Internetkommunikation: Überwachung = Zensur?

  • Hier ein Artikel zu meiner These, dass allein die staatliche Überwachung des Internets bereits ein hocheffiziente Form der Zensur ist:


    Wie beeinflusst das Wissen über Überwachung die Online-Kommunikation


    Diesem Artikel bin ich heute eher zufällig begegnet.


    Die Studie der Wayne State University belegt in meinen Augen eindeutig den Einfluss (auch nur potenzieller) Überwachung auf die Meinungsfreiheit und die (Selbst-)Zensur von Äußerungen im Internet. Pikant ist, dass gerade diejenigen, die (hier) laut rufen: "Überwacht und doch ... wir haben nix zu verbergen", von dem selbstverordneten Maulkorb am stärksten betroffen scheinen. :D


    Ja, ja ... die Folgen von Orwells Big-Brother-System sind omnipräsent ... für alle Bürger ... und eben nicht nur die Bösen, wie unsere politische Führung uns das weiszumachen sucht. :(

  • Was ist daran politisch?


    Die Studie baut auf wissenschaftlichen Fakten auf und genau die sollen Gegenstand dieses Threads sein. Diese Fakten sind absolut überparteilich - einen politischen Inhalt sehe ich nun wirklich nicht. Allenfalls einen Rechtlichen ... oder eher Rechtsphilosophischen ... wenn überhaupt.


    Das Faktum der Beeinflussung der Meinungsfreiheit durch äußere Umstände werte ich am Ehesten noch als psychologisches Momentum. Und genau darauf möchte ich hinaus.



    Edit:
    Abgesehen davon ... dieses Thema betrifft nun wirklich den Kernbereich der Telekommunikation. Also genau das, was die Existenzberechtigung des TT ausmacht.

  • Bleibt die Frage, wie sehr dich das persönlich beeinflußt? Was hast du an deiner Kommunikation nach Snowden & Co. geändert oder läuft alles wie immer? Achtest du mehr auf Verschlüsselung, auf deine persönlichen Daten?


    Ich glaube, diese Fragen nicht abschließend beantworten zu können. Persönliche Daten für sich behalten ist das eine, das andere sie nicht mutwillig benutzen das andere. Und dagegen kannst du schwerlich erstmal etwas tun. Das beginnt letztlich bei der Telefonnummer, die unfreiwillig bei Whatsapp und Co. landet, weil eben das gesamte Adressbuch abgegriffen wird (oder auch nur die Hashwerte)...

  • Zitat

    Original geschrieben von KleinerMarcel
    Bleibt die Frage, wie sehr dich das persönlich beeinflußt? Was hast du an deiner Kommunikation nach Snowden & Co. geändert oder läuft alles wie immer? Achtest du mehr auf Verschlüsselung, auf deine persönlichen Daten?


    Ich glaube, diese Fragen nicht abschließend beantworten zu können. ...


    Das ist ja der Punkt, um den es geht. Ich denke, dass es den Betroffenen (wie im Übrigen auch mir) gar nicht wirklich bewusst ist/wird, dass sich wiederholende Berichte über Überwachungsmaßnahmen von dieser oder jener Seite einen derart gravierenden Einfluss auf ihr Kommunikationsverhalten haben.


    Auch ich glaube, dass mich die letzten Meldungen nicht berührt haben - wie jeweils auch zuvor. Betrachte ich aber mein Kommunikationsverhalten (im Internet) und vergleiche es mit dem vor 10 bis 20 Jahren, sehe ich schon nennenswerte Unterschiede. Das Thema Verschlüsselung war für mich und Andere damals gar keines - heute ist es in Vieler Munde. Diese Änderungen im Verhalten müssen "nach und nach" eingetreten sein ... frei nach dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein".


    Auch den betroffenen Teilnehmern der Vergleichsgruppe in der Studie war die Diskrepanz zwischen angenommenem und tatsächlichen Kommunikationsverhalten offenbar nicht wirklich bewusst. Es wird scheinbar das Unterbewusstsein stimuliert - ebenso, wie es bei Bürgern der ehemaligen DDR schon eine Art "Automatismus" im Rahmen von Meinungsäußerungen gab. Auch dort wird kaum ein Bürger bei jedem Satz nachgedacht haben, ob er ihm zum Nachteil gereichen könnte. Das Kommunikationsverhalten als solches wurde im gesamtgesellschaftlichen Rahmen verändert ... weg von der Ehrlichkeit und hin zum belanglosen Smalltalk. :(

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Das ist ja der Punkt, um den es geht. Ich denke, dass es den Betroffenen (wie im Übrigen auch mir) gar nicht wirklich bewusst ist/wird, dass sich wiederholende Berichte über Überwachungsmaßnahmen von dieser oder jener Seite einen derart gravierenden Einfluss auf ihr Kommunikationsverhalten haben.


    Ich glaube, den Menschen wird allgemein nicht bewusst was in der Welt geschieht. Dafür sind die Einflüsse, die jeden Tag auf sie einprasseln, zuviel.


