Einführung
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Das S10D war lange Zeit das Brot und Butter Handy im Hause Siemens. Doch 1999 war es einfach zu groß um angesagt zu sein. Das SL10 konnte von den Funktionen auch nicht so recht überzeugen und das S15 hatte außer Dualband bzw. Worldband auch nicht viel zu bieten. So reifte bei Siemens der Entschluss ein komplett neues Modell auf den Markt zu bringen. Mit seinem griffigen und eher korpulenten Design brach das S25 mit der Tradition des Hauses, das ja eher ein Inbegriff für lange und teilweise auch flache Handys war. In diese Lücke der großen und flachen Handys stieß später Ericsson mit dem SH888 und der R320/520 Baureihe vor. Siemens Dagegen auf Hosentaschenhandys und genau das Hosentaschenhandy S25 nehmen wir uns jetzt mal genauer vor.
Äußerlichkeiten
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In Vielerlei hinsicht bricht das S25 mit dem typischen Siemens Design und bleibt damit innerhalb der Siemens Familie ein ziemlicher Außenseiter. Neben dem S1 ist das S25 das einzige Gerät der Siemens Familie dem die runde oder oval Hörmuschel als Erkennungszeichen fehlt. Stattdessen hat es drei vertikale Streifen auf der Vorderseite für den Hörer und auf der Rückseite für den Buzzer. Die Sprachqualität wird davon nicht berührt. Die Farbe der Oberschale ist ein sehr dunkles silber, das bei schwachem Licht schon fast ins dunkelgraue übergeht. Dominiert wird die Front aber von einer schwarzen Displayumrandung mit eingelassenen Farbdisplay. Letzteres gehört zu der letzten Generation der Vierfarbschirme und hat eine beträchtlichen Reifegrad erreicht. Dank der fast weißen Beleuchtung kann man die Farben gut erkennen und auch der Kontrast muss nicht mehr so leiden wie bei den alten S10. Allerdings ist die Beleuchtung nicht ganz gleichmäßig, was bei nur zwei Dioden nicht wirklich verwundert.
Die Oberflächenverarbeitung ist nach über zwei Jahren noch immer topp, auch wenn einige Stürze ihre Spuren hinterlassen haben. Ärgerlich ist das exponierte Displayglas das auch nicht gerade kratzbeständig ist. Dafür lässt es sich mit Displey recht gut polieren. Auf der linken Seite sitzen an Stelle des alten Schiebers zwei kleine Plastikknöpfe mit denen man Profile auswählen und im Menü blättern kann. Ich verwende sie aber nur für die Profile, weil sie recht schwergängig sind. Auf der rechten Seite findet sich ein einsamer Knopf als Gegenstück, der für die Sprachmemos zuständig ist. Auch dieser Knopf ist diesmal erfreulich schwer zu drücken, ging doch beim S10 die Sprachaufzeichnung nervig oft von alleine los. Nervig und vor allem unnötig finde ich dass Siemens den Lumberg-Datenstecker auf der unterseite anders angebracht angebracht hat als beim C25. Somit schließt sich die Gemeinsame Nutzung von Zubehör wie Ladestationen oder Halterungen aus. Den Vogel hat Siemens aber mit der Infrarotschnittstelle abgeschossen. Die IrDa ist rechts unten im Gehäuse, so dass man sie eigentlich immer mit einer Hand verdeckt. Will man einen Termin oder einen Kontakt beamen muss man das Handy immer irgendwie verrenkt halten. Den einzigen Sinn in dieser Platzierung der IrDA sehe ich im Zusammenspiel mit Laptops: Die damligen Scenic mobiles hatten ihre IrDA links in der Mitte eingebaut.
Bedienung
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Wer das S3com kennt kommt im Prinzip mit allen modernen Siemens Geräte gut zu Rande. Ähnliches gilt für das S25: Dieser Urvater aller modernen Siemens-Menüs hat seine Hausaufgaben auch gut gemacht: Mit farbigen, animierten Menüs wirkt die Bedienung fast noch schöner als bei den modernen Siemens-Geräten mit ihren drögen Schwarz - (Grau) - Weiß Displays, auch wenn sie höher auflösen. Das Menüt ist flott und reagiert sofort auf Tasteneingaben. Wer das für selbstverständlich hält, der wird bei einem Ericsson Handy wenig Freude finden, denn die gönnen sich schon mal eine Gedenkminute.
Das Telefonbuch ist wie noch beim guten alten S10 in ein normales Telefonbuch und in ein im wahrsten Sinne des Wortes Rotes Buch eingeteilt. Seitdem das Farbdisplay wegrationalisiert wurde heißt das Rote Buch übrigens "VIP"-Buch. Dieses System mit Zwei verflochtenen Telefonbüchern hat den Vorteil dass man in einem zum Beispiel die eher selten gebrauchten Festnetznummern speichert und im Roten Buch alle Handynummern. So behält man schneller den Überblick. Telefonieren geht erwartungsmäßig gut und in guter Qualität.
