Hier mein kleiner Bericht über eins der umstrittensten Handys der letzten Jahre: das Siemens S40.
Zuerst einmal ein paar Hintergrundinfos:
Auf der CeBIT 2000 stellte die Firma Bosch mit dem Modell 1886 ein High-End-Handy vor, dessen Namen an das Gründungsjahr der Firma erinnern und alles übertreffen sollte, was bisher auf dem Mobilfunkmarkt erhältlich war.
Die schwer angeschlagene Mobilfunksparte der Firma sollte so wieder etwas Aufwind bekommen.
Wie so oft kam alles ganz anders, Bosch Mobilfunk wurde von Siemens geschluckt und das Handy sollte verbessert und erweitert als Siemens S40 auf den Markt kommen.
Wie bekannt sein dürfte, hat Siemens das Projekt "S40" gehörig in den Sand gesetzt: als das Handy dann Anfang 2001 erschien waren viele von Bosch versprochene Funktionen (wie z.B. ein E-Mail-Client oder Bluetooth-Erweiterbarkeit) wegrationalisiert worden und das gesamte Telefon so unausgereift und fehlerbehaftet, dass die frischgebackenen S40-Besitzer (die immerhin knapp 1000 DM für das gute Stück bezahlt hatten) die Geräte scharenweise wieder zu den Händlern zurückgebracht haben.
Kurz und gut: das S40 wurde ein Riesen-Flop und hat in den ersten SW-Versionen ohne Zweifel den Titel des "buggiest phone ever" verdient.
Nun, gut ein Jahr und diverse halbherzige Nachbesserungen später, läuft die Software stabil und es lohnt sich, das gereifte S40 mal etwas genauer unter die Lupe zu nehmen, zumal das Gerät nun fur ca. 160€ ohne Vertrag ziemlich günstig zu haben ist.
Mein hier vorliegendes S40 besitzt die Software-Version 5.0.0 und wurde in der 5. Woche des Jahres 2002 hergestellt.
Lieferumfang:
Neben dem Handy, dem LiIonen-Akku (650 mAh) und dem Ladegerät befinden sich noch eine eine Software-CD, Bedienungsanleitungen in Deutsch, Englisch und Türkisch, sowie ein kleines Faltblatt mit dem verfügbaren Zubehör in dem schlichten, quadratischen Karton.
Die Farbgebung der Verpackung in grau/blau/schwarz und die eingekreiste Typennummer erinnern ein wenig an die Verpackung des SL45, auch wenn diese den einfachen S40-Pappkarton natürlich bei weitem übertrifft.
Schade ist, dass das übliche Siemens Zubehör nicht mit dem S40 verwendet werden kann, da der Anschluss ein komplett anderer ist. Das Bosch-Zubehör der Vorgängermodelle passt ebenfalls nicht, so dass man im Bedarfsfalle nicht um eine Anschaffung des sündhaft teuren spezielle S40-Zubehörs herumkommt.
Ob die Anschlüsse mit denen der anderen "Bosch-Siemense" C30 und M30 kompatibel sind, kann ich leider nicht sagen, da ich keins der anderen Geräte besitze.
Die Äußerlichkeiten:
Als ich das S40 seinerzeit zum ersten mal live gesehen habe, dachte ich "vorne hui, hinten pfui" und war ziemlich enttäuscht.
Die edle, galvanisierte Oberschale mit dem schon vom Bosch 909s bekannten Drahtnetz über der Höreröffnung passte für meinen Geschmack überhaupt nicht zu den recht billig wirkenden Hartgummitasten und der Kunststoff-Rückseite in grau und transparentblau.
Heute habe ich mich nun an das Design gewöhnt und akzeptiert, dass es so ist, wie es ist; dennoch meine ich, dass es geschmackvoller hätte umgesetzt werden können. Eine Rückschale komplett in schwarz oder anthrazit wäre wohl am gefälligsten gewesen. Auch gegen die Verwendung des transparent blauen Backcovers spricht nichts - dann hätten die nicht transparenten Anteile aber in einem gleichen Blau gehalten sein sollen. Mein Geschmack mag zu konservativ sein, aber ich finde den grauen Akkudeckel und die Antennenabdeckung farblich einfach unpassend.
Die Formgebung emfinde ich als durchaus gelungen: während die Front - obwohl sie leicht tailliert ist - mit ihrem kantigen Design kühle Eleganz ausstrahlt, sind die Gehäusekanten der Rückseite sanft abgerundet und sorgen dafür, dass das S40 ausgezeichnet in der Hand liegt.
