Kommt Voice im Festnetz als AMR/EVS an?

  • Bin immer noch baff: Je nach Endgerät sieht man den Hersteller, das Modell, das Branding, den Software-Stand, manchmal sogar die IMEI des Anrufers. Und nicht jedes Gerät, dass 3GPP-EVS in VoLTE kann, bietet AMR-WB in GSM. Besonders Unisoc Chipsätze fallen auf. Aber auch hochwertige Telefone wie das Samsung Galaxy A90 mit 5G, mit Schnell-Laden und auch sonst mit allem Pipapo, bietet kein 3GPP-EVS, selbst mit Telekom Deutschland Branding. Testet eigentlich irgendeine Zeitschrift bzw. Webseite bzw. sonstiger Medien-Kanal in Deutschland auf solche Feinheiten wie AMR-WB in GSM bzw. 3GPP-EVS? Ich bräuchte nämlich (irgendwann, wenn es einen Schnapper gibt) noch ein Gerät mit aktuellem MediaTek bzw. Samsung Exynos zum Testen.

  • Auch wenn das in Selbst-Gesprächen ausartet, weil ich davon noch nirgends gelesen habe:


    Die folgenden Hersteller scheinen einen eigenen VoIP/SIP-Client zu nutzen:

    • Apple iPhone
    • Google Pixel
    • Samsung Galaxy

    Die folgenden Chipsätze scheinen einen eigenen VoIP/SIP-Client zu nutzen:

    • HiSilicon Kirin
    • MediaTek (Helio, Dimensity, …)
    • Unisoc (Tiger, …)
    • Qualcomm Snapdragon

    Das bedeutet, ein Samsung egal ob mit Qualcomm oder MediaTek verhielt sich in meinen Tests nahezu identisch. Deswegen testete ich Samsung Exynos erst gar nicht. Das bedeutet aber auch, ein MediaTek – egal ob es als Sony Xperia oder als BBK Realme herkommt –, verhielt sich in meinen Tests nahezu identisch. Die Frage ist, ob noch weitere Hersteller existieren, die überall einen ähnlichen VoIP/SIP-Client nutzen. Aber wer sollte sich die Mühe machen? Hat jemand Insider-Infos? Auch spannend: Die Ergebnisse unterscheiden sich nach Technologie:

    • VoWiFi
    • VoLTE
    • GSM

    wobei VoWiFi und VoLTE bei allen Kombinationen schon äußerst ähnlich waren, aber doch nicht gleich. Und die Ergebnisse unterscheiden sich nach Netzbetreiber. So war O₂ VoWiFi manchmal komplett anders als Telekom VoWiFi. Aber manchmal auch verdammt ähnlich, die Audio-Codecs nur anders durchsortiert. Bei Vodafone scheint mir mit meiner CallYa der IMS-Übergang zu fehlen (obwohl ich VoLTE habe), jedenfalls sind dort die Ergebnisse immer gleich.


    Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn man heutzutage irgendein ein Anruf-Problem hat, dann hängt das nicht mehr nur vom Netzbetreiber sondern auch noch von der Netz-Technologie (GSM oder VoLTE oder …) und welchen Chipsatz (oder welchen Hersteller) Dein Gegenüber nutzt. Ja, dadurch hängt es sogar vom Software-Branding bzw. Firmware-Stand ab. Wer in der Schule in Mathe aufgepasst hat, kann sich allein an den obigen drei Fällen ausrechnen, wieviele Kombinationsmöglichkeiten das sind. Und die müsste man nach der reinen Informatik-Lehre eigentlich alle testen …


    Den erwähnten Software-Bug ist nach all meiner Testerei immer noch nur in VoLTE/VoWiFi in Telekom D1 mit einem Apple iPhone aufgetreten. Nicht in GSM. Nicht in O₂. Nicht in Vodafone D2. Nicht mit einem anderen bisher getesteten Chipsatz bzw. Hersteller. Und die Ursache bei dem Bug ist nur eine einzige Zahl. Und schon verhält sich das auf der Festnetz-Seite falsch. Völlig irre. Wie wollen unsere Netzbetreiber mit ihrer Fehler-Kultur solche Fehler im Feld nur ansatzweise handhaben?

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  • Das ist man ja leider schon vom normalen SIP-VoIP gewohnt. Erlaubt man etwas mehr als den G.711 Codec, kann es Probleme geben. Z.B. können die meisten DECT Geräte nur einen Codec gleichzeitig laden. Werden nicht dieselben Codecs für die beiden Richtungen ausgehandelt, hört man in eine Richtung nichts. Oder bei Asterisk, wo 30 ms Pakete oft falsch auf 20 ms Pakete umgewandelt werden. Es gibt unzählige ähnliche Beispiele. Deswegen erlauben die meisten Anbieter nur eine sehr beschränkte Codec Auswahl.


    Beim Mobilfunk werden hoffentlich die Netzbetreiber möglichst alles ohne Umwandlung und ohne Beschränkungen Durchlassen. Dann bleibt es bei den Endgeräteherstellern, die Kompatibilität zu gewährleisten. Bei GSM gibt es natürlich kein IMS. Früher wurde im Core gewandelt, die neuen Basen machen die Umwandlung schon direkt auf der Stelle. Natürlich fällt diese abhängig vom Hersteller der GSM Basis untersciedlich aus.

