Da ich im September in Übersee bin und mich die Betreiber gerade mit Boni zuwerfen, habe ich mich entschieden, Daten völlig sinnlos zu verballern und mal einen Netztest in Berlin zu machen.
Ich bin da heute mit dem gleichen Dual-SIM-Gerät, einer SIM mit Telekom und O2 im Roaming (unbegrenzt) und einer CallYa SIM einen typischen Touristen-Trampelpfad abgegangen und habe die drei LTE-Netze mit Speedtests versehen. Es ging vom Bhf. Zoo zum Hauptbahnhof, in die U55, zum Reichstag, zum Brandenburger Tor und per S-Bahn zum Potsdamer Pl.
Die Ergebnisse von heute nachmittag habe ich mal in dieser Tabelle zusammengefasst:
https://picload.org/image/rwcwcaol/speedtestsberlin2017.png
Jetzt mal nach Betreibern geordnet:
Telekom: hat durchwegs die schnellsten Netze in der Stadt. An einigen Stelle zeigen sich zwar Überlastungen, aber richtige Einbrüche sind outdoor oder an Hotspots nicht zu verzeichnen. Einzige Ausnahme: die U-Bahn unterirdisch. Da geht nur EDGE und maximal WhatsApp durch.
Vodafone: zeigt durchaus eine solide Leistung. Nicht so schnell wie Telekom, aber in diesem Bereich interessiert das wenige Nutzer. Kein richtiger Ausfall im Testgebiet, aber teilweise Überlastungen. Auch hier die große Ausnahme: die U-Bahn. Da fehlt häufig sogar EDGE, sondern ist reines GSM nur da, sodass nicht mal Messenger gehen.
O2/Telefónica: klar auf Platz 3 mit sehr durchwachsenen Bild. Die gute Nachricht: es gab keinen Totalausfall mehr. Nach vielen Jahren haben sie den Hauptbahnhof jetzt endlich auch indoor versorgt und damit einen großen Black-Spot weniger. Grundsätzlich funktioniert O2 unter der Erde besser als darüber. D.h. das B3 U-Bahn-Netz, dass sie von Eplus geerbt haben ist momentan konkurrenzlos. Über der Erde gibts ein sehr unterschiedliches Bild. Wo sie ausgebaut haben mit B3, können sie durchaus schnell sein, aber viele Bereiche auch in den Innenstadt haben weiter nur B20. Da hängen gut 50,000 Einwohner an so einer Zelle und die ist dann völlig überlastet. Man wird ins 3G abgeschoben, das normalerweise ziemlich stabil ist mit etwa 20 Mbit/s. Dann bricht aber auch das 3G ein und es geht gar nichts mehr, denn der Lastenausgleich zum 4G aufwärts funktioniert irgendwie nicht richtig zurück. Großflächige Netzausfälle bei Straßenfesten im unausgebauten Bereich, wo dann für Stunden nicht mal WhatsApp ging, zeigt auch die mangelnde Redundanz. Es wird allgemein besser, aber sehr langsam - und da wo bisher nichts passiert ist, wurde es erstmal weiter schlechter. Ähnliche Messungen z.B. in München geben wesentlich bessere Werte für O2.
Ergebnisse: Wer durchwegs gute LTE-Performance im Netz haben will und nicht den ÖPNV benutzt, insbesondere nicht die U-Bahn, ist bei Telekom und Vodafone mit 4G besser aufgehoben als bei O2. Bei O2 gibts immer wieder Lücken und langsame Spots insbesondere, wo Menschen sich ansammeln. O2 hat aber das beste Netz für die U-Bahn. Dort hat jetzt die BVG auch in fast allen Bahnhöfen kostenloses WLAN aufgebaut, das ganz gut funktioniert, aber nur im Bahnhof und nicht auf der Strecke dazwischen. Wenn man aber Telekom und Vodafone nutzt, muss man lernen, das Zeitfenster im Bahnhof zu nutzen, um eine Seite zu laden. Ist man bei O2, geht das auch gut auf der Strecke.