Fast ertrunken, habt ihr schonmal etwas ähnliches erlebt ?

  • Kurzurlaub Nordholland, Callantsoog. Mit Hund und Frau am Strand. Tolles Wetter, der Hund fischt Bälle aus dem Wasser. Ich schmeisse den Ball etwas zu weit, es ist aufkommende Ebbe, das Meer zieht sich zurück. Der Hund versucht den Ball zu kriegen, gibt aber auf halber Strecke auf und schwimmt zurück. Instinkt ?


    Ich denke mir, insofern man das noch als „denken“ bezeichnen kann, daß ich den Ball noch kriegen kann. Ich springe ins Meer und schwimme darauf zu. Dabei merke ich das der Abstand zwischen mir und dem Ball nicht kleiner wird. Ich drehe sofort um bzw versuche zurückzuschwimmen. Meine Frau steht am Strand und beobachtet das Szenario. Ich schwimme mitlerweile extrem gegen die Strömung an und merke wie die Kräfte langsam nachlassen. Dann sehe ich noch den Hund neben mir paddeln, der Treudoofe war nochmal hinterher geschwommen.


    Eigentlich könnte die Geschichte hier vorbei sein: Mann mit Hund ertrinkt im Meer. Er hatte wohl die Warnschilder übersehen. Auf denen wird nämlich audrücklich vor den starken Strömungen im Bereich der Piere gewarnt. In so einem Fall sollte man auf keinen Fall gegen die Strömung anschwimmen, sich entweder aufs Meer treiben lassen oder versuchen parallel zum Strand der Strömung zu entkommen.


    Zurück am Strand. Meine Frau hat die Ernsthaftigkeit der Situation erkannt, die Taschen fallengelassen und ist auf dem Sprung zur ca. 1 km weit entfernten Hütte der Rettungsgesellschaft, ich sehe das und merke was sie vorhat. Mir wird schnell klar, bis sie wieder zurück ist bin ich schon längst untergegangen. Hundchen, dank 4-Bein Antrieb, ist nun schon ein ganzes Stück weiter Richtung Strand, er scheint es wohl zu schaffen. Ich schwimme weiterhin wie bekloppt und entferne mich dabei vom Strand. Ich bin eigentlich kein schlechter Schwimmer, habe die wichtigen Schulabzeichen und bin bis vor ein paar Jahren noch unregelmässig 1000 Meter im Freibad geschwommen, daß hier ist aber eine ganz andere Nummer.


    Es gibt einen neuen Zuschauer, ein junger Mann geht ein paar Meter ins Wasser und beobachtet mich. Das gibt erstmal neuen Mut, vielleicht würde er ja versuchen zu helfen ?


    In so einer Situation kommen komische Gedanken auf, sagt man zumindestens. Manche behaupten das Leben wäre an ihnen vorbeigezogen, ein kurzes „best of„ sozusagen. Ich hatte in dem Augenblick aber nur zwei klare Gedanken: 1. Wie lange kann ich das noch kräftemässig durchalten ? 2. Wie kann man so bekloppt sein und bei Ebbe ins Meer schwimmen ?


    Der zweite Gedanke überwiegt, weiter an den Ersten zu denken macht keinen Sinn. Durch diese „Wut“ über mich selbst gelingt dann doch noch der entscheidene Kraftaufwand, vielleicht war es auch einfach nur Glück. Auf einmal war der Boden wieder da. Dann mit zitternden Knien raus aus dem Wasser und erstmal hinsetzen, durchatmen und realisieren. Meine Frau beruhigt mich und versucht sachlich zu bleiben, es ist nochmal gut gegangen. Wo war der junge Mann hin ? Ich wollte mich noch bedanken ..


    Später dann einen Kaffee trinken, irgendwie noch neben der Spur. Google Suche nach Gefährliche Strömungen, ertrunkene Holland Urlauber … es sind nicht gerade wenig Treffer.

  • Hatte dieses Jahr leider ähnliche Erfahrung machen müssen. Konnte mich auch noch mit letzten Kraftaufwand aus dem Wasser retten.


    Es war Ende August auf der griechischen Halbinsel Kassandra. Meine Tochter wollte unbedingt mit mir Muscheln sammeln. Da in Strandnähe alles abgegrast war sind wir etwas rausgeschwommen Richtung Sicherheitsbojen raus ins Meer. Aber alles noch so das man es normalerweise mit schwimmen locker zurück schafft.


    So ne halbe Stunde später hatten wir ein paar Muscheln zusammen und wollten zurückschwimmen. Da erstmal der erste Schock nachdem wir uns umgedreht hatten Richtung Strand, uns hatte das Meer ein ganzes Stück durch die Strömung rausgetragen.


