Deutschland und Frankreich verfahren beim Mobilfunk unterschiedlich

  • Die Ausgangslage in Deutschland und Frankreich ist nicht so verschieden. Die Mobilfunknetze sind auf beiden Seiten des Rheins löchrig. In Frankreich herrscht nach Angaben des Regulierers ARCEP zwar eine 4G-Abdeckung von >90% der Bevölkerung durch die 3 großen Betreiber, aber nur auf 60-65% der Landesfläche (vergl.: https://www.arcep.fr/index.php?id=13711. In Deutschland sieht es bekanntlich ziemlich ähnlich aus, wenn auch hierzulande die Flächenabdeckung Staatsgeheimnis zu sein scheint. Gleiche Probleme gibt es auch bei der Abdeckung in Zügen usw.


    Jetzt fahren aber beide Länder sehr unterschiedliche Strategien, diese Missstände anzugehen. In Deutschland hat sich die GroKo in ihrem Sondierungspapier darauf geeinigt, die Erlöse aus der 5G-Lizenzversteigerung in den Breitbandausbau zu stecken, um angeblich bis 2025 "ganz Deutschland" mit "Gigabit"-Leitungen zu versorgen. Ferner sollen die Lizenzen an Ausbauauflagen gekoppelt sein.


    Frankreich geht einen völlig anderen Weg: Dort haben sich Regierung, Regulierer (ARCEP) und alle Mobilfunkbetreiber vorgestern in einem "historischen" Vertrag geeinigt, die Lizenzen für die Betreiber kostenfrei zu verlängern. Im Gegenzug verpflichten sich die Betreiber 5000 neue Basisstationen zu bauen und 10000 Ortschaften zusätzlich plus Bahnstrecken mit 4G-Netzen zu versorgen. https://www.arcep.fr/index.php…7e6b1567021b2784b7ff30a96


    Wo liegt der Unterschied? In Deutschland wird dem Mobilfunk Geld entzogen, um es in den Breitbandausbau zu stecken. Die Erlöse für die 5G-Lizenzen müssen im Mobilfunk erwirtschaftet werden, wenn sie auch dann - häufig beim gleichen Unternehmen - wieder als "Breitbandförderung" zurücklaufen. Es findet also eine Umverteilung vom Mobilfunk zum Breitband statt. In Frankreich dagegen wird mit der Verlängerung der Lizenzen indirekt Geld in den Mobilfunk gepumpt, indem der Staat auf die zusätzlichen Erlöse einer Neuversteigerung verzichtet und bestehende Lizenzen verlängert.


    Ich kritisiere ja häufig die Betreiber wegen ihrer hohen Preise hierzulande. Aber hier haben wir wirklich einen Grund, warum wir in Deutschland höhere Preise im Mobilfunk haben und auch weiter haben werden, wobei der Netzausbau hinterher hinkt. Was haltet Ihr davon? Ist der Weg der GroKo der richtige? Bitte keine allgemeine Diskussion über die GroKo, sondern diesen einen Aspekt.

  • Naja, das würd free ja richtig freuen.


    Kurze frage, free scheints jetzt auch in italien zu geben. Hatte es diverse male in der netzsuche bzw den namen des mutterunternehmen. Kam aber nicht rein.


    Zum thema. In deutschland haben wir so hohe regulärpreise (man kann das alles schon billiger bekommen), weil es keinen echten wettbewerb gibt.
    O2 ist für vodafone und telekom egal und deswegen sind sie von den preisen nicht beeindruckt.
    Und alles passiert immer nur wenn der andere es macht. ZB easy travel flat fällt weg, dann fällt bei der telekom die eu flat plus weg... das ist so traurig.


    Die Versteigerung in deutshland ist ein witz. Es wird sich künstlich hochgeboten und abgesprochen. Dann gibt ein netzbetreiber 2 milliarden aus und muss das ganze in 5 jahren wieder machen, weil er dann wieder welche verliert... das ist so dämmlich.


    Das geld fliest eh nicht in den komunalen glasfaserausbau, sondern wird wo anders gebraucht. Das ist geod mit dem sie fest rechnen für den haushalt, so wie komunen das mit blitzer und falschparker einnahmen machen.


