Wen soll ich wählen?

  • Zitat

    Original geschrieben von Andre
    Argument zählt doch! ;)


    Hm. Dann sag mir doch mal, wer geht und wer kommt, wenn es zu Verschiebungen kommt. ;)


    Dass Rezzo Porsche fährt, ist zumindest in BaWü wohlbekannt. Ob er gerne mehr Steuern zahlt, sei dahingestellt. Schließlich past er sich auch seiner Partei an, so wie das jeder Politiker macht, und trägt Entscheidungen mit, die er vielleicht nicht getroffen hätte, wenn er es hätte alleine bestimmen dürfen. Aber das ist bei den Wählern ja auch nicht anders: Keiner findet eine Partei, mit der er in allen Punkten übereinstimmen kann, sondern er sucht sich eben eine, deren Profil mit dem eigenen möglichst deckungsgleich ist.


    Die Wirtschaft hat sich mit dem Atomausstieg abgefunden,

    • da sie vor der Wahl stand, mit der Regierung einen Kompromiss auszuhandeln, mit dem beide Seiten leben können, oder ein Gesetz aufs Auge gedrückt zu bekommen, ohne gefragt zu werden,
    • weil sie aus Frankreich oder Osteuropa Atomstrom genau so günstig importieren kann, wie sie ihn selbst erzeugen würde (dass die Kraftwerke vor allem im Osten nicht so sicher sind, wie die bei uns, welche von Firmen wie Siemens / Voith entwickelt und gebaut wurden, ist eigentlich klar, aber danach fragt ja wieder keiner),
    • weil sie damit einen Mega-Trumpf im Ärmel hat, sie kann sich nämlich vom Bund die Entwicklung alternativer Energiequellen quasi zwangsbezahlen lassen: "Ihr wolltet doch, dass wir unseren Strom mit Sonne, Wind und Wasser erzeugen. Jetzt können wir doch nicht Schuld sein, dass der Wind zu schwach bläst, dass die Vögel in den Windkraftanlagen geköpft werden, dass sich die Bevölkerung über die niedrigen Frequenzen und die Landschaftsverschandelung aufregt, dass die Sonne zu selten schein, dass es die Nacht gibt, dass Solarzellen mit hohem Wirkungsgrad so teuer sind, dass Nord- und Ostsee zu wenig Gezeiten bieten, dass wir zu wenig Stauseen in Deutschland haben, dass beim Kohleabbau jede Menge Staub entsteht, dass beim Verbrennen fossiler Brennstoffe jede Menge CO2 entsteht usw. usf.".


    Zu deinem Posting davor, Thema Unwissenheit:
    Fakt ist, dass Hermann Otto Solms, seines Zeichens Steuerexperte der FDP, ein Steuerkonzept ausgearbeitet hat, das jeder versteht: Jede Steuererklärung besteht nur noch aus einer Seite, es gibt nicht mehr so viele Tricks und Schlupflöcher, es gibt nur noch die drei Steuersätz 15 / 25 / 35%, und das für alle möglichen Steuerarten, also nicht nur die Einkommenssteuer. Der Witz an dem Konzept: Jeder glaubt, dann hätte der Staat kein Geld mehr, aber wenn man es wirklich durchrechnet (und das haben schon zig Leute getan), dann kommt unterm Strich ein Haushalt raus, der Gewinne abwirft.
    Und was passiert in Deutschland? Die Leute, die sich damit auskennen und sich damit beschäftigt haben (Wirtschaftswissenschaftler und Fachleute für Steuerrecht), erbringen der FDP und Solms sozusagen verbale Standing Ovations, aber die Volksparteine benehmen sich wie Punks: Dagegen, dagegen, ...
    Das Volk, sprich die Wähler, verhält sich nicht viel anders. Die Leute sind der Meinung, die FDP wäre eine Partei "für die Reichen", da schaut man erst gar nicht aufs Konzept - wenn man das überhaupt bei seiner "Stammpartei" macht. Wählen gehen ist mittlerweile wie der Kneipenbesuch: Man hat seine Stammkneipe, dort geht man hin, egal was es sonst so gibt. Dort trinkt man das gleiche wie immer, der Wirt bringt's einem schon ohne Aufforderung. Und alles andere ist doch egal.
    Auf der anderen Seite wählen sie SPD, weil ihnen Schröder verspricht, keine neuen Schulden zu machen, um die Flutkatastrophe zu finanzieren. Klingt natürlich super, aber was bringt es uns? Die Unternehmen zahlen dafür mehr Körperschaftssteuer, weshalb die Produkte teurer sind, die jeder konsumiert. Stoiber würde mehr Schulden machen, das klingt natürlich furchtbar, doch was steckt dahinter? Schulden zu machen heißt für die Bundesrepublik Deutschland, festverzinsliche Wertpapiere zu emitieren, sog. Bundesschatzbriefe. Der Staat macht also Schulden bei seinen eigenen Bürgern, allerdings holt er sich das Geld (vorübergehend) nur bei denen die es sich leisten könne, nämlich denen, die von sich aus Bundesschatzbriefe kaufen. Was ist denn jetzt besser, was ist denn sozial? Alle indirekt zu belasten, oder nur die um Geld zu bitten, die welches über haben und denen dafür einen kleinen Bonus von 4,x Prozent im Jahr zu zahlen?

