Ende der anonymen prepaid SIM-Karte?

  • Im neuen "Integrationsgesetz" der Bundesregierung wird wohl das Ende der anonymen Prepaid-SIM in Deutschland eingeleitet.
    siehe Link auf Teltarif Artikel


    Allerdings ist noch nicht ganz klar, was das jetzt heißt. Auch bisher mussten die Karten ja online auf einen Namen aktiviert werden. Dabei wurden auch die Adressen erfasst, die aber keine Meldeadressen sein mussten. An eine Meldeadresse kann man es auch nicht binden, da sonst keine Ausländer SIM-Karten kaufen könnten, was erlaubt sein muss. Konkret wurden die Adressen aber auch fast nie überprüft. D.h. Dagobert Duck in Entenhausen war durchaus möglich und gang und gäbe. Nur Fonic schickte ab und zu mal Briefe rum und schaltete ab.


    Die Erfassung der Adressen wäre ja nicht das Problem, sondern deren Überprüfung. Offenbar soll jetzt das härtere spanische oder italienische System angewendet werden, wonach SIM-Karten nur noch gegen Ausweis im Laden abgegeben werden. Dadurch fallen aber viele Vertriebswege flach: Tankstellen, Kioske, Supermärkte bräuchten ein sicheres Verifikationssystem. eBay usw. ginge dann praktisch überhaupt nicht mehr.


    Wie alles in Europa ist das wieder Stückwerk: in den Niederlanden, Belgien, Polen, Tschechien, Rumänien etc. werden SIM-Karten weiter frei abgegeben. Es wird allerdings in den Ländern auch über eine irgendwie ausgestaltete Registrierungspflicht diskutiert. Ziemlich unvorstellbar wäre eine Registrierung in England oder Irland, wo eigentlich gar keine entsprechenden Ausweise existieren. Es gibt auch einen Zusammenhang zwischen Registrierungspflicht und Schwarzmarkt von (irgendwie falsch registrierten) SIM-Karten.


    Die bisherige deutsche Lösung hat aber nicht nur Schwachpunkte, sie ist in der Praxis völlig nutzlos. Fragt, sich aber ober eine Registrierung wirklich Terroristen abhält oder die sich nicht einfach dann ein anderes Land suchen. Die fallenden Roaminggebühren machen es immer billiger möglich. Es gibt auch eine Aufrüstung der Registrierungspflicht: in Bangladesh, Peru und Pakistan sind inzwischen "biometrische" Daten zu erheben, d.h. man muss einen Fingerabdruck o.ä. für eine prepaid SIM-Karte abgeben. Da wird der SIM-Karten-Käufer wirklich wie ein Verbrecher behandelt. Soweit sind wir glücklicherweise hier noch nicht...


    Grundsätzlich sollte eine "freie Gesellschaft" klären, ob das Recht auf Kommunikation auch das Recht auf ANONYME Kommunikation mit einschließt. Dieses wird gegenwärtig immer mehr eingeschränkt, aber nur für die Nutzer, die nicht entsprechend "aufrüsten" und Gegenmaßnahmen ergreifen (also Verschlüsselung, Tor, Proxy usw. und bald wohl auch irgendwelche ausländischen SIM-Karten).

  • Bei o2 Prepaid (Loop und Fonic) wird schon bei Online-Freischaltung die Angabe eines Personalausweises eingefordert, aber wird dabei die Echtheit geprüft. Auch beim Kauf einer Prepaidkarte in den Läden der Netzbetreiber und einigen Elektromärkten ist die Vorlage des Ausweises Pflicht. Also ist nur die online Freischaltung für die Registrierung und staatlicher Überwachung risikoreich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Prepaidanbieter einen Zugang zu den staatlichen Datenbanken erhalten, um die Anmeldedaten der Prepaidkäufer zu verifizieren. EinWillkommensbrief, wie teilweise von Fonic verschickt, könnte zumindest die Adresse verifizieren, aber nicht das Geburtsdatum und die Vornamen.

    Wir brauchen alle Wachstum, sagte der Luftballon - und platzte.

  • Ja, was soll aber die Adresse bringen? Das ist nicht zwangsweise die Meldeadresse. Kann sie auch nicht sein, denn sonst könnten Ausländer sich nicht in der Hoteladresse anmelden oder im Air B&B-Apartment. Es wird nur darauf geschaut, ob jemand auch auf dieses Schreiben reagiert. Der ist aber eigentlich anonym und kann irgendjemand im Haushalt der Adresse sein, der auch später nicht zu ermitteln ist.


    Und ein Schufa-Check für echtes Prepaid halte ich wirklich für übertrieben. Dafür ist die Schufa auch gar nicht konstruiert. Wer nicht in der Schufa registriert ist, bekommt dann keine prepaid SIM mehr?


    Ein belastbares Verfikationssystem geht nur unter Pass- oder Perso-Vorlage in verifizierten Stellen. Alle Tanken, Kioske, Supermärkte oder kleineren Handy-Buden zu verifizieren, scheint mir schwer möglich. Dann müssten aber diese Vertriebswege demnächst wohl wegfallen. Warum sollte dann jemand noch eine SIM an der Tanke kaufen, wenn er danach sowieso zum Netzanbieter-Shop rennen muss zur Anmeldung?


    Wegen der Niedrigschwelligkeit glaube ich, dass mehr SIM-Karten dort als in den spezialisierten Läden verkauft werden. Jetzt rächt es sich halt, dass bisher kein verlässliches online Verfikations-System aufgebaut wurde und wir immer noch mit Post-Ident usw. wie vor 20 Jahren rumwursteln.