    Die telekom hat bei lte ca 95% Bevölkerung und 82% fläche.
    Irgendjemand verfolgt doch hier für nrw ein berechnung anhand der netzkarte ?!

    iPhone 14 Pro @ Magenta L Young + M1

    Redmi 9c - Telekom und Vodafone lte (prepaid)

    redmi note 9t 5G - 5G SA + o2 4G

    poco m4 pro 5g - 5G SA + vodafone 4g

    xiaomi mi 11 lite - 5G SA

    moto g5 - DT B20/MOCN + GSM

  • kurze Antworten: Free d.h. der Mutterkonzern Iliad baut gerade ein 4. Netz in Italien, was allerdings anders heißen wird (da Free Mobile geschützt ist in Italien). Dort gibt es auch eine Fusion des 3. mit dem 4. zu einem gemeinsamen Netz (Tre und Wind, analog zu Eplus und O2), nur hat die EU einen neuen Player durchgesetzt (im Gegensatz zu Deutschland). Illiad/Free/ho wird 2018 noch starten in Italien und die Preise sind im freien Fall. [Wind verkauft z.Zt. 40GB für 9€ im Prepaid].


    Das mit dem Wettbewerb sehe ich ähnlich. Nur hier haben wir ja das "Phänomen", dass bei uns dem Mobilfunk Geld entzogen wird in der Lizenzversteigung, während andere Länder ihre Lizenzen offenbar unentgeldlich verlängern, also ihn damit subventionieren. Das auch politische Rahmenbedingungen die Preise beeinflussen, scheint mir daher sehr wahrscheinlich.


    Der Flächenanteil der Telekom ist wohl richtig, aber hochgerechnet. Er wird - im Gegensatz zu Frankreich - aber nicht kommuniziert von keinem Betreiber, sondern nur eine Bevölkerungsabdeckung. Und eine staatliche Institution wie die ARCEP, die misst und die Ergebnisse dann publiziert haben wir hier nicht. Sondern nur "Netztests" von privaten Publikationen und die Erklärungen der Betreiber.

  • Bin da anderer Meinung: Ich finde den Glasfaseraufbau auf dem platten Land zu subventionieren viel wichtiger als hier und da eine LTE-Lücke zu stopfen. Die Verbandelung von Politik und Wirtschaft ist in Frankreich ja noch ne ganze Ecke ekliger als bei uns...

    "Der Funkmast steht zu nah an Wohngebieten und außerdem befindet sich ein Ponyhof auf der gegenüberliegenden Straßenseite."

  • Aber ist es nicht so das wir in einer kabellosen Welt ausreichend gut online gehen können und Glasfaser eigentlich gar nicht brauchen?


    LTE Flächendeckend könnte doch ausreichen oder gibt es wirklich Anwendungen die über die Luft einfach nicht realisierbar sind?


    (Ich denke an arme Staaten die damals direkt ins GSM Zeitalter eingestiegen sind weil die Verkabelung fürs Festnetz zu teuer gewesen wäre => es gab vor GSM extrem wenige Telefonanschlüsse).

    Dieser Eintrag wurde 624 mal editiert, zum letzten mal um 11:24 Uhr

  • Es gibt unzählige Anwendungen, die in einem LTE-Netz, das nicht durch Festnetz entlastet wird, unmöglich sind.
    Die Idee ist mMn absolut hirnrissig. Dazu muss man sich nur anschauen, wie viele potentielle Kunden eine LTE-Zelle versorgen muss und sich klar machen, dass all diese UEs sich die Bandbreite teilen müssen.


    An der Glasfaser führt kein Weg vorbei.

  • ersetze doch bitte hirnrissig durch unwissend,
    Wäre toll wenn du ein paar der unzähligen Anwendungen für die unwissenden erläutrern würdest.


    Danke für alles!

    Zitat

    Original geschrieben von FTTH
    Es gibt unzählige Anwendungen, die in einem LTE-Netz, das nicht durch Festnetz entlastet wird, unmöglich sind.
    Die Idee ist mMn absolut hirnrissig. Dazu muss man sich nur anschauen, wie viele potentielle Kunden eine LTE-Zelle versorgen muss und sich klar machen, dass all diese UEs sich die Bandbreite teilen müssen.


    An der Glasfaser führt kein Weg vorbei.

    Dieser Eintrag wurde 624 mal editiert, zum letzten mal um 11:24 Uhr

  • Zitat

    Original geschrieben von polli
    Aber ist es nicht so das wir in einer kabellosen Welt ausreichend gut online gehen können und Glasfaser eigentlich gar nicht brauchen?


    LTE Flächendeckend könnte doch ausreichen oder gibt es wirklich Anwendungen die über die Luft einfach nicht realisierbar sind?