  • Uiuiui, jetzt ufert die Diskussion aber aus...


    Das die CDU/CSU die Verschuldung allein durch Bundesschatzbriefe erhöhen kann und will darf wohl stark bezweifelt werden.


    Damit würde wohl kaum genug zusammen kommen. Die CDU/CSU spricht auch von der Verwendung der Bundesbank-Gewinne und nicht von Bundesschatzbriefen!


    Letztenendes würde das Geld vom Ausland oder den inländischen Banken geliehen werden müssen. Da ist die Verschiebung der Steuersenkungen um 1 Jahr der deutlich bessere Weg.


    Interessant übrigens wie CD/CSU und FDP auf einmal das Ausbleiben dieser Steuerreform kritisieren wo es doch vorher immer hieß sie wäre nur großer Mist! :eek:


    Das die FDP als Partei der Reichen gesehen wird ist sie übrigens wohl selber nicht ganz unschuldig (ich spare es mir an dieser Stelle, den berühmten Satz zu zitieren) ;)


    Der Vergleich mit der Kneipe war jedenfalls gut (auch wenn wir beide dann wohl nie zusammen ein Bierchen trinken werden :D ).


    Wir sind zwar bei weitem nicht derselben Ansicht, aber wenn jemand sich mit der Sache auseinandergesetzt hat kann ich eine (andere) Meinung gut ertragen.

  • Zitat

    Original geschrieben von Bash-T


    Zu deinem Posting davor, Thema Unwissenheit:
    Fakt ist, dass Hermann Otto Solms, seines Zeichens Steuerexperte der FDP, ein Steuerkonzept ausgearbeitet hat, das jeder versteht: Jede Steuererklärung besteht nur noch aus einer Seite, es gibt nicht mehr so viele Tricks und Schlupflöcher, es gibt nur noch die drei Steuersätz 15 / 25 / 35%, und das für alle möglichen Steuerarten, also nicht nur die Einkommenssteuer. Der Witz an dem Konzept: Jeder glaubt, dann hätte der Staat kein Geld mehr, aber wenn man es wirklich durchrechnet (und das haben schon zig Leute getan), dann kommt unterm Strich ein Haushalt raus, der Gewinne abwirft. .................


    Der Stufentarif 15/25/35% sieht nur einfach aus ist aber rechnerisch komplizierter als die aktuelle Tariftabelle. In dieser könnte man die Steuersätze ja auch senken.


    Das Problem ist die Berechnung des steuerpflichtigen Einkommens, wenn man dieses kennt ist es auch jetzt kein Problem die zu zahlenden Steuern auszurechnen.
    ....................................................................................................
    FDP-Vorschlag
    Zunächst soll für jeden Bürger - also auch Kinder - ein Grundfreibetrag von 7500 Euro pro Jahr geschaffen werden. Darüber liegende Einkommensteile zwischen 7501 bis 15 000 Euro im Jahr sollen mit 15 Prozent besteuert werden. Auf Einkünfte zwischen 15001 bis 40 000 Euro werden 25 Prozent Steuern und auf sämtliche darüber liegenden Einkommensteile einheitlich 35 Prozent erhoben. Zinsen sollen auch bei großen Geldvermögen nur mit einer Abgeltungsteuer von 25 Prozent belastet werden.


