Mobilfunk im Katastrophenfall

  • Ich habe mit Interesse den Blog-Eintrag der Telekom gelesen.
    Dabei ging es um das Disaster Recovery Management.


    Dieses hat ja Mobile Sendestationen und Mobile Vermittlungsstellen um im Katastrophenfall
    oder bei Großevents die Kapazität des Netzes wiederherzustellen oder zu erweitern.


    Die Telekom hat wohl über 200 Container, Shelter oder Kofferlösungen an mehreren DRM-Standorten in ganz Deutschland.


    Wie sieht dies eigentlich bei den anderen Netzbetreibern in Deutschland aus?


    https://www.telekom.com/de/blo…-fuer-katastrophen-489508

    Smartphone: Xiaomi 11T Pro 256GB
    Mobilfunk: ja!mobil SmartPlus 5G (20GB) für 13,99€/28 Tage
    Festnetz: Vodafone GigaCable Max 1000 @FB6591

  • Re: Mobilfunk im Katastrophenfall


    Zitat

    Original geschrieben von StevenWort


    Wie sieht dies eigentlich bei den anderen Netzbetreibern in Deutschland aus?


    Also einer der anderen Netzbetreibern hat ein komplettes Mobilfunknetz als Ersatz, wenn das erste ausfällt.


    Du weißt doch, 2 Netze sind besser als eins. ;)

    Tätig im Bereich Kommunikationstechnik, 10407 Berlin. Meine Meinung spiegelt nicht die Meinung meines Arbeitgebers wieder.


  • Ein Telekom Funkpanzer zur Unterstützung der Versorgung der Kaltenberger Ritterspiele letztes Jahr.


    Vodafone hat von ihren Anhängern aktuell mindestens drei in München aufgebaut - der hier steht neben der Bahn zwischen Westkreuz und Lochham und ersetzt wohl temporär den abgebauten Standort am Strommast dahinter.


    Auffällig: Die Telekom ist deutlich wuchtiger, braucht mehr Platz da der Container neben dem Mast steht - während die wohl modernere Vodafonevariante alles am Hänger hat - den konnt ich mir mal länger anschauen, an örtlichen Zuleitungen hatte es bei beiden Varianten nur Baustrom, Funkzuführung kam wohl via RiFu. Ich denke wenn ein Ort infolge eines Ereignisses vom normalen Festnetz abgeschnitten ist und daher die üblichen örtlichen Funkstationen ebenfalls off sind ist sowas schnell aufgestellt, auch statt örtlichem Strom ein Aggregat sollte man doch auftreiben können - begrenzendes Medium dürfte hier die Funkgenehmigung der BNetz sein - gibt es dafür Eilverfahren?


    Damit wär die Funkschnittstelle mal abgearbeitet - interessanter ist aber: Wie weit kann man z.B. nach einer großen Katastrophe die Netze Regional in Betrieb halten/versetzen - wenn als Beispiel der zentrale Server nicht mehr ansprechbar ist. Die oben gezeigten Dinger im Meshbetrieb für eine Begrenzte Useranzahl hätten was.

    Immer unterwegs auf Straße und Schienen mit:
    Samsung Galaxy A54 - Physische SIM: Vodafone + 1&1. // eSIM: o2 + Telekom.

    o2 VDSL mit AVM FritzBox 7590 AX /// Viele viele Test-SIM und ein im Aufbau befindliches Gerätemuseum.

  • Zitat

    Original geschrieben von elchris Damit wär die Funkschnittstelle mal abgearbeitet - interessanter ist aber: Wie weit kann man z.B. nach einer großen Katastrophe die Netze Regional in Betrieb halten/versetzen - wenn als Beispiel der zentrale Server nicht mehr ansprechbar ist. Die oben gezeigten Dinger im Meshbetrieb für eine Begrenzte Useranzahl hätten was.

    Die Server können an jeden beliebigen Ort der Erde stehen sofern sie irgendwie mit den Netz verbunden sind. Dank der mittlerweile üblichen V-Server kann man die Steuerserver schnell auf andere Hardware (an einen anderen Ort) verschieben.


    Nachtrag
    Zentrale Server gibt kaum noch. In großen Netzen wird die Aufgabe von zahlreichen regional verteilten gespiegelten Server erledigt. Anfragen werden von den netztechnisch nächsten Server bearbeitet.


    Wenn zentrale Serververbünde ausfallen liegt es fast immer an der Software bzw. den Admin der eine falsche konfig od. ein fehlerhaftes Update aufgespielt hat.

  • Zitat

    Original geschrieben von elchris
    Damit wär die Funkschnittstelle mal abgearbeitet - interessanter ist aber: Wie weit kann man z.B. nach einer großen Katastrophe die Netze Regional in Betrieb halten/versetzen - wenn als Beispiel der zentrale Server nicht mehr ansprechbar ist. Die oben gezeigten Dinger im Meshbetrieb für eine Begrenzte Useranzahl hätten was.


    Vodafone hat meines Wissens rund 40 mobile BTS für solche Zwecke ( Grossverantstalltungen, Katastrophenfälle ). Mobile MSC sind mir nicht bekannt, die sind bundesweit eh verteilt.


    Zentrale Server gibt es kaum noch, es ist heute alles dezentralisiert auf mehrere Standorte mit Geo-Redundanz aufgebaut und vernetzt.


