Bewusst falsche Titelangabe im Beruf

  • Natürlich ist auch ein Facharbeiterbrief ein erstrebenswerter Abschluss, auch ein Techniker.


    Fakt ist aber: Je höher der Abschluss ist, umso mehr Chancen bestehen auf dem Arbeitsmarkt. Man wird auch schon als Berufsanfänger mit Hochschul-Diplom ganz anders bezahlt als z.B. ein Techniker.


    Unter Wert verkaufen kann man sich mit hohem Abschluss meistens (wenn gerade kein passender Job verfügbar ist), aber der andere Weg (z.B. einen für einen Hochschulabsolvent vorgesehenen Posten als Techniker zu erlangen) ist nahezu immer ausgeschlossen.


    Mich haben damals (mit Studienwunsch) manche Jugendliche meines Alters ausgelacht: Ich würde 2 oder 3 Jahre zusätzlich zur Schule gehen, dann nochmal 5 oder 6 Jahre studieren. Wenn ich dann Geld verdienen würde, hätten die anderen als Facharbeiter schon 4 oder 5 Jahre die fette Kohle verdient.
    Jetzt müssen diese Leute hinnehmen, dass sie relativ leicht austauschbar sind, und demzufolge z.B. recht wenig verdienen.


    Interessant ist auch: Mit dem Hochschulabschluss werden einem auch zusätzliche Sachen "kostenlos" hinterher geschmissen: Ich kann ohne Ausbildereignungsprüfung ausbilden, bin zur betrieblichen Ausbildung von Studenten aller lokalen FH's berechtigt etc.

  • Thema Geld seh ich differenzierter.


    Kommt immer auf den Job an, den man annimmt. Aber in der breiten Masse hast Du recht.


    Ich weiß auch nicht ob ich den VW Arbeiter am Band mit 3-Schichtbetrieb jemals in Sachen Einkommen
    aufholen kann, das war aber auch nie mein Ziel. Ich wollte was machen, was mir Spass macht, ein bischen Ehrgeizig war ich auch - und vor allem wollte ich nicht mit Anfang 40 dastehen und mich ärgern,
    warum ich denn nicht die 2-3 Jahre mit Anfang 20 drangehängt hätte.


    Jeder soll selig werden mit dem was er macht - in welchen Verhältnissen der einzelne groß wird kann man ja auch nicht mitbestimmen.


    Aber durch offensichtliche, dümmliche Bescheißerei sich versuchen einen Vorteil zu verschaffen kommt bei mir nicht gut an. Gerade weil ich mich zu denen zähle, die ihren akademischen Abschluss nicht jedem unter die Nase reiben.

  • Zitat

    Original geschrieben von cem_kara34 Ich weiß auch nicht ob ich den VW Arbeiter am Band mit 3-Schichtbetrieb jemals in Sachen Einkommen aufholen kann, das war aber auch nie mein Ziel.


    Wenn Du bei VW als Ingenieur im 3-Schicht-Betrieb arbeiten würdest (Schichtleiter, Chef vom Dienst etc.), würdest Du das Doppelte des Einkommens des Facharbeiters am Band verdienen.


    So verdienst Du vielleicht dasselbe wie der Schichtarbeiter, hast aber keine Schichten, und hast einen Job, der den Geist fördert.

  • Jetzt tu mal nicht so, als stünde jedem Akademiker mit Uni-Abschluss eine Leiter bis ganz nach oben offen.


    Du kannst ja mal ergoogeln, was ein angestellter Rechtsanwalt in einer kleineren Kanzlei verdient. Zu meiner Zeit - als es für Jura noch keinen NC gab - fielen manche Gehälter wirklich erschreckend niedrig aus.


    Ein nicht promovierter Dipl.-Chemiker hatte seinerzeit überhaupt gar keine Aussicht auf einen Job und selbst mancher promovierte landete hinter dem Steuer eines Taxis.


    Das mag inzwischen anders sein ... an den von Dir bezeichneten Automatismus mag ich aber nicht so recht glauben wollen.



    Edit:
    Manchmal beschleicht mich das Gefühl, Deine Beiträge sind einfach nur um einige Smilies zu kurz geraten. ;)

  • Kannst ja mal fragen, was ein Dipl.-Ing. Architekt mit TU-Abschluss so verdient. Da steht ein Facharbeiter morgens wahrscheinlich gar nicht erst auf...

