Elektroschrott
Hier im Thread finden sich Einige, die auf Sony als Handy-Hersteller bereits den Abgesang einläuteten. Ich kann nur einstimmen. Das X Compact ist eines meiner schlechtesten Telefone seit Jahren. Elektroschrott pur. Software schund. Und das, nachdem ich das Z1 Compact noch für eines der besten hielt.
Hardware: Gehäuse
Ich habe die schwarze Variante. Auf der Rückseite sehe ich jeden meiner Fingerabdrücke. Jeden. Wer sich unbedingt das X Compact antun will, dem rate ich zur blauen oder weißen Varianten. Bei den deutschen Netzbetreiber konnte ich bisher ausschließlich die schwarze Variante finden. Also muss man im freien Handel kaufen bzw. auf (günstige) Vertragsgeräte-Durchreichungen in eBay verzichten.
Ich bin generell kein Freund von glänzenden Oberflächen, weil ich nicht verstehe, wozu die gut sind. Warum die Oberflächen im Vergleich zur matten Z5-Serie so anders sein müssen. Ich verstehe es nicht.
Die Rückseite verkratzt wahnsinnig schnell. Daher wollte ich in Frankfurt auf der Zeil bzw. in London auf der Oxford-Street eines der beiden Cover erwerben: SCSF20 oder SCTF20. Obwohl alle lokalen Netzbetreiber das Gerät verkaufen. Fehlanzeige. Nicht ein aktuelles Zubehör von Sony Mobile. Wie war das mit dem Abgesang? Display-Folie wurde mir angeboten. Die brauche ich dank Gorilla-Glas wirklich nicht. Ich bräuchte einen Schutz für die Rückseite!
Rund um den Display ist ein Spalt. Der ist so groß, dass Barthaare darin hängen bleiben. So macht telefonieren auch noch Aua. Auch verfangen sich dort sonstige Hautpartikel, Schuppen und Staub. Meine schwarze Variante sieht nach einer Woche schlimmer aus, als mein drei Jahre altes Nokia 700. Unschön ist auch, dass die Farbe eher in Richtung Dunkel-Blau geht. Auch hier mein Tipp: Nehmt wenn überhaupt die weiße Variante!
Hardware: Konnektivität
Warum habe ich mir die schwarze Variante überhaupt geholt? Ich wollte Vodafone-Branding. Ein Telefon mit diesem Branding ist über eBay nicht nur erheblich günstiger, sondern ich hatte auch auf den neuen Audio-Codec „3GPP EVS“ gehofft. Der kam auch kurz vor Weihnachten, aber nur für das XZ. Das X Compact hat noch den alten Snapdragon 650 und damit ein zu altes Qualcomm LTE-Modem. Das X Compact wird daher nie in den Genuss dieses Audio-Codecs kommen. Hätte Sony zwei Monate gewartet, hätte sie den Snapdragon 652 verbauen können. So ist das X Compact tatsächlich nichts anderes als eine verspätet erschienene Kompakt-Variante des X.
Nein, leider nicht einmal das. Irgendwer musst dem X Compact den neuen USB-Anschluss Type-C verpassen. Es kann weder Qualcomm Quick Charge 2.0, Video-Out, noch MirrorLink 1.1. Jedenfalls bekomme ich es nicht ans laufen. Das konnte das Z5 Compact alles noch. Auch ANT+ ist weg. USB-Tethering ist laut White-Paper auch weg. Aber das habe ich noch getestet. „Getestet“ deswegen, weil Quick-Charge im White-Paper steht, aber das mir bisher nicht gelingen will. Daher ist das White-Paper mit Vorsicht zu genießen.
War das Z5 Compact noch ein Local-Connectivity-Wunder und setzte die Reihe ZR, Z1 Compact, Z3 Compact kontinuierlich fort, fällt das X Compact so richtig runter. Immerhin hat Sony weiterhin Wi-Fi Miracast an, ein (der?) Pluspunkt gegenüber meinem Nexus 5X.