    SPD-Vorschlag
    .......wird lediglich auf die beschlossenen, aber noch ausstehenden Steuersenkungsstufen 2003 und 2005 verwiesen. Bis dahin werde der Grundfreibetrag von derzeit 7235 auf 7664 Euro im Jahr angehoben sowie der Eingangssteuersatz von 19,9 auf 15 Prozent und der Spitzensteuersatz von 48,5 auf 42 Prozent gesenkt.
    .......................................................................................................
    Wie man leicht erkennen kann liegt der wesentliche Unterschied in der Besteuerung hoher Einkommen. Hauptziel der FDP-Steuerpolitik ist es diesen sogenannten Spitzensteuersatz möglichst stark abzusenken.


    Zitat

    Original geschrieben von Bash-T

    Das Volk, sprich die Wähler, verhält sich nicht viel anders. Die Leute sind der Meinung, die FDP wäre eine Partei "für die Reichen", da schaut man erst gar nicht aufs Konzept - wenn man das überhaupt bei seiner "Stammpartei" macht. ..........


    Ihr Image hat die FDP durch ihre Selbstdarstellung mit Absicht so geformt. Man spricht auch von einer sogenannten Klientelpartei im Gegensatz zu einer Volkspartei.


    .......

    Zitat

    Original geschrieben von Bash-T

    Auf der anderen Seite wählen sie SPD, weil ihnen Schröder verspricht, keine neuen Schulden zu machen, um die Flutkatastrophe zu finanzieren. Klingt natürlich super, aber was bringt es uns? Die Unternehmen zahlen dafür mehr Körperschaftssteuer, weshalb die Produkte teurer sind, die jeder konsumiert. Stoiber würde mehr Schulden machen, das klingt natürlich furchtbar, doch was steckt dahinter? Schulden zu machen heißt für die Bundesrepublik Deutschland, festverzinsliche Wertpapiere zu emitieren, sog. Bundesschatzbriefe. Der Staat macht also Schulden bei seinen eigenen Bürgern, allerdings holt er sich das Geld (vorübergehend) nur bei denen die es sich leisten könne, nämlich denen, die von sich aus Bundesschatzbriefe kaufen. Was ist denn jetzt besser, was ist denn sozial? Alle indirekt zu belasten, oder nur die um Geld zu bitten, die welches über haben und denen dafür einen kleinen Bonus von 4,x Prozent im Jahr zu zahlen?


    Konkret geht es um den sogenannten Erblastentilgungsfond (einen der Schattenhaushalte der Kohlregierung) der durch die Bundesbankgewinne getilgt werden soll. "Die Schulden der Treuhandanstalt, die sich aus Krediten, Altkrediten und Ausgleichsforderungen zusammensetzen, gehen in den Erblastentilgungsfond des Bundes über, der am 1. Januar 1995 errichtet wird."


    Im übrigen ist das Schuldenmachen über festverzinsliche Wertpapiere meiner Meinung nach sehr unsozial. Die Zahlungspflicht wird ja nicht aufgehoben sondern nur aufgeschoben und erhöht sich noch um die Zinszahlungen für viele (So wie es aussieht unendlich viele) Jahre. Diese Zinszahlungen werden aus den Steuereinnahmen im wesentlichen Lohn- und Mehrwertsteuer bestritten und so direkt an den wohlhabenden Teil der Bevölkerung überwiesen. Inzwischen geschieht das glaub ich mit etwa 40% der gesamten Steuereinnahmen.


    Wie Eichel sinngemäß neulich im Bundestag sagte "wenn es soviel besser ist Schulden zu machen statt Steuern einzunehmen, weshalb erheben wir dann überhaupt noch Steuern und bestreiten nicht den gesamten Haushalt durch Neuverschuldung."