  • bei den Endgeräteherstellern, die Kompatibilität zu gewährleisten

    Noch ein Nachtrag: Genau das ist das Problem eines IMS. Jeder kann mit seinem Endgerät kommen. Manche schließen sogar eine Digium Asterisk direkt an das Telekom IMS an. Andere irgendein VoIP/SIP-Telefon aus der (eBay-) Krabbelkiste. Und der spricht dann direkt mit den verschiedensten anderen Herstellern. Problem ist auch nicht die Kompatibilität sondern die Interoperabilität: Ich spreche nicht nur VoIP/SIP, nicht nur mit einer Gegenstelle – der Telekom Deutschland –, sondern mit dutzenden, hunderten vielleicht sogar tausenden Implementierungen – mit verschiedenen Versionsständen. Und viele SIP-Hersteller lassen ihre Geräte schon nach fünf, Manche sogar schon nach drei Jahren einfach so fallen. Ohne Software-Updates. Ja, wenn ich denn überhaupt Software-Bug-Reports schicken könnte. Bei meinem gefundenen und jetzt verifizierten Bug weiß ich nicht einmal, wen ich überhaupt kontaktieren sollte.

  • Auch sieht man, welche Netzbetreiber an das IMS der Telekom Deutschland angeschlossen sind. Und damit mit welchen Anbietern überhaupt HD-Voice möglich wäre. So erlaubt der schweizer Mobilfunk-Betreiber Salt selbst für seine Guthabenkarten auch in Deutschland VoWiFi. Ich bin im Flug-Modus, also tatsächlich in deren IMS. Aber ein Anruf auf mein Telekom MagentaZuhause wird nur mit G.711 oder G.729 (ohne Annex B) hergestellt (SIP-Header X-Transit-Ioi: dtag-gn.de).


    Abgesehen von dem Chaos ob man überhaupt VoWiFi bekommt (Tarif-Option, Laufzeitvertrag, Guthabenkarte), wo VoWiFi erlaubt ist (nur Inland, EU/EWR-Ausland, weltweit) … die Anbindung der IMS untereinander ist wieder ein so ein weiches Qualitätskriterium … und unsere Netzbetreiber bekommen es mit direkten Nachbarn, aus dem gleichen Sprachraum, nicht gebacken. Haben unsere Netzbetreiber echt immer noch nichts verstanden, muss auch solch ein „Kleinkram“ politisch gelöst werden?

  • Das war schon früher so, dass man durch das Routing über Umwege (früher gab es auch Fälle, in denen die Anrufe zuerst nach China gingen um dort die überschüssige Kapazität von China Telecom günstig zu nutzen) statt direkt Geld sparte. Wird heute nicht anders sein und kann bedeuten, dass irgendwo auf dem Weg von SIP auf eine andere Signalisierung gewandelt wird.


    Ich habe mir endlich meine erste SIM mit VoWifi besorgt (jamobil).


    Bei einem netzinternen Anruf VoLTE -> VoLTE zeigt mein Samsung HD+ an (entspricht EVS).

    Rufe ich dieselbe Nummer mit VoWifi -> VoLTE an, gibt es kein HD Voice. Man hört die Differenz sehr deutlich. Siehst du in deinen Logs, dass die Telekom bei VoWifi die Codecs einschränkt, oder verwendet mein Samsung bei VoWifi keine HD Codecs?

  • Das war schon früher so […]

    Das ist ja gerade der Witz am IMS. Dann sind alle untereinander direkt verbunden. Es gibt quasi kein Routing mehr. Man redet direkt mit dem anderen Mobiltelefon. Auf lange Sicht werden alle ins IMS kommen. Genau wieder so ein Thema wie HTTPS, IPv6, DNSSEC …

    Rufe ich dieselbe Nummer mit VoWifi -> VoLTE an, gibt es kein HD Voice

    Merkwürdig. Nein, bei meinen Tests sah ich keinen Unterschied zwischen VoWiFi und VoLTE. Welches Samsung ist das genau? Ist die Gegenstelle zwischenzeitlich vielleicht in GSM gerutscht?

  • Es ist ein S10. Die Gegenstelle ist ständig im 4G und es wird VoLTE angezeigt. Dasselbe passiert auch bei den Anrufen wenn man eine netzinterne Ansage erreicht. Bei VoLTE mit HD Voice und bei VoWiFi ohne HD Voice mit hörbar schlechterer Qualität.

  • Merkwürdig. Kannst mir mal eine private Nachricht schicken, dann gebe ich die Rufnummer meines Test-Anschlusses. Du klingelst zwei/drei Mal, einmal über VoWiFi, einmal ViWiFi (also Video), einmal VoLTE und einmal ViLTE – und legst dann immer wieder auf. Und ich schaue mir die SIP-Nachrichten an. Jedenfalls mit meinem zwei Samsungs hatte ich das nicht, aber ich hatte bisher auch nur Samsungs die gar kein 3GPP-EVS können, maximal AMR-WB.

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