In das Infrarotauge am Kopfende des Geräts ist eine Leuchtdiode integriert, deren Blinkmodus und -anlass eingestellt werden kann. Leider ist das Blinken im Dunkeln durch das Drahtgitter sichtbar - dies trübt ein wenig das hochwertige Erscheinungsbild.
Die Verarbeitung hingegen macht einen überwiegend soliden Eindruck: Oberschale und Backcover sind fest zusammengefügt und auch bei stärkerem Druck auf das Gehäuse ist dem Gerät kein "Knarzen" zu entlocken. Die Spaltmaße sind fast perfekt, lediglich an der rechten, oberen Ecke kann man die beiden Gehäuseteile etwas zusammendrücken. Während die Seitentaste bei dem Gerät, das ich mir für einen ersten Überblick geliehen hatte, beim Betätigen knarzte, ist der meines S40 kein Geräusch zu entlocken.
Die Abmessungen des S40 betragen 112 x 44 x 22 mm, das Gewicht 97g. Mit diesen Werten gehört es zwar nicht zu den kleinsten, aber dennoch zu den kleineren Geräten und bietet somit einen guten Kompromiss zwischen Tragekomfort und ausreichender Größe für eine ergonomische Bedienung.
Display, Tastatur:
Wer beim ersten Einschalten des S40 ein ähnliches optisches Erlebnis erwartet wie bei seinem Vorgänger, dem Bosch 909s, wird ziemlich enttäuscht sein. Während das 909s einem tiefblau entgegenstrahlt, ist die Beleuchtung des S40 ziemlich schwach und erinnert farblich an eine verwaschene Jeans. Auch die EL-Folientechnik mit ihrer absolut gleichmäßigen, schattenfreien Ausleuchtung tröstet nicht über die geringe Leuchtstärke hinweg.
Sehr schade, denn ansonsten hat das Display einiges zu bieten: es ist hochauflösend, feinzeichnend und kann vier Graustufen darstellen. Der Kontrast kann in 100 Abstufungen (zwischen 0 und 100%) eingestellt werden - auch hier sind aber durch die schwache Beleuchtung Grenzen gesetzt, so dass der Kontrast nicht der beste ist und man teilweise sehr genau hinsehen muss, um die verschiedenen Grautöne zu erkennen. Als nettes Gimmick kann man 6 unterschiedliche Grafiken für die Empfangs- und die Akkuanzeige wählen: von einen stufenlosen Anzeige über Balken à la Nokia bis hin zu kleinen Herzchen sollte für jeden Geschmack etwas dabei sein.
Die Fähigkeit, Graustufen darzustellen, hätte man durch graphische evtl. sogar animierte Menüsymbole besser ausnutzen können, aber offenbar hielten es die Entwickler nicht für nötig, die doch recht spröde Bosch-Menüführung etwas aufzuwerten.
Trotz sehr guter Ansätze begeistert das Display also wegen der geschilderten Schwächen nur mäßig.
Ein dickes Minus hingegen gibt's für die Tastatur! Ich hatte eingangs schon erwähnt, dass sie bei genauerem Hinsehen recht billig wirkt; die Beschriftung macht zudem keinen besonders abriebfesten Eindruck, da sie nur aufgedruckt zu sein scheint. Wie haltbar sie ist, wird sich im Laufe der Zeit zeigen.
Die Gummitastenmatte hat aber auch noch andere Nachteile. Neben einem relativ schwammigen Druckpunkt erfordert es ziemlich viel Kraft, die Tasten zu drücken, so dass Schnelltipper hierdurch arg gebremst werden. Dies wird durch das ungenaue Feedback noch verstärkt, da man immer konzentriert auf das Display schauen muss, ob auch alle Eingaben erkannt wurden. Mir persönlich hätte eine "knackige" Hartkunststoff-Tastatur wie beim Bosch 909s weitaus besser gefallen!
Im Dunklen sieht die beleuchtete Tastatur sehr eigentümlich und irgendwie formlos aus - ein anderer S40-Besitzer hat sie sehr treffend als "irgendwie irreal" bezeichnet. Auch wenn die Tastatur im Dunklen nicht sonderlich gut lesbar ist - sie sieht jedenfalls interessant und außergewöhnlich aus.
Posting wieder mal zu lang - Teil 2 unten