    An Spanien kann man auch sehen, dass selbst dieses harte System mit Persovorlage (dort heißt er DNI) nicht richtig greift, denn dort wird es ja praktiziert. Dennoch werden span. SIM-Karten weiter über eBay vertrieben. Die online Händler begnügen sich mit den Angaben wie Name und Geburtsdatum (und manchmal einer Pass-Kopie). Eigentlich dürften ja gar keine aktivierten spanischen SIM-Karten im Netz zu finden sein.


    Wenn ich die Teltarif-Meldung richtig deute, sollen staatl. Behörden generellen Zugriff auf die Kundendaten der Betreiber bekommen und nicht die Anbieter Zugriff auf staatl. Meldedaten. Dann wird wohl automatisch von staatl. Stellen "abgelichen". Dazu muss auch der Staat das Mandat bekommen, einzelne SIM-Karten zu deaktiveren bzw. deaktivieren zu lassen. Nur geht das sicher nur mit viel Verzögerung und auch nur sehr eingeschränkt. Eine Namensvariante sollte ja zu keinen Abschaltung führen und vertragliche Leistungen des Anbieters dürfen auch nicht willkürlich einfach beendet werden.

  • In Spanien werden ja nur die Namen und die Ausweisnummer registriert. Eine Adresse ist für Prepaid nicht notwendig. Die Lycamobile Leute, die die SIMs auf der Strasse verteilen, schreiben einfach diese Daten vom Ausweis ab, ohne eine Kopie zu machen. Um die momentane Adresse von jemandem herauszufinden, haben die Behörden der meisten Länder schon eine Menge anderer Möglichkeiten.


    In Großbritannien wird überhaupt nichts registriert. Da gibt es ja keine Meldeadressen, oder? Mit einer Vodafone UK Prepaid kann man aus Deutschland alle Netze in Deutschland zu 5 Ct/Min anrufen mit 30/1 Abrechnung. Günstiger als mit den deutschen Prepaid-SIMs. Wer nicht registriert werden will, muss das nicht einmal teuer bezahlen.

  • Zitat

    Original geschrieben von peterdoo
    In Spanien werden ja nur die Namen und die Ausweisnummer registriert. Eine Adresse ist für Prepaid nicht notwendig. Um die momentane Adresse von jemandem herauszufinden, haben die Behörden der meisten Länder schon eine Menge anderer Möglichkeiten.


    Und das Geburtsdatum ist in Spanien extrem wichtig. Warum auch immer? Ich habe einen Doppelnamen mit Umlaut. Wer mich da noch identifizieren möchte, wie die Spanier das abschreiben, dem gratuliere ich.
    Was hilft es auch die momentane Adresse des urspünglichen Anmelders herauszufinden? In der Regel haben SIM-Karten ja keine "Wohnhaft", d.h. können frei mitgenommen oder weitergeben werden. Ich wundere mich aber auch manchmal über den Tausch-Thread hier, wenn er registierte SIM betrifft,

    Zitat


    In Großbritannien wird überhaupt nichts registriert. Da gibt es ja keine Meldeadressen, oder? Mit einer Vodafone UK Prepaid kann man aus Deutschland alle Netze in Deutschland zu 5 Ct/Min anrufen mit 30/1 Abrechnung. Günstiger als mit den deutschen Prepaid-SIMs. Wer nicht registriert werden will, muss das nicht einmal teuer bezahlen.


    No. In den UK gibt es weder Meldeadressen, noch Personalausweise. Die Einführung ist wieder abgelehnt worden, als "unbritische" EU-Forderung. Es gibt aber doch einen Haken: Die meisten UK SIM-Karten können nur mit UK-herausgegebenen Kredit- oder Debitkarten aufgefüllt werden. Darüber können die Behörden den "Auflader" identifizieren. "Übeltäter" benutzen einfach Scratch-Cards mit Aufladecodes, die es natürlich weiter gibt. Aber vom Ausland ist es etwas schwieriger, aber trotzdem machbar. Es ist auch völlig unvorstellbar, dass UK oder USA ein Registrierungssystem für SIM-Karten einführt, sie haben ja nicht mal eines für ihre Bürger.

  • Zitat

    Original geschrieben von wolfbln
    Und ein Schufa-Check für echtes Prepaid halte ich wirklich für übertrieben.
    Dafür ist die Schufa auch gar nicht konstruiert.
    Wer nicht in der Schufa registriert ist, bekommt dann keine prepaid SIM mehr?


    Genauso wird es z.B. bei der ebay-Registrierung seit einigen Jahren gemacht.

  • Habe mir vor einigen Wochen eine O2-Freikarte online bestellt. Ausweisdaten wurden da zwecks Registrierung aber nicht abgefragt.

    Oberfranken ist meine Heimatliebe, die mir am Herzen liegt Bernhard

  • Eine vernünftige Registrierung ist weiter die Ausnahme. Ich habe mir gerade wieder eine Prepaid "Freikarte" bestellt. Sicher, weil ich sie mir nach Hause habe schicken lassen, hat der Provider jetzt irgendeine Adresse von mir.


    Wie schreibt Vodafone so schön: Legen Sie einfach die SIM-Karte ein und los gehts.

  • Zitat

    Original geschrieben von bernbayer
    Habe mir vor einigen Wochen eine O2-Freikarte online bestellt. Ausweisdaten wurden da zwecks Registrierung aber nicht abgefragt.


    Da die mit der Post kam (und wohl auch korrekt zugestellt wurde, wenn sie registriert wurde) ist wohl anzunehmen, dass zu somit eine nachweisbare, existente Anschrift besteht. Wenn die Karte nun an einen bösen Spitzbuben weitergegeben wird, wird bei mit der SIM gemachten schlimmen Sachen dann evtl. ersteinmal der ursprüngliche Empfänger der SIM in Betracht gezogen werden.

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