  • Zitat

    Original geschrieben von jof Kannst ja mal fragen, was ein Dipl.-Ing. Architekt mit TU-Abschluss so verdient. Da steht ein Facharbeiter morgens wahrscheinlich gar nicht erst auf...


    Die Thematik kenne ich von Bekannten. Besonders krass ist die Situation in den Uni-Städten, wo dann viele Absolventen bleiben möchten, und ein krasses Überangebot an Architekten am Arbeitsmarkt besteht...


    Die Situation ist aber bei Facharbeitern identisch: Frage mal, wie viel ein Friseur oder Blumenbinder oder Fleischereifachverkäufer verdient...


    Ich bin jetzt hier aus dem Thread raus.
    Wer immer noch glaubt, dass sich Bildung IM DURCHSCHNITT nicht rechnet, soll das gern tun.

  • Zitat

    Original geschrieben von Goyale
    ...
    Wer immer noch glaubt, dass sich Bildung IM DURCHSCHNITT nicht rechnet, soll das gern tun.


    Das hat hier doch niemand bestritten.


    Persönlich glaube ich nur nicht an den (auch von politischer Seite propagierten) Automatismus zwischen Grad der Bildung und Chancen im Erwerbsleben. Ein Universitätsstudium, das heutzutage jedem Abiturienten fast schon als "Must have" regelrecht eingetrichtert wird, löst aus meiner Sicht rein gar nichts.


    Das Problem mangelnder Bildung wird m.E. eher am unteren Rand der Bildungsskala praktisch. Wer nicht ein Mindestmaß an beruflicher Qualifikation mitbringt, ist heute zu rein gar nix mehr zu gebrauchen. Um diese Klientel - die dann auch das Gros der Arbeitslosen stellt - muss sich die Politik kümmern ... und nicht etwa um diejenigen, die schon ein Abitur in der Tasche haben.


    Deutschland war auch mit einer angeblich geringen Akademikerquote führend im Bereich neuer Technologien. Durch ein rein rechnerisches Anheben der Akademikerquote mit Bachelorabsolventen an Universitäten (die früher als Studienabbrecher galten) kann man das doch nicht ernsthaft verbessern. Das sind doch Zahlenspielereien, wie sie Trickbetrüger nicht besser beherrschen. :rolleyes:

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Jetzt tu mal nicht so, als stünde jedem Akademiker mit Uni-Abschluss eine Leiter bis ganz nach oben offen.


    Sehe ich auch so. Diplom an sich ist erst mal gar nichts -nur die Möglichkeit(!) viel weiter zu kommen. Was die Facharbeitergehälter angeht, so sehe ich diese Berufsgruppe im klaren Vorteil gegenüber den Akademikern allgemein, denn sie sind an starken Gewerkschaften gebunden wo auf den Cent genau der Stundenlohn erkämpft wird. Hinzu kommt, dass Facharbeiter eine breitere Einsatzmöglichkeit haben als Akademiker im allgemeinen, da Akademiker ab einem bestimmten Niveau erst eingesetzt werden (dürfen) weil sie ja sonst "unterqualifiziert" wären.


    Entgegen aller Beteuerungen aus der Politik dass sich eine höhere "Bildung" immer auszahle, sehe ich das sehr differenziert. Es gibt nun mal Akademikergruppen (z.B. Ärzte) die stets einen gutbezahlten Job erlangen und es gibt auch die viel größere Akademikergruppe der Geisteswissenschaftler, BWLer und Juristen, die oft den schlechteren Schnitt macht was Arbeit, Lohn und Karriere angeht. Ein Facharbeiter dagegen schaukelt sich durch die vielen Gehaltsrunden automatisch hoch. :rolleyes:

  • Zitat

    Original geschrieben von scaleon
    Ein Facharbeiter dagegen schaukelt sich durch die vielen Gehaltsrunden automatisch hoch. :rolleyes:


    Besser hätte man es nicht in einem Satz formulieren können.
    Hier wird dann wohl nicht Leistung belohnt sondern was anderes...

    stay hungry, stay foolish


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  • Zitat

    Original geschrieben von cem_kara34
    90 Prozent der Techniker haben Komplexe und sind insgeheim sauer, dass sie es "nur" zum Techniker
    gebracht haben und der Zug zum Studienabschluss endgültig abgefahren ist.


    Sag mal, geht's noch? :mad:

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