Weswegen habe ich mir dann kein Z5 Compact geholt? Das bot kein Pentaband in UMTS, was ich für die USA wollte. Das X Compact bietet ein wahnsinnslange Liste an Frequenzbändern. Im White-Paper und am Ende der beigelegten Kurzanleitung findet ihr alle. Das X Compact musste her. In London war ich mit dem Mobilfunk-Betreiber 3UK unterwegs, die kein GSM mehr anbieten. Dadurch und dank meinem X Compact war ich laufend ohne Empfang. 3UK hat das X Compact auch gar nicht im Angebot. Entweder wissen die, dass mein Modell wirklich so schlecht ist oder mein Gerät hat einen Knacks. Auf jeden Fall stimmt etwas nicht.
Hardware: Bildschirm
Allerdings bekommt die Hardware von mir auch Lob. Der Bildschirm hat eine Qualität als wäre es ein Verkaufsdummy. Die Auflösung, Blickwinkelabhängigkeit, Entspiegelung, Farben … die Farben sind über mehrere Einstellungen individuell noch umstellbar. Mich beeindruckte bereits die Standard-Einstellung. Auch die adaptive Helligkeitseinstellung konnte ich ewig runter drehen, ohne dass der Bildschirm groß anfängt zu spiegeln – denn die Adaption funktioniert dann immer noch. Bei vielen Implementierung klappt die adaptive Helligkeit nicht mehr sauber, wenn man die Helligkeit begrenzt (Bildschirm zu dunkel, zu viel Spiegelung). Nicht so bei Sony. Wieviel Arbeit Sony allein in diesen Funktion gesteckt haben muss, damit das so gut klappt – höchster Respekt!
Software: Updates
ZitatOriginal geschrieben von e71
Was stimmt denn an der Software nicht? Vor dem [OnePlus 3] hatte ich zwei Jahre das Z2 und die Software wäre für mich eher wieder ein Kaufgrund gewesen als ein Grund dagegen. Ausserdem hat Sony die Updates ganz gut im Griff. Hat sich da viel geändert?
Ja, früher war ich von Sony auch ganz begeistert. Mein Tablet Z hat quasi jede Android-Version gesehen. Am Ende sogar Android 5.1.1: toll! Aber seit über einem Jahr bekomme ich keine Security-Patches mehr. Google pflegt angeblich auch diese alte Android-Version noch. Ich brauche kein Android 6.0. Aber warum bekomme ich diese Security-Patches nicht mehr? Schlimmer, mein X Compact hatte bis zum Nougat-Update am 19. Dezember [url=winfuture.de/news,95451.html]lediglich[/url] den Patch-Level Juni (!?). Also war das Teil erst seit dem 19. Dezember überhaupt nutzbar. Kein Problem für mich – ich hatte eh vor es erst ab Nougat zu bespielen. Jetzt warte ich schon wieder auf den Januar-Security-Patch-Level. Selbst mein GALAXY S5 (ja, das 5er) bekam die Security-Levels dazwischen. Beide Geräte haben die Firmware-Variante für Vodafone-Deutschland. Da stimmt was nicht. Selbst mein Vodafone Smart platinum 7 sieht häufiger Security-Updates. So geht das nicht!
Software: Bloatware
Auch komme ich mit der vorinstallierten Bloatware nicht mehr klar. Anfangs in meinem Tablet Z und Z1 Compact war das egal. Aber inzwischen zeigen die Apps What’s-New, Lounge und News sogar Neuigkeiten als Bobbel an, selbst dann wenn ich die noch nie geöffnet hatte oder gar den Nutzungsbestimmungen zugestimmt hätte. [Anmerkung: Ich setze meine Sonys alle paar Monate mittels der Windows-Software Xperia-Companion komplett zurück.] Lounge zieht auch noch Internet-Daten. Ich sehe als einzigen Ausweg, diese Apps zu deaktivieren. Das geht direkt aus der App-Liste heraus. Aber warum?