    Der Strand war auf einmal für meine bescheidenen Schwimmkünste schier unerreichbar. Also wurde ich etwas panisch und fing an Richtung Strand anzuschwimmen. Zu allem Übel bekam ich einen Krampf in die Wade womit ich noch panischer wurde. Also schmerzverzehrt die Augen zugemacht und drauf losgeschwommen in der Hoffnung ich erreiche den Strand irgendwie.


    Nach ca. 1 Minute die Augen aufgemacht, aber durch die Strömung sogut wie nicht vom Fleck gekommen.


    Da war es dann erstmal ganz vorbei, kein Mensch und Boot in der Nähe das helfen könnte, der Krampf in der Wade und keine Kraft mehr. Die Tochter war ja selbst damit beschäftigt wieder das Festland zu erreichen.


    Da dachte ich nur das wars jetzt, ein wenig Wasser hatte ich schon geschluckt. Aber im gleichen Moment merkte ich das meine Tochter nach mir rief und ich sagte mir ich kann doch nicht vor den Augen meiner Tochter ertrinken.


    Also versuchte ich es nochmal, erstmal beruhigen und einfach wieder drauflos geschwommen was der Körper noch hergab. Augen zu damit die Panik nicht noch grösser werden würde wenn das Ergebnis wieder auf der Stelle treten werden würde.


    Aber ich weiß nicht wie lange ich so geschwommen bin, angefühlt hat es sich wie eine halbe Ewigkeit. Aber ich sah das ich etwa die halbe Strecke diesmal erfolgreich zurückgelegt hatte. Das gab mir nochmal einen Push womit ich dann doch wieder den Strand erreichte.


    Sah aber aus wie in den Filmen, wenn ein Schiffbrüchiger Land erreicht! :D


    Den Resturlaub wurde in niedrigeren Gewässer gebadet!

  • Ja zum Glück ist nichts passiert. Ich war noch nie in einer solchen Situation, kann mir aber vorstellen wie unangenehm das gewesen sein muss. Gut das du die Ruhe bewahrt hast und die Kraft ausgereicht hat.

  • Bali Seminyak gado gado beach habe ich mich mal nach etlichen Bintang ähnlich überschätzt


    den Hunden werfe ich regelmäßig Stöckchen am Rhein, auch schon mal sehr weit raus, an den Strand ähnlichen Abschnitten gehe ich auch mit rein und schwimme und werfe gegen den Strom, allerdings nie tiefer als Mitte Oberschenkel

  • Ich hätte nicht gedacht das mein "kleiner Survival Trip" hier nach kurzer Zeit schon überboten wird, willkommen unter den Überlebenden, IGGY ;) Einen Krampf hätte ich wahrscheinlich nicht überstanden, ist schon heftig was da in kurzer Zeit für Kräfte wirken, ich kam mir vor wie ein Goldfisch der im Klo runtergespült wird !


    Während dein "Ausflug" ja länger vorbereitet war, spielte sich meiner inneralb von 15 Minuten ab. Eben noch lustig am Strand, 10 Minuten später fast abgesoffen. Ich hatte auch die ganze Zeit Blickkontakt zu meiner Frau, das waren höchsten 50-75 Meter Entfernung. Ich möchte die Situation im Nachhinein als extrem Surreal bezeichnen, es war fast so wie in einem schlechten Traum


    Zitat

    Aber im gleichen Moment merkte ich das meine Tochter nach mir rief und ich sagte mir ich kann doch nicht vor den Augen meiner Tochter ertrinken.


    Ich hatte ja ähnliche Gedanken: "du kannst doch nicht ..das darf doch nicht sein" ... komischerweise musste ich auch kurz an den Inhalt des Textes in meiner Todesanzeige denken, irgendwie gefiel mir die Vorstellung daran überhaupt nicht, ein wenig heroischer Abgang in meinem Alter. Schon komisch das man in solchen Momenten an so einen Blödsinn denkt.

  • @SAR


    Ging ja nicht ums überbieten, wollte dir nur sagen das du mit deiner Erfahrung nicht allein da stehst. :-)


    Der Krampf war gottsei dank nicht so heftig, es schmerzte zwar höllisch. Aber das war in dem Moment das kleinere Übel. Mir machte diese plötzliche Hilflosigkeit mehr zu schaffen, das du jetzt dieser in dem Moment aussichtslosen Situation ausgeliefert bist. Du versuchst mit dem Handicap dich zu retten sogut wie es nur geht und kommst nicht vom Fleck.


    Da waren halt mehrere unglückliche Faktoren, die fast aus einer eigentlich spaßigen Angelegenheit ein Drama gemacht hätten. Eben noch mit der Tochter Muscheln gesammelt um in nächsten Moment um sein Überleben zu kämpfen.


    Ich hatte wohl nur das Glück das ich aus dem Strömungsbereich raus bin, weil hätte der 2te Versuch wie der erste geendet, ich glaub ich wäre dann abgesoffen.


