor er aus eigener Kraft wieder hochkommt (so er/sie denn überhaupt wieder hochkommt :(). Man kann zwar *Hilfe zur Selbsthilfe* geben, aber keine direkte Hilfe - denn das verlagert automatisch die Verantwortung.


    Des weiteren bin ich inzwischen um so mehr der Meinung, dass Dein Anliegen und die Thematik nicht unbedingt hier ins Forum gehört. Ich schreibe das nicht, weil ich mit der Sache nix zu tun haben will (dann könnte ich einfach auf nen anderen Thread klicken) oder es blöd finde, dass Du es hier ansprichst. Ich bin deshalb der Meinung, weil wir hier ganz schnell an einem Punkt sind, wo es - wenn es etwas helfen soll - ganz schnell ans Eingemachte geht und ich Dich damit nicht alleine vor Deinem Bildschirm sitzen lassen möchte. Bei dem Thema gibt es so vieles, was Dich nicht nur rational/kognitiv beschäftigt, sondern unter der Oberfläche auch um ein "Pulverfaß" an Gefühlen.
    Außerdem ist das Medium hier äußerst schlecht für sowas: man kann nur Gedanken äußern, keine Fragen stellen und je nach Antwort eine weitere Frage. Auch Chat taugt dafür nicht, denn da ist die Kommunikation um eines ihrer wichtigsten Elemente beschnitten: der non-verbalen Botschaft. Das Telefon ersetzt da noch am ehesten ein Gespräch unter 4 Augen.
    Und da kann ich Dir nur ans Herz legen, dass wenn Du mit der Situation nicht mehr klar kommst bzw. nicht mehr weiter weißt, Dir jemand suchst, der das professionell handled/händelt. Es gibt nicht umsonst die ganzen Selbsthilfegruppen und andere Angebote für Co-Abhängige.


    Viel mehr als im Thread schon drinne steht, können wir imho nicht mehr sagen - außer vielleicht noch die ein und andere Erfahrung ergänzen.


    Qapla!!!

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • Danke für eure Hilfe. Einige haben sich per PN gemeldet. Denen danke ich auch und werde mich dann mit denen so unterhalten.


    Danke Danke.


    Es kommen auch wieder bessere Zeiten. :-)

  • Kann mir in etwa denken wie es dir geht!


    Muss dir aus alter Suchterfahrung (welche, gehört hier nicht her) sagen, dass es sich so verhält, wie es z.B. Tom_le_ours geschrieben hat:


    Du musst als Süchtiger ganz weit unten, tief im Dreck stecken und dann den Willen aufbringen dein Leben von Grund auf zu ändern! Egal ob Alkohol, Drogen, Spielen, etc.! Alles ist eine Sucht und hat mehr oder weniger die gleichen Anzeichen!


    Mein nächster Satz wird dir nicht gefallen, aber es ist so! Niemand auf dieser Welt kann deinem Vater helfen nur er sich selber. Dein Vater muss von selber drauf kommen!


    Ich für meinen Teil habe zwei Suchten losbekommen! Einmal das Rauchen nach zwölf Jahren (jeden Tag drei Schachteln) und das jetzt auch schon elf Jahre und eine andere, härtere Sucht seit knapp fünf Jahren. Die zweite Sucht zu besiegen hat ca. 10 Jahre gedauert!


    Eine hundertprozentige Therapiechance, dass ein Mensch sein Suchtverhalten loswird gibt es nicht.


    Ich wünsche dir sehr viel Kraft die nächste Zeit alles durchzustehen. Mehr noch hoffe ich für Deinen Vater, das er ein Einsehen hat!


    Gruss
    Peter

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