    Zitat

    Auch ich glaube, dass mich die letzten Meldungen nicht berührt haben - wie jeweils auch zuvor. Betrachte ich aber mein Kommunikationsverhalten (im Internet) und vergleiche es mit dem vor 10 bis 20 Jahren, sehe ich schon nennenswerte Unterschiede. Das Thema Verschlüsselung war für mich und Andere damals gar keines - heute ist es in Vieler Munde. Diese Änderungen im Verhalten müssen "nach und nach" eingetreten sein ... frei nach dem Motto "Steter Tropfen höhlt den Stein".


    Man wird aber auch indirekt von der Politik dazu aufgefordert. Der Innenminster stellt den Bürger unter Generalverdacht, versucht es aber auf eine Art und Weise zu verkaufen, dass es der Bürger nicht merkt. Denkmantelbegründungen die keine sind, totschweigen von wirklichen Argumenten, das folgenlose ignorieren von Gerichtsurteilen/Gesetzen.


    Zitat

    Auch den betroffenen Teilnehmern der Vergleichsgruppe in der Studie war die Diskrepanz zwischen angenommenem und tatsächlichen Kommunikationsverhalten offenbar nicht wirklich bewusst. Es wird scheinbar das Unterbewusstsein stimuliert - ebenso, wie es bei Bürgern der ehemaligen DDR schon eine Art "Automatismus" im Rahmen von Meinungsäußerungen gab. Auch dort wird kaum ein Bürger bei jedem Satz nachgedacht haben, ob er ihm zum Nachteil gereichen könnte. Das Kommunikationsverhalten als solches wurde im gesamtgesellschaftlichen Rahmen verändert ... weg von der Ehrlichkeit und hin zum belanglosen Smalltalk. :(


    Siehe oben.

  • Ich sehe einen weiteren Aspekt: man hat in der Flüchtlingsdebatte schön sehen können wie kritische Meinungen nicht nur als andere Ansichten innerhalb eines Spektrums dastanden, sondern: Kritik = rechtsextrem. Es kam/kommt einem vor wie der erste Schritt zu einer "Meinungsdiktatur". Obwohl genau dieses Phänomen eigentlich auch hätte diskutiert werden müssen - also nicht nur das Grundthema an sich, sondern auch die Metaebene der Diskussionskultur - bleiben Medien trotz ebendieser Kritik weiter konsequent bei ihrer Linie.


    Wenn beispielsweise von einer Straftat berichtet wird, wird inzwischen immer der Terminus "mutmaßlicher Täter" verwendet - auch wenn derjenige mit blutigem Messer neben dem Opfer angetroffen wurde. Die Eingereisten der letzten Monate sind hingegen immer "syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge" oder wenigstens "Flüchtlinge". Sachlich richtig ist aber, dass neben wirklichen Flüchtlingen auch Menschen ohne Bleibeperspektive einreisen. Da wird dann begrifflich aber nicht differenziert weil der politisch nicht gewollte Eindruck, dass auch Glücksritter in die europäischen Sozialsysteme einwandern, gefördert würde.


    Mitläufereffekt und Schweigespirale sind altbekannte Phänomene...

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    ...
    Wenn beispielsweise von einer Straftat berichtet wird, wird inzwischen immer der Terminus "mutmaßlicher Täter" verwendet - auch wenn derjenige mit blutigem Messer neben dem Opfer angetroffen wurde. Die Eingereisten der letzten Monate sind hingegen immer "syrischen Bürgerkriegsflüchtlinge" oder wenigstens "Flüchtlinge". ...


    ..., die im "Pressesprech" langsam zu "Geflüchteten" mutieren. :p


    Immer dann, wenn ein Begriff einen negativen Beigeschmack bekommt (zu meiner Zeit war das etwa N*ger), wird eine neue Begrifflichkeit herbeigezaubert und die deutsche Sprache hat für eine Weile Ruhe.


    Das nur so nebenbei. Wir sollten beim Thema bleiben, wenn der Thread keine Laufzeitverkürzung erfahren soll (hört sich besser an als das bedrohliche "Schlossdranmachen"). ;)

  • Wieviele scheinheilige Threads bei TT brauchst Du denn noch, um die russische Auslandspropaganda hier unter der Hand als "besorgter Bürger" über die Verderbtheiten des Westens und der syrischen Flüchtlinge zu platzieren?


    Der Vergleich mit der DDR-Stasi ist in mehrfacher Hinsicht deplatziert. Zum einen tat die DDR damals schon nicht nur ihr bestmöglichstes an technischer Überwachung, sondern diese hatte auch ernsthafte Konsequenzen im Leben, es blieb ja nicht beim vagen Abhören.


    Aber vor allem beließ man es nicht bei der Telekommunikation, sonder durchwebte die Gesellschaft mit Spitzeln. IMs konnte man jederzeit in seiner eigenen Familie, seinem Freundes- und Kollegenkreis begegnen, ohne daß man es wusste oder ahnte. Es gab keine zuverlässige Privatsphäre bei jeglicher Kommunikation, jederzeit konnten Verrat und Konsequenzen drohen.
    Die Stasi setzte sozusagen die Bevölkerung auf sich selbst an. Auch mittels "Berichte" von allen über jeden:


    http://www.spiegel.de/einestag…nunzianten-a-1041952.html

    LG: V30
    Samsung: Galaxy Tab S2 LTE, A5 (2017);
    Sony: Xperia X Compact;

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