Software: Bugs
Hier und da englische Menü-Optionen, obwohl ich nur Deutsch als Sprache ausgewählt habe. Und dann habe ich auch noch derbe Software-Bugs mit S/MIME, die seit Jahren Anfang an bestehen und um die sich niemand kümmert. Ist ja OK, wenn man solche Funktionen nur einbaut, um überhaupt bei Ausschreibungen von Großkonzernen mitmachen zu können. Solche Konzerne bestelle gerne mal 10.000 und mehr Geräte. Aber wenn ich als Privatmann diese Menüoptionen angeboten bekomme, erwarte ich auch, dass sich jemand drum kümmert.
Software: Lautstärke
Die Lautstärke-Regelung (Ohr-Hörher, Lautsprecher und Kabel-Headset) ist für meine Situationen nicht fein genug. Die Sprünge sind mir zu groß. Also ist es entweder zu laut oder zu leise. Das hatte Ericsson früher besser drauf. Rückblickend war das geradezu vorbildlich.
Zubehör
Im Internet habe ich noch nicht eine Stimme gefunden, bei dem Quick-Charge mit dem X Compact klappt. Das Netzteil dafür liegt nicht bei, sondern kostet original von Sony schlappe 45 € extra. Und selbst damit gehe es nicht. Hätte ich das nicht vorher gewusst bzw. hätte ich das beigelegte Netzteil nicht schon vorher gehabt, hätte ich geglaubt das Beigelegte wäre Quick-Charge. Warum hat das eigene QC-Netzteil keinen QC-Indikator wie die [amazon=B01CHYHUEU]Konkurrenz[/amazon]? So geht das nicht! Dann legt man ehrlicherweise gar kein Netzteil bei und lässt den Kunden entscheiden.
Wo viel Schatten ist, muss auch Licht sein. Und tatsächlich bietet Sony seit dem Z2 eine Funktion, die ich bisher von keinem anderen Hersteller kenne, obwohl die Idee spitze ist: An die Kopfhörer werden rechts und links ein Mikrofon geschraubt. Dadurch können die Kopfhörer die Umgebungsgeräusche ermitteln und aktiv Gegengeräusche erzeugen: Noise Cancelling. Solche Kopfhörer brauchen eine Stromversorgung und irgendwer muss diese Gegengeräusche errechnen. Sony bietet zwei Headsets an, die das alles eben nicht selbst machen, sondern den Akku und Prozessor des Telefons nutzen. Dadurch sinkt der Preis für die Kopfhörer nicht nur auf ein Drittel – meine haben keine 25€ gekostet –, man muss auch keinen Akku extra aufladen. Nur das Telefon und ein Kabelheadset.
In stillen Umgebungen ist Active-Noise-Cancelling nichts, weil ein Grundrauschen eingefügt wird. Dann schaltet man es einfach über die Status-Leiste aus. Für das Flugzeug hatte ich bereits eine analoge Lösung geholt, die allein auf Physik und einer Otoplastik beruht. Insgesamt 300 € die mir schon viele Nerven gespart haben und jeden Cent wert waren. Dieses 25€-Sony-Headset stellt diese 12-mal so teuere Lösung in den Schatten. Und das bereits mit den mitgelieferten Passtücken. Gespräche in der Entfernung werden herausgefiltert. Durchsagen kommen noch deutlicher an. Umgebungslärm ist sowieso minimiert. Man kann zwischen Flugzeug, Bus/Zug und Büro wählen. Dieses Noise-Cancelling funktioniert auf Wunsch auch ohne Musik.
Meine Empfehlung an jeden Xperia-Besitzer. Seit der Z5-Serie unterstützt Sony auch 192 kHz-Audio und nennt das „High-Res Audio“. Das passende Headset nennt sich MDR-NC750. Aber wer auf High-Res verzichtet, bekommt für die Hälfte des Preis das mit dem Z2 eingeführte Headset MDR-NC31EM. Das funktioniert noch heute am X Compact. Und hier kommt auch gleich wieder Gemecker: Nirgends stand welche Headset-Modelle geeignet sind, weder im Telefon selbst, der Verkaufsschachtel, noch in der Online-Anleitung, noch auf der Webseite, noch im White-Paper. Ich habe das auf gut Glück ausprobiert. Und siehe da, beim Einstecken erscheint ein Menü und ich kann genau mein Modell auswählen. Warum sehe ich dieses Menü und die möglichen Modelle nicht schon vorher direkt im Telefon?