    Gruß
    Zeus

  • Andre
    Zur Nichtwählerproblematik zitiere ich mich mal selbst und stimme dir voll zu.

    Zitat

    Original geschrieben von Zeus
    Nun ja, je weniger Menschen wählen um so größer ist das Gewicht meiner Stimme und ich bin schließlich derjenige der am besten weiß was richtig für euch ist.:D


    Mir persönlich bekannte Nichtwähler sind entweder schlicht desinteressiert oder haben naive unrealistische bzw. extremistische wenig rechtstaatliche Erwartungen an die Regierung bzw. die Parteien. Daher ist es eigentlich durchaus positiv wenn sie nicht wählen. :(

  • Ich habe nach langer Zeit mal wieder die politischen Threads wie diesen bei TT durchforstet und stelle fest, dass bei den meisten Wählern - hier und auch im persönlichen Umfeld - fast ausschließlich finanzielle und persönliche Gründe (Sympathie mit Parteiköpfen) den Ausschlag geben, welche Partei denn nun ihr/sein Kreuzchen erhält. Ist denn wirklich die Leitfigur einer Partei wichtig, die nun überall auf Wahlplakaten zu sehen ist? Müsste man nicht viel mehr auf Parteiprogramme und angestrebte Gesellschaftsformen achten und seine Wahlentscheidung danach richten? Kurzfristige Überredungskunst ist das, was wir potentiellen Wähler momentan über uns hereinbrechen sehen: "Wir Politiker zeigen dir, was wir gerade Tolles machen, und wir werden das fortsetzen." Es gibt auch die schlimmere Variante: "Wir von der Partei XYZ zeigen dir, was die anderen falsch gemacht haben, und wir werden es besser machen." Ich hatte vor einigen Wochen in diesem Thread mal geschrieben, dass meine Wahlentscheidung schon lange vor Beginn der heißen Wahlkampfphase stand - und das ist auch gut so! :D


    Die jetzigen Schlagzeilen sind von Diskussionen um Finanzen, Zuschüsse, Hilfen, Spenden und Steuern geprägt. Ist ein Staat wirklich nur ein Verwalter von Geldern? Muss ich diese Thematik wirklich als wichtigste aller Themen ansehen? Wenn ich das tun würde, wäre meine Wahl ja eine rein egoistische: "Ich will viel Geld in meinem Portemonnaie, also ist die Partei, die mir am meisten lässt/verspricht, die richtige." Prima! Individual-Wirtschaft vor Volkswirtschaft: das brauchen wir unbedingt. ;) :(


    Es gibt auch so etwas wie einen finanziell ausgeglichenen Weg, der die Tüchtigen belohnt, die Faulen auch mal im Regen stehen lässt, also die Arbeitsunfähigen auffängt, die Arbeitsunwilligen aber unter Druck setzt, und zwar finanziell und moralisch. Mein vorgestelltes Idealbild ist natürlich hypotetisch, aber das wäre meine Art von Gerechtigkeit. Und da kommt man am ehesten hin, wenn man möglichst viel in Eigenverantwortung jedes einzelnen Bürgers geschehen und ihn seine eigene Lebensplanung inkl. Rente planen lässt, damit Staatsverantwortung nicht zur unbedingten Zahlungspflicht an alle Bedürftigen wird. Also auch die, die sich ihre Bedürftigkeit komplett alleine eingehandelt haben, indem sie sich ins soziale Netz wissentlich fallen ließen und sich dort ausruhten. Wenn in diesen Menschen freiwillig kein Umdenken erfolgt, was nun mal eine gewisse Flexibilität und gesellschaftliche Fairness voraussetzt, dann sind meine gezahlten Steuern bei diesen Menschen als Arbeitslosengeld/-hilfe bzw. Rente einfach falsch aufgehoben. Wenn ich einfach mal sagen würde, mir könnte es es auch ohne Arbeit(slohn) gut gehen, dann will ich aber auch bitte keine staatlichen Almosen dafür haben - dann wird ein Sozialstaat wieder zum Unsozialstaat, der nur die Schwächsten und Unangepassten finanziell fördert. Aus solchen Ungerechtigkeiten wachsen doch heut zu Tage gesellschaftliche Spannungen.