    (Ich denke an arme Staaten die damals direkt ins GSM Zeitalter eingestiegen sind weil die Verkabelung fürs Festnetz zu teuer gewesen wäre => es gab vor GSM extrem wenige Telefonanschlüsse).


    Sieh dir doch mal den Bandbreitenbedarf und dessen Steigerung in den letzten Jahren an. Zum Start von LTE hat Vodafone noch geglaubt, mit LTE eines Tages das Festnetz ersetzen zu können und endlich die gehasste TAL-Miete an die Telekom nicht mehr zahlen zu müssen. Nach nicht einmal 2 Jahren sind sie damit krachend gescheitert und hatten jede Menge überlastete LTE-Zellen, das war vor über 5 Jahren. Dann begonnen alle drei Netzbetreiber, nach und nach ihre LTE-zu-Hause-Angebote nur noch hinter vorgehaltener Hand zu vermarkten bzw. einzustellen. Telekom Hybrid ist da etwas anderes, da es die vorhandene DSL-Leitung als Grundlage nutzt und so zumindest etwas versucht wird, den Basistraffic vom LTE-Netz fernzuhalten. Ein LTE-Sektor mit der vollen Frequenzausstattung der Telekom und 64QAM (mehr unterstützt der Hybridrouter aktuell ja sowieso nicht) hat eine theoretische Kapazität von knapp 500 Mbit/s (L8+L9+L18+L18+L26). Wenn jetzt in einem Sektor sämtliche Festnetzanschlüsse nicht mehr vorhanden wären und alle Kunden nur noch LTE nutzen, stünde bei gleichzeitiger Nutzung von 5000 Kunden im Sektor jedem Kunden noch 100 kbit/s zur Verfügung. Das ist so in etwa ISDN-Niveau. Natürlich surfen nicht alle Kunden gleichzeitig, aber es laufen auch nicht überall sämtliche Frequenzen, noch ist die theoretische Kapazität auch die reale Kapazität. Ein Kunde mit schlechtem Empfang und starkem Trafficbedarf benötigt mehr Frequenzressourcen als ein Kunde mit guter Signalqualität und selbem Trafficbedarf. 100 Kunden mit schlechtem Empfang können also durchaus mehr Frequenzressourcen benötigen als 1000 Kunden mit gutem Empfang bei gleichem Speedbedarf je Kunde.

  • PC Spiele werden heute häufig nur noch online gekauft und direkt heruntergeladen. Das sind dann direkt 50 Gigabyte. Das macht schon bei einem dedizierten 50 MBit Anschluss kein Spaß. Mein Schwager und seine Freundin kommen alleine durch so was und streaming auf 400 Gigabyte im Monat.

  • Nachdem der "Deutsche Weg" schon zweimal gescheitert ist denke ich es waere auf jeden Fall klueger diesmal den "Franzoesischen Weg" zu versuchen.


    Es ist zwar nicht so das in Deutschland garnichts erreicht worden waere, sondern das Problem ist eher das in Deutschland nur die Gegenden die zuvor schon mindestens mittelmaessig (alle GSM Netze verfuegbar, mindestens ein UMTS Netz verfuegbar, mindestens schlechtes 16000er DSL verfuegbar) eine deutlich bessere Versorgung mit nun mindestens zwei LTE Netzen und VDSL bekommen haben.


    Die richtig schlecht versorgten Gegenden (nichtmal alle GSM Netze verfuegbar, keinerlei UMTS verfuegbar, DSL bestenfalls als DSL 384-3072 verfuegbar) gingen leer aus, trotz Foerdermoeglichkeiten, weil die Kommunen Angst hatten entweder keinen Anbieter fuer den Ausbau zu finden oder den Eigenanteil nicht bezahlen zu koennen.


    Ich glaub das Hauptproblem in Deutschland ist einfach das man keine bezahlbare Technik die mit vertretbaren Kosten moeglich waere, sondern gleich immer utopische Technik moechte, die dann aber keiner bezahlen will. So wie der aktuelle Glasfaser-Hype.


    Ich haette es fuer sinnvoller gehalten erstmal DSL soweit auszubauen das jeder Anschluss mindestens 10/1 MBit/s schafft (allein damit koennte aktuell und die naechsten Jahre noch gut leben) und in einem zweiten Schritt LTE soweit das durch HybridDSL mindestens 150/7,5 MBit/s moeglich sind.


    Das waere deutlich billiger als ein Glasfaser-Ausbau und trotzdem auf absehbare Zeit voellig ausreichend.

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