Auch fehlt beiden Headsets eine Fernbedienung für die Lautstärke oder gar überhaupt ein Gespräch anzunehmen. Beides muss über das Telefon erfolgen. Aber dann kann man Freisprechen. Gegenüber meiner passiven Lösung, wird sich dieses Set nicht durchsetzen, weil ich mit meiner passiven Lösung auf Langstrecken-Flügen auch das Onboard-Entertainment-System nutzen kann. In dem Fall hätte die Lösung von Sony keine Geräuschunterdrückung mehr. Und dann sind wir wieder bei Elektroschrott: Warum legt Sony überhaupt ein Headset bei – darf ich nicht selbst entscheiden, ob ich etwas Besseres will?
Fazit
Eigentlich habe ich schon alles geschrieben. Kauft es Euch nicht! Wenn überhaupt in Weiß. Sony hätte einfach noch zwei Monate warten sollen, um die USB Type-C Probleme in den Griff zu bekommen und den Snapdragon 652 zu verbauen. Wenn Ihr unbedingt ein kompaktes Android mit microSD braucht, dann holt Euch lieber ein Z5 Compact. Das verschmutzt zwar im Bereich der Ohrmuschel auch viel zu schnell, aber bei dem Modell kann man auch das Schwarze kaufen.
Sony hat in der Vergangenheit schon viel Murks verkauft, beispielsweise das Xperia Play war meinem X Compact sehr ähnlich. Auch mein Tablet Z hatte Spalten wo keine hingehörten. Aber seit dem Jahr 2013 hatte Sony irgendwie die Kurve gekriegt. War das Können oder doch nur Glück und Zufall? Hat Sony bereits zu viele Mitarbeiter entlassen und damit Fachwissen verloren?
Viele meckern, weil das X Compact kein Ableger vom X Performance bzw. XZ ist. Ehrlich? Ich brauche kein Snapdragon 8xx in so einem Gerät. Was ich brauche, ist ein tadelloser Bildschirm (vorhanden), maximale Konnektivität (lokal eingeschränkt, mobil eingeschränkt) und aktuelle Software/Firmware bzw. Chipset-Revisionen (bis auf Nougat, alles Fehlanzeige). Mir hätte ein Snapdragon 652, ein ordentliches Gehäuse und gute Empfangseigenschaften dicke ausgereicht. Auch 4K-Video brauche ich nicht. Aber was macht Sony?
Sony geht in sein 25stes Jahr GSM-Mobilfunk. Ordentliche Hardware zu bauen, müsste man inzwischen eigentlich drauf haben. Ich wäre nicht böse gewesen, hätte Sony mit einem Z5-Compact-Nachfolger noch ein paar Monate gewartet. Mir wäre lieber gewesen, Sony hätte uns das X Compact erspart und sich selbst Ressourcen gespart. Jedes Modell erzeugt hunderte – ja tausende – an Firmware-Varianten, die alle gepflegt werden müssen. Ich wäre froh, wenn Sony endlich ein Konzept fände, sich von den Netzbetreiber zu emanzipieren und nur noch eine Firmware zu bauen. Aber ich glaube nicht mehr dran. Ich bezweifele, dass wir überhaupt noch viel sehen werden. Das X Compact ist dermaßen schlecht, dass ich befürchte, dass es das war.
Und jetzt hole ich mir ein XZ – Warum hat Vodafone-Deutschland nur das Blaue? –, um es in meine Vitrine neben mein Nokia 808 PureView und alle die anderen letzten Blüten eines Herstellers zu stellen. In ein paar Jahren werde ich das XZ wieder anschauen und zu sagen: „Ja, eigentlich, eigentlich ein paar gute Teams hatte dieser Hersteller. Aber gute ‚runde‘ Telefone wollten ihnen nie gelingen.“ Dann klingelt mein Haupttelefon. Und ich nehme wieder mein Apple iPhone in die Hand: „Hallo, …“