    Aber eigentlich wollte ich ja gar nicht von Finanzen reden. :rolleyes:
    Die Gesellschaftsform ist viel entscheidender als die bloße Verwaltung. Also brauchen wir letztlich eine Ausgewogenheit von drei Ansprüchen:

    • Was muss ich unbedingt für mich tun?
    • Was kann ich notwendigerweise für den Staat tun?
    • Was darf der Staat fairerweise für mich tun?

    Gruß vom Schwob :)

    Wenn Du etwas gut kannst, ist es Zeit, etwas Neues zu lernen.

  • @ Andre:
    Ich bin ehrlich gesagt nicht der Meinung, dass die Diskussion hier ausufert. Schließlich soll dieser Thread dazu dienen, den weniger Informierten näher zu bringen, was die einzelnen Parteien so vorhaben. Dass das wenig bekannt ist, hast du in deinem Beitrag zum Thema Unwissenheit geschrieben und ich habe es lediglich ergänzt. ;)


    Das Thema "Verwendung des Bundesbankgewinns" ist eigentlich Trick 17 mit Selbstvera*schung, das weiß auch die CSU. Tatsache ist, dass der Bundesbankgewinn in den Erblastentilgungsfond fließt, wie Zeus richtig geschrieben hat. Die Erblasten sind dabei die Schulden, welche die BRD im Zuge der Wiedervereinigung für den Aufbau Ost aufgenommen hat. Allerdings ist das kein "Schattenhaushalt der Kohlregierung, sondern war schlichtweg notwendig, um die Wiedervereinigung zu finanzieren; eine SPD-geführte Regierung hätte damals auch keinen sinnvolleren Weg gefunden, als Schulden zu machen. Dass diese getilgt werden müssen, ist klar. Aber ob man diese jetzt vorübergehen etwas weniger tilgt und die zur Tilgung vorgesehene Summe in die Flut-Hilfe steckt, oder diese weiterhin tilgt und die Flut-Folgen mit anderen Schulden finanziert, ist eigentlich egal, das Ergebnis bleibt dasselbe. Im Prinzip ist der Bundeshaushalt doch ein großes Fass, in das die Gelder aus allen Quellen reingeschüttet werden und aus dem diese auch für alle Verwendungen wieder entnommen werden. Eine eindeutige Entstehungs-Verwendungs-Zuordnung ist nicht möglich und auch gesetzlich nicht vorgesehen. Leider bin ich mir nicht mehr ganz sicher, wie das heißt, aber ich glaube, es handelt sich hier um das sog. Non-Affektions-Prinzip (oder so ähnlich).


    Dass die Opposition zuerst gegen die Steuerreform ist, dann aber meckert, wenn sie verschoben wird, ist klar, denn das ist Politik. ;) Natürlich war der Schritt, einen Steuerreform durchzuführen, prinzipiell ein Schritt in die richtige Richtung, man kann sich aber darüber streiten, ob das Konzept der Regierung gut durchdacht war. Ergebnis ist, dass die Finanzämter im ersten Halbjahr 2002 ca. 2 Mrd. Euro mehr an Körperschaftssteuer ausgeschüttet haben, als sie eingenommen haben. Hier muss auch ein SPDler sehen, dass irgend etwas falsch läuft, denn Finanzämter sollten eigentlich mehrheitlich Steuergelder eintreiben und nicht ausschütten. Der Fehler der SDP war übrigens, dass sie der Wirtschaft nicht diese hohe Reaktionsgeschwindigkeit auf die Reform zugetraut hat. Intern hat man vermutet, dass das im Laufe von 15 Jahren ablaufen würde, was nun in einem halben Jahr abgelaufen ist.