Bequem ist auch die Möglichkeit Telefonate mitzuschneiden.
Dass sich die Siemensianer ernsthaft gedanken machen wie man den Alltagsbetrieb erleichtern kann merkt man wenn man sich die Doppelbelegungen der * und # Taste anschaut: Lange auf * gedrückt und das Handy schaltet bis auf die Tastentöne auf Stumm. Lange die Rautetaste gedrückt und schon schaltet sich die Tastensperre ein und die Displaybeleuchtung blendet aus. Ein Kuriosum ist die IrDA Schnittstelle: Verbindungsabrisse mag sie mit Software 5 gar nicht, denn dann streikt sie einfach. Auch eine Visitenkarte übertragen klappt noch nicht so ganz: Das 8310 von einem Freund hat sich einfach abgeschaltet als ich eine Karte senden wollte. Mit dem R320 war das kein Problem. Ein nettest Detail ist aber die Fähigkeit über IrDa einen Drucker mit IrDA Schnittstelle anzusprechen und SMS und Telefonnummern auszudrucken. Leider sind solche Drucker sehr teuer.
Ein kleines Manko in Verbindung mit einer portablen FSE ist dass die das S25 keine PTT Taste unterstützt. Zwar verwende ich normal keine Headsets, aber es wäre wünschenswert gewesen, weil das S25 so jeden Anruf nach dreimal klingeln in der Regel automatisch annimmt.
Team Siemens
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Der fehlende WAP Browser ist zwar wirklich ärgerlich aber mit dem Externen WAP-Browser namens IC35 bekommt man einen guten Ersatz. Das handliche Gerät ist praktisch eine Erweiterung des S25 denn WAP funktioniert perfekt und zusätzlich zu den Organizer funktionen kann man die Termine zwischen IC35 und Rechner und zwischen IC35 und S25 syncen. Auch Klingeltöne und Bitmaps kann man auf dem IC speichern und an das S25 schicken. WAP funktionier gut und schnell, auch wenn es sehr viel Platz im Applikationsspeicher des ICs braucht. In Zeiten von Smartphones wirkt dies Lösung zwar etwas antiquiert hat aber (momentan noch) durchaus Vorteile gegenüber einem Smartphone. Man schleppt eben nur das mit sich herum was man braucht und wenn einer es mal fertig bringt ein Smartphone auf 120 Gramm zu bringen reden wir weiter.
Display
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Als alter Fan von drei-Farbdisplays aus dem Hause Siemens war ich vom Display des S25 einfach begeistert. Die Farben sind gut getroffen und bei normaler Bedienung gut zu erkennen. Wenn man natürlich wie ein TFT-Tester von der Seite reinschaut könnte man meckern dass man nur eine braune Mélange sieht. Vorher ist man aber schon das Gespött der Nation denn dazu muss man das Handy schon sehr komisch halten was natürlich entsprechend dämlich aussieht. Das Display stellt bei der Eingabe von SMS vier Zeilen dar, und beim lesen bis zu fünf. Logos kann man, sofern man kein zweizeiliges Providerlogo auf der SIM hat in drei Farben aufspielen, was zwar in der praxis keine Vorteile bringt aber dennoch ein nettes zubrot ist. Mit einem IC35 geht das sogar mobil und über IrDa.
Tastatur
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Was ich bis zum S35 sehr zu schätzen wussten waren die ZWEI frei belegbaren Softkeys. Beim S25 konnte man sie sogar mit verschiedenen Funktionen belegen wie etwa "Rechner, neue SMS, Spiele, IrDA...". Das war sehr bequem und vor allem schnell. Ins Menü kam man über die "menü"-Taste, die zusätzlich ein kleines Kontextmenü für die meisten Funktionen bereithielt. Beim S35 ist diese Taste leider verschwunden so dass man jetzt nur noch eine Schnellwahltaste hat. Der Rechte Softkey ist mit "Menü" oder "Optionen" belegt. In meinen Augen eher ein Rückschritt. Die ganz neuen Siemens haben dagegen ein Steuerkreuz, was ich auch ganz nett finde, weil man so ohne umgreifen noch schneller im Menü unterwegs ist. Die Tasten im S25 gehören zu den besten Gummitasten, die ich je gesehen habe und unterstützen so eine gute bedienbarkeit. Sie sind deutlich härter als die Tasten des C25 und C35 und etwas weicher als die des S35. So haben sie einen deutlichen Druckpunkt und gehen trotzdem leicht zu drücken. Sogar ohne Tastenton kann man das S25 sicher bedienen.