    Bestes Beispiel: HLRs - früher immer am Standort einer MSC, da es MSC im alten Still nicht mehr gib haben sich auch die HLRs erledigt. Heute ist das eine zentrale Datenbank, verteilt auf etliche Cluster und mehrere Standorte


    Im Zeitalter der Cloud-Lösungen wird auch hier immer mehr auf Virtualisierung gelegt und die System sind redundanz und Ausfälle an einem Standort können recht schnell durch einen anderen Standort abgefangen werden. Bei uns werden alles neuen System nur noch auf Virtualisierung aufgesetzt.


    Grösstes Problems sind eher Strom und Netzwerk.
    An grossen Standorten sind für Strom in der Regel Netzersatzanlagen und USVs aufgebaut ( wir haben wichtige Standorte die sogar redundante Stromanbindungen aus zwei Richtung über unterschiedliche Energieversorgen haben ) und Netzwerkmässig versucht man physikalisch getrennte Anbindungen aufzubauen. Was bringen mir zwei getrennte Glasfaserkabel, wenn die nebeneinander im Kabelkanal liegen und der Bagger die beide erwischt.
    Wenn das eine Glasfasser rechts vom Gebäude rausgeht, versucht man das andere eben links rauszulegen ( beispielhaft )

  • Re: Mobilfunk im Katastrophenfall


    Zitat

    Original geschrieben von StevenWort
    Wie sieht dies eigentlich bei den anderen Netzbetreibern in Deutschland aus?


    Nun, das lässt sich bei Netzstörungen regelmäßig beobachten: Selbst regional begrenzte Schäden (durchtrennte Glasfaser, Brände etc) führen zu überregionalen, zum Teil landesweiten Ausfällen. Schön dass die Telekom mobile Vermittlungsstellen besitzt, die eine "abgesoffene" Vermittlung ersetzen können - das hilft aber nicht wenn es andere kritischere "single points of failure" gibt - dazu gehören z.B. HLRs im Mobilfunknetz oder die SIP-Registration Server für VoIP.


    Und beim Internet sieht es nicht besser aus: Es gibt eine massive Konzentration aller Netze in Frankfurt - wenn dort (z.B. am DE-CIX) etwas ausfällt, ist der Rest Deutschlands ebenfalls offline.

  • O2 hatte vor ein paar Jahren in einem Dorf hier in der Gegend mal einen mobilen Masten aufgestellt, der etwas einfacher gestrickt war als die beiden Beispiele von oben.
    Man hat einfach einen Masten in einen Bauschuttcontainer gestellt und den Container mit Bauschutt gefüllt und Beton ausgegossen.


    Habe leider kein Foto davon.

    Festnetz: Glasfaser htp All-IP Fiber (FTTH) @ 100000/100000 mit Dual-Stack (IPv4 und IPv6).

    Mobilfunk: fraenk

  • Wie verhält es sich eigentlich mit der Genehming durch die Bundesnetzagentur wenn der Fall mal eintreten würde. Darf man diese mobilen Sendeanlagen nur an den Standorten aufbauen wo sie vorher standen und mit selber Bedingung (gleiche Höhe + Sektoren) oder hat hier der schnelle Wiederaufbau des Netzes und die Versorgung der Bevölkerung mit einem mobilen Netz vorrang?


    Mal angenommen mehre Städte wären betroffen, hier gibt es ja zahlreiche Standorte. Um nun schnell ein outdoor Netz aufzubauen würde sich ja anbieten in jeder Stadt einen möglichst hohen Standort (entweder geografisch oder maximale Ausfahrt des mobilen Mast) einen Sender aufzubauen um ein Grundnetz aufrecht erhalten zu können. Dann kann man zwar teils nur outdoor telefonieren aber besser als gar kein Netz.


    Würde man jeden einzelnen Standort unter Berücksichtigung der Bundesnetzagenturauflagen einzeln wieder aufbauen müssen und nicht bis zum vollständigen Wiederaufbau davon abweichen dürfen, dann würde es sicher doch Wochen dauern bis man wieder ein brauchbares Grundnetz hat, da die Standorte sich bei der Versorgung heute kaum noch überdecken.

  • Es stellt sich auch die Frage, inwieweit sind Städte oder betroffene Kreise nicht im Chaos versunken und zählt das Recht des Stärkeren? Kann man dort die öffentliche Ordnung aufrecht erhalten und Techniker und Technik gefahrenlos hinbringen.

  • Re: Re: Mobilfunk im Katastrophenfall


    Zitat

    Original geschrieben von kammann
    Und beim Internet sieht es nicht besser aus: Es gibt eine massive Konzentration aller Netze in Frankfurt - wenn dort (z.B. am DE-CIX) etwas ausfällt, ist der Rest Deutschlands ebenfalls offline.


    Der DE-CIX ist denzentralisiert und mittlerweile auf rund 15 Standorte verteilt, zudem gibt es Aussenstelle u.a in Düsseldorf.
    Zudem läuft noch lange nicht aller Internet-Traffic über den De-CIX, die Telekom war z.b. lange Zeit konsequenter Verweigerer einer Anschaltung dort.
    Und Internetprovider haben mit den grossen Dienstleistern eh direkte Peerings, die nicht über den De-Cix laufen.
    Wir haben bei uns z.b. direkte Peerings mit Google, Facebook, MS, Akamei usw. weit abseits von Frankfurt/Main.


    Damit der Ausfällt, muss schon was ganz gewaltiges passieren, so ala Roland Emmerich Filmen

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