    Übrigens: Ich habe einen Kumpel, dessen Eltern beide Lehrer waren und wegen KPD-Mitgliedschaft diesen Job nicht mehr ausüben dürfen. Heute ist der Vater Gewerkschaftler, die Mutter Stadträtin bei der Freien Frauenliste. Du kannst dir sicherlich vorstellen, dass die politischen Ansichten des Sohnes von meinen auch meilenweit entfernt sind. Trotzdem kann ich mit ihm ab und zu ein Bierchen trinken gehen, denn schließlich kann man ja über andere Themen diskutieren, als über Politik. :D


    @ Zeus:
    Dein Zitat von Eichel ist ein interessanter Ausspruch. Hat Herr Eichel schon kapiert, dass sich der Plan, neue Schulden zu machen, nur auf die Finanzierung der Flutkatastrophe bezieht?


    Ob man jetzt das Schuldenmachen oder die Steuererhöhung als sozialer ansieht, ist sicherlich eine Meinungssache. Wäre ja schade, wenn wir alle die selbe Meinung hätten. Natürlich basiert der Schulden-Ansatz auf dem Plan, diese mal zu tilgen, wenn der Bundeshaushalt einen positiven Saldo aufweist, und nicht die Steueren zur Tilgung zu erhöhen.


    Übrigens musst du sehen, dass die Leute, die die Zinsen bekommen, diese als Entschädigung dafür bekommen, dass sie darauf verzichten, ihr Geld anderweitig verwenden zu können, denn so ist Zins definiert: Zins ist der Preis für die zeitweilige Überlassung von Kaufkraft in Geldform. Ergo ist es die Entscheidung eines jeden einzelnen, ob er konsumiert, oder auf Kaufkraft verzichtet, indem er sein Geld anderen zeitweilig überlässt. Dass er dafür entschädigt wird, versteht sich von selbst. Und an diesem Ansatz kann zumindest ich nichts Unsoziales erkennen.


    Edit:
    Du hast einen wichtigen Aspekt in deinem Vergleich der Steuern vergessen: Die Unternehmensbesteuerung. Auch hier will die FDP auf einen einfachen Nenner kommen, indem die Personengesellschaften ebenso im 15/25/35-System besteuert werden, dazu fällt die Gewerbesteuer weg. Kapitalgesellschaften unterliegen grundsätzlich einer Körperschaftssteuer von 35% (SPD: 25%). Somit wird der meist in Form von Persongesellschaften orgenisierte Mittelstand meist geringer, maximal aber gleich stark belastet, wie die Kapitalgesellschaften.

  • Zitat

    Original geschrieben von DrSchwob


    Die jetzigen Schlagzeilen sind von Diskussionen um Finanzen, Zuschüsse, Hilfen, Spenden und Steuern geprägt. Ist ein Staat wirklich nur ein Verwalter von Geldern? Muss ich diese Thematik wirklich als wichtigste aller Themen ansehen? Wenn ich das tun würde, wäre meine Wahl ja eine rein egoistische: "Ich will viel Geld in meinem Portemonnaie, also ist die Partei, die mir am meisten lässt/verspricht, die richtige." Prima! Individual-Wirtschaft vor Volkswirtschaft: das brauchen wir unbedingt. ;) :(


    Es gibt auch so etwas wie einen finanziell ausgeglichenen Weg, der die Tüchtigen belohnt, die Faulen auch mal im Regen stehen lässt, also die Arbeitsunfähigen auffängt, die Arbeitsunwilligen aber unter Druck setzt, und zwar finanziell und moralisch. Mein vorgestelltes Idealbild ist natürlich hypotetisch, aber das wäre meine Art von Gerechtigkeit. Und da kommt man am ehesten hin, wenn man möglichst viel in Eigenverantwortung jedes einzelnen Bürgers geschehen und ihn seine eigene Lebensplanung inkl. Rente planen lässt, damit Staatsverantwortung nicht zur unbedingten Zahlungspflicht an alle Bedürftigen wird. .................


    Du widersprichst dir in deinem Posting gleich mehrfach selbst.Das spart Arbeit. Zu Gesellschaftspolitischen Fragen wie Umgang mit Sexualität, Religion, Gentechnik, Umgang mit Minderheiten aller Art, Sterbehilfe usw. usf. schreibst du übrigens gar nichts.

  • Zitat

    Original geschrieben von Zeus
    Du widersprichst dir in deinem Posting gleich mehrfach selbst.