Ausstattung
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War die Ausstattung des kleinen Zwillingsbruders eher ein Trauerspiel so hat Siemens beim S25 fast alles reingeklotzt was technisch und wirtschaftlich möglich war. Angefangen bei Farbdisplay, Sprachmemo, Profilen und Spielen über Währungsrechner, vier Spielen; IrDA und 42+1 (!) Klingeltönen bis hin zu einem vollwertigen Organizer mit Monatsansicht, Wecker, Terminliste und Wochenansicht hat das S25 einfach alles für den Alltag an Bord. Eher traurig war das Spiel mit dem WAP-Browser. Prinzipiell hat ihn das S25 zwar an bord aber in den meisten Ländern (so auch in Deutschland) ist er SIM-Seitig deaktiviert. Lediglich in der Schweiz und in Teilen Frankreichs konnte man ihn einsetzen. Das Problem war dass der Wap Browser nur die Datenübertragung über SMS Kanäler unterstützt, nicht aber über CSD so wie es heute Standard ist. Prinzipiell wäre zwar auch eine CSD-Übertragung machbar gewesen aber nachdem die Netzbetreiber 1998 noch alle behaupteten SMS einsetzen zu wollen hat sich Siemens wohl zu sehr darauf verlassen. Erst als das S25 schon angelaufen war beschlossen die Provider kurzfristig doch CSD einzusetzen. IMO gab es sogar Prototypen vom S25, die CSD konnten, aber eine derartige Software war (zumindest legal) nie erhältlich.
Akku/ Standby
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Standardmäßig hat das S25 einen 650 mAh Li-Ionen akku im Gepäck, der angeblich 200 Stunden halten soll. Im Alltag ist das nicht zu erreichen, da sind vielleicht 150 Stunden angebracht. Dennoch habe ich schon mal unter idealen Bedingungen (Nagelneue SIM, Keine telefonate, kein Rumspielen, keine SMS) 204 Stunden und unter perfekten Bedingungen (stationärer Betrieb) sogar 221 Stunden Standby rausgeholt. Zusätzlich hätte es auch noch einen h400 Akku gegeben der mit 1300 mAh rechnerich die doppelte Standby-Zeit ermöglichen sollte. Allerdings ist er ungleich schwerer als der Standard akku und zudem beult er das Handy hinten deutlich aus. Gut finde ich die Lösung von Siemens den Akkudeckel fest mit dem Akku zu verbinden. So kann da (fast) nichts knacken und knarzen und trotzdem schließt der Standardakku absolut bündig ab. Ericsson und Nokia würden sowas "ultra-slim" battery nennen
Empfang
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Wie das C25 hat auch das S25 eine Stummelantenneauf der linken Seite angebracht. Diese Antenne ermöglicht dem S25 genial niedrige SAR-Werte, die Siemens nur widerwillig veröffentlicht denn diese Werte liegen deutlich unter den neuen Modellen mit integrierter Antenne. Ansonsten ist der Empfang unauffällig. Er ist einfach da. In der Stadt mit 4-5 Strichen und auf dem Land mit 3 Strichen. Was will man mehr?
Bekannte Probleme
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Ein Handy war früher nur ein schnurloser Telefonhörer ohne großartige Funktionen. Spätestens seit dem S25 ist das aber nicht mehr so und der generelle Trend geht ohnehin in Richtung Bluetoothfunkendes-PDA-UMTS-Smartphone. Als erstes seiner Art war das Siemens S25 naturgemäß anfangs reichlich buggy. Das fängt an mit den nicht funktionierenden Filterfunktionen und endet bei nicht siganilisierten Terminen und asynchronen Tastentönen. Ich habe die erste in Deutschland vertriebene Software 5 auf meinem S25 und die meisten Fehler haben mich eigentlich nie gestört. Allerdings muss man sagen dass Power User damals trotzdem ziemlich über das arme S25 hergefallen sind und zum Teil immer noch deswegen böse sind. Das liegt aber meistens nicht nur an der Software denn auch die Hardware ist teilweise noch recht wackelig. Serienweise gab es Displayausfälle und Beleuchtungsprobleme, die alle auf ein kleiens, mieses Stück Flexkabel zurückzuführen war. Diese Kabel verbindet das Display mit der Platine und neigt dazu sich grundlos zu lösen. Betroffen ist auch die Tastatur, die manchmal einfach nicht tut was man ihr sagt. Ich hatte beide Probleme schon aber die sind wieder verschwunden. Trotzdem bin ich inzwischen vorsichtiger geworden und werde mein S25 wohl nicht mehr herleihen.
Conclusio
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Das S25 ist ein kompaktes, brauchbar ausgestattetes Handy, das gut in der Hand liegt. Wer auf GPRS, HSCSD, Farbdisplay und einige andere Gimmicks verzichten kann, der bekommt ein Grundsolides Handy, das inzwischen gut ausgereift ist.