    Jedenfalls ist die Psyche in so einer Situation der grösste Faktor, kannst du ruhig bleiben und klar denken bzw. handeln senkt sich das Risiko um einiges. Jedenfalls die erste Panikattacke hat mich einiges Salzwasser schlucken lassen.


    Aber wie du auch schon erwähnt hast, wollt ich auch nicht das meine Family mich als Fischfutter in der Ägäis zurücklassen muss. Das gab mir nochmal Kraft die Situation nochmals zu ordnen und die Panik runter zu fahren und das Notprogramm zu durchlaufen.


    War jetzt schon ein paar mal im Schwimmbad ein paar Bahnen schwimmen, immer in der Mitte des Beckens überkommt mich noch ab und an das Gefühl, wie weit doch das andere Beckenende ist.


    Ich denk mal künftige Badeurlabe werden immer so ausfallen, das ich Boden unter den Füssen habe. Oder nur Kurzausflüge ins Tiefe.


    :D

  • Hab sowas auch mal als Kind (ich denk mal so 12 Jahre alt) erlebt.


    Italienurlaub. An einem Morgen war plötzlich das Meer weg (keine Ahnung, gibts an der Adria Ebbe und Flut oder was war das?).
    Naja, bin dann raus gewandert (denke mal so hundert Meter weiter als normal begann dann das Wasser) und rein.
    Ich weis noch das toller Wellengang war, so hoch wie nie, ganz toll und spaßig :)


    Irgendwann kamen Bodybuilder vorbei und fragten ob sie mir an den Strand helfen könnten - war nicht nötig, ich spielte ja mit den Wellen und außerdem ging ich ja regelmäßig schwimmen und kam mir in dem Moment mit dem Wasser sicherer vor als mit fremden, muskelbepackten Männern.


    Kurze Zeit später merkte ich aber das ich große Probleme hatte wieder ans trockene zu kommen.
    Musste ganz schön kämpfen...
    Keine Ahnung mehr wie mir das gelang...

    Dieser Eintrag wurde 624 mal editiert, zum letzten mal um 11:24 Uhr

  • Ich kann auch sowas ähniches berichten..
    Wo ich 17 war, fuhren meine Eltern und Ich nach Cap D Adge in Südfrankreich in den Urlaub. Alles schön und gut. Strand gegangen, etwas weiter entfernt sah ich eine Insel. Dachte mir, da schwimm ich mal hin in den 3 Wochen.Paar Tage später dann zum Strand, Eltern lagen (wie meistens) Stundenlang auf der Liege sich sonnen, mir langweilig, also auf zur Insel. Hatte aber eine Luftmatratze dabei. Dachte mir, so schwer wird das doch nicht sein, hab ja Gold gemacht, war im DLRG gewesen und ging gerne schwimmen. Und so weit sah das nicht aus, höchstens 300m :D
    Ich dann fixiert mit dem Blick zur Insel geschwommen..und geschwommen..und geschwommen..nach einiger Zeit hatte ich keine Lust mehr, Insel kam und kam nicht näher, und ich war schon sehr erschöpft..Dann blickte ich zurück an den Strand und dachte, ach du scheiße, die Menschen sehen ja aus wie Ameisen..Da wurde mir es schon mulmig, aber gut, dachte hab ja die Matratze..Ich dann zurück gepaddelt, Matratze quer und dann so mit den Füßen "gerudert"
    Ich hatte keine Uhr dabei aber ich weiß nur, das wir so um 14h an den Strand waren und wir immer gegen 18h wieder ins Hotel gingen, und als ich dann endlich an den Strand angekommen war, machten sich meine Eltern schon bereit zu gehen, ich hätte ja jetzt genug im Wasser"geplanscht" für heute :D
    Ich war fix und alle, und die nächsten 2 Tage bin ich nicht ins Wasser gegangen.


    Hört sich jetzt blöd an, aber zur der Zeit war ich ein großer Magnum Fan, und in einer Folge (4July) gerät Thomas Magnum auch in einer Situation, wo er (sogar Tagelang) im Wasser ist, und wo er nicht in Panik gerät und versucht logisch zu denken was am besten ist in der Situation.
    Was ich damit sagen will, ich hatte anfangs schon etwas Panik, weil ich dachte ich komm nie mehr an und meine Eltern wussten eh nicht wo ich bin, aber so ein bisschen hat mir die Folge in der Situation geholfen. Bin langsam und kontinuierlich Richtung Strand geschwommen, und mir selber Mut zugesprochen..
    Seitdem behandle ich das Meer mit mehr Respekt
    :p


    Zum Glück ist es euch und allen nix passiert :top:

  • In meiner Familie ist das auch mehreren Leuten passiert. So selten ist das also gar nicht. Wobei man das ja auch in Relation sehen muss zu den vielen Menschen die im Meer oder See baden gehen.



    Zuckerstange: Ja der Schein trügt was die Entfernungen angehen. Da kommen einem 5km Luftlinie optisch vielleicht wie 400m vor.

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