    Ich vermute du meinst mein Fordern eines finanziell stärker selbstverantwortlichen Bürgers und das gleichzeitige Anprangern von Egoismus bei der Steuerpolitik. Das ist beides durchaus vereinbar: der entscheidende Punkt dabei ist, dass man die Volkswirtschaft dabei betrachten muss und nicht den eigenen Standpunkt. Dann passt es wieder zusammen. Man müsste also konsequenterweise eine gerechte Form des Finanzwesens auch "wählen", wenn sie einem persönlich schadet, aber der Gesellschaft und der Gerechtigkeit hilft. Nur tun das die Wenigsten. Vielleicht ist es jetzt klarer geworden.

    Zitat

    Original geschrieben von Zeus
    Zu Gesellschaftspolitischen Fragen wie Umgang mit Sexualität, Religion, Gentechnik, Umgang mit Minderheiten aller Art, Sterbehilfe usw. usf. schreibst du übrigens gar nichts.

    War doch auch so schon lang genug. Außerdem will ich hier doch keine ausufernden Statements über meine persönliche Meinung in allen möglichen politischen Gebieten abgeben, sondern eher zum Nachdenken anregen. Nur dafür ist dieser Thread doch da - nicht zum Meinung abgeben und fertig.


    Gruß vom Schwob :)

    Wenn Du etwas gut kannst, ist es Zeit, etwas Neues zu lernen.

  • Zitat

    Original geschrieben von Bash-T

    [...]Stoiber würde mehr Schulden machen, das klingt natürlich furchtbar, doch was steckt dahinter? Schulden zu machen heißt für die Bundesrepublik Deutschland, festverzinsliche Wertpapiere zu emitieren, sog. Bundesschatzbriefe. Der Staat macht also Schulden bei seinen eigenen Bürgern, allerdings holt er sich das Geld (vorübergehend) nur bei denen die es sich leisten könne, nämlich denen, die von sich aus Bundesschatzbriefe kaufen. Was ist denn jetzt besser, was ist denn sozial? Alle indirekt zu belasten, oder nur die um Geld zu bitten, die welches über haben und denen dafür einen kleinen Bonus von 4,x Prozent im Jahr zu zahlen?


    @Bash-T:


    Dein Gedanke mit dem Pump von "den Bürgern die es sich leisten können" ist IMHO nicht zu Ende gedacht. Du hast es zwar mit dem in Klammern gesetzten "vorübergehend" etwas angedeutend aber die letztendliche Konsequenz dann doch unterschlagen.


    Der Staat muß das geliehene Geld ja irgendwann auch wieder zurückzahlen. Dies wiederum kann der Staat nur tun mit Geld das er eingenommen hat. Und der Staat nimmt sein Geld eben fast ausschließlich durch Steuern ein. Der Staat kommt also auch bei dieser Finanzierungsvariante nicht umhin "alle indirekt zu belasten", er tut es nur zu einem späteren Zeitpunkt.


    Gruß


    muli

  • Zitat

    Original geschrieben von muli
    Dein Gedanke mit dem Pump von "den Bürgern die es sich leisten können" ist IMHO nicht zu Ende gedacht. Du hast es zwar mit dem in Klammern gesetzten "vorübergehend" etwas angedeutend aber die letztendliche Konsequenz dann doch unterschlagen.


    Der Staat muß das geliehene Geld ja irgendwann auch wieder zurückzahlen. Dies wiederum kann der Staat nur tun mit Geld das er eingenommen hat. Und der Staat nimmt sein Geld eben fast ausschließlich durch Steuern ein. Der Staat kommt also auch bei dieser Finanzierungsvariante nicht umhin "alle indirekt zu belasten", er tut es nur zu einem späteren Zeitpunkt.


    Aber wenn man unterstellt, dass es sich bei dem "Staats-Kredit" um eine, für den Staat lohnenswerte Maßnahme handelt, dann kann am Ende der Investition dennoch ein Gewinn stehen, der mit dem Geld erwirtschaftet wird. Somit entfällt das Steuer-Argument :eek:

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